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22.01.2021, 10:39 | #1783 |
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Birgitta Sticher: "Polizei- und Kriminalpsychologie - Psychologisches Basiswissen für die Polizei", Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfiurt, 2007.
Wie der Untertitel bereits aussagt ("Basiswissen") befasst sich der weitaus größere Teil des Buches mit den Grundlagen der Psychologie, also mit den verschiedenen Theorien, Gehirn und Nervensystem, Wahrnehmung, Gedächtnis, Emotionen u.a.m. Für Leser, die über dieses Basiswissen schon Bescheid wissen, dürften deshalb lediglich die Kapitel über die Einschätzung der Glaubwürdigkeit von Zeugen und Tatverdächtigen und über Vernehmungstechniken interessant sein. Das Buch ist ein Lehrbuch, zwar verständlich geschrieben, aber sehr theoretisch. Gelesen habe ich es mit Blick auf Umsetzung in der Literatur, also für das Schreiben von Kriminalgeschichten. Wer sich bei einer Lektüre zu diesen Fragen unterhalten lassen will, sollte besser zu Büchern von Dieter Binding ("Der Verhörspezialist"), Michael Tsokos (Gerichtsmediziner), Nahla Saimeh ("Jeder kann zum Mörder werden2), Reinhard Haller ("Das ganz normale Böse"), Norbert Nedopil ("Jeder nmensch hat seinen Abgrund") und Paul Britton ("Das Profil der Mörder") greifen. Außerdem kann man im Internet auf youtube eine Menge Beiträge - Videos und Hörbuch - des renommierten Kommissars Josef Wilfling finden, u.a.: https://www.youtube.com/watch?v=P08W4bPiYV0 https://www.youtube.com/watch?v=fOIsmFdEHDw https://www.youtube.com/watch?v=2_pu...Y2Uj4rEX7O_Jzs |
22.01.2021, 20:04 | #1784 |
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Brigitte Bardot: "Memoiren", Lizenzausgabe Bertelsmann / Lübbe 1996.
Warum die Bardot? Ganz einfach: Ich habe aus Things Nachlass einige Bücher und DVDs erhalten (ihre Schwester liest nicht und schaut keine Kinofilme, konnte also nichts damit anfangen), und darunter befand sich dieser Wälzer, den ich mir jetzt vorgenommen habe. Thing bewunderte die Bardot, wohl nicht allein wegen ihrer Schönheit und Schauspielkunst, sondern auch wegen ihres Engangements für den Tierschutz. Sie muss sich wohl einmal für BBs Fondation interessiert haben, denn von dieser Organisation befand sich zwischen den Buchseiten ein Antwortbrief. Zum Buch, soweit ich nach den ersten ca. 130 Seiten berichten kann: Offensichtlich schrieb BB ihre Memoiren ohne Ghostwriter, was mich nicht überrascht, denn warum soll ein Multitalent - Schauspielerin, Sängerin und Balletteuse - nicht auch schreiben können? Vielleicht hat sie die Begabung von ihrem Vater mitbekommen, denn im Anhang der Memoiren finden sich eine Reihe seiner Gedichte, die von der Acadmie Française preisgekrönt wurden. Das Buch liest sich, da es in einem offenherzigen Plauderton geschrieben ist, locker, leicht und flüssig, ohne jedoch ins Banale zu verfallen. Was BBs Kindheit angeht, bin ich ziemlich ernüchtert. Gegen welche verstaubten Zöpfe hatten eigentlich die 68er in Deutschland protestiert? Die Hölle schien im angeblich so sinnenfreudigen Paris gelegen zu haben: Gegenüber der Strenge, Spießigkeit und moralischen Prinzipientreue des Elternhauses Bardot ging es in den 50er und 60er Jahren in meiner Familie unverschämt liberal zu. Auch die Einblicke in BBs erste Erfahrungen auf dem Filmset und der Bühne sind desillusionierend und öffnen jedem, der vom Ruhm als Filmstar träumt, die Augen, wie unbarmherzig hart dieses Geschäft ist. Dass sie, noch ein Teenager, diese Rosskur durchgestanden hat, kann man nur bewundern. |
23.01.2021, 11:50 | #1785 |
Hört sich sehr interessant an. Mal schauen, ob es das noch gibt.
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23.01.2021, 14:18 | #1786 |
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Gibt es noch, bei Amazon gebraucht sogar günstig.
