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21.02.2018, 20:02 | #1519 |
gesperrt
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Ich kann immer wieder den Meister empfehlen. Justine und Juliette. Justine beschreibt die Tugend und Juliette das Laster. De Sade ging also davon aus, dass nur das Laster überlebensfähig ist und der Mensch als Lebewesen sich nur dadurch definiert. Was bei einem Tier der Überlebensdrang ist, also der Instinkt, ist beim Menschen der Hang zu unglaublicher Grausamkeit. Gerade in Zeiten wie diesen sollte man sein Wesen hinterfragen. Ich selbst habe mich sehr mit de Sade befasst. Was wenige verstehen ist, dass er starke Metaphorik verwendet und fast immer ein Fragezeichen am Ende steht, wo der Leser dazu angehalten wird sich selbst zu hinterfragen.
Und der Oldtime Classic: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/...renger1923.pdf Da schlage ich immer gerne mal nach, wenn ich eine Kritik für ein Gedicht schreiben will. Gem |
22.02.2018, 07:44 | #1520 | |
Hallo Ilka,
Zitat:
In einer der Rezensionen wird aber auch erwähnt, dass die Namensgebung bzw. dass die Erzählerin selbst keinen eigenen Namen hat, eine Hommage an Daphne du Maurier ist und ihren Roman "Rebecca" (die Protagonistin zieht zu ihrem Mann Maxim de Winter). Ich gebe zu, dass ich von alleine nicht darauf gekommen wäre. Ich habe das Buch aber auch noch nie gelesen, muss ich mal nachholen. |
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10.03.2018, 20:49 | #1521 |
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Ferdinand von Schirachs neues Buch "Strafe".
Auf knapp 200 Seiten erzählt Schirach in kurzen Geschichten kuriose Ereignisse über Personen, die Straftaten begehen oder vorgeben, sie begangen zu haben, und entweder verurteilt werden oder nicht, mal zu recht, mal zu unrecht. Die Handlungen sind mitunter kurios, aber nicht konstruiert und durchaus glaubhaft. Der Leser spürt, dass hier ein Autor geschrieben hat, der in der Materie steckt (Schirach ist Anwalt). Sein Stil ist unprätentiös. Er verzichtet auf Detailverliebtheit, schildert aber dennoch prägnant Dinge aus der Routine der Justiz, die dem Laien unbekannt sind. Bei den Dialogen beschränkt sich Schirach auf das Notwendige, kurz: Es wird nicht gelabert. Schirachs Buch könnte als Musterbeispiel für Stilkunde in Schreiblehrgängen empfohlen werden. |
12.03.2018, 19:26 | #1522 |
Ist ja lustig, ich habe mir gestern ein anderes Buch von Ferdinand von Schirach bestellt, "Verbrechen". Habe es irgendwo als Kurzgeschichten-Empfehlung gefunden.
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12.03.2018, 20:57 | #1523 |
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12.03.2018, 21:50 | #1524 |
abgemeldet
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Der Vorleser
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16.03.2018, 20:42 | #1525 |
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Nachdem ich vor über einem Jahr den "Augustus"-Roman von John Williams gelesen hatte, habe ich mir jetzt die Neuauflage seines wesenlich älteren "Stoner" (1965) vorgenommen. Dieser Roman ist ebenfalls wie "Augustus" von dem Übersetzer Bernhard Robben hervorragend ins Deutsche übertragen worden.
