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15.10.2019, 18:51 | #1 |
Die alte Dame
Sie hasste es, mit der U-Bahn zu fahren. Die vielen Leute, das Gedränge und der Lärm lösten schon immer ein Gefühl des Unbehagens in ihr aus. Blickkontakt vermied die alte Dame so gut es ging, weshalb sie stets eine Zeitung in ihrer Tasche mit sich trug, in welcher sie - meistens eher desinteressiert - zu lesen versuchte, sobald sie einen Sitzplatz gefunden hatte.
Kaum niedergesetzt, bereute sie es schon wieder. Als der Gestank von Fast Food in ihre Nase drang und der Gegenüber auch noch lautstark zu telefonieren begann, wäre sie am liebsten sofort ausgestiegen. „Früher war alles besser...“, dachte sich die in die Jahre gekommene Frau, schlug die Zeitung auf und überflog die Überschriften der Chronikartikeln. "Pensionist nach Raubüberfall tot in Wohnung aufgefunden - ... und vorallem sicherer" murmelte sie leise, als sie plötzlich an ihren, durch Lungenkrebs, verstorbenen Ehemann denken musste. "Karlsplatz - umsteigen zu den Linien U1 und U2" Von der Durchsage aus den Gedanken gerissen, stellte sie ärgerlich fest, eine Station zu weit gefahren zu sein. Hastig aufgestanden, drückte sie sich, die Zeitung immer noch in der Hand haltend, durch mehrere Personen zur Tür, um nicht auch den nächsten Ausstieg zu verpassen. Endlich aus der U-Bahn draußen, steckte die Alte das Tagesblatt in die Tasche, wobei sie erst jetzt bemerkte, dass ihr Portemonnaie verschwunden war. "Das war bestimmt dieser große, schwarzhaarige Mann, der sich neben mich gesetzt hatte.", sagte sie wütend. Das Geld war ihr egal, viel mehr störte sie, dass der Dieb jetzt ihre Personalien kannte. Zuhause angekommen, legte sie ihre Sachen an die gewohnten, dafür vorgesehenen Plätze und machte sich gleich danach etwas zu essen. Es läutete an der Tür, als sie gerade einen Biss von dem Wurstbrot machen wollte, welches sie eben erst zubereitet hatte. Ebenso hektisch wie genervt, eilte die alte Dame zum Wohnungseingang und sah durch den Spion, um einen Blick auf den "Störefried" zu erhaschen. Sie konnte nicht viel erkennen, da das Licht am Gang wieder einmal ausgefallen war, aber es reichte, um die Person als jenen Mann zu identifizieren, der in der U-Bahn neben ihr gesessen hatte. Sofort überkam sie ein Gefühl der Angst. "Erst hat er mir mein Geldbörsl gestohlen, jetzt will er auch noch meine Wohnung ausräumen", flüsterte sie vor sich hin. Kaum hatte sie diese Worte leise ausgesprochen, griff die verängstigte Frau zum Telefon und wählte die Nummer der Polizei. "B..bitte kommen Sie so sch..schnell es geht in die...", stotterte die Dame, als plötzlich ihre Stimme verstummte. Kurz später trafen zwei Beamte in der Wohnung ein. Als sie die alte Dame reglos am Boden liegen sahen, verständigten sie umgehend die Rettung - doch vergebens. Sie war bereits tot. |
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15.10.2019, 19:18 | #2 | |
Forumsleitung
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Zitat:
dieser Absatz liest sich reichlich merkwürdig. Einer Frau ist das Portemonnaie abhanden gekommen, sehr wahrscheinlich mit Bankkarte und Personalausweis darin, aber statt sofort den Verlust bei der Polizei anzuzeigen und die Bankkarte sperren zu lassen, geht sie nach Hause und schmiert sich ein Wurstbrot? Als der vermeintliche Dieb des Portemonnaies vor ihrer Wohnungstür steht, ruft sie per Telefon die Polizei, und als diese eintrifft, ist die Frau tot. Wieso? Sie hatte die Wohnungstür doch gar nicht geöffnet. Hat sie etwa vor Angst einen tödlichen Herzanfall erlitten? Und wieso wussten die Polizisten, wohin sie fahren sollten, wenn die Frau gar keine Gelegenheit mehr hatte, ihren Namen, ihre Adresse und den Grund ihres Anrufs zu sagen? Dieses Ende ist unausgegoren, zu abrupt und wenig originell. Offen gesagt, hatte ich beim Auftauchen des Mannes vor der Wohnungstür erwartet, dass er sich nicht als Dieb, sondern als ehrlicher Finder des Portemonnaies herausstellt, die alte Dame also einem Vorurteil erlegen war. Oder auch nicht, falls sich der Mann mit dem Portemonnaie ihr Vertrauen und den Zugang zu iher Wohnung verschaffen will. |
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15.10.2019, 19:54 | #3 | |||
Hallo Ilka-Maria!
