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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy. |
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24.05.2011, 01:14 | #1 |
Der Jungfernsprung
Im tiefen Wald aus Sträuchern, Dornen, Buchen
ging ein junges Fräulein, rein und schön, wie sonst nirgendwo im Wald zu seh'n, gedankenlos und emsig Hölzer suchen. Da hört sie plötzlich, erst mit halbem Ohr, doch dann immer lauter im Geäst, Rascheln, dass sie alles fallen lässt. Aus dem Gestrüpp tritt Ritter Trapp hervor. Mit wilden Drohgebärden und mit Schnauben lässt der räuberische Unhold dann keinen leisen Zweifel mehr daran: Er will des Mädchens teure Unschuld rauben. Die Jungfer läuft so schnell die Füße tragen und der Räuber willig hinterher. Kleid zerrissen durch das Dornenmeer, durch das die Rüstung trotzig sich kann wagen. Und plötzlich kommt das Mädchen nun zum Stehen und blickt unter sich – das End' der Flucht - beinah hundert Meter tiefe Schlucht. Sie kann Trapp triumphierend kommen sehen. Die Schöne wankt am Abgrund wie benommen. Jener hält vor Lachen sich den Bauch: „Was ich möchte, das bekomm' ich auch, das hab' ich bisher immer schon bekommen“ Mit frommem Gottvertrauen und Gebeten, die sie hörbar noch gen Himmel singt, zieht die zarte Magd sich aus und springt. In blindem Eifer folgt er ihr betreten. Jedoch die Jungfrau fällt nicht. Nein, sie gleitet und mit Gott und weit gespanntem Kleid landet sie gesund und ohne Leid, nachdem der Fels des Ritters Körper spreitet. Und dies, so will es die Legende, war des Ritters blut'ges Ende. Doch an des Mädchens Landestelle sprudelt seither eine Quelle. |
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28.11.2011, 16:54 | #2 |
Der metaphysische Trick zum Schluss, sowie die hier und da etwas holprige Technik, machen mich dennoch nicht traurig angesichts der sehr stimmungsvollen und romantischen Bilder zu Anfang und Mitte dieser poetischen Story.
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28.11.2011, 18:50 | #3 |
Für den metaphysischen Trick am Ende kann ich (leider) nichts. Dies war der erste Teil meiner Reihe von Sagenadaptionen, die ich im Frühling verfasst habe. Dazu gehören auch "Die Blutlinde", "Der geizige Fischer im Spreewald" und "Die Laura im Lauratal".
Ansonsten freut es mich, dass es dir auch mit den romantischen Bezügen gefällt! LG |
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19.12.2011, 21:39 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebes Schmuddelkind,
ich habe es gern gelesen und mich amüsiert. Ich meine, es würde sich lohnen, diese gereimte Fassung einer Sage in eine formvollendetere Balladenfassung zu bringen. Liebe Grüße, Heinz |
19.12.2011, 21:56 | #5 |
Vielen Dank für deinen Kommentar, Heinz!
Du hast recht - man könnte noch etwas den Rhythmus glätten. Es ist nicht perfekt, aber ich bin nicht unzufrieden damit. LG |
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21.12.2011, 00:15 | #6 |
abgemeldet
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es ist köstlich SCHMUDDI und: die unbeholfenen holperer da und dort machen es rasend amüsant. da drängt sich mir unbedingt ne gegenversion auf:
Im finstren Wald wo Strauchwerk, Dorn und Tann, späht Jungfer Liesgun, voller Lust auf einen Mann. Weil feig - sind die im Forst sonst kaum zu seh'n, mag sein, sie hofft so einen Deppen zu erspähn. |
21.12.2011, 01:21 | #7 |
R.I.P.
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ralfilein ...
hast in Deiner zweiten Zeile ein überschüssig-flüssiges Komma-chen.... |
21.12.2011, 01:35 | #8 |
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So ist's recht! An diesen mörderischen Wegelagerern war ohnehin nichts Romantisches, auch wenn uns das so mancher Hollywoodfilm weismachen will. "Alles zu bekommen, was man will" erinnert mich sogar ein wenig an den Film "Der Warlord" mit Charlton Heston, in dem ausnahmsweise mal realistisch zum Ausdruck kommt, was die Menschen vom Stand des Rittertums tatsächlich gehalten haben.
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21.12.2011, 01:44 | #9 |
Danke für die Kommentare!