Die Handlung beginnt vor der Zeit des 1. Weltkriegs. Im Mittelpunkt steht ein Farmerssohn, William Stoner, der vom Vater auf die Universität geschickt wird, um Landwirtschaft zu studieren und später den Hof besser bewirtschaften zu können, als es die Eltern vermochten. Während des Studiums entdeckt er seine Liebe zur Literatur, wechselt die Fächer und strebt eine Professur an. Er lernt eine junge Frau kennen, die er wegen ihrer Schönheit liebt und heiratet. Die Ehe erweist sich als Tragödie, und seine Frau treibt auch einen Keil zwischen Stoner und der einzigen gemeinsamen Tochter. Schließlich wird Stoner aus seinem Arbeitszimmer vertrieben, das seine Frau sich als "Maleratelier" einrichten will, so dass er sich fast nur noch in der Universität aufhält. Das ist die erste Hälfte des Romans, weiter bin ich letzte Nacht mit dem Lesen nicht gekommen. Ich kann ihn aber aus zwei Gründen jetzt schon empfehlen: 1. Die Figuren sind psychologisch sehr scharf gezeichnet, so dass ihre Handlungsweisen auch dort verständlich sind, wo nicht alles erklärt wird (dies betrifft vor allem die Charakterisierung von Stoners Ehefrau, bei der vermutet werden kann, dass Kindheitstraumata ihre Unfähigkeit zur Empathie bewirkt haben); 2. Der sprachliche Stil liest sich wunderbar, was bei einer Übersetzung nicht selbstverständlich ist. |
18.03.2018, 01:57 | #1526 |
Ich habe jetzt zwei Bücher gelesen, die mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet worden sind, das erste davon war: "Was vom Tage übrig blieb" von Kazuo Ishiguro, das ich mit Begeisterung gelesen habe. Ich war beeindruckt von dem unglaublichen Charme, der von so gut wie jeder Zeile ausgeht. Ein englischer Butler erinnert sich an Begebenheiten aus seiner Vergangenheit, während er unterwegs ist zu der Frau, die er immer liebte, das aber weder sich noch ihr eingestand. Einfach wunderschön.
Als zweites Buch habe ich "Tricks" von Alice Munro gelesen, es sind Kurzgeschichten und ich bin von diesem Buch ziemlich enttäuscht, weil ich die Geschichten größtenteils langweilig (ausgenommen die erste Geschichte, die den Leser schon beschäftigen kann) und die Handlung manchmal unverständlich finde - nicht in dem Sinne, dass ich sie nicht verstehe, sondern in dem Sinne, dass die Handlung einfach irgendwie zusammengeschustert ist, ohne dem Leser eine Erklärung zu liefern. Beispielsweise nimmt sich die Tochter einer Protagonistin in einer Geschichte eine "Auszeit", lässt gegenüber ihrer Mutter nichts mehr von sich hören, ist jahrelang sozusagen vom Erdboden verschluckt, eine frühere Freundin trifft sie dann und erzählt es der Mutter, aber es wird kein Kontakt mehr von Tochter zu Mutter hergestellt, ohne dass dafür eine Erklärung angegeben wird wie Streit oder etwas Unverzeihliches, was die Mutter getan haben könnte, es wird noch nicht einmal angedeutet, was die Mutter (falsch) gemacht haben könnte oder welchen Grund es für das Verhalten der Tochter gibt. Ich finde das unglaubwürdig und unplausibel und wieso es für sowas einen Literaturpreis gibt, ist mir schleierhaft. Größenteils finde ich die Geschichten nicht aufwühlend, nicht anrührend, nicht aufregend, nicht komisch, nicht ernsthaft, nicht spannend. Sie plätschern dahin, ohne wirklich etwas auszusagen oder den Leser in ihre Welt mitzunehmen. |
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09.04.2018, 21:51 | #1527 | |
Zitat:
"Es wird nicht gelabert." Allerdings nicht (ich habe schon verstanden, dass es ein anderes Buch ist, aber der Stil wird wohl der gleiche sein). Eindimensionaler (so wie es ja in einer Kurzgeschichte sein sollte) könnten die Figuren gar nicht mehr sein. Ob dem Leser das wirklich so gefällt, ist eine ganz andere Frage. Die Sprache ist "klar und einfach". Stimmt. Der Leser wird in keinster Weise gefordert, über das Gelesene nachzudenken. |
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09.04.2018, 22:15 | #1528 | |
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Zitat:
Vielleicht trifft es den Sachverhalt nicht ganz, aber besser kann ich es nicht beschreiben. |
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10.04.2018, 01:36 | #1529 |
Ich lese das Buch "Erzählungen" von Nikolaj Gogol. Die Geschichte (weiss die Prosa nicht einzuordnen) "das Portrait" ist Klasse und hat, glaube ich, viele Dimensionen.
