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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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29.05.2017, 01:23 | #1 |
Leitkultur
Ein deutscher Witz, wenn überhaupt, ist trocken.
Denn wenn du richtig lachen willst, dann trinke! Ein Deutscher trägt Sandalen nur mit Socken und Frauen, die verschleiern sich mit Schminke. Gesetz und Ordnung ist das halbe Leben. Die andre Hälfte macht uns Angst und bang. Wir planen lang und machen nichts "mal eben". Drum lebe ohne Freude, aber lang! Die Sprache unsrer Denker, unsrer Dichter, die wird bei uns gepflegt - geschont schon fast. Sie wird auch immer reicher, immer dichter mit Worten wie "Bezugsgebührenlast". Vertrauen ist ein Mangel an Beweisen. Kontrolle war noch nie zu groß bemessen. Wer sieht, wie seine Nachbarn abends scheißen, der kann sich denken, was sie mittags essen. Wir dulden keinen rückgewandten Glauben. In unsren Kirchen trinkt die Jugend Wein. Wer vergewaltigt wird, ihr müsst erlauben, der willigt schweigend in die Ehe ein. Ansonsten ist Demokratie uns heilig, solange alles brav so bleibt, wie's ist. Nur diese Trägheit ist uns manchmal eilig: Schieb ab! Vielleicht ist es ein Terrorist. |
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29.05.2017, 11:46 | #2 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Hallo Schmuddelkind,
gewiss hattest du einen triftigen Grund, diese Kategorie zu wählen.
Auf mich wirkt das Gedicht aber gar nicht humorvoll, sondern sehr zutreffend und somit gesellschaftskritisch. Ich habe es gerne gelesen und musste an manchen Stellen tatsächlich nicken. Wir planen lang und machen nichts "mal eben". Drum lebe ohne Freude, aber lang! Die beiden Verse stimmten mich gar nachdenklich. Ich bin auch ein akribischer Planer, der pedantisch am Ausgearbeiteten festhält. Da geht einem schon manches Mal etwas verloren, aber ich kann eben auch nicht aus meiner Haut. So bin ich eben auch "linientreu" und schätze alte Werte. Und möchte mich auch darin sicher fühlen, so, wie du es hier beschreibst. Gesetz und Ordnung ist das halbe Leben. Die andre Hälfte macht uns Angst und bang. Wo es mich, oder unsere Gesellschaft hinführt... ich wage es nicht vorauszusagen. In nachdenklicher Grundstimmung und mit freundlichem Gruß, Unar. |
29.05.2017, 12:33 | #3 |
R.I.P.
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Lieber Schmuddelkind!
Das ist mal wieder vortrefflich gelungen! Ich selbst fühle mich gar nicht getroffen, denn bei mire gilt: Wie es kommt, so kommts, was soll die Aufregung?
Numms leicht, nimms locker - nimm mich. Nein, ganz im Ernst - die Kategorie stimmt in meinen Augen, denn über die "Leitkultur" läßt sich nur spötteln. Ich selbst denke bei diesem Wort immer an die mater familias, die Leitkuh. Daumen hoch und Gruß von Thing |
29.05.2017, 22:47 | #4 |
Stellenweise genial, liebes Schmuddelkind. Tucholski sah ähnlich kritisch auf die Landsleute und wählte einen verwandten Ton.
Bravo! gummibaum |
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29.05.2017, 22:54 | #5 |
Forumsleitung
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30.05.2017, 13:31 | #6 | |||||
Vielen Dank an alle für eure Gedanken und mimischen Zusprüche!
