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Tanka-, Haiku- & Senryu-Gedichte Ursprünglich japanische Gedichtformen mit wachsender Beliebtheit. |
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16.03.2011, 13:00 | #1 |
Noch ein Haiku(versuch)
Wir fällen Bäume
und verbreitern die Straßen Schneller ins Grüne |
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16.03.2011, 13:35 | #2 |
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Der Widerspruch ist genial zusammengefasst. Allerdings finde ich, dass das Haiku hierfür nicht die richtige Gedichtform ist. Sie ist eher dazu geeignet, ein Gefühl der Verbundenheit mit der Natur oder einer Emotion in einer Momentaufnahme festzuhalten.
Natürlich kann ich auch etwas missverstanden haben. Hast du vielleicht diese Ironie durch die Wahl des Haikus als Gedichtform unterstreichen wollen? Denn immerhin ist der Inhalt auch in zynischer Weise ironisch. Nichtsdestotrotz, ich finde die Wortwahl, den Ausdruck und die Informationsfülle, besonders in Anbetracht der wenigen zur Verfügung stehenden Silben, geradezu perfekt. |
16.03.2011, 13:56 | #3 |
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Ich sehe das ähnlich wie Odiumediae. Technisch ist das ein Haiku, aber dennoch ist es kein Haiku. Gerade in der japanischen und chan-buddhistischen Lyrik kenne ich mich aufgrund einiger sehr guter Freunde aus diesem Kulturkreis recht gut aus. Kein japanischer Haiku-Dichter käme auf die Idee, Gesellschaftskritik in ein Haiku zu packen. Es würde ihn schütteln.
Wie gesagt: Technisch richtig, gut, sauber; auch der lakonische Schlußsatz gefällt mir. Aber es ist kein Haiku. Auch kein "New haiku" ;-) Gruss P. |
16.03.2011, 15:16 | #4 |
Ich sehe das genauso. Ich habe mich mit dieser Gedichtform noch nicht so eingehend befasst, fand es aber interessant, eine mir vorschwebende Aussage auf solche Art zu verdichten.
Also kein Widerspruch. LG Fridolin |
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16.03.2011, 15:20 | #5 |
Gefällt mir diese Art von Gedicht: Kurz und bündig.
Darf ich auch mal versuchen, hier bei Dir ? Nächtlicher Himmel Funkelst tonlos uns herab Verborgenes Wort |
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16.03.2011, 18:41 | #6 |
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Marlenja!
Ein Haiku soll den Geist des ZEN atmen. Nicht den Heiligen. (Grenzenlos offen! Nichts Heiliges!) |
16.03.2011, 19:04 | #7 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Fridolin -
ich selbst habe mich hin und wieder am Haiku versucht. Meine "Vorgabe" war: Eine Beschreibung einer Momentbetrachtung in der Flora. Ohne Faunisches. Obwohl ich dort auch Faltermäßig sehr versucht war. Wie streng die Regeln heute sind, weiß ich nicht. Aber ein Schmetterling, der in meinen Augen selbst Blüte ist, wenn er ruht, ist m.E. als "Accesoire" schön! Thing |
16.03.2011, 19:43 | #8 |
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Lieber Thing,
gewisse Tiere dürfen sein ;-) Selbst Meister Matsuo Bashō (1644–1694) machte den "Frosch" unsterblich. P. |
16.03.2011, 20:11 | #9 |
Schamansky
Seit Wochen lese ich täglich, Zen-Sprüche...*lach*
Von den Silben her, ist es ein richtiger Haiku, das, was ich gebastelt habe, heute? |
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16.03.2011, 21:07 | #10 |
Ja, 5-7-5.
