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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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16.08.2018, 21:01 | #1 |
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Sprich nicht
Sprich nicht,
meine Augen sehen genug. Deine Lippen erzählen ganze Geschichten, beim jedem Zucken deiner Mundwinkel. Sprich nicht, meine Ohren hören genug. Deine Kehle gibt alle Geheimnisse preis, mit dem Raunen, das mich frieren lässt. Sprich nicht, meine Finger spüren genug. Auf deiner Haut, lese ich eine Botschaft in Brailleschrift. Sprich nicht, spar dir die Worte. Deine Blicke sind mir genug. |
16.08.2018, 21:38 | #2 |
Liebe Unar,
mir scheint, hier war jemand untreu und will sich herausreden, was alles nur verschlimmert. Sehr gern gelesen. LG g Geändert von gummibaum (16.08.2018 um 23:54 Uhr) |
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16.08.2018, 22:26 | #3 |
Dabei seit: 10/2016
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Lieber Gummibaum,
zweifelsohne eine interessante Interpretation des Geschriebenen.
Danke. Ich bin gespannt, was Andere herauslesen werden. Abendgruss Unar |
16.08.2018, 23:13 | #4 |
Forumsleitung
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Tolle Idee und wunderbare sprachliche Umsetzung, wäre da nicht die Bailleschrift ins Spiel gebracht worden. Im Gedicht ist viel vom Sehen die Rede, und da findet die Blindenschrift keinen glaubhaften Platz. Auch liest sich die Haut eines Menschen nicht aus versetzt ertastbaren Punkte.
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16.08.2018, 23:20 | #5 |
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Danke Ilka, für deine lieben Worte.
Sicher ist die Blindenschrift nicht so möglich, sie soll nur ein Gleichnis schaffen. Ein Ertasten . Nachtgruss Unar |
17.08.2018, 00:24 | #6 |
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Hallo Unar,
dein Text ist sehr ausdruckstark und ich lese darin das wortlose Verstehen des lyrischen Ichs, das den Schmerz und die Gefühle seines Gegenübers erkennt, ohne dass es dazu Worte benötigen würde. LG, Serpentina |
17.08.2018, 06:55 | #7 |
Dabei seit: 10/2016
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Liebe Serpentina,
das wollte ich aufzeigen. Mir geht es in dem Gedicht darum, dass das Lyrich weiß, dass das Lyrdu alle Gefühle leugnen würde. Der Verstand hätte die Oberhand und das Lyrdu würde alles von sich weisen, obwohl der Körper von tiefster Zuneigung spricht. Das Lyrich möchte die Verstandsvariante nicht hören, weil es weiß, dass sie eine Selbstschutzlüge ist. Kann man dies so herauslesen? Danke dir. Morgengruss Unar |
17.08.2018, 08:02 | #8 |
17.08.2018, 09:26 | #9 |
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Beiträge: 7.879
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Liebe Unar,
wir verfügen, je nach Definition, über fünf oder mehr Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen). Ich zähle mindestens noch zwei weitere Sinne dazu: Balance (Gleichgewicht) und Intuition (vor allem die weibliche). In der ersten Strophe: Die Augen, in der zweiten Strophe: Die Ohren, in der dritten Strophe: Die Haut, in der vierten Strophe: Die Intuition. Frage: Ist da eine Klimax zu erkennen (eine Steigerung der Wichtigkeit)? Zweite Frage: Warum bleiben die anderen Sinne „außen vor“ (riechen und schmecken)? Zum Inhalt: Lässt ein kehliges Raunen frieren oder verursacht ein Raunen andere Gefühle (schauern)? Die zweite Strophe könnte unfreiwillig komisch wirken. Ich erinnere mich eines Witzes, in dem eine Blinde immerzu aknegeschädigte Jünglinge vernaschte, weil sie beim Abtasten der Haut die geheimsten Botschaften „lesen“ konnte. Insgesamt kommt bei mir rüber: Spar dir deine Worte, ich sehe, höre und fühle auch so genug! Wie du riechst oder schmeckst, geht mir am Allerwertesten vorbei. Zur Interpunktion: Sprich nicht, meine Augen sehen genug. Deine Lippen erzählen ganze Geschichten (Komma überflüssig) bei jedem Zucken (bei statt beim) deiner Mundwinkel. Sprich nicht - (statt Komma ein Gedankenstrich) meine Ohren hören genug. Deine Kehle gibt alle Geheimnisse preis (Komma überflüssig) mit dem Raunen, das mich frieren lässt. Sprich nicht, meine Finger spüren genug. Auf deiner Haut (Komma überflüssig) lese ich eine Botschaft in Brailleschrift. Sprich nicht, spar dir die Worte. Deine Blicke sind mir genug. Zur Wortwahl: Sprich nicht - meine Ohren hören genug. Dein Raunen gibt alle Geheimnisse preis und lässt mich schauern. Sprich nicht, meine Finger spüren genug. Auf deiner Haut ertasten sie die gleichsam eingebrannte Botschaften. Bleibt die Frage: Ist es ratsam, sich anstelle der verbalen Kommunikation auf die Intuition allein zu verlassen? Klar, es gibt Momente, in denen frau sagen möchte: „Halt die Klappe, komm zur Sache!“ Die Interpretation von Gummibaum - dankbar, aber m.E. völlig daneben. Liebe und anerkennende Worte, Heinz Geändert von Heinz (17.08.2018 um 12:59 Uhr) |
