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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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31.12.2023, 11:42 | #1 |
Das Thermometerhuhn
Ein Vogel rennt durch Neusüdwales,
Empfänger göttlichen Befehls. Dort flitzt der Thermometerhahn wie angepeitscht von eitlem Wahn. Ihm bleibt die Mühe nicht erspart, zwecks Fortbestandes seiner Art durch stetes Scharren mit den Läufen sich einen Hügel aufzuhäufen aus kompostiblen Pflanzenresten. Er sucht im Norden, Osten, Westen und selbstverständlich auch im Süden, bis seine Beine doch ermüden, darf Tag und Nacht sich einsam schinden, genügend davon aufzufinden, denn seine Thermometerhenne verjagte er von seiner Tenne. Des Nestes Stoff erschöpft sich bald in diesem schattenlosen Wald. Dann endlich steht der stolze Bau. Warum, das weiß man nicht genau. Details bedürfen noch der Klärung, doch sorgt des Blätterhaufens Gärung im Inneren für Ofenhitze, die stündlich mit der Zungenspitze besagter Thermometerhahn als seines Schöpfers Untertan, den Schnabel tief im warmen Mist, zu prüfen stets beflissen ist. Das Laub ist ständig umzuschichten, fast immer etwas abzudichten, hinzuzufügen, zu entfernen, bei Tageslicht und unter Sternen. Der Pflegeaufwand ist beträchtlich. Manch andrer Vogel denkt verächtlich: "Der will den Bürzel nicht benutzen, um ihn beim Brüten zu beschmutzen. Kanns eines Vogels Stolz verletzen, sich auf sein eignes Nest zu setzen? Drei Wochen Sitzstreik, aber dann wär er erneut ein freier Mann, statt lange hier herum zu eiern und seine Zunge auszuleiern." So lacht im Gummibaum der Hans, verspottet diesen Eiertanz, und auch das Riesenkänguru sieht staunend diesem Werke zu. Dann ist verstrichen ein Quartal voll Mühe, Plackerei und Qual. Der Nachwuchs darf nun endlich schlüpfen und fröhlich durch den Buschwald hüpfen. Sogleich lässt Vati sie allein im lichten Eukalyptushain. An diesem schönen Tage endet die Sorgfalt, die er aufgewendet. Ein kurzer Urlaub ist sein Lohn. Die Kükenfreunde warten schon. Der Taipan und die Todesotter erschnuppern nicht nur frischen Dotter. Die Tafel ist jetzt reich gedeckt, so wie Natur es wohl bezweckt. |
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31.12.2023, 17:03 | #2 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Gefällt mir gut, aber soviel Aufwand, um anderen den Tisch zu decken?
Die spinnt, die Natur! LG Nöck |
31.12.2023, 19:31 | #3 |
Dankeschön, lieber Nöck,
fürs "Gefällt mir". Das ist ja nur eines von zahllosen Beispielen aus dem Kuriositätenkabinett der Natur. Da wundere ich mich schon, dass solche Verhaltensweisen durch Evolution entstehen konnten. Andererseits: Was wäre von einem Schöpfer zu halten, der sich so etwas - und noch viel Absurderes - ausgedacht hätte? Ich armer Tor bin nach langem Studium der Naturgeschichte überfragter als je zuvor, was unwahrscheinlicher ist: Evolution oder Schöpfung. Wahrscheinlich werden wir den wahren Grund hinter allem nie erfahren. Und das ist wohl auch gut so. Besser den Grund nicht zu erfahren als die möglicherweise drohende Erkenntnis, dass es keinen gibt... Gruß Cornelius |
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