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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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29.07.2020, 16:19 | #1 |
Abyss
Ich trage das Licht in die dunkelsten Ecken,
beleuchte den Abgrund, den du dort versteckst, beginne den schlafenden Schatten zu wecken, und träume, dass du mich mit Schwärze bedeckst. Ich fühle die Hoffnung im Innersten glimmen und spüre das Feuer, wie du mich verzehrst! Die kältesten Tiefen will ich dir durchschwimmen, dein Wesen aufnehmen, wenn du dich entleerst. Ich tauche tief in dich, ertaste die Binden, den Schmerz will ich lindern und küsse dich sacht, doch du drehst dich um, Silhouetten verschwinden und ich erwach einsam in dunkelster Nacht. |
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29.07.2020, 19:23 | #2 |
abgemeldet
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hallo Mohrel -
das ist ein Psychotext. wahnsinn! bussi r |
30.07.2020, 01:59 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Mohrel,
dem Lob Ralfchens schließe ich mich gern an und nicht nur den Inhalt, auch die Form (beinahe formvollendete Amphibrachys) bringt mich zu stehendem Beifall. Ein kleiner Vorschlag: Statt "und spüre das Feuer, wie du mich verzehrst! Die kältesten Tiefen will ich dir durchschwimmen, dein Wesen aufnehmen, wenn du dich entleerst." schlage ich vor: "und spüre das Feuer, das mich fast verzehrt! Durch kälteste Tiefen will ich zu dir schwimmen, dein Wesen erkennen, das mich nur begehrt" Grund: Auch Ralfchen wird damit einverstanden sein, dass eine ejactulation sub aqua a bisserl verwässert wird. Liebe Grüße, Heinz |
30.07.2020, 07:09 | #4 |
Hallo ihr beiden
@Ralfchen
Muhahahaha! Psychotext... 😁 Hast du jetzt Angst vor mir? Bussi @Heinz Über dein Lob freu ich mich besonders! Dankeschön Beim Schreiben hatte ich ein anderes (nicht verwässertes) Bild vor Augen. 😉 Dennoch danke für deinen Vorschlag. Liebe Grüße |
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30.07.2020, 12:40 | #5 | |
Gast
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Hallo Mohrel
beeindruckende intensive Zeilen und die langen Verse lässt du wunderbar fließen. Meine liebsten Verse: Zitat:
Ich lese ja nicht immer gern andere Gedichte, aber Abyss liest sich so wunderbar, ich hab es, glaub ich, 10 mal gelesen. Und immer denke ich, es muss doch sehr interessant sein in deinen Träumen vorzukommen. LG Andri |
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30.07.2020, 12:56 | #6 | |
Forumsleitung
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Liebe Mohrel,
ich will kein Spielverderber sein, denn auch mir gefällt dein Gedicht, und dem Lob der anderen User will ich gerne zustimmen. Aber nicht bedingungslos ... denn mit den ersten beiden Versen stehe ich trotz der schönen Formulierung und dem angenehmen Rhythmus auf Kriegsfuß: Zitat:
Ich nehme an, das es sich bei dem "Abgrund" um eine dunkle oder unergründliche Seele handeln soll. Warum nicht einfach den Begriff "Seele" verwenden? Oder noch eleganter "... [ich] beleuchte den Thymos, den du dort versteckst ...". Ist zwar auch Singular, aber eine Seele ist ja spaltbar und beweglich, nichts Festes wie ein Abgrund. LG Ilka |
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30.07.2020, 14:22 | #7 | |
abgemeldet
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Zitat:
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30.07.2020, 15:16 | #8 |
Hallo liebe Ilka,
ich danke dir vielmals!! 😊 Du hast recht, auf "Ecken" müsste ebenfalls ein Wort im Plural folgen! Das ist mir bis zu deinem Kommentar gar nicht aufgefallen.. Deine Annahme ist fast richtig, denn es bezieht sich nicht auf die Seele, sondern auf den Teil eines Selbst, den man nicht wahrhaben kann oder will, aus Angst in einen Sog hinabgezogen zu werden. In diesem Zusammenhang erschien mir "Abgrund" am treffendsten, auch deshalb, weil ein Abgrund für mich nichts festes, sondern etwas unheimliches und tiefes ist, das man eben nicht greifen kann. Damit ist allerdings das Pluralproblem immer noch nicht gelöst.. "Thymos" kann ich in seiner Bedeutung zwar nicht gänzlich erfassen, aber es bezieht doch eher auf einen körperlichen/sterblichen Aspekt, was es aber auch nicht richtig trifft.. Hm. Vielleicht fällt jemandem noch ein anderes Wort ein? Liebe Grüße |
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30.07.2020, 15:29 | #9 | |
Zitat:
Ja, meine Träume sind zur Zeit recht wild 😁 Ich freue mich riesig über deinen Kommentar, lieber Andri! Dankeschön Letztendlich kommt es eh nur auf die eigenen Bilder an, die man beim Lesen vor Augen hat! Liebe Grüße |
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30.07.2020, 15:46 | #10 |
Hallo Mohrel
Ein wirklich wunderschönes Gedicht hast du da geschrieben.
