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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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25.09.2012, 19:50 | #1 |
Den Selbstgerechten
Es wird immer Leute geben
die man nicht recht leiden kann. Schick sie ruhig in mein Leben, schick sie mir, ob Frau, ob Mann. Schick die Dummen mir, die Doofen, schick mir jeden miesen Wicht, schick mir Gauner und Ganoven - doch eines, Herrgott, schick mir nicht. Jene, die da anstolzieren, stolz wie ein kleiner Zwergenhahn, die nach einem Podium gieren: "Jetzt komm ich, los, aus der Bahn!" Brüstchen und Kamm sind angeschwollen, und sie krähen laut und schrill: "Wir kriegen alles, was wir wollen! Ich hab alles, was ich will!" Sie sind klüger als die Andren, sie verdienen es allein auf der Sonnenseit´zu wandern, wahre Glückskinder zu sein. Recht haben sie stets, natürlich, und sieht einer das nicht ein erklären sie ihm sehr ausführlich wie das Leben hat zu sein. Vor aufgeblasnen Selbstgerechten bewahre mich des Herrgotts Gnade. Bei allem, was sie darstelln möchten sind sie doch nur unendlich fade. |
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25.09.2012, 20:03 | #2 |
Uuuuuuuuuuuuuuuuuuuunendlich fade sogar.
Super Gedicht, treffsicher wie immer! LG Desperado |
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25.09.2012, 20:49 | #3 |
Hallo, Persephone,
prima gemacht, unmissverständlich! lg simba |
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25.09.2012, 22:23 | #4 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Und so wird es bleiben. Dein Gedicht sagt nichts darüber aus, wer es wie ändern kann (falls Änderung gewünscht ist). Ich habe Respekt vor Leuten, die wissen, was sie wollen und es auch erreichen. Und ich gehe davon aus, daß diejenigen, die leise gackern, statt laut zu krähen, nur für's Legen taugen, aber nicht für die Schaffung. |
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26.09.2012, 09:37 | #5 |
abgemeldet
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Den Selbstgerechten
Liebe Persephone,
immer gib es ihnen! Streng nach Gießkannenprinzip. Jetzt sitzt vielleicht halb Poetry auf dem Sofa und nimmt übel. Lieben Gruß Nitribitto |
26.09.2012, 09:48 | #6 |
@ Simbaladung und Desperado
Schön, dass es Euch gefällt! Ilka Maria, Frauen genau wie Männer, selbstverständlich. Ich bewundere solche Menschen auch, klar! Menschen mit Visionen, Wissen und Selbstvertrauen, die ihre Energie in ein Projekt stecken, an das sie glauben. Und da ist es vollkommen legitim, stolz auf seine Leistung zu sein. Und wenn sie dann auch noch akzeptieren, dass immer auch ein Quäntchen Glück und äußere Umstände mitgeholfen haben, denn anders geht es nicht, dann ist das besonders schön. Aber die anderen, die anderen... ...die sich selbst für den Nabel der Welt halten. ...die NOCH NIE Fehler gemacht haben. ...die sich selbst als einzige Instanz für wirklich ALLE Fragen halten: Da ist einer gescheitert? Wer könnte ihn mit mehr Berechtigung einen Versager nennen als ICH! Da hat einer einen Text geschrieben? Wer könnte ihn mit mehr Berechtigung verreißen als ICH! Da wird ein gutes Beispiel gebraucht? Wer sonst als ICH! ...die zu duckmäuserischen Spießern geworden sind, aber in der Anonymität so richtig die Sau rauslassen. ...die, wann immer jemand anderer Meinung ist als sie und das auch noch zu sagen wagt, ihren Mund zu einem blasierten Grinsen verziehen und, wie Ochsenfrösche auf ihren fettgewordenen (sinnbildlich) Ä... Hinterteilen hockend, ohne eigentlichen Zusammenhang quaken:"Du bist doch bloß neeeiiidiiisch.". ...die selbst ihrerseits unentwegt auf andere stieren, ob die da ja kein Löbchen bekommen, das sie IN