Ungebraucht ist das Buch allerdings sehr teuer, zw. ca. Euro 125 und fast 300. Offensichtloch gibt es auf dem Büchermarkt so etwas wie Investitionsobjekte . |
28.02.2021, 14:02 | #1787 |
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Ich komme nochmal auf die Autobiografie der B.B. zurück:
Nach 545 Seiten muss ich leider sagen, dass mir diese Frau von Kapitel zu Kapitel unsympathischer wurde. Haltlosigkeit, Triebhaftigkeit, Untreue, und bei jeder Schwierigkeit im Leben am Rande des Nervenzusammenbuchs oder mit einem Suizid-Versuch beschäftigt (ging komischerweise jedesmal schief) ... so wiederholt sich alles von Seite zu Seite. Sie hat jede Beziehung in den Sand gesetzt, weil sie von keinem Mann die Finger lassen konnte, und entschuldigt sich damit, dass sie ein Recht darauf habe, so zu leben, wie sie eben ist. Obendrein maßt sie sich an, Catherine Deneuve als dümmlich zu bezeichnen (immerhin hatte die Deneuve die weitaus besseren Rollen gespielt), obwohl sie selbst in der Schule eine doofe Nuss war. Das ist schlicht und einfach mieser Stil. Wie ich an diversen Einträgen von Thing sehen konnte, hatte sie sich bis zum Ende des Buches durchgearbeitet Mir ist unverständlich, wie sie danach immer noch in die B.B. vernarrt sein konnte, die nur um sich selbst kreiste und auf die Gefühle anderer Menschen keinerlei Rücksicht nahm. Nicht einmal ihren Sohn nahm sie an, sondern ließ ihn von einer anderen Frau großziehen. |
18.03.2021, 09:42 | #1788 |
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Im Rahmen einer Filmanalyse habe ich mir einen Fernsehfilm angesehen, der hier nicht weiter der Rede wert ist, dazu war er zu mittelmäßig. Ulrich Tukur, der die Hauptrolle besetzte, wurde darin unter Wert verkauft. Mir fiel aber eine kleine, ältere Schauspielerin in einer Nebenrolle auf, die so wunderbar gespielt hatte, dass ich nach einer Biografie forschte. Und siehe da:
Carmen-Maja Antoni: "Im Leben gibt es keine Proben." https://www.amazon.de/Im-Leben-gibt-...6052961&sr=8-1 Flüssig und witzig geschrieben, erzählt Antoni von ihren Anfängen an Ost-Berliner Theatern, bevor sie fester Bestandteil des Berliner Ensembles (Brecht-Theater) wurde. Der Leser erfährt eine Menge über die Schwierigkeiten, die das DDR-Regime Künstlern auferlegte, die jedoch pfiffig die Regeln umgingen, zum großen Teil aber in die Bundesrepublik ausreisten, um frei arbeiten zu können (z.B. Angelika Domröse und Manfred Krug). Keine hübsche, aber eine faszinierende Frau mit starkem Charakter, mit großen Augen und einem intensiven Blick, bei der man spürt, dass sie ihren Beruf liebt. |
18.03.2021, 13:40 | #1789 |
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Bücher und Mimen
Hallo,Ilka,ich wollte gerade auf ein Buch hinweisen, ich lese es mit Erkenntnissen über politische Verhältnisse in der Sowjetunion während der Stalinzeit.Ludmilla Ulitzkaja "Eine Seuche in der Stadt" sehr lesenswert und hochaktuell.
In der Rubrik schreibst du über die Antoni.Bemerkenswert ,ist sie doch noch eine der alten brechtschen Darstellerinnen,die eine Figur darstellen, sehr glaubhaft,aber doch nicht so,dass man meinen könnte sie seien es selbst.Sie arbeitet so,dass das Handwerk, oder besser die Kunst noch sichtbar wird,ohne der Figur etwas zu nehmen. Das ist wie ein Angebot,nicht in eine Schublade der Rollen gesteckt zu werden,sondern Gegenteiliges einzubringen zu können.. Es gibt noch viele andere Schauspieler der ehemaligen DDR, die ohne großes Aufsehen Tolles leisteten.Z.B.Franziska Tröger(" auch nicht unbedingt schön" )sah ich jetzt zum 2.mal in einem Hollywoodfilm auch mit Jonny Depp.Oder Ursula Werner mit Elmar Wepper.Ich denke auch an Hoppe,dessen Karriere auch in ausländischen Produktionen Fahrt aufnahm.Carmen Maja Antoni war,wie du schreibst nicht unbedingt schön,da änderte auch der Vorname nichts daran.Manche der schönen älteren Schauspielerinnen,haben sich in ihrer Gestik und Mimik schon erschöpft,weil sie immer wieder auf ein bestimmtes Rollenkliscchee festgelegt wurden.Oder, wie du bei Ulrich Tukur gesehen hast unbedingt einen der tollen Alten spielen müssen,wie man z.Zt.in einigen Fernsehpruduktionen glaubt,Altersproblemen gerecht zu werden. Danke für deinen Buchtipp,ich werde es lesen. Danke auch für deine anderen "Korrekturen",aber in einem glaube ich sind wir konform:in der Liebe zu Mascha Kalekos Werken.Funny |
18.03.2021, 13:56 | #1790 |
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Nach dem, was die Antoni schreibt, war sie keineswegs auf Rollen festgelegt, schon gar nicht auf Brechts Stücke. Sie hat z.B. auch Lessing gespielt, ganz gegen ihren Typ, so auch die Minna. Jetzt, mit über 70, macht sie aber zusammen mit ihrer Tochter Lesungen und vertont Kinderhörbücher.