Es hat etwas atemloses, dunkles, geheimnisvolles. Ich bin tief hinabgestiegen in deine Gedankenwelt. Gruß vom Herzen Blade |
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30.07.2020, 16:28 | #11 |
Hallo Blade
Atemlos, dunkel und geheimnisvoll
gefällt mir 😁 Ich danke dir! Liebe Grüße |
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30.07.2020, 18:42 | #12 |
abgemeldet
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Ja - ich habe vergessen, dich auch am Ende meines Beitrags zu grüßen, das hole ich jetzt nach:
Gruß vom Schrittmacher |
30.07.2020, 18:45 | #13 |
Hallo Mohrel,
auch ich habe dein Gedicht schon mehrfach gelesen... An sich kann ich, außer, dass auch ich berührt bin, nichts zur Diskussion beitragen. Aber da du schon fragst: "Ich trage das Licht in die dunkelsten Ecken, beleuchte die Tiefen, die du dort versteckst," |
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30.07.2020, 19:25 | #14 |
Oh Ralfchen...
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30.07.2020, 19:26 | #15 | |
Zitat:
ich danke auch dir! 😊 Ja, manchmal ist es gar nicht so leicht das richtige Wort zu finden.. "Tiefe" wollte ich eigentlich vermeiden, weil es sonst zu einer unschönen Wiederholung in Strophe 2 kommt. Liebe Grüße |
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30.07.2020, 19:37 | #16 |
abgemeldet
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30.07.2020, 19:46 | #17 |
Ein 2. Mal
Auch ich habe es noch mehrmals gelesen und finde es immer schöner. Es ist jetzt in meiner Favoriten Liste.
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30.07.2020, 20:28 | #18 | |
Ein sehr guter, absolut konsistenter Text, meiner Ansicht nach.
Zitat:
Ein Abgrund ist eine beliebig-räumliche Form; deshalb darf diese Form, wenn sie nicht komplett rundlich ist, aus vielerlei Raumecken bestehen. -- Im Text werden vielerlei Ecken eines Abgrundes beleuchtet. Absolut plausibel. Ich denke, es wäre keine sprachliche Verbesserung, wenn man jeder Ecke einen einzelnen Abgrund zuwiese. Dann hätte jeder Abgrund die Form eines Kegels (mit der Spitze nach unten) -- seine Spitze sei die einzige Ecke, und der Rest sei rund. (Warum sollte man das überhaupt einzeln zuweisen? Das wäre so, als würde man jeder einzelnen Kartoffel einen eigenen Keller zuweisen.) Bei "Abgrund" denke ich eher an komplexere Formen, mit Brüchen, Rissen und so weiter. Diese Vorstellung kann nicht falsch sein. |
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30.07.2020, 22:13 | #19 |
Forumsleitung
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Pjotr, das steht in dem Gedicht so, wie du es auffasst, nicht drin. Die Rede ist nicht von einem durchgehenden Abgrund, egal ob rund, oval, quadratisch oder sonstwie, der vier spitze oder abgerundete Ecken hätte. Dort steht, dass der Abgrund, und zwar ein einziger Abgrund, in den Ecken versteckt ist. Oder klar ausgedrückt: Er hat keine Ecken, sondern steckt in ihnen drin. Erkläre das bitte mal so, dass es einleuchtet. Zumal Mohrel gar keinen echten Abgrund, sondern einen metaphorischen Abgrund meint, der mit Geometrie nichts zu tun hat. Es ist eine philosophische Frage.
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31.07.2020, 00:11 | #20 |
Du argumentierst dahingehend, dass man einen einzigen Abgrund nicht in mehreren Ecken verstecken könne. Nun, dann kann man gleichermaßen sagen, dass man einen einzigen Abgrund nicht in einer einzelnen Ecke verstecken kann.
Ich würde das "Verstecken" ohnehin nicht so streng wörtlich lesen in dem Sinn, dass das Eine das Andere verdeckt, sondern dass das Eine sich im Anderen tarnt, indem es gewissermaßen dieselbe Farbe oder Struktur annimmt, wie ein Chamäleon aufm Baum. Sicher, da stimme ich Dir zu, ist das kein echter Abgrund, sondern eine Metapher. Das tut aber nichts zur Abgrund-Sache per se. Diese Metapher ist ein Abgrund-Bild und kein Abgrund-Unbild, zumal von visuellen Sachen wie Licht und Ecken die Rede ist. Außerdem, wenn es die totale Abstraktion wäre, erübrigte sich schon das erste Argument bezüglich "in den Ecken verstecken". Allerdings: Wenn man, vom Sprachgefühl her, in der zweiten Zeile "Abgründe" im Plural erwartet, kann ich dieses Sprachgefühl durchaus nachvollziehen, und zwar dann, wenn ich an folgende Redewendung denke: "Da tun sich Abgründe auf". Da gibt Gugl 6000 Treffer, während "Da tut sich ein Abgrund auf" nur 600 mal trifft. Jedenfalls sehe ich kein Argument gegen die Sichtweise, dass viele Ecken einen einzigen Abgrund ausmachen. |
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31.07.2020, 00:42 | #21 |
Forumsleitung
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Es geht in dem Gedicht nicht um Geometrie.
