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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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05.03.2019, 22:57 | #1 |
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Der Tod und das Leben
Ich bin der große Schnitter, bin der Tod,
die Augenhöhlen leer und hohl die Wangen. Ich bringe Siechtum, Sorgen, Furcht und Not, verbreite Kummer, Horror, dumpfes Bangen, und Bruder Charon kommt mit seinem Boot, in dem schon Viele Klagelieder sangen, den dunklen Styx zum Orkus hin zu queren - die Toten werden niemals wiederkehren. Ich schenk dir den Hades, denn ich bin das lachende Leben, besieg dich am Ende der Zeiten im steten Bestreben nach Wachsen und Blühen in heitrer Natur, ja, ich liebe die Farben, die Sonne, das Flimmern der Sterne, die Triebe, die jeden erfassen, das Jauchzen der Mädchen, das Lachen der Knaben, wenn sie es versuchen, verbotene Sachen im Grünen zu machen, denn Käfer als auch Elefanten, die Stare und Amseln, Cousinen, die Onkel und Tanten vergnügen sich heiter in ähnlicher Weise und freu‘n sich gar mächtig des prächtigen Lebens und finden‘s behaglich ein Gläschen des perlenden Weines genüsslich zu trinken, einander verliebt in die wartenden Arme zu sinken. Du ahnst doch: Allem was da heut gedeiht, wird einst die Totenglocke schallen, für alles wird, und ich bestimm die Zeit, der Zeiger fallen. Und bringst du den Menschen, den Tieren, den Pflanzen auch Unheil, Gebrechen und endest ihr irdisches Sein , wird alles was weiterhin lebt auf den Grabstätten tanzen - das Leben wird siegen, du fahles Gerippe, der Sieg ist doch mein! Denn ständig erneut sich die herrliche Welt, es erröten die Rosen, es summen die Bienen, das Leben ist stärker als alles Verderben, verspottet den Tod und die Sorgen, denn siehe, wie Phoenix erneut sich die Sonne in Purpur gekleidet an jeglichen Morgen, es sprudeln die Quellen und schau nur: Die Blumen erblühen getrost auf Ruinen. |
05.03.2019, 23:21 | #2 |
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Lieber Heinz,
deinen Dialog habe ich sehr genossen.
Eine wunderbare Idee, die dir da kam. ein herzlicher Unargruß sei dein |
05.03.2019, 23:25 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
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Liebe Unar,
das nenne ich mal eine rasche Reaktion. Vielen Dank für Deine lobenden Worte! Als Belohnung schenk ich Dir meinen langen Leistenvers im Akrostichonfaden. Liebe Grüße, Heinz |
05.03.2019, 23:43 | #4 |
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Den hab ich schon bemerkt. Ich wußte nur noch nicht, wie ich angemessen reagieren soll.
Ich wollte es auch mit einem Leistenvers versuchen. Aber naja, was passables war noch nicht dabei. |
06.03.2019, 00:23 | #5 |
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wie Du angemessen reagieren sollst? Unar! Du erschütterst mich.
Am Freitag bin ich auf dem Weg nach Berlin (wo sich am Samstag 10 Schreiberlinge sich treffen, um Lutz Görner und Nadia Singer in einer Robert-Schumann-Veranstaltung zu erleben. Ich habe die Künstler zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen und ihre Zusage bekommen. Ich denke, das wird ganz hübsch. Am 8.3. mache ich einen Umweg über Weimar, um dort eine Poetin aus Gedichte.com abzuholen, auf dem Rückweg am Sonntag mach ich natürlich einen Abstecher nach Jena. Die nächste Veranstaltung würde ich gern in/bei Weimar organisieren, die übernächste in MeckPomm. Und bei irgendeiner werde ich Dich hoffentlich mal persönlich kennen lernen. Liebe Grüße, Heinz |
06.03.2019, 00:33 | #6 |
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Weimar ist ein durchaus lohnendes Ziel. Ich denke, dass könnte ich einrichten.