17.08.2018, 12:41 | #10 |
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Liebe Unar,
dein Text ist nicht eindeutig und lässt unterschiedliche Interpretation zu, da die dahinterstehende Geschichte und auch die Emotionen, die beim LyDu mitschwingen, nicht eindeutig sind. Klar ist, dass es sich um eine intimere Beziehung handelt, es sei den das LI hat zu dem Lydu eine therapeutisches Verhältnis, dann ändert sich die Atmosphäre. Das verschärfte "spar dir die Worte" lässt die Möglichkeit aber platzen, denn das wäre nicht die Wortwahl für eine Situation, in der das LI besänftigend und verständnisvoll einen Lydu signalisiert, dass es verstanden wird. Diese verschärfte Aufforderung führt dem Leser zu der Erkenntnis, dass für das LI die Körpersprache nicht mit dem Gesagten übereinstimmt. Der von dir gedachte Inhalt geht aber nicht eindeutig aus dem Text hervor, finde ich. Im Gegensatz zu Heinz, finde ich gummibaums Sichtweise denkbar und damit gar nicht daneben. LG, Serpentine |
17.08.2018, 17:26 | #11 |
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mach das m weg da wo es zuckt
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17.08.2018, 17:30 | #12 |
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ach, habs gern gelesen! das war zu spontan mit der Anmekung
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17.08.2018, 17:50 | #13 | |
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Zitat:
Unar, die die noch immer von Autokorrektur ausgetrickst wird. Schön, dass es dir dennoch gefiel. |
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17.08.2018, 18:13 | #14 |
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Hallo ihr lieben Mitschreiber.
MiauKuh hat recht, es ist die Gänsehaut. "Frieren" wählte ich, weil das Lyrich fröstelt, nicht wohlig erschauert, sondern auch erschrickt, dass es so intensiv fühlt. Es macht ihm quasi auch Angst. "Gänsehaut" klingt schön, aber dann hätte ich 2xHaut gehabt, das wollte ich nicht.
Heinz, erstmal danke, dass du dich wieder gern mit meinem Gedicht beschäftigst. Schmecken und Riechen stand hier nicht zur Debatte, denn daraus liest das Gegenüber ja nichts. Hier ist nur offensichtliche Reaktion des Lyrdu entscheidend, an denen man etwas erkennen kann. Das geht an Geruch und Geschmack nicht so. Zudem will ich nicht unnötig ausdehnen, die Signale reichen doch aus, für eine Überführung. Außerdem lässt das Lyrdu nur eine begrenzte Nähe zu, in den Genuss des Geschmacks lässt es das Lyrich nicht kommen. Auch Balance geht nicht, das weiß doch das Lyrich nicht. Es kann eben nur an erwähnten Sachen hören, sehen und spüren, dass das Lyrdu aus Selbstschutz lügt und behauptet, nicht zu lieben. Steigerung beabsichtigte ich hier nicht, nur ein Aufzählen, von dem was wahrgenommen wird. Alles ist gleich gewichtig. Danke, auch dir für das Aufmerksammachen auf Fehler. Ich werde immer häufiger Opfer meines Tablets, welches meint, den Duden mit Löffeln gefressen zu haben. Und es trickst mich aus. Ich schreibs nochmal, bin sicher und dann... Was ist das denn? Kann man das ausschalten? Es ist so ärgerlich, wenn ich jedes Wort in der Vorschlagszeile bei Autokorrektur aussuchen muss, weil es sonst nimmt, was es will. Und dann bin ich betriebsblind. Aber, ich hab ja euch aufmerksame Leser. Im Ausspruch "Spar dir die Worte" liegt durchaus Wut. Das Lyrich will dieses Leugnen nicht mehr hören, lieber suhlt es sich in der eindeutigen Körpersprache. Der Witz mit der blinden Frau ist eklig, aber möglich. Was es nicht alles gibt? Serpentina, ich danke dir für deine ausführliche und gute Kritik, das hilft mir weiter und öffnet mir Fenster. Eigentlich finde ich das nicht so schlimm, dass es mehrere Lesarten zulässt. Das ist spannend. Euch allen ein bezauberndes Wochenende. Eure Unar |
17.08.2018, 20:45 | #15 |
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Liebe Unar,
wegen der Autokorrektur. Schau mal, ob es über der Vorchlagleiste für die Wörter ein Zeichen für Einstellungen gibt.(Gewellter Kreis mit Loch in der Mitte.) Da kann man die Autokorrektur ausstellen. LG, Serpentina P. S. Ja, unterschiedliche Lesearten finde ich auch sehr spannend. |
17.08.2018, 21:52 | #16 | |
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Zitat:
Jetzt bin ich selig. Und auf einmal hab ich auch smilies. Da ist eins für dich. 😊 |
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17.08.2018, 23:19 | #17 |
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Ah. Drei Böen.... äh trés bien!