@Ralfchen: Freut mich, dass es dich trotz (oder wegen) der formalen Unvollkommenheit amüsiert! Mit deiner Version hast du das Gedicht recht hübsch auf den Kopf gestellt. Auch sehr amüsant! @Ilka-Maria: Nun ja, bei den Rittern gab es solche und solche. Aber insgesamt wird das Rittertum ja schon verklärt; da hast du recht. Hans Trapp war eben ein Raubritter und in der Bevölkerung gefürchtet. Auch heute noch muss er in der Region (Pfalz, z.T. noch bis ins Elsass hinein) als pädagogische Mahnfigur herhalten. Dort sagt man: "Bist du nicht artig, dann kommt der Ritter Trapp!". Im Elsass ist er sogar eine Art Knecht Ruprecht. LG |
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21.12.2011, 02:04 | #10 |
Moin Schmuddelkind,
das ist wirklich eine richtig feine Legende und dazu alles optimopti verdichtet. WoW! Hat mich jetzt umgehauen Und das Happy-End, ja das macht einen happy am End´. Mit Bravour gemeistert! LG |
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21.12.2011, 02:09 | #11 |
Danke Rebird!
Haut mich um, dass es dich umhaut! Aber ehrlich gesagt: Ich finde, ich hätte es besser verdichten sollen. Hätte mir n bisschen mehr Zeit mit der Ballade nehmen müssen, aber mit dem "Happy End", also den letzten beiden Strophen bin ich zufrieden. LG |
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21.12.2011, 02:10 | #12 | |
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Zitat:
"Diese Privatkriege wurden von den Rittern mit wilder Kampfeslust geführt, sie kannten nur eine einzige Strategie: den Feind dadurch zu besiegen, daß man soviele Untertanen wie möglich entweder tötete oder verstümmelte, die Ernte vernichtete und Weinberge, Werkzeuge, Scheunen und anderen Besitz zerstörte, um die Einnahmen aus dem Lande zu reduzieren. Aus diesem Grund war die Bauernschaft das Hauptopfer der kriegführenden Parteien."Im Roman "Lancelot" aus dem 13. Jahrhundert sind aufgeführt: Acht gespaltene Schädel, acht unberittene, von Pferdehufen zermalmte Männer, fünf Enthauptungen zwei abgeschlagene Schultern, drei abgeschnittene Hände, drei abgeschnittene Arme, ein verbrannter Ritter, zwei katapultierte Ritter eine in Eisen gelegte Frau, eine in siedenes Wasser gesetzte Frau, 40 Vergewaltigungen, 500 Tote durch Vergiften, ein Turnier ohne Regeln, sondern mit wahllosem Gemetzel. Ein Wandel trat erst im Spätmittelalter ein durch technischen Fortschritt, Ausbau des Handwerks und den Handel mit Geld. Die Tatsache, daß jeder durch Arbeitsteilung leichter und sicherer zu seinem Auskommen finden konnte, aber auch die Stärkung der Zentralgewalten, führten zu einem Zivilisationsprozeß, dem das Rittertum schließlich weichen mußte. |
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21.12.2011, 02:44 | #13 |
Du hast mit all deinen Ausführungen sicherlich recht und ich muss dir für deinen Eifer ein Kompliment aussprechen. Ich gehe auch davon aus, dass du über das Thema mehr gelesen hast als ich (und das obwohl ich Geschichte studiert habe).
Aber zum einen denke ich, dass die geschilderte Problematik keine klassenspezifische Problematik war. Das Fehdewesen war ein grundsätzliches Problem in der Rechtskonstruktion mittelalterlicher Staaten (und war, wie du schon angedeutet hast, notwendig aufgrund der fehlenden Staatlichkeit) und betraf nicht nur den Adel. Zum Anderen denke ich, dass es immer darauf ankommt, wie man sich in einem bestehenden Rechtswesen verhält. Es waren nicht alle Ritter solche Schlächter und nicht alle sahen sich gezwungen, sich an Fehden zu beteiligen (was nicht notwendiger Weise auf ihre edlen Absichten verweist). Was ich damit nur sagen will: Der Ritterstand war nicht der Kreis von Helden, wie er so oft besungen wurde, aber es waren nicht alle Ritter Massenmörder und Vergewaltiger. LG |
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21.12.2011, 03:19 | #14 | |
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Zitat:
Ich empfehle, mal die Biografien von El Cid oder William Wallace zu lesen, da bleibt nichts mehr von ritterlicher Romantik. Empathie ist eine moderne Entwicklung, die erst vom Humanismus hervorgebracht wurde. |
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21.12.2011, 03:29 | #15 | |
Zitat:
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21.12.2011, 03:56 | #16 |
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Solchen Aussagen stehe ich mißtrauisch gegenüber. Es gibt ein Buch mit dem Titel "The Semai: A Nonviolent People of Malaya". Bei den Semai gibt es offensichtlich nicht viel Morde, ca. 30 je 100.000 Menschen pro Jahr. Aber es gibt auch nicht viele Semai. Und wenn man die Quote in Prozent ausdrückt, kommt man auf die gleiche Größenordnung wie Detroit zu seinen gefährlichsten Zeiten.
