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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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12.12.2013, 23:05 | #1 |
R.I.P.
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Bach-Liebe
Ein öder Graben nur,
was eben noch mein Bach gewesen. Wo bleibt die Wasserspur? Kleine Körper, die verwesen, wo einst der Glimmer sprühte, die Kiesel klickend rollten, das Scharbockskraut so brav erblühte und die kleinen Kinder tollten. In seine zarten Flanken fuhr gnadenlos der Winterwind, ließ einen fahlen Graben nur. Dort spielt kein frohes Kind. Mir singt er winters nicht sein Lied. Er schweigt, als habe er vergessen, wie oft ich dankbar von ihm schied. Nur ich kann dieses Grau ermessen. 12.12.13 |
13.12.2013, 00:24 | #2 |
Forumsleitung
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Das ist Dir auch widerfahren?
Mir auch! Solch ein Bach begleitete mich auch meine Kindheit lang. Aber dann war er fort. Dachte ich. Er war noch da. Viel später, sehr viel später, habe ich ihn wieder gesehen. Aber er war nicht mehr mein Bach. Er war tiefer. Der Weg entlang war verwildert. Und ich fand auch die Herberge nicht mehr, zu der dieser Bach geführt hatte. Das bezieht sich natürlich nur auf die erste Strophe, die mich emotional sofort am Wickel hatte, |
13.12.2013, 01:15 | #3 |
abgemeldet
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Mich ebenso - ein damals noch gesunder Bach mit klarem Wasser, nahe eines alten Klosters. In dem es Forellen und Flusskrebse gab, auch Stichlinge und im Frühjahr Kaulquappen, an dessen Ufer Frösche lebten. Und wunderschöne blaue Libellen, die in der warmen Sonne tanzten. Eine Zeit wie ein ewiger Traum, an die ich manchmal denke - so wie an den gleichaltrigen Freund, mit dem zusammen ich in einem langen Sommer das kleine Schiff baute, mit richtigen Segeln aus einem alten Laken - das fast so aussah wie jenes, auf dem ich später im Leben als Matrose arbeitete, auf dem Mittelmeer und dem Atlantik. Als ich vor einigen Jahren diesen Bach noch einmal besuchte, gab es ihn so nur noch in mir, den glücklich, verspielten Bildern der Kindheit - und mein Freund, Flüchtlingskind und Kriegswaise, war schon lange tot ...*
* Bin heute Nacht in einer eigenartigen Stimmung - wie in einem langen Abschied ... |
13.12.2013, 10:51 | #4 |
R.I.P.
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Liebe/r Ilka-Maria und Pedroburla -
der meine ist längst nicht mehr, was er einst war, aber er existiert immerhin noch und noch hat man nicht alle Bäume an seiner Böschung abgeholzt. Aber Jahr um Jahr rieht er sich weiter zurück. Danke für die Kommentare! Wehmütigen Gruß von Thing |
13.12.2013, 11:46 | #5 |
moin moin
nicht nur, dass das Gedicht von Thing schön beschriebene Jugendbilder erzeugt, nein, auch eure Kommentare haben einen so sehnsüchtigen Klang.
Schön war sie, meine Kinder und Jugendzeit. In ihr habe ich die Kraft und Freude zu Leben gelernt. Ein Gedicht das mich schmerzhaft an mein Stichlingsnetz erinnert. So schön Thing, auch wenn die Zeit alles ändert, uns ja auch. Danke. Curd Belesos |
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13.12.2013, 13:42 | #6 |
gesperrt
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Lieber Thing,
eine schöne Kindheitserinnerung hast du da mit deinem niveauvollen Stil wieder geschaffen! Da kommt Wehmut auf. Jeronimo |
14.12.2013, 21:29 | #7 |
R.I.P.
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Habt Dank, Curd Belesos und Jeronimo!
(Eine überarbeitete Fassung ist eingestellt) Schönen Abend Euch! Thing |
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