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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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13.06.2017, 12:41 | #1 |
Das Traumboot
Ich folgte deiner Spur am Strand
so lang, bis ich dich wiederfand. Wir gingen Hand in Hand ein Stück und blickten unbemerkt zurück. Und plötzlich lag das Boot im Sand, schon ganz zerfasert seine Wand. Doch stiegst du nochmals ein und ich schob es aufs Meer für dich und mich. Die Wellen zogen uns vom Strand und fern von uns verschwand das Land. Dann stieg das Meer, verschlang die Sicht. Das alte Holz war nicht mehr dicht… |
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13.06.2017, 16:09 | #2 |
abgemeldet
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ich lese, liebe Gummibaum, hier das Boot als Metapher für eine zerbrochene Beziehung, die nochmals wieder aufgenommen wurde.
Das Boot. Es kentert. Vielleicht auch nur der Wunschgedanke des Li, was wäre wenn... Dadurch bekommt das einfach daherkommende Gedicht Gewicht. Formal schön gereimt, jeweils 6 Zeilen strophengleich und schön auch das Worstpiel des "Nicht dicht seins" am Ende. LG von Koko |
13.06.2017, 18:32 | #3 |
Lieber gummibaum,
dein Gedicht bietet bei mehrmaligem Lesen immer neue Facetten dieses in sich stimmigen Bildes. Kokochanel hat dankenswerterweise bereits einen guten Interpretationseinstieg geliefert. Je öfter ich es lese, desto mehr drängt sich der Beziehungsansatz auf. Träumt das LI (Titel) tatsächlich von der Wiederaufnahme einer alten Beziehung? Hat es gleichzeitig Angst davor, weil das Boot am Ende sinkt? Die Geschichte bleibt offen, denn im Traum könnten den beiden Flügel wachsen, oder auch Kiemen. Besiegt sie das Meer oder umhüllt und beschützt es sie sanft? Das "nicht dicht" hat für mich einen augenzwinkernden Anklang. Den beobachte ich bei dir häufig und mag ihn sehr gerne. Vielleicht möchte das LI damit ausdrücken, dass es sich selbst für ziemlich verrückt hält, an die alten Zeiten anknüpfen zu wollen. Dadurch, dass der Vergleich des LI mit dem alten Boot im letzten Vers funktioniert, öffnet sich Gleiches auch in V6. Nicht nur die Wand ist zerfasert, auch das LI hat die Stürme des Lebens kennen gelernt. Auf mich wirkt das Gedicht pastellfarben und tendenziell beruhigend. Der Paarreim unterstütz das sehr gut, wie auch das Beziehungsthema. Dein Text bietet eine sehr schöne Vorlage für allerlei Gedankenspiele. Danke dafür! Natürlich interessieren mich hier auch sehr die Gedanken des Dichters - sofern du magst. Freundliche Grüße von Stachel PS: In V2 fehlt ein "ich" zwischen "bis" und "dich". |
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13.06.2017, 21:41 | #4 |
Liebe Kokochanel, lieber Stachel,
ihr habt den Text sehr gut interpretiert, was die Hoffnungen auf eine Wiedererweckung der unterbrochenen Beziehung betrifft. Mehrdeutigkeiten und Augenzwinkern wurden trefflich entdeckt. LG euer gummibaum |
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13.06.2017, 23:33 | #5 |
Lieber Gummibaum,
ein schönes und gleichzeitig melancholisches Gedicht. Es stellt sich die Frage: Steigt man in das - morsche - Boot oder bleibt man lieber am Strand? Riskiert man alles oder ist man mit weniger zufrieden? Vielleicht sollte man ja lieber am Strand bleiben und einen Tequila trinken? Danke für's Gedicht, gerne gelesen! Liebe Grüße von Georg |
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19.06.2017, 07:26 | #6 |
Lieber gummibaum,
einerseits ein heiteres, andererseits jedoch auch ein eher trauriges Gedicht. Wie dem auch sei, gelungen ist es allemal. Gut gebosselt! VG Pitti |
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22.06.2017, 13:31 | #7 |
Lieber Georg, lieber Pit,
herzlichen Dank fürs Lesen und freundliche Kommentieren. Ja, der Text hat zwei Seiten. Grüße von gummibaum |
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22.06.2017, 13:43 | #8 |
Forumsleitung
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Zur Interpretation des Gedichts wurde bereits alles gesagt. Es ist eine wundervoll gelungene Metapher.
Was mich jedoch stört, ist das Adverb "unbemerkt" in der ersten Strophe. Es setzt einen Beobachter voraus, der im Gedicht nicht vorkommt. Vielleicht hätte "hoffnungsvoll" besser gepasst. Lieben Gruß Ilka |
22.06.2017, 14:46 | #9 |
22.06.2017, 14:59 | #10 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Aber das Gegenteil ist der Fall: Das Pärchen ist Hand in Hand gemeinsam auf das Boot zurückgestiegen. |
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22.06.2017, 15:11 | #11 |
Ok, dann sehe ich es als ein Zurückblicken, welches unterbewusst erfolgt ist. Passt das besser?
@Gummibaum: Hilfe! |
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22.06.2017, 15:24 | #12 |
Forumsleitung
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Ja, "unbewusst" geht auch.
Oder "instinktiv". Das klingt aber nicht poetisch. |
22.06.2017, 16:25 | #13 | ||
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Synonyme für "unbemerkt" sind unter anderem "diskret" und "verstohlen", für mich ist es somit stimmig.
Lieber gummibaum, welch schöne Zeilen und Bilder, die unverhofft vor meinen Augen auftauchen. Die letzte Strophe könnte das Schlitzohr in dir offenbaren. Zitat:
Zitat:
Prima Gedicht, gefällt mir immer wieder. Liebe Grüße Nöck |
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22.06.2017, 17:07 | #14 |
Forumsleitung
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Ein Synonym ist nicht "gleichbedeutend", sondern "so ähnlich". Es kommt auf die Aussage des Textes an. Für mich ist "unbemerkt" ein passiver Zustand und setzt zwingend die Beobachtung durch eine dritte Person voraus.
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22.06.2017, 20:30 | #15 |
R.I.P.
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Naja, vielleicht hat ja auch kein Außenstehender das Zurückblicken bemerkt, oder beide haben unabhängig von einander zurückgesehen, ohne daß es der andre bemerkt hat -
ich sehe das nicht als Streitpunkt, lieber gummibaum, und ich danke auch fürs Gedicht, das ich mindestens zwanzigmal gelesen habe (alle Deutungen gefallen mir), denn ich hatte sehr viel Zeit... Lieben Gruß von Thing |
23.06.2017, 10:06 | #16 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
Der gute gummibaum wird am besten wissen, wie er es gemeint hat. Und nicht zuletzt kommt es auch auf die Lesart an - und die ist bei dem einen so und bei dem anderen so. LG Nöck |
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