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18.08.2018, 11:10 | #18 |
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18.08.2018, 14:36 | #19 |
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Liebe Unar,
es geht für mich um das Verstehen ohne Worte und wie das möglich ist. Unsere Aufmerksamkeit kann an so vielen Stellen des menschlichen Körpers Informationen bekommen. "Sprich nicht" ... kann auch bedeuten: Entspann Dich, ich lese Dich und Du musst Dich nicht mühen mir etwas zu erklären. Es könnte somit auch heißen:"Sprich nicht" und versuche Dich nicht rauszureden, denn ich lese die Wahrheit, egal was Du sagst, aus Deinem Körper, aus Deinem Schweigen und zwischen den Zeilen. Sehr feinsinnige gut umgesetzte (weise) Idee! LG Zaubersee |
18.08.2018, 17:24 | #20 |
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Danke liebste Zaubersee.
Danke, ein Verstehen von dir ehrt mich besonders. Du als Logopädin weißt viel über Sprache und ihre verschiedenen Möglichkeiten.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Sie ist das, für uns moderne Menschen, eindeutigste Kommunikationsmittel. Was jemand sagt, ist bindend. Manchmal ergibt die Körpersprache aber das Gegenteilige. Wir haben verlernt, sie bewusst wahrzunehmen. In manchen Bereichen erfreut sich die Deutung der Gestik und Mimik, der Körperhaltung und der Reaktion des Körpers, wieder höherer Resonanz. In Heilberufen und im Aufklären von Straftaten längst unverzichtbar. Sich hier nur auf Gesagtes zu verlassen wäre fatal. In diesem Bereich gibt es sogar Experten. Aber auch wir einfachen Menschen, können uns wieder sensibilisieren. Beobachtung, Hineindenken und -fühlen, Intuition, Bauchgefühl. Wenn wir uns selbst besser kennenlernen, fällt es uns auch beim Gegenüber leichter. Der Körper und die Seele lügen nicht, nicht umsonst sagt ein Blick oft mehr als tausend Worte. Und ein Kuss, erzählt mehr von Liebe, als ein ganzer Roman je könnte.💏 In diesem Sinne, emotionsgeladenes Wochenende. Eure Unar. |
18.08.2018, 23:36 | #21 |
Hallo Unar,
ich hatte zuerst an ein Liebesspiel gedacht, bei dem der Partner (bitte!) nicht so viel quatschen soll. Die erste Strophe weist mit den zuckenden Mundwinkeln auf starke, vielleicht extatische Gefühle hin. Aber das Frösteln hat mich wiederum auf eine andere Spur geführt. Ich lese aus dem Gedicht eher die beruhigenden Worte und Gesten am Kranken- oder gar Totenbett: "Spar dir die Mühe zu Sprechen. Du brauchst es nicht, denn ich verstehe dich auch so. Ich bin bei dir in deinem Leiden und möchte nicht, dass du dich überanstrengst." Die Brailleschrift fügt sich an der Stelle für mich auch als originelles Bild ein, denn es deutet schwindende Sinne an, zwar vordergründig beim LyrIch, aber tatsächlich beim Sterbenden, der schon nachtumwölkt liegt. An der Stelle mag es auch naheliegend erscheinen, warum nicht auf alle Sinne Bezug genommen wird. Nicht jeder Sinn passt in eine solche Situation. Freundliche Grüße von Stachel |
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19.08.2018, 00:02 | #22 |
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Lieber Stachel,
eine wahrlich interessante Interpretation. Danke, dass du mir diese so ausführlich schilderst.
Wirklich spannend, was meine wenigen Zeilen berichten können. Gruß Unar |
19.08.2018, 00:27 | #23 |
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19.08.2018, 00:34 | #24 |
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