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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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27.01.2007, 13:47 | #1 |
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Fluchten
Es sind die Löcher, die uns retten,
wenn uns vom Drang die Kräfte schwinden. Da wir entschlüpfen jenen Ketten, die uns an unsre Scholle binden. Es sind die Höhen, die uns bergen, will man im Kampf uns niederringen. Dahin wir flüchten vor den Schergen, die ihrer Herren Will' erzwingen. Es ist der Augenblick, das Kleine, das uns die Chance gibt zu enteilen. Es ist der Punkt da wir alleine in unsrer eig'nen Welt verweilen. Es sind der Seele tiefste Pfade, die wir auf unsrer Flucht beschreiten. Es sind der Sehnsucht Traumgestade, dahin uns unsre Lieben leiten. Es ist das Land der sieben Freuden und auch zugleich der sieben Wehe. Da der Getrieb'ne erntet Leiden. Wo Reinem winket Himmelsnähe. Es ist das flüss'ge Erz der Seelen, in das sich unsre Taten schreiben. Und den zum Schreiber wir erwählen, des Wille präget unser Treiben. Es ist der Tod der letztlich harret und uns entführt in Schattenreiche. Was dann zu kalter Form erstarret, bleibt ewig unbewegt das Gleiche. |
28.01.2007, 11:55 | #2 |
Das ist wunderbar. So viel Wahrheit verbunden mit so vielen passenden Bildern.
"Es sind die Höhen, die uns bergen" und "Es sind der Sehnsucht Traumgestade" finde ich besonders gelungen. Ich behaupte mal du hast dich hiermit selbst übertroffen. Es ist einfach und verständlich und (dadurch?) so lebendig. Nur der Titel erschließt sich mir nicht ganz. Für mich geht es da um mehr als Fluchten, aber vielleicht habe ich da was nicht verstanden. Meinst du den selbstgewählten Weg als Gegenstück zur Flucht? Gefällt mir auf jeden Fall sehr gut, lese immer wieder gern von dir. Dunkelblau |
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28.01.2007, 18:17 | #3 |
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Lieber Dunkelblau,
es ging mir um die "Fluchten aus dem Alltagsdruck", die uns dorthin führen, wo unsre Vorlieben liegen. Das kann krass ausgedrückt der Pädophile sein, der seine abartigen Gelüste befriedigt oder auch einer, der in seiner Freizeit Briefmarken sammelt. Das Entscheidende ist, inwieweit einer Getriebener ist oder noch selbstbeherrscht handelt.
Das Spektrum geht hier von weiß bis schwarz. Die Fluchten brauchen wir, wo wir unbeobachtet unseren Neigungen nachgehen. Ansonsten wäre der Alltagsstress wahrscheinlich gar nicht auszuhalten. Es ist sozusagen eine Kompensation, ein frustabbauendes Element. Die Flucht kann allerdings auf einem selbstgewählten Weg stattfinden aber auch in ein Getriebensein führen. Dir lieben Dank für Deine Lobesworte und schön, dass Du Gefallen finden konntest. Liebe Grüße Albatros |
28.01.2007, 18:34 | #4 |
Aber ist denn der gewählte Weg noch eine Flucht? Denn eine Flucht entsteht ja durch etwas, vor dem man flüchtet, also bestimmt dieses Etwas deinen Weg und nicht du selber. Wie ich das sehe, gibt es nur Flucht (Abhängigkeit von der "Angst") und den selbstgewählten Weg (Unabhängigkeit) als Gegenstücke. Vielleicht lieg ich auch falsch
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29.01.2007, 21:49 | #5 |
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Lieber Dunkelblau,
es sind immer Fluchten, wenn wir dem Alltag auf eine von uns gewählte Weise entfliehen. Ob wir dabei als Getriebene oder selbstbeherrscht Entscheidende handeln, ist egal. Es bleibt die Flucht vor den Zwängen, Anforderungen, Erwartungen u.a.
Ich habe das Gedicht jetzt allerdings gegen Schluß hin abgeändert, sodass es konkreter meiner ursprünglich beabsichtigten Intention entspricht. Ich hoffe, dass es Dir dennoch gefällt. Das was wir fortgesetzt pflegen oder tun prägt unsere Seele ja bekanntlich und wird so irgendwann zu unserem eigenen Wesen. Und so, wie wir sterben, so gehen wir auch in die jenseitige Welt, gemäß dem Sinnspruch: So wie der Baum fällt, so bleibt er liegen. Dir nochmals lieben Dank für Dein Interesse. Gruß Albatros |
29.01.2007, 21:54 | #6 |
Ja, gefällt mir gut.
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