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27.09.2016, 20:32 | #1 |
Dabei seit: 07/2015
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Die deutsche Sprache
Was wird aus der deutschen Sprache?
Vor 35 Jahren verließ ich mit Abitur die Schule. Deutsch war nicht nur laut Meinung meiner Eltern, sondern auch aller Lehrer in der Schule, eines der Fächer, auf das immer sehr penibel geachtet wurde. Mir klingen noch Aussagen wie “Zumindest seine Muttersprache muss jeder in der Schule richtig lernen.”, oder “Wenn Du dich nicht richtig sprechen kannst, weiß jeder sofort, dass Du nie etwas gelernt hast.” Vielleicht treffe ich mit diesem Thema hier auf totale Ablehnung, oder betrete ein Tabuthema, aber es gibt zwei wichtige Aspekte, im Zusammenhang mit der deutschen Sprache, die sich seit Jahrzehnten massiv herauskristallisieren. Die deutsche Sprache wird offiziell (Rechtschreibreform, Duden, Grammatik) immer weiter vereinfacht. Der Konjunktiv, der Genitiv und das Futur verschwinden zusehends, und selbst der Gebrauch (Bedeutung) bestimmter Wörter spielt keine wichtige Rolle mehr. Hauptsache, man versteht sich. Die große Rechtschreibreform wurde, neben anderen fragwürdigen Argumenten, auch damit begründet, dass Deutsch für Ausländer “einfacher lernbar” gestaltet werden müsse. Eine, aus heutiger Sicht, sehr zukunftsweisende Entscheidung. Parallel dazu hat der englische Spracheinfluss seinen Siegeszug in Deutschland angetreten. “Denglisch” (Verschmelzung von Deutsch und Englisch) ist schon lange kein Modewort mehr, sondern es gibt kaum noch Kinder oder Jugendliche, die in einem Satz ohne englische Schlagworte oder “denglische” Wortneubildungen auskommen. Hinzu kommt das absichtliche Falschsprechen durch Imitation von witzigem “Ausländer-Deutsch”. Es mag sein, dass ich vollkommen falsch liege, aber ich sehe im weitgehend korrekten Erlernen und dem Gebrauch der deutschen Sprache einen der wichtigsten Grundsteine für den einst so großen, technischen und wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands. Die deutsche Grammatik hat mit die komplexeste Struktur der westlichen Sprachen. Verbunden mit dem zusätzlich notwendigen, präzisen Wortgebrauch ist das so etwas, wie kontinuierliche Gehirn-Gymnastik mit beinahe mathematischen Strukturen, welche wiederum die Grundlage für jegliche Art von kreativem Denken und innovativer Ideen darstellt. Deutschland, das Land der “Dichter und Denker”, kann sich meiner Meinung nach nur “abschaffen”, wenn es nicht den Verlust seiner kulturellen Identität verhindert. Dieser begründet sich allerdings nicht in einzelnen lokalen oder regionalen Traditionen, sondern in der übergeordneten, hochdeutschen Sprache. Dieser, an sich schon recht bedenklichen Sprachentwicklung, wurde jetzt noch ein weiteres Thema aufgesetzt, nämlich das konstruktive Weglassen von Vokalen. So erschien, nach anfänglichem Gebrauch vokalfreier Wörter in der Musikbranche, der Werbung und auf T-Shirts, jetzt bereits das erste Buch “Wr st dr Db?” (Wer ist der Dieb?)*. Das konsonantenfreie Schreiben ist mir grundsätzlich nur von kleinen Kindern bekannt, die beim Erlernen des Schreibens eben diese gerne mal weglassen, sowie ersten Sprachen aus der Antike, die ebenfalls ohne Vokale auskommen mussten. Was die Entwicklung der deutschen Sprache angeht, ist es für ein “Wehret den Anfängen”, aus meiner Sicht, schon längst zu spät, denn die Bildungspolitik hat sich von diesem Thema offensichtlich verabschiedet. Dort denkt man lieber ernsthaft über die Einführung von Tablet-PCs in Kindergärten nach, um dem Beispiel der "Steve-Jobs-Schulen" in den Niederlanden gerecht zu werden. Aus meiner Sicht ist das totaler Unsinn, aber es erscheint deshalb logisch, weil der öffentliche Sprachgebrauch von Politikern, Nachrichtensprechern und in der Presse ebenfalls immer mehr zu wünschen übrig lässt, während das Internet in Bezug auf Sprache und Rechtschreibung einen Negativ-Rekord nach dem anderen aufstellt. Wäre es nicht sinnvoll, sich dem Erhalt der deutschen Sprache etwas mehr zu widmen? Was denkt Ihr, hier im Forum, darüber? *Link: http://marinaclemmensen.jimdo.com/me...f-g-stuberger/ |
27.09.2016, 21:55 | #2 |
R.I.P.