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11.04.2018, 18:15 | #1530 |
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Hanns-Josef Ortheil: "Links der Seine", Insel Verlag, Berlin 2017.
Der Autor klappert das "alte" Paris, also die Stätten seiner Gründung: Île de Cité, St.-Germaine des Prés und das Quartier Latin. Er berichtet, wie es heute dort aussieht und zugeht, schildert die Vergangenheit noch vorhandener oder zumindest erkennbarer historischer Gebäude, Läden, Restaurants etc., berichtet von Begegnungen und Unterhaltungen mit Menschen und versucht vor allen Dingen jene Flecken zu entdecken, die viel vom typischen Paris und seiner Historie vorzuweisen haben, jedoch abseits von den Touristenströmen liegen. Ein Buch für Menschen, die Paris lieben. |
16.04.2018, 16:11 | #1531 |
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Georg M. Oswald: "Unsere Grundrechte - Welche wir haben, was sie bedeuten und wie wir sie schützen", Piper Verlag, 2018.
Oswald schrieb dieses Buch, nachdem ihm klar geworden war, dass sich immer weniger Menschen in unserem Land für die Grundrechte interessieren. Es war ihm wichtig, mit falschen Auslegungen und Vorstellungen betreffend einzelner Paragraphen - vor allem der §§ 1 - 19 = Menschenrechte - aufzuräumen. Eine Erkenntnis, die mir selbst lange Zeit nicht bewusst war, geht dahin, dass die Grundrechte nicht in erster Linie das Verhalten der Menschen untereinander regeln sollen (dafür gibt es genügend ungeschriebene Anstandsregeln), sondern dass ihr oberster Sinn darin besteht, die Menschen vor der Willkür der Staatsmacht zu schützen. Viele Erklärungen Oswalds kommen mir nach dem Lesen wie selbstverständlich vor. Nur wenige halte ich für strittig. Aber so differenziert wie er hätte ich wohl kaum über die einzelnen Paragraphen (und ihre Einschränkungen, die gibt es nämich auch) nachgedacht. |
23.04.2018, 23:37 | #1532 |
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Beiträge: 28
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vladimir nabokov einladung zur enthauptung
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28.04.2018, 18:26 | #1533 |
Lydia Benecke - Psychopathinnen
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28.04.2018, 18:35 | #1534 |
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28.04.2018, 19:03 | #1535 |
Normalerweise antworte ich auf solche Aufforderung nicht, aber ich akzeptiere die Regeln des Fadenscheinigen.
In ihrem Buch beschreibt Benecke anschaulich die Psyche weiblicher Serienmörderinnen und beleuchtet psychische Probleme und Einflüsse des Umfelds, die sich teils gravierend auf das spätere Täter erhalten auswirken. Hierbei stellt sie unterschiedliche Täterinnen einander gegenüber und zeigt Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten auf. Der wohl bekanntesten in diesem Buch behandelte Fall ist der von Gertrude Baniszewski. |
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28.04.2018, 19:04 | #1536 |
Es heißt natürlich Faden, nicht Fadenscheinig.
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29.04.2018, 03:15 | #1537 |
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Schon klar, Versard, aber trotzdem witzig. Eine Regel für den Faden gibt es allerdings nicht. Nur sehe ich keinen sonderlichen Sinn darin, lediglich Autor und Titel zu nennen. Eine kurze Beschreibung der Lektüre macht jedoch darauf neugierig. Danke, dass du dir dafür die Zeit genommen hast.
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29.04.2018, 03:34 | #1538 |
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Stefan Mey: "DARKNET - Waffen, Drogen, Whistleblower - Wie die digitale Unterwelt funktioniert", C.H.Beck München, 2017.