IHREN AUGEN gar nicht verdient haben. ...die die Visionäre als Gutmenschen und Dummköpfe betrachten und dem extrem lautstark Ausdruck verleihen. ...die gemeinnützige Organisationen als Betrüger verleumden, die sich bereichern, nur um einen scheinbar triftigen Grund zu haben, die eigenen Puseratzen horten zu können und nur ja keinen Cent als Spende abgeben zu sollen. ...die ihre Selbstbeweihräucherung damit garnieren, dass sie in selbstgefälligem Ton "gestehen" :"Na ja, da und dort geb ich schon auch ein bisschen..." DAS sind die, denen ich meine Reimchen gewidmet habe. LG Persephone |
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26.09.2012, 09:52 | #7 | ||
gesperrt
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Zitat:
Zum Inhalt: Natürlich wollen diejenigen, die laut "krähen", oft nur erhöhet und gehört werden und gebrauchen dies dabei als zusätzliches Mittel zu ihrem Material, dennoch habe ich aber das Gefühl, dass auch Leute dadurch in ein schlechtes Licht gerückt werden, die tatsächlich nachdenkliche Egomanen und kluge Narzissten sein können. Technisch ist das allerdings gut gemacht, es liest sich flott und die Verse reihen sich geschickt aneinander, bis auf den letzten Vers, den ich so: Zitat:
LG M. |
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26.09.2012, 10:03 | #8 | |
Zitat:
@ Martand Niemand wird in ein schlechtes Licht gerückt, ist doch nur Satire. Ein klein wenig Selbstgerechtigkeit steckt in uns allen, meinst Du nicht auch? Wie war das denn zu Tucholskys Zeiten, erzähl mal, das interessiert mich wirklich. Ansonsten danke fürs Lob und die Anregungen. LG Persephone |
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26.09.2012, 10:06 | #9 | |
R.I.P.
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Zitat:
Doch diese/jene/solche hätte sich leicht angeboten. "Jetzt komm ich, los, aus der Bahn!" Hilflos? Arbeitslos? Wortlos? Brotlos? Jetzt komm ich! Mir aus der Bahn! ohne der DB einen Werbespruch liefern zu wollen. |
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26.09.2012, 10:19 | #10 |
abgemeldet
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Den Selbstgerechten
Martand, Martand. Du bist mir zu schlau, das mit dem Übelnehmen von halb Poetry ist gemeint, dass das eben nicht passiert, sondern mitgebrüllt wird. Aber dass Satire im deutschen Sprachbereich zu Tucholskys Zeiten anders war - aus welchem Mülleimer hast du denn das geholt? Nitribitto
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26.09.2012, 10:23 | #11 |
26.09.2012, 10:41 | #12 |
R.I.P.
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Jaja!
Dein Kommentar macht den Kohl aber auch nicht fett(er). |
26.09.2012, 10:42 | #13 |
gesperrt
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Nitribitt, Persephone
Ich beschränke mich bei meiner Ansicht über die Entwicklung und den Abgang der Satire vor allem auf den Punkt des Anspruchs. Wie wir alle wissen, leben wir in einer dekadenten Gesellschaft, wo nur noch bestimmte Karikaturen satirische Zwecke in meinen Augen erfüllen können. Die Hauptfunktion, Missstände in der Gesellschaft aufzudecken, wird heutzutage in meinen Augen durch seichte Unterhaltung versucht, doch Aufklärung und Ähnliches ist in dieser Hinsicht so gut wie gar nicht exestent. Wer allein mal die Liste der Satiriker, Ironiker, usw. gehobenen literarischen Anspruches zu eben Zeiten Tucholskys und vorher mit der Liste jener Spötter von heute vergleicht, wird den eklatanten Unterschied feststellen, und den radikalen Abgang zu Gunsten der lockeren, aber weniger didaktischen Witz- und Unterhaltungskultur konstatieren.
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26.09.2012, 10:46 | #14 | |
R.I.P.
