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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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21.03.2012, 13:19 | #1 |
Meine Antarktis
Egal wo ich stehe, egal wohin ich schaue,
der Tod ist Antarktis. Ob frierend im Feuerland, oder tanzend mit den Kiwis, der Tod ist Antarktis. Ob ich an meine Ahnen denke, oder an meine Erben, der Tod ist Antarktis. Ob ich erfriere im Eis, oder verbrenne im blauen Feuer, der Tod ist Antarktis. Selbst wenn mein Herz sich erwärmt, oder mein Fleisch röstet, der Tod ist Antarktis. Selbst wenn Blut mir aus dem Kopfesgeysir symmetrisch schiesst, der Tod ist Antarktis. Und auch wenn in meinem Kopf ich die Heimatweiden sehe, der Tod ist Antarktis. Denn dieses finstere Tal in dem ich wandere, da werde ich sterben, einsam, aber nicht verzweifelt, ich fürchte kein Unglück, und auch nicht die Furcht selbst, denn der Tod ist Antarktis. |
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21.03.2012, 13:30 | #2 |
Aber warum?
Ich hab das Gedicht jetzt bestimmt schon 10 mal gelesen, aber ich glaube, ich bin zu blöd dafür. Na ja, vielleicht muss ich es später nochma lesen, heute Nacht, wenn es kälter ist und ich die Antarktis fühlen kann. LG |
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21.03.2012, 13:31 | #3 |
abgemeldet
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Hall Aya,
das hat was Besonderes. Mir gefällt die übertriebene Wiederholung der Tod ist Antarktis. Da entsteht ein Gleichklang, der voran treibt. Dann spielst Du mit weiteren Wiederholungen und brichst sie zum Teil. In dem Moment, wo es monoton werden könnte, kommst Du mit Selbst wenn Blut mir aus dem Kopfesgeysir symmetrisch schiesst. Kopfesgeysir macht sowas von wach (betreffend Form und Inhalt)! Bevor Du den Schlüsselsatz das letzte Mal wiederholst, werden Deine Ausführungen länger, was die Schlusswiederholung noch einmal intensiviert. Auch Deine Beispiele gefallen mir. Liebe Grüße Encki |
21.03.2012, 14:30 | #4 |
Hi.
Die Antarktis als unbewohntes, sich innerhalb menschlicher Lebenszeitspanne nicht signifikant veränderndes Gebiet scheint, in Relation zur Erscheinung und Entwicklung von anderen Erdteilen, eine Konstante zu sein. Zugleich sind die klimatischen Bedingungen in jenem Erdteil ein Extrem: die größte Kälte, also die wenigste Wärme, also die wenigste Bewegung von Elementarteilchen findet sich dort, und das ohne jahreszeitlich bedingte Ausnahme. Das kontinentale Ausmaß verleiht der Antarktis zudem etwas gewaltiges, blendendes, das in der Lage ist, einen Menschen bis weit über seinen Handlungsradius hinaus zu umgeben - ein Individuum inmitten antarktischer Weiten wäre diesen (ohne viel Technik) hilflos ausgeliefert. Dein Gedicht hebt die Funktion sowohl der Antarktis als auch des Todes als Konstante, als "Nullpunkt" hervor. Leben ist Bewegung (Tanz, Herz, Geysir) - Tod ist Reglosigkeit; Leben, auch in seinem Verlöschen, ist Farbe (blaues Feuer, Blut, Heimatweiden) - Tod ist Weiße. Leben bedeutet, die Staffelstäbe weiterzugeben, das Sichablösen von Generationen - Tod ist konstant, immergleich. Die Wiederholung von "der Tod ist Antarktis" setzt den Tod bzw. die Antarktis auch in der Form des Gedichts als Konstante, als Ruhepol ein. - Im letzten "Zwischenspiel", verdeutlicht das lyrische Ich seine Abgeklärtheit gegenüber dem Leben, angesichts des Todes als eisiger Konstante. Durch Deinen Namen auf diesen Themenkomplex gestoßen, lese ich dieses Gedicht unter anderem als verweltlichten Ausdruck einer Abgeklärtheit, die, wo man ihr begegnet, üblicherweise religiös begründet ist: in vielerlei religiösen Zusammenhängen wird der Zustand der Totseins in freundlich verklärter Art und Weise als "ewiges Leben" imaginiert - also als Fortsetzung etwa von Bewegung und Farbe im Jenseits. Dem steht deine mit einem geographischen, also wissenschaftlichen, Begriff geführte Definition des Todes entgegen. Die Antarktis ist für mich auch dadurch, dass menschliches Interesse ihr beinahe nur in Form wissenschaftlicher Beschäftigung gilt, für mich mit einem nüchternen, sachlichen Bezug des menschlichen Geistes auf sie konnotiert. - Dennoch vermittelt mir das Bild etwas gewaltiges, in Form der heraufbeschworenen schier gigantischen Eismassen. Viele Grüße, Oliver Twist |
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21.03.2012, 14:33 | #5 |
Schöne, reflektierte Interpretation, OT!
Ich denke, ich muss es vor diesem Hintergrund noch n paar mal lesen. Vielleicht dringt es dann zu mir vor... LG |
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21.03.2012, 14:37 | #6 |
R.I.P.
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Erinnert mich zeilenweise an
"Die Schrecken des Eises und der Finsternis" von Ch. Ransmayr. Das Schlimmste an der Antarktis ist nicht die Kälte (die Du metaphorisch schilderst), sondern die fast ununterbrochene Dunkelheit, die als weitaus quälender empfunden wird. Hast Du auch darauf angespielt? Intensiver Text. LG Thing |
21.03.2012, 14:38 | #7 |
abgemeldet
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Aya, ich finde es total super!!!
Bin gerade richtig beeindruckt. Eine tolle Leistung. Liebe Grüße Peace |
22.03.2012, 02:06 | #8 |
@Peace: Dank Dir!
@Schmuddi: Und? Hast du heute gefroren? Ich hoffe nicht. @Thing: Ja, genau. Ich kenne dieses Werk von Ransmayr nicht (aber notiert ist es), aber du sprichst da etwas an, was zweifellos zu einer solchen Stimmung beiträgt. @Encki: So mit der Form habe ich es mir in etwa gedacht Beim Gleichklang hörte ich genau hin; liest sich viell. wie eine Hymne... @OT: Danke für die ausführliche Interpretation. Vor allem der letzte Absatz spielt da auf etwas an, was mir auch durch den Kopf ging. Ich gehe davon aus, jeder von uns hat eine Art Antarktis im Kopf...und eine Form des Todes ebenfalls. Die Zeilen werden durch den Leser lebendig. Wenn es mir gelungen ist, dann freut es mich sehr. Auch möchte ich diese Eismassen bald besuchen... |
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23.03.2012, 16:39 | #9 |
Die Atmosphäre ist ,,antarktisch´´, wenn ich so sagen darf.
Antarktisch eigene Atmosphäre, das gefällt mir schon. Es sind einige interessante Ideen enthalten, die Verknüpfung mit Religiöserei will mir ebenfalls zusagen, Gratulatation. Einen schönen Tag. |
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