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31.07.2020, 01:06 | #22 |
Hallo Pjotr,
Danke für das Lob und dafür, dass du dich mit dem Text beschäftigst! Es fällt mir schwer Erklärungen zu meinem Gedicht abzugeben, weil ich nicht die Wirkung verändern möchte, die es auf jeden einzelnen hat, das Gefühl, das dabei entsteht und die eigene Interpretation. Die Ecken stehen eher für Bereiche, Verwicklungen, wie in einer Höhle z.B. .. Den Abgrund - die Abgründe will man vertuschen, verstecken, im "Dunkeln lassen" sozusagen.. Liebe Grüße |
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31.07.2020, 01:07 | #23 |
31.07.2020, 01:30 | #24 |
31.07.2020, 11:27 | #25 | |
Zitat:
ach je, das hatte ich glatt übersehen! Dir auch liebe Grüße |
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31.07.2020, 13:14 | #26 | |
abgemeldet
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Zitat:
Heinz, kannst du das näher erläutern? Ich würde gerne lernen, wie man diese Amphibrachys herstellt. //// Hallo, Mohrel, Was für ein Gedicht. Das ist sicherlich in der rechten Spalte gelandet. Emotionen ohne Ende. Mfg |
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31.07.2020, 15:36 | #27 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo JavaScript,
den Versfuß des Amphibrachys mag ich, weil er zu einem "rollenden" Rhythmus verführt. Wenn ich ein kleines x für eine Senkung, ein großes X für eine Hebung nehme, dann sieht der Versfuß so aus: xXx Verwechslungsgefahr besteht, wenn mehrere Amphibrachien folgen: xXxxXxxXxxXx manche halten das dann für Daktylen (Xxx) mit Auftakt und übersehen, dass es schlicht mehrere Amphibrachien (xXx xXx xXx xXx) sind. Ich schau mal nach, ob ich auf die Schnelle ein Gedicht finde, das in Ampgibrachys geschrieben ist. Gruß, Heinz Hier zumindest mal zwei Strophen: Gedichte sind out und nur Spinner und Träumer versuchen mit Versen verhärtete Herzen zu rühren, probieren vergeblich mit Worten verschlossene Türen von Räumen zu öffnen, in denen die Seelen im Dunklen verharren. xXx xXx xXx xXx (Gedichte sind out und nur Spinner und Träumer) xXx xXx xXx xXx xXx xXx xXx xXx xXx xXx xXx xXx xXx xXx xXx xXx Ins düster beschattete Zimmer verirrt sich........xXx xXx xXx xXx ein Blättchen Papier, der Gefangene findet‘s,.....xXx xXx xXx xXx und mühsam entziffern die halbblinden Augen...xXx xXx xXx xXx die zierlich geschriebenen Lettern und Tränen....xXx xXx xXx xXx benetzen nach Jahren das Antlitz des Lesers......xXx xXx xXx xXx Du kannst erst einmal improvisieren, mit Wörtern, die als Amphibrachys existieren, z.B. Dezember, Kalender. Im kalten Dezember, ganz spät im Kalender, erscheint uns das Christkind mit Flügeln im dünnen Gewand. Viel Spaß beim "Basteln"! H. |
31.07.2020, 18:40 | #28 |
Hallo und Danke, lieber JavaScript,
Emotionen sind wie die richtigen Gewürze, ohne sie schmeckt alles irgendwie langweilig.. 😁 Hallo Heinz, Danke für die schöne Erklärung! Liebe Grüße |
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01.08.2020, 09:00 | #29 |
Hallo Mohrel,
ganz wunderschöne Zeilen voller Tiefe sind Dir hier gelungen. Liebe Grüße Silver
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01.08.2020, 21:31 | #30 |
Hallo Silver
Vielen Dank für dein Lob!
Ich freu mich 😊 Liebe Grüße |
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02.08.2020, 17:43 | #31 |
abgemeldet
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Servus –
Ich freue mich schon auf ABYSS II. Liebe Grüße R |
06.08.2020, 07:53 | #32 |
Ergreifendes Werk!
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06.08.2020, 13:45 | #33 |
abgemeldet
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