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06.03.2019, 13:30 | #7 |
Lieber Heinz,
auch mir gefallen Deine Verse über Tod und Leben. Das Leben zu lieben und zu genießen und dem Tod ins antlitz zu lachen, das ist gewiss hohe Lebenskunst und wert lyrisch gepriesen zu werden. Leichter fällt das lächelnde Leben freilich unter mitteleuropäischen Verhältnissen als z.B. in zerbombten Städten Sysriens. Auch hast Du Dich (was sicherlich legitim ist) um den kosmischen Tod herumgemogelt, den, wenn auch in unvorstellbar fernen Zeiten, jedes irdische Leben erleiden wird. Wie werden dann wohl die Gedichte singen, wenn die Menschheit schon nahe davor lebt. Sehr gerne gelesen, AlteLyrikerin. |
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06.03.2019, 14:33 | #8 | |||
Zitat:
Die Frage, inwieweit ein Dichter naturwissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen sollte, ist aber berechtigt. In Bezug auf das Zeitfenster des Lebens noch ein paar Worte: Es steht noch gar nicht so lange offen. Und auch nicht überall im Kosmos. Nur in sehr kleinen Regionen mancher, aber sicher nicht aller Galaxien. Es ist keineswegs sicher, dass es außer den irdischen Intelligenzen, namentlich der menschlichen Intelligenz, noch andere Intelligenzen im Kosmos gibt. Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Habita...bitables_Alter @ Heinz Zitat:
Die Qualität der Strophen schwankt aber leider. Z. B. weil du es mit den Aufzählungen etwas übertreibst. Und die Anspielungen auf die griechische Mythologie nerven mich. Falls du oder jemand anderes noch Inspirationsquellen für das Thema braucht: https://www.dctp.tv/themenkomplex/wissenschaft-komplex Wie poetisch ist die Wissenschaft? Katastrophentheorie und Evolution Eigentlich ist jede Rubrik in Bezug auf das Thema Leben und Tod interessant. Zitat:
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06.03.2019, 19:30 | #9 |
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Liebe AlteLyrikerin,
erst einmal ein Dankeschön dafür, dass Du meinem Gedicht Deine Aufmerksamkeit geschenkt hast. Du schreibst: "Leichter fällt das lächelnde Leben freilich unter mitteleuropäischen Verhältnissen als z.B. in zerbombten Städten Sysriens. Auch hast Du Dich (was sicherlich legitim ist) um den kosmischen Tod herumgemogelt, den, wenn auch in unvorstellbar fernen Zeiten, jedes irdische Leben erleiden wird. Wie werden dann wohl die Gedichte singen, wenn die Menschheit schon nahe davor lebt." Mein Gedicht behandelt einen Teilausschnitt eines Riesenthemas. Das schreckliche, monströse, inhumane Morden in Syrien war nicht mein Thema. Ich habe in einem anderen Gedicht - und da auch nur in einem schmalen Ausschnitt - den Genozid in Armenien, verübt an anderthalb Millionen Armeniern durch die Türken angerissen und müsste, um vollständig allein diesen Völkermord zu beschreiben mehr als anderthalb Millionen Gedichte schreiben. Wenn ich das nicht mache, dann ist das kein Herummogeln um das Ausmaß des Schreckens, sondern notgedrungen höchsten ein Schlaglicht auf das Geschehen. Auch um den kosmischen Tod mogele ich mich nicht herum. Eine Apokalypse zu schreiben, war nicht meine Absicht. Was wollte ich mit meinem Gedicht sagen? Ich scheue mich, eigene Gedichte zu interpretieren, aber soviel kann ich sagen: Es vermittelt meine (und das ist nur eine) Sicht auf das gegenwärtige Leben/den Tod. Das Leben insgesamt entspricht noch nicht einmal der Dauer eines Wimpernschlags (gemessen an der zeitlichen Dimension). In einer knapp bemessenen Zeit, wenn es hoch kommt, sind es vielleicht 100 Jahre (ich will übrigens 101 Jahre alt werden und hab schon 75% geschafft), in denen wir Leben bewusst wahrnehmen. Und in dieser Zeitspanne hat das Leben trotz der vielen Abermiliarden individueller Tode (ich rechne großzügig andere als menschliche Lebensformen dazu) die Oberhand behalten. Selbst nach der Atombombe auf Hiroshima keimte Leben aus dem "toten" Boden und die Gingko-Bäume (die es als erste geschafft haben) sind heute so alt wie ich. Was in Millionen Jahren geschieht - soll ich deswegen heute Pipi in die Küche machen? Liebe Grüße und Dank fürs "sehr gern gelesen", Heinz PS. Ich hatte heute einen kurzen Kontakt mit Lutz Görner. Er und seine Künstler und seine Agentin freuen sich auch auf den Samstagabend. |