Dass der Hoppe aus der DDR stammte, wusste ich nicht, das habe ich erst aus dem Buch erfahren. Lesen musst du es nicht ungedingt. Es gibt auf youtube ein Bühnen-Interview mit Gregor Gysi, in dem sie alles genau so erzählt, wie sie es in der Biografie geschrieben hat. Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=0beBfKDJCnA Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=jSyAWYM_REE |
20.03.2021, 23:50 | #1791 |
Dabei seit: 11/2018
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Beiträge: 85
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Momentan den 3 Band von Parceval von Chris Landow.
Darin geht es um einen ehemaligen Bundespolizisten und Polizei-Ausbilder in Afghanistan, der wegen 15-fachen Mordes, im Gefängnis saß, und auf der Flucht vor der Polizei, seine Schwester und seine Nichte sucht, die beide, während eines grausamen Überfalls durch Taliban, bei dem er seine ganzen Polizeischüler in Afghanistan verliert, sucht. Im 1. Band wird er vom Berliner Kripo-Chef aus dem Gefängnis geholt, um bei der Suche nach einem entführten Mädchen zu helfen. Dabei kommt er einem Ehepaar auf die Spur, welches im Menschenhandel tätig ist und auch für das Verschwinden seiner Schwester und seiner Nichte mitverantwortlich ist. Im 2. Band befindet er sich auf der Flucht und wird Zeuge eines Überfalls auf einen Hochzeit-Konvoi. Er beschließt zu helfen und gerät dabei in einen blutigen Bandenkrieg zweier Mafia-Familien. Im 3. Band will er sich mit einem Informanten treffen und gerät dabei in eine Geiselnahme, als eine Gruppe IS-Kämpfer die Elbphilharmonie stürmt, um die im Gefängnis sitzende Frau des Anführers freizupressen. Zusammen mit einer befreundeten Kollegin, die eine Security-Firma leitet und auch in den ersten beiden Bänden vorkommt, beschließt er die Geiseln zu befreien. Diese Reihe ist sehr spannend geschrieben, mit einem coolen Helden, der ab und zu einen lässigen Spruch auf Lager hat und seinem weiblichen Sidekick. Kann ich nur empfehlen |
29.03.2021, 23:21 | #1792 |
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Rollo May: "The Cry for Myth", W. W. Norton, New York, 1992.
May hat sich als Psychotherapeut mit der Bedeutung des Mythos für den Menschen auseinandergesetzt. Er sieht in den Mythen ein Instrument zur Orientierung in allen Belangen des Lebens, aber auch ein Hilfsmittel für seine therapeutische Arbeit. Im ersten Teil geht auf Wesen und Funktion der Mythen ein. In Teil 2 geht es um die Mythen Nordamerikas, die maßgeblich sind für den dort herrschenden Individualismus, Narzissmus und den Glauben an den amerikanischen Traum maßgeblich sind. Dem stellt er in Teil 3 die Mythen der "alten Welt", also Westeuropas gegenüber, wobei er die Schwerpunkte auf Dantes "Göttliche Komödie" und Goethes "Faust" legt und wie diese Werke bis in unsere heutige Zeit hineinwirken. Auf das Buch bin ich während meiner Beschäftigung mit Christopher Voglers "The Writer's Journey - Mythic Structure for Writers", eine Darstellung der Archetypen und der zwölf (manchmal dreizehn) Stationen der Heldenreise, nach der fast jede Buch- und Filmgeschichte aufgebaut ist. |
08.04.2021, 07:28 | #1793 |
Ich habe gerade (noch einmal) „Reis aus Silberschalen" von Alice Ekert-Rotholz gelesen. Die Autorin hatte ich vor über 20 Jahren in einer Bibliothek entdeckt und mir einige Bücher von ihr gekauft, diese musste ich dann leider entsorgen, als ich vor ca. zehn Jahren mit meinem damaligen Lebensgefährten zusammenzog und nicht genug Platz für meine insgesamt über 200 Bücher war. Später versuchte ich, die Bücher von Alice Ekert-Rotholz wieder zu bekommen, es gab sie aber nicht mehr. Jetzt sind sie wieder zu haben, auch als E-Book - sehr praktisch. Das Buch ist zwar in der alten Rechtschreibung, aber das stört mich hier nicht. Aus heutiger Sicht würde man wohl Wörter wie „Mischling" nicht mehr verwenden. Es wurde aber nichts verändert, es ist die alte Ausgabe. (Dass es das noch gibt.) Der Roman ist 1954 erschienen.