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16.03.2011, 22:45 | #11 |
Ich habe, wie schon gesagt, wenig Erfahrung im Umgang mit Haikus. Deshalb bin ich auch durchaus überzeugt auf die Linie von Odieumediae und PeterB. eingeschwenkt, die gesellschaftskritische Inhalte für die Haikus als Gedichtform ausschließen. Nach meinen Recherchen scheint mir diese Meinung doch etwas zu apodiktisch. Eine von mir gefundene Quelle schreibt dazu:
„Das deutschsprachige Haiku zeigt im allgemeinen deutlich weniger gesellschaftskritische, politische, soziale Elemente als das moderne japanische, soweit ich das überblicken konnte. Eine der Ausnahmen sind Haiku von Uli Becker. Im hiesigen Haiku dominiert noch immer der Bezug zur Natur (einschließlich der Jahreszeiten), sei sie intakt oder im Gegensatz zur Zivilisation oder schädlichen Einflüssen ausgesetzt.“ Einige Beispiele japanischer Haikus mit sozialkritischem oder surrealistischem Hintergrund: Hosoya Genji (1906-1970) Beim Turnen in der Fabrik tritt meinen Schatten der Vorarbeiter. Saito Sanki (1900-1962) Ein Maschinengewehr – inmitten der Stirn blüht rot eine Blume. Kaneko Tota (geb. 1919) Nach einer hitzigen Diskussion gehe ich auf die Straße und werde ein Motorrad In der o.a. Dokumentation heiß es weiter: „Welche Rolle spielen Natur und Jahreszeit im heutigen deutschsprachigen Haiku? Welche Tendenzen sind erkennbar? Der moderne Naturlyriker ist auf Distanz zu den Dingen der Natur, auf der Suche der Annäherung, kann Natur nur über Erinnerung wiederherstellen, findet keine Geborgenheit in ihr, findet sie statt heil zerstört. Natur hat sich in Umwelt verflüchtigt. Uli Becker deckt die Situation schonungslos auf: Pinkel besser hier! Bis zu Hause findest du weder Baum noch Strauch. Ewig nicht gemäht – macht man sich keinen Begriff, was da kreucht und fleucht! Vergiss den Apfel Die Banane ist gepellt Ich Tarzan, du Jane Abschließend möchte ich sagen: Ich finde die Gedichtform Haiku wegen ihrer Verdichtungsmöglichkeit so interessant, dass ich noch etwas damit experimentieren möchte, ohne die Ergebnisse als Haiku zu bezeichnen. Ist das soweit ok? marlenja, dein Nachthimmel ist formal in Ordnung. Liebe Grüße Friedhelm |
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16.03.2011, 22:49 | #12 |
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16.03.2011, 22:54 | #13 |
Forumsleitung
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Fridolin, das ist ja schon beinahe Stoff für eine Dissertation. Ich wußte nicht, daß sich das Haiku von der Naturebene so weit in andere Gebiete hinein begeben hat.
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17.03.2011, 00:18 | #14 |
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Das war mir auch neu. Von daher ist dein Gedicht ein astreiner Haiku.
Ob Haiku oder nicht, es gefällt mir. Lieben Gruß Rosenblüte |
17.03.2011, 08:33 | #15 |
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Fridolin,
falls Dich diese Kurzform interessiert, googel mal nach "Chan-Lyrik". Die ist formal weniger streng, darf durchaus auch mal nur 2 oder auch 6, 7 oder 8 Zeilen haben, verdichtet aber auch sehr stark. Ein hervorragendes Werk (3 Bände) zu diesem Thema ist von Wagner: Die Lyrik des Chan Gruss P. |
17.03.2011, 08:52 | #16 |
Friedhelm
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19.03.2011, 21:42 | #17 | |
Zitat:
Mit neuen Büchern habe ich so meine Probleme. Meine Frau hat vor ein paar Jahren eine Zeitschrift abonniert mit dem Titel "Simplify Your Life". Seither versuchen wir, die dort vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen. Da bei uns die Bücherregale fast überquellen, werden neue Bücher nur angeschafft, wenn dafür andere ausgesondert werden. Wir haben übrigens die Zeitschrift nach einem Jahr wieder abbestellt und bekommen immer wieder Angebote, sie doch wieder zu abonnieren. Ich habe dem Verlag geantwortet, dass wir unser Leben inzwischen so vereinfacht haben, dass wir auch auf die Zeitschrift verzichten können. Liebe Grüße Friedhelm |
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20.03.2011, 05:15 | #18 |
Forumsleitung
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Fridolin, vergiß es!
Ich bin seit einem halben Jahr dabei, mir das Leben leichter zu machen, habe aus den Kleiderschränken und Bücherregalen aussortiert und mich von nutzlosen Geschenken getrennt, mit denen man es einmal gut mit mir gemeint hatte. Ergebnis: Alles ist immer noch proppevoll. Ich verstehe es nicht! LG Ilka-M. |
20.03.2011, 09:40 | #19 | |
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Zitat:
Deine Antwort an den Verlag ist herrlich... Gruss P. |
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20.03.2011, 09:44 | #20 | |
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Zitat:
Gruss P. |
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