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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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09.10.2020, 15:13 | #1 |
Forumsleitung
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Wohin?
Das Land, in dem ich heimisch war,
mit Herz und Seele, Haut und Haar, das mich auf festem Boden lenkte und meinen Wurzeln Nahrung schenkte, aus dessen Quellen ich einst trank, ist ausgezehrt und sterbenskrank. Die Stadt, in der ich heimisch war, geborgen, sicher vor Gefahr, die mich Kultur und Wissen lehrte und meinen Drang nach Freiheit mehrte, ist längst des Niederganges Raub: ein Schmuddelkind in Dreck und Staub. Das Haus, ich dem ich heimisch war und das mich schützte, Jahr um Jahr, vor Wind und Regen, Eis und Schnee, mir Zuflucht bot vor manchem Weh. und Frieden vor der Außenwelt, verfiel zu einem Trümmerfeld. Das Herz, in dem ich heimisch war, gesinnt zu glauben, es sei wahr, dass dieser Hort für immer währt, weil er von starker Liebe zehrt, zog eines Tags die Brücke hoch, und ich weiß nicht: Wohin jetzt noch? 09.10.2020 |
09.10.2020, 15:51 | #2 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Kommt zu meinen Favoriten.
Liebe Ilka-Maria,
das liest sich ganz fantastisch. Das Gedicht taugt unbedingt zum Rezitieren. Ich wurde, des unterschiedlichen Betonens, nicht müde. Musste mir die Verse mehrmals selbst laut vorlesen. Immer neue Sprechvarianten fielen mir ein. Immer mehr Spass bereitete mir der Klang der Worte. Nicht zu vergessen, die Botschaft. Da klagt ein Jemand, über Verlust. Über ein Verlorengehen und Verlorensein. Und mahnt sich an, will loswerden, will sagen, will fragen, will einen kleinen Anker haben, noch... ...und hat schon losgelassen, dichtgemacht, verliert sich doch. |
09.10.2020, 17:39 | #3 |
Auch mich beeindruckt dein Gedicht, liebe Ilka-Maria, sehr. Auch ich halte es für gelungen. Aber ich finde es vom Gehalt her zutiefst deprimierend.
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09.10.2020, 22:28 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Liebe Ilka-Maria,
über die Qualität Deines Gedichts kann ich nur sagen: Hervorragend. So gut hätte der verstorbene Fred Feuerstein seine eigene Grabrede nicht formulieren können. Es juckt mich in den Fingern, eine "Gegendarstellung" zu schreiben, welche die Leser/innen nicht zum Weinen bringt. Liebe Grüße, Heinz |
09.10.2020, 23:53 | #5 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Aber warum bringt mein Gedicht die Leser zum Weinen, wenn es doch nur besagt, dass nichts auf dieser Welt und im Leben Bestand hat? Alles ist im Wandel. Auch wenn die Frage aufkommt, wohin oder wie überhaupt es weitergehen soll, ist eins gewiss: Es geht immer weiter. |
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12.10.2020, 15:07 | #6 |
Gerne schließe ich mich denen an, die das Gedicht loben. Starke Bilder, und vor allem auch die tolle Idee des Aufbaus: Land -> Stadt -> Haus -> Herz.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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