Ein Titel und zwei Untertitel, die reißerisch wie der Titel einer RTL-"Doku" klingen. Das Buch informiert aber eher nüchtern-distanziert über das, was Internet-Betreiber und -Nutzer motiviert, im Netz zu kommunizieren, ohne für den Staat gläsern zu werden. Der Autor konzentriert sich dabei auf das TOR-Knoten-System. Ursprünglich als Schutzraum für Whistleblower und andere Weltverbesserer gedacht, ergibt die Recherche des Autors, dass das Darknet vor allem als Umschlagplatz für den Handel mit Drogen und Waffen sowie für den Austausch von pädophil-pornografischen Inhalten dient. Zu diesem Widerspruch ein kurzer Auszug: "Das Darknet ist voller Widersprüche, die Organisation dahinter ist es allerdings auch. Wer sich mit dem Tor-Projekt beschäftigt, merkt schnell, dass einige Sachen nicht so recht zusammenpassen wollen. Die Organisation mit ihren Entwicklungen gilt als subversiver Gegenspieler staatlicher Überwachung, die fern jeglicher Regierungskontrolle den Überwachungswahn von Regierungen in der ganzen Welt ins Leere laufen lässt. Das Tor-Projekt gilt als anarchistisches Projekt, es ist der Olymp der Hackszene, die Angestellten werden teilweise wie Rockstars gefeiert. Allerdings entstammt die Technologie ursprünglich der Logik militärischer Forschung, und das Tor-Projekt finanziert sich bis heute überwiegend über Gelder der US-Regierung. Und obwohl es .onion ohne die Arbeit des Tor-Projekts nicht geben würde, scheint die Organisation mit ihrer Erfindung zu hadern, die zu ihrem Leidwegen weniger von von Oppositionellen und Whistleblowern als zum Kauf und Verkauf von Drogen genutzt wird. ..." (Aus dem Kapitel "Tor und das Tor-Projekt - Geschichte und Widersprüche") |
04.05.2018, 13:01 | #1539 |
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11.05.2018, 18:28 | #1540 |
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Richard David Precht: "Jäger, Hirten, Kritiker". Goldmann, München, 2018.
Wer Prechts Auftritte im Fernsehen, in Talkshows und im Internet kennt, weiß, was ihn bewegt, allen Themen voran unser veraltetes Bildungssystem sowie die digitale Zukunft und deren Auswirkungen auf das private und berufliche Leben der Menschen (Stichwort: "bedingungsloses Grundeinkommen"). Über seine Vorstellungen bezüglich eines modernen, den menschlichen Bedürfnissen besser angepasstes Bildungssystem hat Precht bereits ein Buch vorgelegt. In seiner neuesten Veröffentlichung beschäftigt ihn das hohe Tempo, mit der die Digitalisierung zu Umwälzungen führt, die an Heftigkeit mit den Auswirkungen der industriellen Revolution vergleichbar sind. Wer Prechts Vorträge regelmäßig verfolgt, kann sich das Buch ersparen. Sein verbaler Stil ist informativ, unterhaltsam und glasklar. Von seinem Schreibstil kan ich das leider nicht behaupten. Ich bin gespannt, was mich bei seinem vierbändigen Projekt der Philosophiegeschichte erwartet, die ersten beiden Bände habe ich nämlich bereits gekauft. Hoffentlich war er dabei stilistisch sorgfältiger. |
27.05.2018, 13:49 | #1541 |
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Mara Laue: "Von der Idee zum fertigen Text", VSS Verlag, Frankfurt am Main, 2017.