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Lieber opi50,
schau mal hier rein https://www.poetry.de/showthread.php?t=23742 Lieben Gruß von Thing |
28.09.2016, 00:57 | #3 | |
Dabei seit: 07/2015
Beiträge: 269
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Zitat:
Sehr schön fand ich u.a. die Anmerkungen von Ilka-Maria zur KMK. An die ursprüngliche Idee, die generelle Kleinschreibung einzuführen, kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. Ein Kommentar von "Mittelpunkt" berührt eine meiner Kernfragen, die mich schon seit längerem beschäftigt: "Hat all das System, oder ist es nur Zufall?" Meine derzeitige Antwort könnte etwa so lauten: "Die Entwicklung der deutschen Sprache wird absichtlich vielen, zufälligen Fakoren einer international angelegten, allgemeinen Volksverblödungsstrategie ausgesetzt." Beschlüsse der Vereinten Nationen, wie PISA, Inklusion, Gender-Mainstream, etc. und das neuzeitliche Ausrichten des Bildungssystems an "Kompetenzen", geben dabei nur einen äußeren Rahmen vor. Sie werden aber sehr wahrscheinlich mittelfristig zu einer völlig vereinheitlichten Schulbildung auf Minimalniveau führen, das nur noch gleichgeschaltete Konsumenten erzeugt. Sicherlich könnte etwas gegen diese Entwicklung unternommen werden, aber anscheinend besteht keinerlei Interesse daran, was dann automatisch aber wieder die Frage nach dem "Vorsatz" auf den Schirm ruft, zumindest seitens der Politik. Aber auch die allgemein wachsende Gier nach Dauerbespaßung und Schnäppchenjagd-Konsum liefert ihren Beitrag. Denn das offizielle Motto, spätestens seit dem Jahr 2000 ist augenscheinlich: "Je mehr stumpfsinnige Ablenkung geboten wird, umso weniger muss inhaltlich konstruktiv diskutiert werden." Sendungen wie das "RTL Dschungel-Camp"* und Talk-Shows, in denen "Blinde" über neue Kinofilme reden, sind meiner Meinung nach die besten Beispiele dafür. * ingendeine Dschungel-Camp-Folge hält angeblich den Einschaltquoten-Rekord im deutschen Fernsehen - auch das ist sehr bezeichnend. |
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28.09.2016, 02:55 | #4 |
Dabei seit: 07/2015
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Die deutsche Sprache - Nachtrag
Im Vorfeld dieses Threads habe ich mir ebenfalls einige Artikel zum Thema "Werden auch die Lehrer immer dümmer?" durchgelesen und bin dabei auf ganz erschreckende Meldungen gestoßen.* So findet man u.a. Kommentare wie:
- auch das Allgemeinwissen bei den Lehrern wird immer schlechter - Nicht-Deutschlehrer erkennen ebenfalls keinen Unterschied mehr zwischen: "schwer" und "schwierig", "leicht" und "einfach", "auf" und "offen", "als" und "wie", "können" und "dürfen" usw. - Rechtschreibung wird nahezu flächendeckend nur noch in den unteren Schulklassen bewertet - immer mehr Schüler, gerade aus den höheren Jahrgängen, amüsieren sich regelrecht über die Dummheit ihrer Lehrer (in Chats und sozialen Netzwerken) - mehr und mehr Lehrer gehen anscheinend dazu über, ihre Klassenvorbereitungen und Klassenarbeten aus dem Internet zusammenzukopieren - die meisten älteren Lehrer stehen nahezu ohnmächtig einer jungen Generation des Digitalisierugszeitalters gegenüber, da sie meist schon studiert hatten, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte - usw. All diese Beobachtungen verdeutlichen sehr schön, wie wenig Wert in unserer modernen Leisungsgesellschaft auf die notwendigen Qualifikationsanpassungen der Lehrer gelegt wird. Die Industrie, bzw. größere Firmen gingen sogar schon wieder dazu über, von ihren Bewerbern handgschriebene Lebensläufe in Prosaform einzufordern, da diese offensichtlich nicht einmal in der Lage sind, trotz Grammatik- und Rechtschreibhilfe am PC, auch nur eine Seite fehlerfrei zu schreiben. Ergebnis: Eine totale Katastrophe. So kam mir dabei noch eine weitere, ganz interessante Frage in den Sinn: "Kann sich eigentlich noch jemand daran erinnern, dass früher auch in Geschichts-, Erdkunde-, Physik-Klausuren, etc. die deutsche Orthographie zur Notengebung beigetragen hat?" Es wäre sehr schön, den einen oder anderen Kommentar zu diesem Thema zu erhalten. Besten Dank im Voraus. * einfach mal "Wie dumm sind Lehrer", "Werden Lehrer immer dümmer?", "Sind unsere Lehrer dumm?" o.ä. suchen. Die Auswahl ist scheinbar unendlich. |