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15.10.2019, 20:23 | #4 | |
Forumsleitung
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15.10.2019, 21:20 | #5 | |||
Zitat:
Zitat:
Vielleicht war Rätsel der falsche Ausdruck. Ich wollte, dass der Leser zum Überlegen angeregt wird, was ja ein offenes Ende auszeichnet. Und genau DAS hast du getan. Hatte die alte Dame einen Herzinfarkt und ist ihrem Vorurteil erlegen, oder war der Mann wirklich ein Dieb? Insofern sehe ich nicht, was an dem Ende verkehrt sein soll. Zitat:
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15.10.2019, 22:01 | #6 | ||||
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15.10.2019, 22:53 | #7 | |||
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Allein der Fakt, dass du dir Gedanken über die Optionen des Ausgangs gemacht hast, bestätigt meine Aussage von vorhin. Zitat:
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15.10.2019, 23:05 | #8 | |
Zitat:
ich habe das Gefühl, dass du das offene Ende gesetzt hast, nur um ein offenes Ende zu haben. und das ist eben handwerklich ausbaufähig. Über Deutschlands größte Tageszeitung gab es mal den Ausspruch, dass nur sie es schaffe, eine Regierungserklärung auf DIN A4 verständlich aufzuschreiben. Nun mag man von dem Blatt halten was man möchte, aber es verdeutlicht, dass es oft schwieriger ist, ein Sachverhalt kurz darzustellen als lang. Eine Kurzgeschichte lebt davon, dass die einzelnen Worte und Sätze feiner ausgefeilt sind als zB in einem Roman. ich sehe das also nicht als 'an jedem Detail aufhängen', sondern als Notwendigkeit bei der Erstellung und Beurteilung einer Kurzgeschichte. |
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15.10.2019, 23:45 | #9 | ||
Zitat:
Mir war schon, bevor ich mit dem Schreiben des Textes begonnen habe, klar, wie die Geschichte enden soll. Nämlich offen und zwar so, dass der Leser selbst für sich entscheiden muss, wie die Geschichte ausgeht. Zitat:
Aber wenn es dich beruhigt, werde ich sie noch ihren Namen plus Adresse durchgeben lassen. |
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16.10.2019, 07:09 | #10 | ||
Hallo Rebo,
mir gefällt deine Geschichte. Du hast ein gutes Erzähltempo durchgehalten, die Geschichte wirkt spannend. Am Schluss könnte man etwas verändern - dazu wurde ja schon viel geschrieben. Ich persönlich finde es immer recht einfach für den Autor, die Geschichte mit dem Tod des Protagonisten enden zu lassen - der ist tot - Trommelwirbel - und die Geschichte darum aus. So, jetzt kann der Leser erschüttert sein. Ich finde, das ist kein originelles Ende, im allgemeinen. Allerdings schaffst du es hier, dass es dennoch von der Spannung her passt. Ein unschönes Partizip und ein nicht so überragender Stil sind mir hier aufgefallen: Zitat:
Besser: "Sie stand hastig auf und hielt die Zeitung fest in der Hand, während sie sich an den Leuten vorbei zur Tür drängelte. Bloß nicht auch noch den nächsten Ausstieg verpassen!" LG DieSilbermöwe Hallo kuse, Zitat:
Für mich hat Rebo das mit seiner Geschichte hier geschafft. Ich fühlte mich gut unterhalten. LG DieSilbermöwe |
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16.10.2019, 10:39 | #11 | ||
Forumsleitung
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Zitat:
Ziemlich viele Redundanzen, Ungereimtheiten und schlecht gewählte Ausdrücke machen die Story nicht besser: Zitat:
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16.10.2019, 11:27 | #12 | |
Zitat:
Nur wenn man als Autor bewusst den Leser zum nachdenken bringen möchte, dann sollte man die entstehenden Gedanken schon bewusst anregen. Es kann ja nicht das Ziel sein, falsch verstanden zu werden. |
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16.10.2019, 12:33 | #13 | |||
Erstmals danke an Silbermöwe für deinen Kommentar, freut mich, dass es dir gefallen hat!
Zitat:
Und was die "Redundanzen" betrifft, die du fett markiert hast... die waren schon bewusst so gewählt und sollen ja beschreiben, weshalb sie sich in der U-Bahn so unwohl fühlt. Da die Geschichte "Die alte Dame" heisst und ihr Alter für die Handlung nicht unwichtig ist, habe ich das auch jedesmal extra betont. Chronik ist die Rubrik in der Zeitung, in der Artikeln über das aktuelle Zeitgeschehen (u.a. Kriminalität) veröffentlicht werden. Zumindest in Österreich. Zitat:
Zitat:
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16.10.2019, 12:44 | #14 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Es ist überhaupt kein Kriterum, eine 5-Minuten-Geschichte zu lesen. Da hält sich die Aufoperung in zeitlich sehr engen Grenzen. Außerdem bleibt einem Leser nichts anderes übrig, wenn er einen Text beurteilen will, alles andere wäre Willkür. Sei aber versichert, dass ich die Geschichte nicht aus Gefallen oder Spannung gelesen habe, sondern eher aus der Hoffnung, da käme vielleicht noch etwas. Mit der Verteidigung der Füllwörter bist du auf dem Holzweg. Sie sind zu gar nichts nütze, sondern verschaffen einem Text lediglich Blähungen. Jeder Lektor würde sie dir aus dem Text streichen. |
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16.10.2019, 17:34 | #15 |
Dann fandest du die Geschichte eben nicht spannend. Ist deine Meinung und das ist auch in Ordnung. Ich kann damit leben.
Danke jedenfalls an alle, die den Text gelesen und Feedback gegeben haben. Ich werde die Geschichte noch einmal überarbeiten und versuchen, die Kritikpunkte zu beherzigen. |
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16.10.2019, 19:52 | #16 | |
Zitat:
Auf jeden Fall bin ich froh, dass deine durchaus interessante Idee nochmal überarbeitest. |
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