Mara Laue schreibt Romane und unterrichtet Kreatives Schreiben in Fernkursen. Was ihr Buch von vielen anderen zum Thema unterscheidet, ist die detaillierte Gliederung, die sie aus ihrer Erfahrung beim Unterrichten entwickelt hat. Sie geht auf Punkte ein, die andere Autoren nur streifen oder gar nicht erwähnen, so z.B. Methoden der Recherche, Beschreibung von authentisch wirkenden Settings, Manuskriptgestaltung, Normseite usw. Leider ist das Buch nicht gut lektoriert, so dass man immer wieder über Rechtschreib- und Überarbeitungsfehler stolpert (z.B. doppelte Satzteile). Wer bereits zwei oder drei andere Standardwerke zum Thema hat, kann auf dieses Buch verzichten. Rainer Dresen: "Mein Recht im Internet - Sicher surfen, shoppen, posten, downloaden und vieles mehr". Goldmann, 2018. Das meiste, was in dem Büchlein steht, weiß der Internetnutzer bereits. Dennoch ist Dresen (von Beruf Rechtsanwalt) ein übersichtlicher Ratgeber gelungen, in dem der Leser sich schnell zu einem bestimmten Thema informieren kann und das ihm eine Checkliste sowie die Nennung der relevanten Rechtsparagrafen liefert. Michael Meyen: "Breaking News: Die Welt im Ausnahmezustand - Wie uns die Medien regieren". Der Autor - selbst Journalist gewesen und inzwischen als Professor an der LMU in München tätig - schildert in seinem Buch, wie sich die Medienwelt seit den 70er Jahren verändert hat. Hauptsächlich zieht er dafür Beispiele aus der Fußballwelt heran, betont aber, dass sie auch für alle anderen Bereiche gelten. Er versucht nachzuweisen, dass die Medien heute, nicht zuletzt unter dem Konkurrenzdruck innerhalb ihrer Branche, immer weniger sachliche und wertfreie Berichterstattung betreiben, sondern mehr und mehr personenbezogene, meist völlig unwichtige Informationen verbreiten und damit gleichzeitig die Aufmerksamkeit der Leser und Zuschauer lenken und deren Denkweise manipulieren. Wer jedoch glaubt, die Medien seien frei, liegt falsch: Spontan geschieht nur noch selten ein Interview. Alles muss vorher abgesprochen und abgesegnet werden ("Präventivzensur"). Wer damit nicht einverstanden ist, bekommt das Interview nicht. |
30.05.2018, 10:05 | #1542 |
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Alter: 46
Beiträge: 90
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Schmetterling und Taucherglocke von Jean-Dominique Bauby
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11.06.2018, 07:05 | #1543 |
Ich habe jetzt "Der talentierte Mr. Ripley" von Patricia Highsmith gelesen. Den Film hatte ich schon mehrmals im Fernsehen gesehen und er gefiel mir jedes Mal besser (nicht zuletzt wegen Hauptdarsteller Matt Damon), sodass ich beschloss, das Buch zu lesen (obwohl es in alter Rechtschreibung ist , aber das störte nur anfangs).
Der Held ist kein "Guter", trotzdem bringt die Autorin es fertig, dass man mit ihm mitfiebert. Das alleine fand ich schon spannend gemacht. Dann ist der Roman voll von Anspielungen auf Sexualität, aber immer sehr subtil. Man weiß nicht, welche sexuelle Orientierung Tom Ripley nun eigentlich hat, da spielt z. B. auch eine Rolle, dass er die Kleider seines (heterosexuellen) Freundes anzieht. Im Film - der das Buch nicht exakt wiedergibt - wird er homosexuell dargestellt, doch das trifft es meines Erachtens nicht, es ist zu vereinfacht. Ich muss mal schauen, ob es noch mehr Bände von Tom Ripley gibt. |
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11.06.2018, 08:32 | #1544 |
Forumsleitung
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Ein Film bedient sich einer anderen Erzählsprache als ein Roman, deshalb kann eine verfilmte Geschichte immer nur eine Adaption sein.