28.09.2016, 04:01 | #5 | |
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Zitat:
Für das, was die Mitglieder der KMK an der deutschen Sprache verbrochen haben, müsste ihnen Zuchthaus aufgebrummt und Schadensersatz abverlangt werden. Ich habe in den Jahren, in denen sie ihren Murks fabrizierten, einen ganzen Ordner an Unterlagen und Artikeln zu dem Thema "Rechtschreibreform" (besser "Rechtschreibverhunzung") gesammelt. Sprachwissenschaftler, die praktischerweise gleich draußen vor der Tür gelassen wurden, sind an dem Unsinn der KMK schier verzweifelt. Mir tut es weh, wenn ich "heute Abend" lesen muss statt "heute abend" (wie es als Zeitbestimmung richtig gewesen ist) oder solche unsinnigen Wörter wie "Quäntchen", "Gräuel", "aufwändig", "Leid tun" usw. Die dauerhafte staatliche Zwangsbewirtschaftung der deutschen Sprache hat dazu geführt, dass nur noch Unklarheit herrscht, denn wegen der Nachbesserungen (die meistens nichts wirklich verbessert haben) wurden inzwischen so viele Nachdrucke von Wörterbüchern mit völlig gegensätzlichen Schreibweisen in Umlauf gebracht, dass es nichts mehr bringt, sie aufzuschlagen. Einzige Lösung des Problems: Google befragen, und was am meisten präsentiert wird, muss wohl richtig sein ... wie z.B. eines meiner Lieblingswörter: Stehgreif! Ist doch niedlich, so ein standfestes Fabelwesen ... |
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28.09.2016, 04:48 | #6 | |
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Zitat:
* https://www.welt.de/kultur/article42...scheitert.html Schönen Gruß |
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28.09.2016, 05:15 | #7 | |
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Zitat:
Ickler hat sich zu diesem Thema seit Beginn der Rechtschreibreform die Finger wundgeschrieben - leider vergeblich. Die KMK-Mitglieder waren auch wenig beeindruckt von folgenden Aussagen: "Die Rechtschreibreform ist überflüssig wie ein Kropf ... ich werde weitermachen wie bisher." (Roman Herzog) "Die Rechtschreibreform führt zur Verflachung der deutschen Sprache ..." (Siegfried Lenz) "... ein kulturpolitisches Desaster ..." (dtv-Chef Wolfgang Balk) Ich komme immer wieder zu dem gleichen Ergebnis: Die KMK-Mitglieder sind gewollt einsichtslos, weil sie bequemer und sicherer nirgendwo anders zu einem lukrativen Einkommen gelangen können. Wer will denn Leute in seinem Unternehmen beschäftigen, die Tag für Tag beweisen, dass sie von der deutschen Sprache null Ahnung haben? |
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28.09.2016, 06:50 | #8 | |
Dabei seit: 07/2015
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Zitat:
Eins liegt jedenfalls schon heute auf der Hand. Wenn Deutschland seine sprachbasierte Kultur des Denkens, der Kreativität und dem damit verbundenen Streben nach technischem Fortschritt verliert, wird es böse enden. Denn Deutschland hat weder Bodenschätze, noch koloniale Strukturen. Die großen Konzerne produzieren und verkaufen schon jetzt mehr im internationelen Markt, als im Inland. Deutschland wird dann wohl einfach am langen Arm der globalisierten Weltwirtschaft verhungern. |
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28.09.2016, 07:18 | #9 | |
Zitat:
Was mich sehr stört, ist die Verballhornung der Sprache in der Werbung, Beispiele spare ich mir. Und was ich noch anfügen möchte: Ich muss auf meiner Arbeit manchmal korrigieren. Nicht nur, dass manche da von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, angesichts der Korrektur heißt es dann noch: "ist aber richtig! Hab ich gegoogelt!" Wenn es z. B. darum geht, dass ein Verb normal zwar klein, in einem anderen Zusammenhang (z. B. "beim Fahren auf der Landstraße sah ich ....") jedoch groß geschrieben wird. Da vergeht einem die Lust, den Leuten was beizubringen bei solch besserwisserischen Antworten. |
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28.09.2016, 07:59 | #10 | ||||
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Vielen Dank für den Kommentar, "Silbermöwe".
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Danke nochmal und einen schönen Gruß. |
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28.09.2016, 08:22 | #11 | |
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Zitat:
Wir leben im Medienzeitalter - da braucht ein Mensch, der Erfolg haben will, keine Deutschkenntnisse mehr, sondern einen Schauspiellehrer, einen Fitnesstrainer und einen Regieanweiser. Dumm, wer glaubt, trotz "Spezialisierung" noch einen Experten für seine Probleme zu finden. |
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28.09.2016, 08:30 | #12 |
R.I.P.
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Ich kann Euch nur seufzend beipflichten.
Bis heut abend hab ich micht wieder abgeregt. Wenn ich Gedichte von W. lese, in denen die Wörter willkürlich auseinandergerissen werden, wird mir übel. |
28.09.2016, 09:45 | #13 | ||
Dabei seit: 07/2015
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Zitat:
Freiwilliges Verbesserungspotenzial begründet sich ebenfalls nicht zweckgebunden, sondern grundsätzlich eigenmotiviert. Denke ich zumindest. Zitat:
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28.09.2016, 10:05 | #14 |
Dabei seit: 07/2015
Beiträge: 269
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28.09.2016, 10:08 | #15 |
Der derzeitige Lehrermangel trägt da nicht gerade zur Besserung bei - wird also alles noch viel schlimmer. Gestern noch die Post ausgetragen, heute als Volontär an der Tafel. Der über Jahre hinweg massive Abbau von Lehrkräften rächt sich nun. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre...drücken Migranten das Bildungsniveau noch weiter nach unten. Die können zwar nichts dafür, doch ändert das nichts an der Tatsache. Experten warnen schon seit Jahren - natürlich vergeblich. Es wird Zeit, dass das Volk diese Dilettanten von Politikern endlich abstraft...und Protest wählt- ganz gleich wen oder was...nur nicht diese Deppen der Etablierten.
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28.09.2016, 10:25 | #16 |
R.I.P.
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Dem stimme ich zu.
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28.09.2016, 10:36 | #17 | |
Dabei seit: 07/2015
Beiträge: 269
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Zitat:
Ich meine, sowohl Lehrermangel, als auch geeignete Lehrerausbildung ist etwas, was sich recht kurz- bzw. mittelfristig bewerkstelligen ließe, wenn man es nur wirklich wollte. Auch am Bildungssystem kann man nach wie vor sehr viel verbessern. Ich habe aber leider die Befürchtung, dass der sich derzeitig formierende Vielparteien-Salat keine wirklich gute "Alternative" darstellt, etwas zu bewegen. Viele Köche verderben nun mal den Brei. Es wäre deshalb besser zu hoffen, dass aus den gemachten Fehlern gelernt wird, und sich das System bis zur nächsten Bundestagswahl wieder berappelt. Vielleicht erscheint der Gedanke etwas altmodisch, aber ich denke nach wie vor, dass die Hoffnung zuletzt stirbt. Auch wenn mittlerweile schon so mancher erwidert: "Aber sie stirbt." Was den anderen Teil betrifft, bin ich voll und ganz der gleichen Meinung. Einen schönen Gruß |
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28.09.2016, 13:41 | #18 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Ach, wäre die Diskussion doch neu!