Die Autorin hat einige Jahre selbst in Bangkok gelebt, von 1939 bis 1952. So erhält man Einsicht in eine uns eher unbekannte Lebensweise. Der Roman selbst handelt von Martha und Johannes Petersen. Martha kommt mit den gemeinsamen Kindern in den ersten Nachkriegsjahren aus Hamburg zu ihrem Mann nach Thailand, der dort eine Firma hat, und sie verbringen ein Jahr zusammen dort. Martha lernt die Lebensweise des Fernen Ostens kennen, die ihr Mann schon verinnerlicht hat, und verändert sich auch selbst ein wenig. Später, nach einer nervenaufreibenden Entführung, kehren alle zusammen nach Hamburg zurück. Auch wenn das Buch auktorial erzählt ist, viele verschiedene Personen auftauchen und nicht unbedingt immer ein roter Faden zu erkennen ist, halte ich das Buch für absolut lesenswert. Wir Europäer glauben meistens, dass alle anderen irgendwie doch genauso sind wie wir. Hier wird die Mentalität des Fernen Ostens derjenigen der "Ferangs" (Ausländer) gegenüber gestellt, was faszinierend ist (und übrigens in keiner Zeile rassistisch, auch wenn das Wort „Mischling" verwendet wird. Damals kannte man wohl gar kein anderes Wort). Weder die einen noch die anderen werden als besonders gut oder besonders schlecht dargestellt. Man merkt aber, dass zwei Welten aufeinander prallen. Mich überkam beim Lesen des Buches auch eine vollkommene Ruhe - nicht Langeweile. Die Autorin hatte es wirklich drauf, farbig und lebendig zu schildern, selbst wenn gar nichts Aufregendes passiert. Richtig spannend wird es dann aber noch zum Schluss. Fazit: Äußerst lesenswert. |
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08.04.2021, 09:41 | #1794 | |
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Wir sollten uns viel mehr mit solchen Lebensgeschichten befassen wie die hier vorgestellte, denn wir wissen viel zu wenig über die Mentalität der Menschen im asiatischen Raum. Bücher wie "Drachenläufer" und der Klassiker "Die gute Erde" sind immer noch Einzelfälle und von Autoren geschrieben, die entweder Europäer sind oder in einem westlich-demokratischen Staat leben. Sogar das Bollywood-Kino fristet bei uns nach wie vor ein Nischendasein, obwohl nirgendwo so viele Filme produziert werden wie in Indien. Vielleicht hast du schon einmal von der Engländerin Gladys Aylward gehört, die in China ein Waisenhaus betrieb und die Kinder vor dem Angriff der Japaner über die Berge in Sicherheit brachte. Ihre Geschichte wurde mit Ingrid Bergmann verfilmt. Was wir über den Nahen und Mittleren Osten wissen, haben wir vorwiegend nur einem Mann zu verdanken, dem leider mittlerweile verstorbenen Peter Scholl-Latour. |
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08.04.2021, 13:42 | #1795 | ||
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08.04.2021, 15:00 | #1796 | |
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01.05.2021, 10:07 | #1797 |
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Sidney Lumet: "Making Movies", Vintage Books, New York, 1996.