Die Verfilmung mit Matt Damon ist nicht die erste. Schon 1960 diente der Stoff als Grundlage für "Nur die Sonne war Zeuge" mit Alain Delon, 2002 mit John Malkovich als "Ripley'a Game". Von Highsmith wurden viele Titel verfilmt, u.a. so bekannte Filme wie "Der Fremde im Zug" (Hitchcock), "Der amerikanische Freund" (Wenders) und "Der Schrei der Eule" (Chabrol). Leider ist die "Die gläserne Zelle" (Geißendörfer) für eine Fernsehausstrahlung offensichtlich kein Thema. LG Ilka |
11.06.2018, 17:42 | #1545 | |
Zitat:
Ich habe auch schon Filme gesehen, die nach dem Buch 1:1 umgesetzt waren. Da gibt es keine unumstoessliche Regel. LG DieSilbermöwe |
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11.06.2018, 18:50 | #1546 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Ich habe auch schon 1:1 umgesetzte Romanstoffe als Film gesehen, aber diese waren fast alle in die Hose gegangen. Es gibt durchaus Regeln, und die werden vom Regisseur und Kameramann befolgt, die beide der Bildsprache mächtig sind und wissen, wir Dramaturgie im Film funktioniert. Viel wichtiger war mir aber der Hinweis, welche Filme es aufgrund der Ripley-Vorlage von Highsmith sonst noch gibt. Ich dachte, das sei interessant zumal der Film mit Delon große klasse ist. ich dachte, es weiß vielleicht nicht jeder User, dass es sich um den gleichen Stoff handelt. |
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11.06.2018, 19:28 | #1547 |
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Ken Follett: "Edge of Eternity", der letzte Band seiner Trilogie (Band 1: "Fall of Giants", Band 2: "Winter of the World"). Inzwischen ist es anstrengend geworden, weiterzulesen und bei den vielen Personen die Übersicht zu behalten, obwohl es am Anfang des Buches eine Aufstellung gibt. Aber bei sieben Familien verschiedener europäischer Nationalitäten und einer Familie in den U.S.A., bei all denen der Autor mittlerweile bei den Urenkeln angekommen ist, dazu jede Menge Personen aus Nebenhandlungen sowie historische Figuren, muss man bei über 1.000 Seiten ganz schön konzentriert bleiben. Follett hat versucht, alle historischen Ereignisse, die auf die Familien seit Anfang 1900 einwirken, in den Dreiteiler reinzupacken, aber neue Erkenntnisse gibt das dem Leser nicht. Es ist einfach nur langatmig.
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12.06.2018, 07:00 | #1548 | |
Zitat:
Ich habe jetzt mehr Bände von Patricia Highsmith über Mr Ripley gefunden (die ich erst noch lesen muss), zu meiner großen Verblüffung hat er in den drei Bänden, die ich mir jetzt besorgt habe, eine Ehefrau. Also driftet der Film (mit Matt Damon, den ich gesehen habe) am Ende in eine völlig falsche Richtung. Im Buch wird die Frage nach seiner sexuellen Orientierung eigentlich offen gelassen; Dickies Freundin Marge schreibt sogar an den vermeintlichen Dickie (da Tom zwischenzeitlich im Buch die Identität Dickies annimmt, fällt Tom der Brief dadurch in die Hände), "er sei nicht mal ein Homo", doch für was genau sie ihn hält (asexuell?) sagt sie auch nicht. Im Film dagegen bekommt der Zuschauer am Schluss quasi um die Ohren geschlagen, dass Tom ja nur homosexuell sein kann.... und diese "Erklärung" wird dem Buch in keinster Weise gerecht. Zudem kommt im Film - was zugegebenermaßen auch schwierig umzusetzen ist - die Antipathie Toms gegenüber Marge nicht richtig rüber; er ekelt sich vor ihrem "kräftigen" Äußeren und bekommt es nicht über sich, ihr Zimmer zu betreten, da er es abstoßend finden würde, ihre Strumpfguertel und Unterwäsche herum liegen zu sehen. Ich bin gespannt, wie die Autorin in dieser Hinsicht in den nächsten Bänden - mit Toms Ehefrau - aus dieser Sache wieder rauskommt. LG DieSilbermöwe |
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12.06.2018, 07:50 | #1549 | |
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Zitat:
Ich bin durchaus froh, wenn überhaupt jemand über das Buch, das er gerade liest, mal ausführlicher berichtet, statt einfach nur einen Titel in den Faden zu knallen. Finde ich gut, wie du das machst. |
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21.06.2018, 19:39 | #1550 |
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Richard David Precht: "Erkenne die Welt - Eine Geschichte der Philosophie - Band I, Antike und Mittelalter".