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Zitat:
Wer kennt denn noch die wahren Spötter? Drachen und sonstige "Flügler" glauben, mit Jauche könnten sie satirisch sein. Nein! Dazu gehört weit mehr als ihre eigene "gequirlte Sch***"! |
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26.09.2012, 11:06 | #15 |
Forumsleitung
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Danke, jetzt ist mir klar geworden, weshalb ich über Pispers & Co. nicht lachen kann.
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26.09.2012, 11:13 | #16 |
gesperrt
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@Ilka-Maria
Ich sagte "so gut wie".
Dass es Ausnahmen auch heutzutage gibt, bestreite ich nicht. |
26.09.2012, 11:27 | #17 |
@ Martand
Du meinst Comedy anstelle von Satire. Da hast Du sicherlich in den meisten Fällen Recht. Einen Molière wird man heute auch nicht mehr so leicht finden, der einen ganzen Hofstaat veräppeln konnte, ohne dass die Betreffenden überhaupt gemerkt haben, dass sie gemeint waren. Aber das sind natürlich Ansprüche, die wir hier nicht erheben können als blutige Amateure. LG Persephone |
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26.09.2012, 11:29 | #18 |
gesperrt
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@Persephone
Ich meine die Sache so, wie ich sie gesagt habe . |
26.09.2012, 11:37 | #19 |
R.I.P.
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Molière hat nicht den Hofstaat persifliert, sondern den Klerus.
Du meintest wohl M. Arouet - der hatte aber den Hofstaat nicht auf dem Kieker. Denis Diderot wagte sich, den Adel samt Hofstaat zu persiflieren. Lesen! |
26.09.2012, 11:46 | #20 |
@ Romi
Ab durch die Mitte, du Vinschgerl. |
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26.09.2012, 12:13 | #21 |
R.I.P.
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Fein!
Das schillert wenigstens! |
26.09.2012, 12:58 | #22 |
abgemeldet
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Den Selbstgerechten
Martand, was meinst du, was sich die Gesellschaft aus deiner Einschätzung macht. Pispers ist Klasse, Schramm ist Klasse, und das sind gegenwärtig noch lebendige Menschen, die einen scharfen Blick für die Zustände haben. Nur mal so nebenbei bemerkt. Nitribitto
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26.09.2012, 13:16 | #23 |
Die Birne ist immer noch fett genug.
Und wer nun für wen wo und wann genau Persilflaggen geschrieben hat, ist ebenso nebensächlich, genau so, ob's nun Satire, Persiflage, Comedy oder sonstwas ist. Das Gedicht ist eindeutig, klar und unmissverständlich formuliert, und Persephones ausführlicher Kommentar dazu erübrigt jede weitere Frage. Kurzum rundum gelungen! Desperado |
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26.09.2012, 13:22 | #24 |
abgemeldet
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Den Selbstgerechten
Absolut deiner Ansicht, Desperado. Nitribitto
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26.09.2012, 13:27 | #25 | ||
gesperrt
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Zitat:
Im Allgemeinen interessiert es mich nicht, was die Gesellschaft zu meiner Meinung sagt, mit der Ausnahme, die Menschen dieser kaufen irgendwann mal meine verdammten Bücher, damit ich - ohne Schulabschluss - nicht in der Frittenbuden arbeiten gehen muss. Mir sind beide deiner angeführten "Satiriker" ein Begriff, und habe - nochmals zur Wiederholung - nie bestritten, es gäbe heute keine vergleichbaren Ausnahmen. Doch generell sinkt das Niveau im Allgemeinen. Siehe meinen Beitrag: Zitat:
Alles geklärt? LG M. |
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01.11.2012, 19:19 | #26 |
abgemeldet
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ich schließe mich da als neue mal kommentarölos deinen gedanken an, liebe persephone.
mit einem schmunzeln.ja lg von koko |
02.11.2012, 08:56 | #27 |
Dankeschön, Koko.
Freut mich - auch, Dich kennen zu lernen. LG Persephone |
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