Habe das Buch zur Hälfte durch und bin begeistert. Lumet konzentriert sich nicht allein auf die Kernarbeit als Regisseur, sondern geht auch auf die Rollen der Drehbuchschreiber, Kameraleute und Schauspieler ein sowie auf die Themen "Style", "Rushes", "Print", "Cutting" (man erfährt einiges an Fachbegriffen und was dahintersteckt) und letztendlich auf die Filmmusik und den Mix. Der Regisseur muss von allem etwas verstehen, technisch, künstlerisch und psychologisch. Nichts wird dem Zufall überlassen, er ist die Mitte, in der alle Fäden zusammenlaufen. Das alles beschreibt er in klar verständlichem Englisch auf nicht mehr als ca. 200 Seiten. Dabei geht er bei einigen Themen durchaus auf Details ein. So beschreibt er z.B. im Kapitel über die Kameraarbeit an Film-Beispielen, wie er und der Photographer das Set und die Schauspieler ausgeleuchten ließen, um beim Zuschauer unbewusste Emotionen zu erzeugen (besprochen sind "12 Angry Men", "The Fugitive Kind", "The Hill", "Network", "The Deadly Affair", "The Morning After", "Prince of the City", "Dog Day Afternoon", "Long Day's Journey into Night", "The Verdict" und "Daniel"). Tolles Buch, Film-Freaks sehr zu empfehlen. |
03.05.2021, 18:08 | #1798 |
P. Howard -Das vierzehnkarätige Auto
Pseudonym von Jeno Rejto (Ungar), 43 im KZ ermordet; ist eine Detektivparodie, hatte es vor 25 Jahren schon mal gern gelesen und es im Bücherschrank neu entdeckt, also noch mal ran, fängt schon ganz lustig an. Werde wohl nicht mehr so lachen wie damals, aber zum Schmunzeln wird es reichen. Davor hatte ich mir erneut die Märchenmond Trilogie von Hohlbein reingezogen, immer wieder schön zu lesen und zu träumen. |
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19.05.2021, 07:06 | #1799 |
„Tiefe Narbe - Im Kopf des Mörders" von Arno Strobel. Vielleicht heißt das Buch auch „Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe." Das ist nicht genau zu eruieren, da die Zeile „Im Kopf des Mörders" auf dem Titel genau zwischen „Tiefe" und „Narbe" steht, und ich finde das Buch genau so schlecht wie den Titel, auch wenn der Autor ein Bestseller-Autor ist. Ich habe das Buch nur zur Mitte gelesen, das war langweilig genug. Es geht natürlich um Mord - Auftakt einer Reihe mit einem Oberkommissar - eine Leiche wird gefunden, dann noch eine - das ist genau so langweilig, wie es sich hier anhört - und zwischendurch werden in kursiv die Gedanken des Mörders eingestreut, der natürlich ein irrer Psychopath ist - da kann man wenigstens auf jede Logik pfeifen. Außerdem ist natürlich eine Leiche noch grausamer zugerichtet als die andere. Was ich weder spannend noch für den Leser als Nervenkitzel empfinde. Es scheint mittlerweile Usus zu sein, das in Krimis einzustreuen.
Was mich aber noch viel mehr gestört hat, ist der sprachliche Stil, z. B. Zitat „Ihre wasserblauen Augen standen in faszinierendem Kontrast zu den rückenlangen schwarzen Haaren und ihrem dunklen Teint. Sie trug ein knielanges hellblaues Kleid" Zitatende (es geht noch weiter, aber das erspare ich uns hier). Genau das Gegenteil von „Show, don't tell". Ich weiß, ich habe so auch schon geschrieben, aber hier habe ich erst gemerkt, wie statisch und unspannend das ist. Bleibt die Frage, warum solche Bücher Bestseller werden. |
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19.05.2021, 08:07 | #1800 | |
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Zitat:
Danke für diese Kritik. Sie zeigt den Anspruch, den du an Literatur hast. Solche kritischen Betrachter wünschte ich mir häufiger. Das Zitat ist ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Das ist nicht fette Butter, sondern verwässerte Margarine auf fadem Brot. Wasserblaue Augen stehen ohnehin mit nichts in Kontrast und sind wenig faszinierend, da muss es schon ein kräftiges, Blitze aussendendes Blau sein wie z.B. aus den Augen einer Liz Taylor oder eines Paul Newman. Und was heißt schon "rückenlang"? Bis zum Halswirbel oder bis zum Steißbein? Oder irgendwo mittendrin? Kurz gesagt: Deine Kritik läuft mir runter wie Öl. Krimis sind "in". Seit langem. Sie verkaufen sich besser als alle anderen Genres, sogar besser als Fantasy, was auch mächtig "in" ist. Worauf es ankommt, ist das Marketing. Wenn der Verlag das nicht erledigt, muss sich der Autor selbst darum kümmern: Anzeigen auf eigene Kosten, Lesungen, selbst organisiert - wer einen Job zu erledigen hat, wird das kaum nebenbei machen können. Wer allerdings einen Kontakt zur lokalen Zeitung hat, findet dort eine Besprechung oder wird sogar auf eine zweifelhafte Bestsellerliste auf Platz eins gesetzt - Freundschaftsdienst. So läuft der Laden. |
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19.05.2021, 12:44 | #1801 | |