Zitat:
Ich habe bewusst negative Stereotype aufgezählt, um deutlich zu machen, dass, abgesehen davon, dass ich es ohnehin befremdlich finde, zu fordern, dass sich irgendjemand an die Erwartungen anderer anpassen soll, eine Aussage der Form "Deutsch zu sein bedeutet x, y, z" sich notwendiger Weise in der willkürlichen Stereotypisierung erschöpft. Eine Kultur ist eben kein klar greifbarer Gegenstand; eine Kultur kennt auch keine Werte, verfolgt auch kein Programm. Kulturen sind in sich vielgestaltig, gegenläufig und widersprüchlich. Dass ich in meiner klischeehaften Darstellung dabei auch auf einige Wahrheiten gestoßen bin, die euch zu denken geben, ist mir nicht unangenehm. Wenn man sich, wie Thing gar nicht von der Kritik angesprochen fühlt und sie dennoch für berechtigt hält, unterstreicht dies eben dass in einer Kultur eben auch immer das Gegenteil existiert. Man mag all die Dinge, die ich genannt habe, vielleicht sehr zu recht, als typisch deutsch betrachten und dennoch wird man Mühe haben, auch nur einen Menschen zu finden, der genau dieser Beschreibung entspricht. Und dies gilt eben nicht nur für meinen spöttischen Leitkultur-Begriff, sondern für jeden solchen Begriff, den eine Regierung sich aus ihrer parteipolitischen Nase zöge. Zitat:
Zitat:
Da du Manches ja auch auf dich selbst bezogen siehst, Unar, und falls es nicht vermessen ist, öffentlich nachzufragen: Fühlst du dich denn unglücklich mit deinem Sicherheitsbedürfnis und deinem langfristig ausgerichteten Denken? Denn wenn nicht, scheinst du ja nicht so viel verkehrt zu machen und hast doch einen Weg gefunden, der für dich funktioniert. Falls doch, hast du doch zumindest ein Problem erkannt und das ist doch schon mal das Wichtigste. Menschen sind ja zum Glück sehr unterschiedlich und es gibt nicht den einen Königsweg zum Glück - und wenn doch, möchte ich meinen Text jedenfalls nicht als Wegweiser verstanden wissen (mit meinen unglaublichen 31 Jahren Lebenserfahrung). Zitat:
Zitat:
LG an alle! |
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30.05.2017, 20:55 | #7 | |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Zitat:
Ich fühle mich damit ganz gewiss nicht unglücklich. Vor mancherlei Vorschnelle hat es mich bewahrt. Was mir auf Grund meiner Unspontanität entgeht, weiß ich ja auch nicht. Nur manchmal würde ich mir eine kindlichere Sichtweise wünschen. Mal fehlt mir eine gewisse Unbeschwertheit. Das macht das Leben oftmals stupide. Vielleicht ändert sich das mal wieder, wenn man seine Schäfchen im Trockenen hat und das Kind aus dem Haus ist. Ich danke dir, dass du so ausführlich erklärt hast, was der Hintergrund zum Gedicht ist. Ich wünsche dir eine gute spontane Zeit, bleib wie du bist. Wer sich leiten lässt, findet auch einen Weg. Unar |
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01.06.2017, 10:34 | #8 |
Es passt schon auch in die Kategorie Humor. Ich amüsiere mich oft über den Wald von Hinweis –und Verbotsschildern.
Ich selbst muss wohl nicht typisch deutsch sein. In mir lebt eine Künstlerseele und durch meine Adern fließt französisches Blut von meiner Urururgroßmutter. Ich versuche jeden Tag mich zu disziplinieren (ha ha, doch typisch deutsch) aber ich bekomme einfach nicht punkt zwölf das Essen auf den Tisch. Aber ein gewisser Rahmen und eine gewisse Erdung sind im Leben sehr hilfreich. LG Schnulle |
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01.06.2017, 13:52 | #9 |
R.I.P.
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Liebe Schnulle Köhn -
das macht Dich sehr sympathisch!
Bei mir sind es Adlige von Vaters Seite her (Lölöwel von Löwenstein in der Mark Brandenburg), nichts auf mich überkommen, mütterlicherseits sind es Hugenotten aus der Schweiz (Luginbühl), von denen hab ich allerhand im Blut. Lieben Gruß von Thing |
01.06.2017, 18:29 | #10 |
abgemeldet
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satirisch klasse aufbereitet, die Leitkultur. Gerne geschmunzelt und drüber nachgedacht.
LG von Koko |
13.06.2017, 11:54 | #11 | |||||
Hallo Leute,
ich war eine Weile weg und hatte nicht die Möglichkeit euch zu antworten. Jedenfalls vielen Dank für euer Feedback und eure Sichtweisen auf dieses Thema. Zitat:
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LG |
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Stichworte |
ausgrenzung, identität, kultur |
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