Dass sich eine Sprache weiter entwickelt, dass sich Wörter aus fremden Sprachen einschleichen (manches davon ist sinnvoll, manches davon ist überflüssig bis lächerlich), ist doch seit mehreren hundert Jahren bekannt. Vieles wird übernommen und gar nicht mehr als Sprachverhunzung empfunden, vieles verschwindet auch wieder und die Karawane zieht weiter. Der ehemalige Bundespräsident von Weizsäcker hat seine am nächsten Morgen zu haltende Rede, weil eine junge Teilnehmerin der Veranstaltung seine Vorredner und deren Verwendung von zuviel unverständlichen Wörtern kritisiert hatte, seine Rede überarbeitet und dann in klarem Deutsch gesprochen. Allerdings hat er dabei weniger Rücksicht auf Sprachpuristen genommen und daraus verzichtet, deren "Eindeutschungen" zu berücksichtigen. Ein paar Beispiele mögen das verdeutlichen: Es blieb bei Universität statt Hochschule Karikatur statt Zerrbild Rendezvous statt Stelldichein Kultur statt Geistesanbau Friseur statt Haarkräusler Mumie statt Dörrleiche Pause statt Zwischenstille Fieber statt Zitterweh Ironie statt Schalksernst Chemie statt Scheidekunst Poren statt Schweißlöcher Soldat statt Menschenschlächter national statt völkisch Von den Sprachpuristen hielt auch unser größter Dichter nicht viel; er, Goethe, war dafür, Fremdwörter nicht a priori auszuschließen, sondern sie produktiv aufzunehmen und zu verwenden. Die eigene Sprache zu reinigen war durchaus sein Anliegen, sie zu bereichern nicht weniger. Hier einen goldenen Mittelweg zu finden und sich nicht dem Spott kluger Köpfe auszusetzen, sollte uns eine Richtschnur sein und nicht das "Salonfähigmachen" negativ besetzter Begriffe aus dem Dritten Reich. Zum Schluss ein Distichon aus den Xenien (Schiller/Goethe) mit der Überschrift "Der Purist": [B]Sinnreich bist du, die Sprache von fremden Wörtern zu säubern, Nun so sage doch, Freund, wie man Pedant uns verdeutscht./B] Gruß, Heinz |
28.09.2016, 13:56 | #19 |
R.I.P.
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Kultur statt Geistesanbau
Friseur statt Haarkräusler Mumie statt Dörrleiche Pause statt Zwischenstille Fieber statt Zitterweh Ironie statt Schalksernst Chemie statt Scheidekunst Poren statt Schweißlöche Welche der von Dir genannten Puristen sprechen denn so hirnkrank? In aller Emphase ist dem Schreiber ein r davongerollt. |
28.09.2016, 14:13 | #20 |
Dabei seit: 10/2006
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Komisch, bei meinen Schweißlöchern ist da ein "r" hinten dran. Und nein, ich habe nicht nachträglich korrigiert. Auch beim Plural von Loch ist mir das "r" nicht entfallen.
Die "hirnkranken" Einfälle sind nachlesbar. Wenn Du mich höflich bittest, nenne ich Dir sogar die Quelle, eine solide Quelle. H. |
28.09.2016, 14:23 | #21 |
abgemeldet
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Ich fühle mich bei derartigen Diskussionen immer wieder an Martin Opitz erinnert, der die deutsche Eigenschaft seiner Zeit, das französische bis zur Dämlichkeit nachzuäffen, sehr beklagt hat - was er wohl sagen würde, würde er zu Gesicht bekommen, wie heute das Englische zwangsintegriert wird?! (Denn im Gegensatz zu den heutigen Vergewaltigungen hören sich die französisch-deutschen Mischungen zeitweilig sehr angenehm und intelligent an...)