Precht schildert die Philosophiegeschichte in fast dem gleichen Plauderton, in dem er seine Vorträge hält. Das kommt zuweilen flapsig rüber und ist gewöhnungsbedürftig. Auch könnte das Buch sorgfältiger lektoriert sein, ein paar stilistische und grammatikalische Unsauberkeiten sind mir schon auf den ersten 150 Seiten aufgefallen. Prechts Vorteil: Er hält am roten Faden fest und erklärt das philosophische Gedankengut mit dem Anspruch, verstanden zu werden, ohne den Leser durch zu viel Fachbegriffe und Abstraktionen abzuschrecken. Der Löwenanteil des ersten Bandes gehört der Antike, schon deshalb, weil Platon ausführlich behandelt wird. Das ist nicht verwunderlich, denn Platons Erkenntnisse beeinflussen die weiterführende Philosophie bis in unsere heutige Zeit. Interessant sind die Ausführungen zum Begriff "Demokratie", deren "Erfindung" man den Griechen des Altertums zuschreibt. Indessen hat deren Demokratie nichts mit unserem heutigen Verständnis dieses Begriffs zu tun. Wer sich mit Philosophie schwer tut, weil die meisten Philosophen für die gleichen Dinge ihre eigenen Begriffe formen und sich sprachlich regelrecht verkünsteln, um ein "Problem" möglichst exakt zu beschreiben, ist mit Prechts Buch gut bedient. Es geht nämlich in der Philosophie um nichts anderes als die Grundfragen, die alle Menschen bewegen: Sinn des Lebens, Tod, Glaube, Ethik, Körper und Seele usw., und diese Grundfragen samt ihrer möglichen Antworten oder weiterführenden Fragen werden von Precht anhand der Philosophiegeschichte gut verständlich dargeboten. |
07.07.2018, 12:43 | #1551 |
Ich habe jetzt den zweiten Band der "Ripley"-Bücher "Under Ground" von Patricia Highsmith gelesen und bin nun am dritten Band "Under Water" - natürlich von der gleichen Autorin.
Ich mag ihren Schreibstil, aber im zweiten Band hat mich doch einiges verwirrt. Thomas Ripley, im ersten Band noch ein exzentrischer Einzelgänger (der einiges auf dem Kerbholz hat), hat im zweiten Band Freunde, eine Frau und eine Firma, betreibt zwielichtige Geschäfte und begeht ein Verbrechen (worauf der Leser nach dem ersten Band eigentlich nur wartet). Nun gesteht er aber seinen Freunden diese Tat und seine Freunde stehen ihm einfach bei (bis auf einen) und schlucken dieses Geständnis einfach mal so (bis auf einen, der allerdings nicht wirklich sein Freund ist). Entsetzen wird so gut wie nicht gezeigt. Es kommt mir nicht sehr plausibel vor, wenn: a) ein exzentrischer Einzelgänger, der sich von Menschen fernhält, eine solche Charakterumwandlung durchmacht b) ein Mann, bei dem man im ersten Band feststellt, dass er mit Frauen nicht allzuviel anfangen kann (auch wenn es deswegen nicht unbedingt sein muss, dass er homosexuell ist) und sogar Kleidungsstücke einer bestimmten Frau bei ihm Abscheu auslösen, auf einmal eine Frau hat wie ein ganz "normaler" Mann und ihn dieselben Kleidungsstücke bei seiner Frau jetzt nicht mehr stören - überhaupt ist seine Ambivalenz in dieser Hinsicht im zweiten Band wie weggeblasen b) seine Freunde, denen er ein Verbrechen gesteht, dies nahezu gleichmütig aufnehmen. Diese drei Sachen fand ich schon ziemlich merkwürdig. Den dritten Band habe ich gerade angefangen. Hier hat sich die Autorin einen Kniff einfallen lassen: Der Tote aus dem ersten Band (die Leiche wurde nie gefunden) scheint wieder da zu sein - oder macht sich da jemand einen Scherz? Verspricht spannend zu werden. Mal schauen. Unterhaltsam sind die Bücher auf alle Fälle (wenn man sie nicht allzu ernst nimmt.) |
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