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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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23.08.2016, 11:54 | #1 |
Der Parkplatz
Noch liegt sein Schatten auf dem Teer,
ich sehe Dach und Wand und finde doch das Haus nicht mehr, das hier so lange stand. Mein Vater hatte es geerbt und vor ihm manches Mal ein Vorfahr. - In die Tür gekerbt war eine alte Zahl. Noch rieche ich der Eltern Schweiß, Geburt und Tod und mehr. Dann blendet mich nur noch das Weiß der Streifen auf dem Teer... |
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23.08.2016, 15:06 | #2 |
R.I.P.
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Deprimierend, lieber gummibaum!
Aber metrisch besonders gelungen, auch die Zeilenumbrüche passen exakt. Ein Könner hat geschrieben! Liebe Grüße von Thing |
23.08.2016, 17:05 | #3 |
Danke für dein Lob, liebes Thing.
Metrische Grüße von gummibaum |
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23.08.2016, 18:52 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Hallo, gummibaum
Die Rückkehr des LI an die Stelle wo sein Elternhaus stand, die Erkenntnis, dass nicht ewigen Bestand hat, kommt ohne Effekthascherei ein bisschen melancholisch gut rüber in Deinem Gedicht. Mir ging es ähnlich, als ich nach vielen Jahren meiner Tochter mein Eltern- und Geburtshaus zeigen wollte und nur noch eine Baulücke vorfand. Mit Deinem Gedicht hast Du fertiggebracht, eine Stimmung zu zaubern ohne reportagehafte Schilderungen. Bravo! Liebe Grüße, Heinz |
23.08.2016, 20:32 | #5 |
Danke, Heinz. Ich freue mich. Auch über die das Thema gut illustrierende Baulücke.
LG gummibaum |
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24.08.2016, 12:44 | #6 |
Hallo gummibaum,
zuerst eine kleine formale Bemerkung: in der letzten Strophe finde ich das "Dann blendet mich nur noch das Weiß" etwas holprig. Vielleicht wäre das von der Formulierung her günstiger: "Inmitten blendet mich das Weiß" Das würde meiner Auffassung nach sowohl inhaltlich, wie auch formal dem Text etwas mehr Prägnanz verleihen, denn in deiner Version sind das Weiß der Streifen, wie die Familiengeschichte mehr oder weniger unabhängig voneinander und es gibt lediglich eine Aufeinanderfolge der beiden. Durch das "inmitten" könntest du das Weiß direkt in die Familiengeschichte hineinleuchten lassen. Das Gefühl des Verlustes wird dadurch intensiviert, weil es noch deutlicher wird, dass der Parkplatz es mit seinem Weiß verdrängt hat, noch in dem Moment, als das lyrische Ich die Erinnerungen leibhaftig gespürt hat. Außerdem sind Formulierungen wie "nur noch" ohnehin Füllwörter und es ist immer ganz gut, sie loszuwerden. ;-) Besten Gruß Nicholas Urfe |
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24.08.2016, 16:49 | #7 |
Danke, Nicholas Urfe.
Ich lasse es mal so. "Noch" und "dann" zeigen ein Zerfallen des Nachbildes, nicht seine Demontage seitens der Realität (Parkstreifen). Beste Grüße zurück gummibaum |
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24.08.2016, 16:59 | #8 | |
R.I.P.
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Zitat:
Eines meiner Gedichte lebt von diesem nur noch, das Du so abschätzig verwirfst. Und in gummibaums Gedicht ist es unverzichtbar! Freundlichen, staunenden Gruß von Thing |
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24.08.2016, 18:14 | #9 |
@gummibaum
Schade, dass mein Vorschlag keinen Anklang bei dir gefunden hat und ich respektiere natürlich deine Entscheidung. Vielleicht taugt mein Beitrag noch als Anregung für die Zukunft. @Thing Ohje, ich fürchte, wir werden heute keine Freunde... Du hast natürlich recht, dass ich mit meiner generalisierenden Aussage übertrieben habe. In dem Fall ist es sinnvoll zwischen zwei Fällen bei der Verwendung von Ausdrücken wie "nur noch" zu unterscheiden. 1. Der Ausdruck ist ein zentraler Bestandteil des Textes und steht im Mittelpunkt. Dies ist zum Beispiel gegeben bei Gottfried Benns "Bitte wann, bitte wo". Normalerweise gehört eine solche Wendung nicht in ein Gedicht hinein, weil sie viel zu banal und unpräzise ist. Bei Benn hingegen wird sie zu einer ironischen Wendung, die stilistisch verändert immer wieder auftaucht und auf diese Weise das Gedicht um unterschiedliche Bedeutungsebenen bereichert und ihm gleichzeitig durch die Nähe zur Alltagssprache seine Schwere nimmt. Ich habe dein Gedicht gerade nicht vor Augen, aber ich nehme an, dass du so etwas ähnliches gemeint haben wirst. 2. Der Ausdruck ist ein Füllwort um die richtige Silbenzahl zu füllen und übt an sich keine andere Funktion aus. Betrachten wir den Vers aus dem Gedicht genauer: "Dann blendet mich nur noch das Weiß". Nun nehmen wir diese Formulierung raus und schauen, ob sich der Inhalt verändert: "Dann blendet mich das Weiß". Möglicherweise ist es nur mein Eindruck, aber mir scheint, dass sich der Inhalt absolut nicht verändert. Darüber hinaus, und das ist möglicherweise auch nur mein Eindruck, zieht das "nur noch" den Vers unnötig in die Länge und nimmt ihm die Spannung. Es würde genau dann eine Funktion erfüllen, wenn neben dem Weiß des Parkplatzes noch etwas anderes blenden würde. Besten Gruß Nicholas Urfe |
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24.08.2016, 19:04 | #10 | |
R.I.P.
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Zitat:
Dein erster Satz ist bühnenreif. Kabarett. Das nur noch unterstreicht die Befindlcihkeit (Blöder Ausdruck!) des LI auf besonders eindringliche Art. Ich sehe schon, Du bist der gnadenlosen Kürzung verschrieben. Dann wirst Du Dich mit Ilka-Maria ihr gut vrstehen. Auch sie liebt es komprimiert. LG Thing |
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