Als persönliche Randnotiz: Wenn es tatsächlich eine Strömung sprachlicher Puritaner geben sollte, dann will ich gerne ihr Oliver Cromwell sein. (An ihn muss ich - seltsamerweise - ohnehin bei diesen Klagereden denken, sagen diese doch nichts anderes als er: "Meine Herren, ich kann ihnen nicht sagen, was ich will, aber ich kann ihnen sagen, was ich nicht will.") Sprachliche, und damit kulturelle Vielfalt kann nur ermöglicht werden dadurch, dass verschiedene Sprachen existieren - ein Gemeinplatz, aber dennoch wird das gerne vergessen. Das Deutsche, das Englische usw. erzeugen nur deshalb Vielfalt und Reichtum, weil sie sich voneinander unterscheiden, weil sie ihre Eigenarten haben etc. etc. Der wohltuende Einfluss, den eine Sprache auf eine andere haben kann, wird gewiss nicht bestritten. Aber ist diese Vermengung, wie wir sie heute erleben, für die Sprache und für den Intellekt wohltuend? Dies ist m.E. die entscheidende Frage - und ich verneine sie. Diese vielen Anglizismen werden heute von einem Gros verwendet, dass die Englische Sprache nur durch virtuelle Verkürzungen und die Computerfachsprache kennt - da sind nur wenige Anglophile dabei, die das Englische vollkommen beherrschen und diese Sprache lieben. Das ist per se nichts Schlimmes - aber dadurch, dass sich das Englische mit dem Deutschen sosehr vermischt, verliert die deutsche Grammatik ebenfalls an Bedeutung. Das Ergebnis: Ein sprachlicher Tumor, gesprochen von einer Person, die weder die Zutat Englisch noch die Zutat Deutsch vollständig beherrscht. Und das ist schlicht sprachliche Verarmung. Ich könnte noch weitaus mehr darüber schreiben - aber ich bin gerade faul. |
28.09.2016, 14:35 | #22 |
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Das ist doch ein ganz anderes Thema. Natürlich ist es richtig, dass sich Sprache schon immer durch Einflüsse von außen verändert hat. Etliche Begriffe, die hier genannt wurden, sind doch auch längst "out". Heute gibt es kein Rendezvous mehr, sondern Dates oder Treffs, die Karikatur ist für die meisten Leute ein Cartoon (auch wenn es da einen Unterschied gibt), der Friseur ist ein Hair Stylist, das Mannequin ein Model usw.
Wir diskutieren aber nicht über Sprachentwicklung, sondern von absichtlicher, willkürlicher SPRACHVERHUNZUNG, die völlig sinnfrei und ohne jede Not seit über zwanzig Jahren gepflegt wird und die viele Wörter von ihrem ursprünglichen Stamm abgekoppelt hat. |
28.09.2016, 14:38 | #23 | |
R.I.P.
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Zitat:
Die allmähliche Aushebelung der deutschen Grammatik. Worüber ich Tränen vergießen möchte. Du wirst auch mal wieder fleißig werden. |
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28.09.2016, 15:28 | #24 |
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Anlass für meinen Beitrag war ein Beitrag von Andere Dimension (Hervorhebungen von mir)
Zitat von AndereDimension: "Bin ich voll auf deiner Seite! Wörter wie "völkisch" sollten wieder salonfähig sein und ausgesprochen werden dürfen. Sie zu verbieten ist eine politisch angeordnete Verstümmelung unserer Sprache. Nur weil ein Diktator solche Begriffe gegen ihre eigentliche Bedeutung verwendete...sollten wir nicht auf einen Teil unserer Identität verzichten müssen. Zudem ist es heuchlerisch, denn einen Wagner, der ebenso von Hitler instrumetalisiert wurde, feiert man heute noch. Und der Wagner war auch noch, im Gegensatz zu den Begriffen...die für ihre Missbrauch nichts können, von gleicher Gesinnung wie Hitler. Voll die Heuchelei - schämt euch, ihr "Politiker". Zitat von opi50: Besten Dank. Das sehe ich ganz genauso. Und hier, so meine ich, versteckt sich der Teufel im Detail. Einerseits das Eintreten für eine "gute" deutsche Hochsprache (womit man bei mir offene Türen einrennt), andererseits der Wunsch, Wörter wie "völkisch" (welche anderes Wörter hat A.D. denn da so im Sinn?) wieder salonfähig zu machen. Da sträuben sich bei mir die Nackenhaare. Und wenn opi50 das ganz genauso sieht wie A.D. und dann seine Klage über die Verflachung, Verhunzung etc. los lässt, dann werde ich misstrauisch. Heinz |
28.09.2016, 15:42 | #25 |
R.I.P.