Zitat:
Die Erklärung, wie schlechte Bücher trotzdem Bestseller werden können, ist schlüssig. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber ich las mal, dass man auch ein Regal im Buchladen „mieten" könne, um das eigene Werk darauf zu präsentieren. Das macht natürlich Eindruck auf die potenziellen Käufer, wenn ein Buch als erstes im Regal präsentiert wird. Ich weiß noch, wie ich als Kind immer das Buch haben wollte, das im Buchgeschäft nebenan einzeln auf dem Regal thronte . Es war allerdings auch meistens eines von meiner Lieblingsschriftstellerin als Kind, Marie Luise Fischer. |
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11.06.2021, 15:13 | #1802 |
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Etwas für Berlin-Freaks:
Wer diese Stadt liebt, dem kann ich "Berlin - Biographie einer großen Stadt" von Jens Bisky empfehlen (Rohwohlt, 2020). Auf ca. 900 Seiten schildert der Autor die Entwicklung der Stadt von ihren Anfängen am Ufer der Spree (Berlin) und auf der Spree-Insel (Cölln) bis heute, wobei er nicht nur auf die Herrschaftsverhältnisse und politischen Umwälzungen eingeht, sondern sich auch eingehend mit den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Fragen auseinandersetzt. Dabei gelingt es ihm, trotz vieler historischer Details, von denen Berlin in europapolitisch beeinflusst war, nie so weit abzuschweifen, dass ihm die Stadt als Hauptgegenstand seines Buches entgleitet. Sein Thema ist gut recherchiert, übersichtlich gegliedert und in eine gut verständliche, flüsslig zu lesende Sprache umgesetzt. |
05.07.2021, 17:19 | #1803 |
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Habe mich gerade durch "Dialog - Wie man seinen Figuren eine Stimme gibt" von Robert McKee durchgearbeitet. Alexander Verlag Berlin, 2018.
Über die Technik des Dialoge-Schreibens gibt es nicht viel Literatur, deshalb war ich erfreut, auf dieses Buch gestoßen zu sein. Auf ca. 300 Seiten geht der Autor sehr ausführlich auf das Thema ein. Er hat sie vierteilig strukturiert. Im ersten Teil behandelt er Begriff, Funktion, Inhalt, Form und Technik des Dialogs. Im zweiten Teil widmet er sich handwerklichen Fehlern und ihrer Behebung bzw. Vermeidung, im dritten Teil mit der Entwicklung von Dialogen und im vierten Teil mit dem Dialog-Design. Seine Theorien weist er dabei an Beispielen aus Fernsehen ("Die Sopranos"), Kino ("Lost in Translation"), Theater ("Fräulein Else") und Literatur ("Der große Gatsby") nach. Sicherlich kein Buch zur Unterhaltung, aber ein nützliches Handwerkszeug für Leute, die spannend schreiben und ihre Leser fesseln wollen. |
16.07.2021, 08:25 | #1804 |
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Bin mal wieder auf ein Buch in Sachen Kinofilm gestoßen, das mir lesenswert erscheint. Es ist zwar nicht mehr brandneu, hat mir aber Einblicke in Themen gegeben, die von anderen Autoren nur gestreift, wenn überhaupt erwähnt wurden.
"Dramaturgie des Films - Was Hollywood erzählt" von Michaela Krützen, Fischer TB, 3. Aufl., 2011. https://www.amazon.de/Dramaturgie-Fi...6416605&sr=8-2 Bei ihren Ausführungen hat die Autorin durchgehend (aber nicht nur) den Film "Das Schweigen der Lämmer" als Beispielgeber herangezogen. Die Autorin befasst sich z.B. zu Beginn des Buches (Teil I) ausführlich mit der sog. "Backstorywound" des Progagonisten. Bei ihren Ausführungen zu der Heldenreise (Teil II) geht sie u.a. auf das "free motif" ein, also Filmszenen, die eigentlich entbehrlich sind, weil sie die Handlung nicht verändern oder vorantreiben. In "Das Schweigen der Lämmer" wäre das z.B. Hannibal Lecters Ausbruch aus seiner Zelle, der für die Protagonistin und die Lösung ihres Problems unwesentlich ist. Damit verweist die Autorin auf Teil III des Buches, nämlich das sog. "Kino der Attraktionen", bei dem sich Action und Spektakuläres aneinanderreihen (sog. "props"). Am Ende geht sie auf die Unterscheidung von Serienhelden zu den Charakteren in Kinofilmen ein und arbeitet heraus, dass sie, um eine Serie fortführen zu können, statisch bleiben müssen, d.h., sich nicht entwickeln können und zu keinen endgültigen Lösungen kommen dürfen. Außerdem bringt die Autorin bei der Heldenreise ein neues Modell ein: Statt dass sich der Kreis wie bei Joseph Campbell schließt, der Filmheld also am Ende geläutert an den Ausgangspunkt zurückkehrt, lässt sie den Kreis wie eine Spirale offen. Ihrer Meinung nach müsse klar werden, dass der Held eben nicht wieder dort ankommt, wo er losgezogen ist, sondern als veränderter, weiterentwickelter Charakter über den Ausgangspunkt hinausgeht. |
25.07.2021, 23:20 | #1805 |
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Irvin D. Yalom: "Die Schopenhauer-Kur" (Roman), btb Verlag, 2007.