Das gleiche gilt für die angeblich gewaltfreien !Kung (schreibt sich wirklich so) und die Inuit. Diese angeblich wutfreien Menschen ermorden sich gegenseitig nämlich mit einer Quote, die weitaus höher liegt als bei den Amerikanern und Europäern. Bei den !Kung ging die Quote erst um ein Drittel zurück, nachdem ihr Territorium unter die Kontrolle der Regierung von Botwana kam. Wieso immer noch solche Märchenbücher über angeblich gewaltfreie Stämme und Völker kursieren, ist mir schleierhaft. Aber das führt zu weit vom Thema weg, hier geht es ja um Europa und seine Ritter. |
21.12.2011, 04:01 | #17 |
Von "Gewaltfreiheit" habe ich nicht gesprochen, nur von "Empathie".
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21.12.2011, 04:04 | #18 |
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Empathie ist aber doch eine Grundlage für Gewaltverzicht - oder?
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21.12.2011, 04:17 | #19 |
Nicht unbedingt. Man kann Gewaltverzicht auch durch institutionalisiertes Verhalten erreichen. Wir leben heute in Deutschland in einer vergleichsweise friedlichen Gesellschaft. Warum? Weil wir wissen, dass wir in dieser Gesellschaft mit ihren Institutionen (Staatlichkeit und Polizie, Wirtschaft) sehr viel besser über die Runden kommen, wenn wir auf Gewalt verzichten.
Und das ist keine rationale Entscheidung zum Gewaltverzicht. Vielmehr ist es so, dass der Mensch sich u.a. als Bürger sieht und als solcher verinnerlicht hat, wie man in dieser Gesellschaft Erfolg hat - und das ist in der Regel ohne Gewalt. Gewalt tritt ja meistens da auf, wo der Mensch seine Bürgerlichkeit vergisst und zurückgeworfen wird auf sein Menschsein, auf seine Emotionen und Instinkte. Und doch leben wir in einer Gesellschaft, die sich zwar den kategorischen Imperativ auf die Fahnen schreibt, aber gleichzeitig in vielen Alltagssituationen so wenig Verständnis für die Gefühlswelt Anderer offenbart. Eine Gesellschaft, in der wir alternde Menschen (vermutlich oft ohne ihre Einsamkeit nachzuempfinden) in Heime abschieben, angeblich keine Zeit haben, uns den Gedanken Notleidender anzunehmen und Menschen per E-Mail mit ihrem Partner Schluss machen. |
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21.12.2011, 06:42 | #20 |
abgemeldet
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in andacht voll inbrunst gelesen, wie dumm ist mir mein auge, der text ging mir nicht in die ratio, viel tiefer in die emotion, in meinem seelenbilde, das in mir erwachte, die jungfrau ganz unbefleckt, am fels sich festhielt, am Gemächte, was sich ihm da vor dem abgrund spreizte.
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21.12.2011, 06:54 | #21 |
R.I.P.
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Ich halte es eher für eine Moritat denn für eine Ballade.
Aber ich muß es vor einem "richtigen" Kommentar noch einmal lesen. Übrigens: Es gab auch wirklich edle Ritter. z.B. den Sire de Coucy im 14. Jahrhundert. (Barbara Tuchmann: "Der ferne Spiegel") LG! |
21.12.2011, 08:46 | #22 | ||
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21.12.2011, 09:21 | #23 |
R.I.P.
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Ja, klar.
Weil kaum einer da war, die Felder zu bestellen und die Ernte einzuholen. "Das Volk" wurde gebraucht und dieserhalben nicht mehr so brutal-radikal dezimiert. Geknechtet blieb es so oder so. |
21.12.2011, 16:11 | #24 |
Ihr habt den im Schwabenland berühmtesten Ritter vergessen: Ritter Götz, einen meiner Vorfahren, der ja auch alles andere als ein edler Ritter war. Hätte ihm Goethe nicht mit seinem Drama und dem Götz-Zitat ein Denkmal gesetzt, wäre der Ritter Götz längst vergessen.
Neben dem Ritter Götz gibt es im Schwabendland noch einen weiteren Ritter, der es auf einem anderen Sektor zu größerer Beliebtheit gebracht hat: Ritter Sport. LG Fridolin (Friedhelm Götz) |
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21.12.2011, 22:28 | #25 | |
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Zitat:
Was man will, (aber besser nicht ist): Ich will das Rad sein, dass dich überrollt, das Projektil das auf dich rast, aus einem Colt. Die Hacke die dir deinen Schädel spaltet, der Hebel der den Stuhl auf Strom dir schaltet. |
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21.12.2011, 22:33 | #26 |
R.I.P.
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Hab versucht, einen Bezug herzustellen.
Die, die schießen, spritzen oder den Hebel umlegen, können nix mehr rauben. Wie, ralfelino, hast Du das gemeint? |
21.12.2011, 22:53 | #27 |
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ja rauben will ich nix. es iss mir nur so eingefallen; zum leeren komm von meister götz v. b.
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Lesezeichen für Der Jungfernsprung |
Stichworte |
legende, sturz, vergewaltigung, wald |
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