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Deutsch war nicht nur laut Meinung meiner Eltern, sondern auch aller Lehrer in der Schule, Kommafehler
Deutsch war nicht nur laut Meinung meiner Eltern, sondern auch aller Lehrer Grammatikfehler: Richtig wäre „laut der Meinung nicht nur meiner Eltern, sondern auch aller Lehrer“ Deutsch war nicht nur laut Meinung meiner Eltern, sondern auch aller Lehrer in der Schule eines der Fächer, auf das immer sehr penibel geachtet wurde. Stil-/Logikfehler: Achteten die Lehrer penibel auf diese Fächer oder meinten sie nur, es werde darauf penibel geachtet? eines der Fächer, auf das immer sehr penibel geachtet wurde Grammatikfehler: Richtig wäre "eines der Fächer, auf die geachtet wurde" “Zumindest seine Muttersprache muss jeder in der Schule richtig lernen.”, Doppelter Satzzeichenfehler “Wenn Du dich nicht richtig sprechen kannst Grammatikfehler (oder Flüchtigkeitsfehler) “Wenn Du nicht richtig sprechen kannst, weiß jeder sofort, dass Du nie etwas gelernt hast.” Stil-/Logikfehler: Bei „nie etwas gelernt“ ist „etwas“ absolut sinnfrei. Wie ist es zum Beispiel mit Kochen? Oder mit Rad schlagen? Vielleicht ... betrete (ich) ein Tabuthema Stilfehler: Ein Thema kann man beispielsweise aufgreifen, abhandeln, aber sicher nicht betreten. aber es gibt zwei wichtige Aspekte, im Zusammenhang mit der deutschen Sprache Kommafehler zwei wichtige Aspekte im Zusammenhang mit der deutschen Sprache Stilfehler/Ausdrucksfehler: „Aspekte“ wovon? (Blicke worauf?) Aspekte, die sich seit Jahrzehnten massiv herauskristallisieren. Stilfehler: Kristalle sind keine „Ansichten“ auf irgendwetwas und „Aspekte“ sind keine Dinge, welche verschiedene Zusatndsformen kennen. die sich seit Jahrzehnten massiv herauskristallisieren. Stilfehler/Logikfehler: Du beobachtest laut deinm Text die Entwicklung seit lediglich drei Jahrzehnten. die sich massiv herauskristallisieren. Stilfehler: Was muss man unter „sich massiv zeigenden“ Aspekten verstehen? Wenn du selbst solches Deutsch schreibst, wirken deine Ausführungen reichlich komisch. Url Und weil es so lächerlich ist: "Das ist eine der größten, neuen Tretmienen" Es hätte dir gut angestanden, das Wort Tretmine zu googeln! |
28.09.2016, 15:46 | #26 |
R.I.P.
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Und bei url hat sich ein Kommafehler eingeschlichen.
Eindeutig ein Flüchtigkeitsfehler. |
28.09.2016, 15:47 | #27 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Wie steht es mit jungen Menschen, die über "verpönte" Wörter und Redewendungen aus der Nazi-Zeit bzw. der damaligen Hetzpropaganda nicht mehr Bescheid wissen? Selbst ältere Leute, die Ahnung haben müssten, tappen zuweilen in Sprachfallen, wie z.B. "ausmerzen" oder "Jedem das Seine". Was "politisch korrekt ist", bezogen auf die moderne Zeit, weiß ziemlich jeder, aber je größer der zeitliche Abstand zum Dritten Reich wird, umso weniger denken sich jüngere Leute etwas beim Gebrauch bestimmter Ausdrücke. Wie macht man der Jugend von heute begreiflich, dass es in Ordnung ist, wenn eine demonstrierende Menge ruft: "Wir sind das Volk!", aber das Wort "völkisch" negativ besetzt ist? Zuweilen kommt es vor, dass Werbung nebeneinander existiert, die hässliche Konnotationen aufkommen lässt, ohne dass ein jüngerer Mensch es für geschmacklos hält, wie z.B. ein Plakat, das den Vortrag eines Gelehrten über das Judentum ankündigt, und direkt daneben das Plakat eines Energieunternehmens, das für günstige Gaspreise wirbt. Kein Witz! Alles schon dagewesen. |
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28.09.2016, 15:49 | #28 |
R.I.P.