https://www.amazon.de/Die-Schopenhau...7241740&sr=8-1 Nachdem ich vor vielen Jahren von dem Autor "Und Nietzsche weinte" gelesen hatte, nahm ich mir jetzt den zweiten seiner insgesamt drei Romane vor. Wie viele andere Psychoanalytiker ist auch er stark von der Philosophie beeinflusst. Im Gegensatz zu meiner ersten Erfahrung mit seinem Werk war mir dieser Roman jedoch zu langatmig, und ich muss zugeben, dass ich ganze Passagen quergelesen habe. Im Mittelpunkt steht eine Gruppe von Menschen, die sich einer Gruppentherapie unterzogen haben. Es wird also sehr viel geredet in diesem Roman, was ich als Leser irgendwann nicht mehr wissen wollte, weil sich in den Dialogen vieles wiederholte. Zwischendurch werden immer Passagen aus Schopenhauers Leben eingeblendet. Letztendlich hat mich der Roman dazu bewegt, mir nochmal das Interview mit Jochen Kirchoff über Schopenhauer anzuschauen: https://www.youtube.com/watch?v=bf8BeB3mbwc |
27.07.2021, 12:17 | #1806 |
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Durch eine Buchbesprechung in der Frankfurter Allgemeinen bin auf "Krass - 500 Jahre deutsche Jugendsprache" von Matthias Heine gestoßen. Duden-Verlag, 2021. Das Buch ist informativ, unterhaltsam geschrieben, in kurze Kapitel gegliedert und mit zahlreichen Beispielen für die die einzelnen Zeitabschnitte (anfangs längere Zeiträume, die dann aber immer kürzer werden). Dabei geht der Autor auch auf Beispiele in der ehemaligen DDR ein, die im Westen nicht geläufig waren oder erst später vereinzelt aufgenommen wurden. Erstaunt nimmt der Leser zur Kenntnis, dass manche Wörter aus der Jugendsprache gar nicht so neu sind, wie zunächst geglaubt, dass ein Wort wie "krass" sogar schon 250 Jahre alt ist, damals allerdings eine andere Bedeutung hatte ("krass" bezeichnete einen Ahnungslosen, Unwissenden).
Das Buch liest sich flüssig, ich war nach zwei Tagen damit durch (hätte es aber auch an einem Tag schaffen können). |
20.08.2021, 11:32 | #1807 |
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Wolfgang Leonhard: "Die Revolution entlässt ihre Kinder", KiWi, 27. Aufl. 2014 (Jubiläumsausgabe).
Leonhards Mutter floh in den 30er Jahren vor den Nazis mit ihrem Sohn nach Moskau. Durch seine vorwiegend politische-stalinistisch geprägte Bildung und daran anschließende diverse Ämter in Moskau wurde er zu einem Russlandexperten. Nach dem Krieg gehörte er zum Kreis Walter Ulbrichts in Ost-Berlin. Detailliert schildert Leonhard den russischen Alltag, die Zusammenarbeit mit den internationalen kommunistischen Parteien und später mit der SED sowie seine aufkommenden Zweifel an den Idealen des Kommunismus bis hin zum Bruch mit dem Stalinismus und seiner Flucht nach Belgrad. Das Buch fordert wegen seiner genauen, bis in die kleinsten Winkel geschilderten Begebenheiten und Dialoge vom Leser Geduld. Für einen Historiker hingegen ist das Buch eine Goldgrube. |
03.09.2021, 22:02 | #1808 |
@Ilka
hast du nebenbei eine Bücherei laufen? Soviel gelesen habe ich zuletzt zwischen 10-16 Jahren. Zur Zeit lese ich die 100, zu spät gemerkt, dass es ein Jugendbuch ist, fällt mir echt schwer weiter zu lesen. Scheint das Buch zur Serie zu sein. 100 verurteilte Jugendliche werden auf die atombombenverseuchte Erde geschickt, um Überlebungsmöglichkeiten zu überprüfen. Als Jugendlicher findet man sich wahrscheinlich wieder, für mich ein Fehlgriff. Strobel schreibt nicht schlecht, Strugatzki, Lem völlig anders, aber Eschbachs Haarteppichknüpfer waren irgendwie er Hit der letzten Jahre. |
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03.09.2021, 22:19 | #1809 |
Übrigens, das Basiswissen für Kriminalisten dürfte eher außerhalb der KriPo gelesen werden, vielleicht wird manches davon in Kursen vermittelt, aber es dürften nur zwei Bundesländer eine KriPo Ausbildung finanzieren (Bremen und ?). KriPo bringt kein Geld, aber als Verkehrsjäger bringst du etwas ein. Als Datenfischer halte ich Hessen für sehr gefährlich mit ihrem Hessendata von den Ammis, auch NRW brüstet sich jetzt mit ähnlichem der gleichen Firma.
