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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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06.04.2015, 12:45 | #1 |
Dabei seit: 04/2015
Ort: Zuhause ist da wo die Gedanken greifbar sind
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Beiträge: 31
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Der Mensch zum Krieg
Ein roter Schimmel jagt den Wind
prescht durch die Heiden Hufe klappern geschwind wie die Trommeln im Felde Nüstern speien Feuer Der Schweif peitscht die Meute Hufe wirbeln Erde auf Stiefel die sich in die Flanke treiben keine Zügel sind zu halten Der Reiter ein kopfloser Jüngling Ein roter Schimmel jagt den Wind prescht durch die Heiden Zähne klappern geschwind Ein roter Schimmel Der Mensch zum Krieg |
06.04.2015, 15:01 | #2 | |
R.I.P.
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Hallo, Sephoniel -
und herzlich willkommen!
Du scheinst ein sehr produktiver Zeitgenosse zu sein. Ich hab mir mal eines Deiner Gedichte rausgepickt - für einen Kommentar. Der Titel, der auch als Schlußvers dient, ist mir ein Rätsel. Was ist denn gemeint? Wie der Mensch zum Krieg steht Wie der Mensch zum Krieg kommt Daß der Mensch zum Krieg gehört Daß der Mensch zum Krieg(er) geboren ist oder was sonst? Jagt der Schimmel (Schimmel sind weiß, nicht rot, aber Du wirst die Feuer des Krieges meinen) den Wind? Wirklich? Trommeln klappern nicht geschwind. Stiefel können sich nicht in Flanken treiben, höchstens pressen oder drücken. Der kopflose Jüngling läßt mich an Sleepy Hollow denken. *** Das könnte ein gutes Gedicht sein, denn das Thema ist immer aktuell. Aber an Deiner Stelle würde ich noch einmal daran feilen, denn für micht enthält es (noch) zu viele Schwachstellen. Aber ich habe es mit Interesse gelesen! Freundlichen Gruß vom Thing Zitat:
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06.04.2015, 16:08 | #3 |
Dabei seit: 04/2015
Ort: Zuhause ist da wo die Gedanken greifbar sind
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Ein kurzer Primer auf das Gedicht
Hallo Thing,
zuerst mal danke für dein Feedback ! Dass Schimmel weiß und nicht rot sind, ist mir natürlich geläufig. Jedoch dient dieses Paradoxon der vergleichsweise ebenso so plastischen Sinnlosigkeit eines Krieges. Weiterhin kann damit auch der blutverschmierte Schimmel gemeint sein - damit der Verlust der Unschuld vieler jüngerer Soldaten oder dem Wesen der Unschuld im Allgemeinen, wenn man einen Interpretationsansatz über die Farbensemiotik wagen möchte. Er jagt den Wind, der ebenso die Sinnlosigkeit wie den periodisch temporären Charakter einer kriegerischen Auseinandersetzung verdeutlicht. Trommeln klappern ebenso geschwind, wie Säbel rasseln können, wenn man stetig Gründe produziert sich gegenseitig zu attackieren. Versinnbildlicht durch diese Metapher stehen die Trommeln erstens für die Führenden im Feld, die den Rhythmus diktieren und damit metaphorisch auch für eine Führungsebene die den Krieg heraufbeschwört. Stiefel können sich ebenso gut in Flanken treiben, pressen, oder drücken, dem steht meiner Meinung nach keine einschränkende Wirkung entgegen, wenn man die Weite des Wortfeldes etwas größer bemisst. Außerdem wirkt es gleichzeitig über den Militärjargon in der Art und Weise, dass sich gewisse Truppenteile in die Flanken des Gegners bewegen. Demzufolge hat das "Treiben" auch etwas drängendes was unter dem allgemeinen Tenor des Gedichtes den Krieg charakterisieren soll. Der kopflose Jüngling steht für die Unüberlegtheit - dem Fehlen von Verstand und Vernunft, die typisch für Kriege ist, die meist dergestalt ausbrechen, dass eine neue Kraft das Gleichgewicht alter Kräfte zu verlagern versucht, deswegen der Jüngling. In der Hoffnung alle Schwachpunkte erläutert zu haben, die Feder |
06.04.2015, 16:10 | #4 |
R.I.P.
