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23.11.2010, 18:46 | #1 |
Steine im Bauch
Die graue Stadt fließt an den Fenstern der Straßenbahn vorbei. Niemand schenkt dieser Tatsache Beachtung, am wenigsten sie. Und doch scheint es so, denn ihr Blick wirkt wie festgesogen am Plexiglas, den Worten und den eingeritzten Liebeschwüren, die keinerlei Bedeutung für sie haben.
Eigentlich sollte sie Vorfreude verspüren, aber dieses köstlich leichte Gefühl sucht sie jetzt vergebens. Irgendwo dort in der Magengegend müsste es sein, sie versucht es herauf zu beschwören, aber stattdessen ist ihr, als fielen da Steine in ihren Bauch, schwere, schwarze Steine und so viele, dass es ihr davon ganz übel wird. Noch 6 Stationen und die Stadt fließt weiter, gleichmäßig und ruhig. Und Sie? Sie fließt mit, wird mitgezogen, ihrem Ziel entgegen. Sie selber wählte den Zug, blickte auf den Fahrplan, kaufte die Tickets. Sie selber hatte die Eltern angerufen, die alten Freunde informiert und sich um eine Übernachtungsmöglichkeit gekümmert. Heute Morgen fühlte sie sich beflügelt von schönen Erinnerungen, die keimten wie junge Schösslinge in guter Erde. Aber nun: Dieser trockene Mund, die Lippen, die zusammen kleben, genau so wie alles in ihr zusammen zu kleben scheint, diese Stadt, die sich viel zu schnell an ihr vorbei bewegt, die um die Straßenbahn schäumt und ihre keine Zeit lässt über einen Ausstieg nachzudenken. Und schneller fallen nun auch die Steine, immer schwerer, fast wird sie erdrückt von der Last in ihrem Bauch. Endstation. Jetzt schon? Mit weichen Knien steht sie auf, lässt den staubigen Sitz hinter sich, der nach anderen Menschen und jetzt auch ein wenig nach ihr riecht und wendet sich Richtung Ausgang. Vom Malstrom der Aussteigenden lässt sie sich mitreißen, schlägt sich die Hand an, stolpert über fremde Füße und findet sich mit einem mal auf dem Bahnsteig wieder. Sie blickt sich um, befeuchtet ihre Lippen und denkt an die Steine, die noch auf dem Sitz im Abteil liegen müssen und endlich, endlich atmet sie freie Luft. by Lux, 23. Nov. 2010 |
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24.11.2010, 07:23 | #2 | |
Forumsleitung
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Zitat:
den Einstieg in die Geschichte überarbeiten! Sie beginnt hier mit zwei weiblichen Substantiven: die Stadt, die Straßenbahn. Im zweiten Satz dann: "... am wenigsten sie." Was denn, wer denn? Die Stadt, oder die Straßenbahn? Nein, offensichtlich ein weiblicher Fahrgast, aber das muß man erst einmal herausfinden. Wenn Du die weibliche Person Deiner Geschichte nicht näher beschreibst und ihr keinen Namen gibst, sollte sie am Anfang kenntlich gemacht werden, um solche Verwechslungen oder mühsamen Zuordnungen durch den Leser zu vermeiden, z.B.: Während der Fahrt blieb der Sitz neben ihr frei, sie konnte sich ganz auf sich selbst und ihre Gedanken konzentrieren ... (oder so etwas in der Art, aber die Person sollte zuerst ins Blickfeld gestellt werden). LG Ilka-M. |
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