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Beiträge: 2.273
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Kommafehler? Bei mir?
Igitt! Wo?? Schnell die Schrotflinte her! url |
28.09.2016, 16:14 | #29 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Ilka-Maria,
ich verstehe Deine Einwände und dass es mir mal passiert ist, eine Jüdin zu fragen, ob sie Voll- oder Halbjüdin sei und nur durch das Eingreifen Ralph Giordanos einer Ohrfeige entging, zeigt, dass Unwissen auch vor mir nicht halt macht. In diesem Faden geht es doch aber nicht um irrtümliche Äußerungen von jungen Menschen, die unbedacht oder unwissend von "Jedem das Seine" oder "Arbeit macht frei" reden, ohne jemals im KZ Buchenwald oder Auschwitz gewesen zu sein, sondern um Äußerungen von älteren Menschen (hier speziell von A.D oder opi50), die es eigentlich besser wissen müssten. Lieber urluberu, mit stillem Grinsen und selbst weit entfernt davon, mich selbst für unfehlbar zu halten, habe ich Deinen Beitrag gelesen. Dass Thing, der gewichtigere Fehler in ihren Werken mit fadenscheinigen Ausreden zu überspielen versucht, einen Kommafehler bei Dir entdeckt zu haben glaubt - schrecklich! Aber sag: Bist Du so militant, dass Du gleich nach einer Schrotflinte rufen musst? Reicht da nicht so etwas wie eine Kasperklatsche? Oder, was mir noch mehr Spaß machen würde: Wir schicken sie zum Haarkräusler (das war wirklich mal ein Vorschlag zur "Eindeutschung" von Friseur) und lassen ihr einen neuen Scheitel ziehen. Liebe Grüße, Heinz |
28.09.2016, 16:33 | #30 |
R.I.P.
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Mit der Schrotflinte schiesse ich auf Kommafehler. Ungleich wirksamer als Nachschauen bei Google oder Duden oder so.
(Für opi: "schiessen" schreibt man bei uns regelkonform "seit Jahrzehnten" mit ss.) |
28.09.2016, 16:34 | #31 |
Hallo Heinz,
Petrys Forderung ist, was den Zeitpunkt betrifft, eine Provokation....das ist uns allen klar - was aber nicht gleichzeitig bedeutet, dass die Forderung als solche absurd wäre. Sie ist berechtigt. Germanisten und Sprachhistoriker sind sicherlich auch dazu bereit sich damit sachlich auseinderzusetzen. Eine besonnene Antwort der Politik könnte in etwa so lauten: " Wir sind gerne dazu bereit darüber zu diskutieren, oder gar zu verhandeln...aber nicht bei der derzeitigen Gemengelage - wir setzen ihr Anliegen jedoch gerne auf unsere Agenda und kommen zu einem späteren Zeitüunkt gerne darauf zurück....und auf Sie zu". Aber so sind Politiker nun mal nicht...auch ein Grund...warum momentan so viele Protest wählen. |
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28.09.2016, 16:36 | #32 |
Forumsleitung
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Ich halte es in deinem Fall eher für Gedankenlosigkeit, so etwas passiert eben. Mir ist hier im Forum schon mal passiert, das Wort "Wehrmacht" statt "Bundeswehr" zu verwenden. Warum? Während meiner Kindheit wurde noch viele Jahre von der Wehrmacht gesprochen, die Bundeswehr bezeichnete man dagegen meistens als "Barras". So etwas setzt sich im Kopf fest.
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28.09.2016, 16:36 | #33 |
R.I.P.
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Lieber opi50,
ich setze als bekannt voraus, daß die Tastatur in der Schweiz kein ß enthält. |
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