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So so - hmhm,
da bin ich jetzt um Einiges gescheiter, gelt? Herzlichen Dank von Thing |
06.04.2015, 16:37 | #5 |
Lieber Sephoniel,
du benutzt sehr gut zusammenhängende Bilder für dein Gedicht. Die "Führungsebene" hatte ich aus den Flanken nicht herausgelesen, daher freue ich mich besonders über deine ausführliche Stelllungnahme. Das meiste jedoch, denke ich, kann sich der geneigte Leser durch etwas metaphorische Aufmerksamkeit und grammatische Transferleistung ("Hufe klappern geschwind und klingen/donnern/whatever dabei "wie die Trommeln im Felde") selbst erschließen. Die Frage nach dem Titel ist unbeantwortet. Damit kann ich einen Versuch wagen: Ich verstehe es als eine Art Aufruf, so wie: "Zu den Waffen!" oder "Feuerwehrleute vom 1. Zug an die Spritzen!", allerdings in allgemeiner Form. "Der Mensch" steht dabei für eine unbestimmte Anzahl an Menschen. Sie werden zum Krieg befohlen. Der Titel duldet keinen Widerspruch, enthält keine Bitte und kein "Vielleicht". "Der Mensch" (jeder) hat (gefälligst) "zum Krieg" zu marschieren. Somit würde der Titel auch einen Bezug zur Führungsebene stellen. |
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06.04.2015, 16:57 | #6 | |
R.I.P.
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Zitat:
Wie bei "Zu den Waffen!" Geändert von Thing (06.04.2015 um 18:31 Uhr) |
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06.04.2015, 18:05 | #7 |
Nun, es liegt wohl im Ermessen des Dichters, ob er hier den Imperativ offensichtlich oder doch lieber versteckt anbringt. Gründe gäbe es für beides. Aber selbstverständlich, da hast du recht, kann ich mich irren. Es ist ja ein Deutungsversuch, der auf Aufklärung hofft.
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06.04.2015, 18:14 | #8 |
Dabei seit: 04/2015
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Ich denke wir können alle darin übereinkommen, dass Lyrik in ihren Eventualitäten sicherlich die Konventionen deutscher Rechtschreibung dergestalt beugen kann, dass es dem Belieben des Autors entspricht, seine Ausrufezeichen zu setzen, wo es seinem Werken dient. Zumal der Imperativ als Verbmodus kein Satzzeichen verlangt, ebenso wenig wie Konjunktiv und Indikativ es tun.
In diesem Fall handelt es sich um eine einfache Aussage, die lediglich viele variierende Interpretationsansätze offen lässt. @Stachel - Mir gefällt dein Ansatz sehr gut, selbst wenn Titel und Schlussvers ursprünglich auf eine andere Aussageabsicht abzielten. Ich hielt es für nötig die Ambivalenz zwischen der Mensch - Krieg - Beziehung in einer einfachen Aussage festzuhalten, die kein Verb enthält sondern nur die beiden Begriffe im Gegensatz. Außerdem soll ausgedrückt werden, dass der Mensch ein Untertan des Krieges ist, obschon er doch eigentlich Herr über das Geschehen sein sollte. Damit wird die Spur des kopflosen Jünglings weiter verfolgt. Dennoch kann jeder das hineinlesen, was er möchte und mir gefällt dein Ansatz fast besser als mein eigener |
14.04.2015, 09:44 | #9 |
Literatur in Foren unterbelichtet
In den einschlägigen Foren habe ich ein gleichbleibendes Muster festgestellt. Tagesaktuelles wird oberflächlich aber oft mit Inbrunst kommentiert – siehe Michel Houellebecq oder jetzt Grass. Ende der Fahnenstange. Bücherfreunde – Fehlanzeige. Meist sind es Buchverkäufer. Ein … für einen reflektierenden Leser!
–ganter- |
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14.04.2015, 13:27 | #10 |
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Ziel und Sein
Das Ziel dieses Forums ist es wahrscheinlich weniger sich rezeptiv anderer Künstler zu bedienen, sondern in die Eigenproduktion zu gehen.
Das hier ist schließlich kein Lesezirkel für große Autoren (zu denen ich Houellebecq nun gar nicht zähle) sondern eine Plattform zum Vertrieb eigener Gedichte. Und selbst wenn nicht 100% reflektiert kommentiert wird, was man auch nicht erwarten kann, so ist es doch ein Fortschritt für die meisten Menschen hier, dass ihre Arbeit gelesen und damit gewürdigt wird. |
11.01.2019, 22:33 | #11 |
Hallo Sephoniel. Wirklich schöne Worte für den Aufbruch ins Kriegsgetümmel.
Ich kann die axtschwingenden Reiter richtig vor mir sehen. |
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18.01.2019, 18:17 | #12 |
Lesezeichen für Der Mensch zum Krieg |
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