06.03.2019, 19:42 | #10 | |
abgemeldet
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Zitat:
einfach und klar und entspricht den gedanken, die man als älterer mensch einfach und klar wie auf einem projektiertem bild vor den front-loben in leuchtschrit wie eine JENNY HOLZER MESSAGE sieht. abgesehen davon der text ist von a-z treffend. vlg r |
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06.03.2019, 21:14 | #11 |
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Liebes Ralfchen,
ich freu mich über Deinen Kommentar. Danke! Heinz |
06.03.2019, 22:23 | #12 |
Lieber Heinz,
jedes Gedicht beschreibt nur selektiv Aspekte seines Themas. Meine Anmerkungen waren nicht als Mäkeln gedacht, eher ungeschickt formuliert. Das Gedicht nimmt eine überaus positive Haltung zum Leben ein trotz bekannter apokalyptischer Szenarien. Damit setzt Du eine Tradition fort, die besonders im Barock blühte. Vertrauen und Lebenslust angesichts von Pest und Krieg ins Wort zu bringen. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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06.03.2019, 23:52 | #13 |
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Liebe Alte Lyrikerin,
Gott sei Dank! Damit sind alle möglichen Missverständnisse beseitigt und wir können ohne Waffen am Samstag gegenüber treten. Aber Scherz beiseite: Ich hatte Dich schon richtig verstanden. Bin gespannt, wie Du mein neuestes Werk aufnimmst (Ut mine...). Liebe Grüße, Heinz |
07.03.2019, 00:55 | #14 |
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Lieber Plutino,
für die Beantwortung Deines Kommentars musst Du mir ein bisschen Zeit lassen. Hier greife ich nur eine Stelle heraus: Allem was da heut gedeiht, wird einst die Totenglocke schallen, für alles wird, und ich bestimm die Zeit, der Zeiger fallen. Das ist spitze. Wirklich super. Du könntest da höchstens noch ein Wörtchen vor Zeiger einfügen. Ich gerate beim Lesen an der Stelle leicht aus dem Takt. Es wäre mir ein Leichtes gewesen, aus dem letzten Vers einen vier- oder fünfhebigen zu machen. Der erste "Bruch" der Metrik findet schon nach dem ersten Vers statt. Den vier Trochäen folgen Jamben. Bitte lies Dir die Strophe mal fortlaufens (ohne Unterbrechung am Zeilenende) laut vor und mach es ruhig ein bisschen theatralisch: Allem was da heut gedeiht, wird einst die Totenglocke schallen, für alles wird, und ich bestimm die Zeit, --- der Zeiger fallen. Und bums, da liegt er. Die lapidare Kürze ist gewollt und bitte - lass sie mir. Zu den anderen Ausführungen komme ich später. Liebe Grüße, Heinz |
07.03.2019, 01:51 | #15 | ||
Ich hatte mich beim Stolpern nicht verletzt. Die Strophe ist auch ohne Änderung super.
Zitat:
Zitat:
Ich muss die Phoenix-Legende mal lesen. Ich kenne nämlich nur das Wortgeflügel ›wie Phoenix aus der Asche‹. |
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07.03.2019, 19:13 | #16 |
Lieber Heinz,
gefällt mir wieder sehr gut! Du hättest gern noch ein paar Verse anhängen dürfen. Zum Beispiel, das der Tod auch Erlösung bringen kann, der Arme wird von Dir nur negativ dargestellt, was sicher in dein Anliegen war. Aber ob er das verdient? S5V3 würde ich dir ersatzlos klauen wollen, ist für mir eher verwirrend. Die Sonne erneut sich eigentlich nicht, sondern eher der Sonnenaufgang. Aber Du darfst ihn natürlich gerne behalten. Sehr gern gelesen! Liebe Grüße Gylon |
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07.03.2019, 21:25 | #17 |
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Lieber Gylon,
danke für Dein Interesse. Mit Gedichten, die noch viel mehr Strophen beinhalten, habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Kaum eine/r macht sich die Mühe, ein längeres Gedicht zu lesen. Was das Erneuen der Sonne angeht - natürlich weiß ich, dass die Sonne sich nicht erneut. Ich greife hier auf Vorstellungen zurück, die man sich vor vielen Jahren gemacht hat. Liebe Grüße, Heinz |
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