Vermutlich halten auch viele Richter ihre Zeugen für glaubwürdig, ohne zu wissen, dass man Vergangenheiten auch unbewusst konstruieren kann. Übrigens neue Denkanstösse erhielt ich von Cixin Liu mit der drei Sonnen Trilogie (SF), wunderbar, sogar die Kulturrevolution bearbeitet. Ich fand es interessant. Sorry, dies floss jetzt einfach alles aus mir raus, passt nicht alles hier rein. wünsche schöne Träume |
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03.09.2021, 22:33 | #1810 | |
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Zitat:
Ich lese gerade "The Philosophical Hitchcock" von Robert B. Pippin und gleichzeitig "Hegels Welt" von Jürgen Kaube. Entgegen meiner sonstistigen Gewohnheit gehe ich hier nich näher darauf ein, denn du hast mich total eingeschüchtert. Offensichtlich stimmt mit mir etwas nicht. Ich sollte einen Kurs im Daddeln machen, um wieder auf Kurs zu kommen und mich dem Zeitgeist näher zu fühlen. |
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04.09.2021, 22:42 | #1811 |
... ups, dies war niemals meine Absicht, da auch ich kaum den Zeitgeist verkörpere. Was ist daddeln?
Bisher warst du gut für mich zu lesen, zumeist sehr sachlich, dann verstehe sogar ich es. Bitte, bitte, schreib weiter ausführlich! Zeitgleiches Lesen gelingt mir zwischenzeitlich nicht mehr so gut, es sei denn, ein Buch erweist sich als schwere/langweilige Kost, aber ich will es gelesen haben. Tu ich mir aber kaum noch an. |
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05.09.2021, 00:08 | #1812 |
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An einem Spielautomaten, am Computer oder auf dem Smartphone spielen.
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17.09.2021, 07:46 | #1813 |
Ich habe gerade das Buch „Ich vernichte dich" von Brad Parks fast ausgelesen. Wahnsinnig spannend, ich hatte letzten Samstag angefangen und war Sonntagabend fast fertig. Es geht um eine Frau, der das Kind vom Sozialamt weggenommen wird und der Drogengeschäfte untergeschoben werden, sodass sie im Gefängnis landet. (Zum Glück bleibt sie nicht lange drin, ich mag Geschichten aus dem Gefängnis nicht.) Zeitgleich geht es um eine Staatanwältin, die gegen einen Vergewaltiger ermittelt.
Interessant ist, dass aus zwei Perspektiven erzählt wird - beide aus der personalen, aber einmal aus der dritten Person und einmal als Ich-Erzählerin. Das hatte ich neulich schon einmal in einem Buch von Simon Beckett gesehen und war ziemlich erstaunt, dass das wohl öfters so gemacht wird. |
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17.09.2021, 09:17 | #1814 | |
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Zitat:
Simon Beckett finde ich übrigens klasse. Hatte vor längerer Zeit "The Scent of Death" gelesen, und das hatte mir gut gefallen, weil der Krimi nicht aus der Sicht eines Ermittlers, sondern aus der eines Geichtsmediziners erzählt wurde. |
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17.09.2021, 14:13 | #1815 |
Simon Beckett finde ich auch klasse, leider weiß ich bei ihm nur meist nach den ersten zwanzig Seiten, wer der Täter ist.
Ich bin versucht, das mit den beiden Perspektiven, also einmal Ich und einmal 3. Person Singular mal auszuprobieren. |
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