|
|
Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
10.04.2011, 10:38 | #1 |
Forumsleitung
|
Winter in Maine
Dem ersten, den er aufgespürt
im Dickicht auf der Pirsch, gab er die Kugel ungerührt und fragte rauh und wirsch: „Warst du es, dessen Hinterhalt dem liebsten, das ich hatte, galt?“ Und auch der zweite, todesnah, nicht recht gewahr, was ihm geschah, blieb die letzte Antwort schuldig, klagte vielmehr ungeduldig, bevor entlassen aus dem Sein: „Was hab' ich dir getan, du Schwein?“ Auch Nummer drei, eiskalt erwischt, verstand des Schützens Frage nicht. Die Leichen ruhen still im Wald, von Laub gedeckt in Winters Kalt, und erst im Frühjahr, auf der Such', wird man sie finden nach Geruch. Im nächsten Ort im Supermarkt prankt prominent ein Großplakat: „Wer immer meinte, zu genießen, auf meinen treuen Hund zu schießen, der halte Tag und Nacht die Wacht und nehme sich vor mir in acht.“ 10. April 2011 © Ilka-Maria * Inspiriert von dem Roman "Winter in Maine" von Gerard Donovan |
10.04.2011, 20:11 | #2 |
Hallo Ilka,
Ein Mann sieht rot. Gut umgesetzt. LG gummibaum |
|
10.04.2011, 21:51 | #3 |
abgemeldet
|
Das muß man zweimal lesen, um es zu kapieren. Ist es aber wert!
|
11.04.2011, 03:03 | #4 |
11.04.2011, 08:24 | #5 |
Ein herrliches Gedicht. Du hast eine heitere Art etwas Unangenehmes zu beschreiben! Deine Gedichte erinnern mich immer an Eugen Roth, sie sind ebenso meisterhaft zusammengesetzt!
"Such" und "Geruch" passen aber nicht so gut zusammen. |
|
11.04.2011, 09:47 | #6 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Ja, Isabel, ich stimme zu: Die beiden fraglichen Verse sind nicht zufriedenstellend. Ich hätte schreiben können "Suche / Geruche", das wäre besser gewesen, aber dann hätte ich einen Bruch in dem Gedicht gehabt, weil ich alle Verse auf männliche Reime enden lassen wollte, daher die dichterische Freiheit. Ich muß mir da wohl noch etwas anderes einfallen lassen. Was an dem Gedicht heiter sein soll, kann ich allerdings nicht verstehen, schon gar nicht den Vergleich mit Eugen Roth. Ich finde es nicht sonderlich lustig, daß ein Mensch auf reinen Verdacht hin Hobbyjäger im Wald erschießt, weil jeder von ihnen der Mörder seines Hundes sein könnte. Es hat mich beim Lesen des Romans eher erschüttert, wie leicht sich die Hauptfigur durch den gewaltsamen Tod eines Hundes aus der Bahn werfen läßt. LG Ilka-M. |
|
11.04.2011, 10:22 | #7 |
R.I.P.
|
Halli Hallo, Ilka-Maria -
der Tierschützer in mir verspürt leise Schadenfreude. Das Waffengesetz in den USA erlaubt es ja auch fast JEDERMANN, blindwütig rumzuballern. Düstere Sache das. Such' ( d a f ü r haben wir Apostrophe!) und Geruch passen prima zusammen. M.E. Thing |
11.04.2011, 10:38 | #8 | |
Forumsleitung
|
Danke für den Beistand, Thing.
Zitat:
Auch bei Bekannten in der Nachbarschaft muß man erst einmal ein Stück durch Wald- und Buschbestand fahren, bis man zum Haus kommt. Wenn da etwas passiert, bekommt das kein Mensch mit, lautes Schreien hilft da überhaupt nicht. In dem Roman, auf den sich mein Gedicht bezieht, ist es allerdings so, daß die Jäger sich tatsächlich nicht an die Jagdregeln halten und schhießen, wie und was sie wollen. Deswegen geht die Ballerei dem Protagonisten, der allein in einer Waldhütte lebt, immer mehr auf die Nerven. Der Tod des Hundes ist dann der Auslöser zum Handeln. |
|
11.04.2011, 18:41 | #9 |
R.I.P.
|
Mag sein.
(Vorbemerkung: Den Roman kenne ich nicht). Das (Landgebiet, Selbstverteidigung, Busch, Wälder, wilde Tiere) Waffenschein-Gesetz ist in den USA sehr, sehr locker! Gerade in den Großstädten geht es geballt zu. Das sieht mir seit langem nach Schneeballsystem aus. Dies aus Sicht eines Waffengegners. Der in einem 6-Familien-Block solo lebt. Thing |
11.04.2011, 19:53 | #10 |
Forumsleitung
|
Stimmt alles, Thing. Diejenigen, die wild herumballern, kümmern sich aber erst gar nicht um Gesetze, egal ob sie locker oder streng sind, und darin sehe ich das eigentliche Problem. Wer eine Waffe haben will, bekommt sie auch ohne Papiere - überall auf der Welt, alles nur eine Frage der Kontakte und des Geldes. Auch im Frankfurter Bahnhofsviertel kann man in eine Schießerei hineingeraten - ist einem früheren Boss von mir tatsächlich passiert. Und meine ehemaligen Schulkameraden haben desgleichen bei einem Klassentreff in einem ganz normalen Restaurant erlebt. Menschen mit krimineller Energie sind über den gesamten Erdball verstreut - traurig, aber wahr.
|
12.04.2011, 14:46 | #11 |
Sehr intensives Gedicht! Besonders dieses "Was hab' ich dir getan, du Schwein?" ließ mich schaudern, obwohl wahrscheinlich schon tausend mal in Filmen gehört.
Mir gefällt auch die deutlich zu spürende Kaltblütigkeit des Protagonisten. Hast du sehr gut umgesetzt! Auch dass seine Motive für Außenstehende so schwer nachzuvollziehen sind, macht mir Angst. Wahrscheinlich gibt es einige Menschen, die aus fast nichtigen Anlässen zu Mördern werden können. Hab es jedenfalls sehr gerne gelesen! |
|
12.04.2011, 15:26 | #12 |
Forumsleitung
|
Danke, Schmuddelkind. Wahrscheinlich liegt es an der Vorlage, daß Du die Atmosphäre des Gedichts so intensiv empfindest.
LG Ilka-M. |
Lesezeichen für Winter in Maine |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Winter | saryakan | Gefühlte Momente und Emotionen | 1 | 13.01.2010 16:42 |
Winter | Fenriswolf | Lebensalltag, Natur und Universum | 0 | 03.04.2007 22:57 |
Winter | Erstgeborener | Geschichten, Märchen und Legenden | 2 | 27.12.2005 18:57 |