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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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22.03.2015, 18:39 | #1 |
R.I.P.
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Kelter
Wo ist der Weinberg, in dem ich einst spielte?
Wo der Brüder, der lieben, Gesang? Wo sind die Reben, die ich durchwühlte? Wer schreitet heute die Pfade entlang? Wo klingt nun der Amsel Geschwatz, ihr Flöten? Wo glitzern die Echsen im Gras und im Stein? Wann sickern aus Trauben die fruchtigen Röten? Wann raste ich nochmals am felsigen Rain? Mählich, mählich ward ich älter. Wage meine Schritte nicht mehr hoch hinaus. Ich lande bald in Gottes Kelter. Den letzten Kern pickt sich ein Spatz heraus. ad hoc 22. März 2015 ( angeregt von gummibaums "Rosine") |
23.03.2015, 00:15 | #2 |
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alles ist eins - alles ist verbunden
zuerst Gummibaums "Zur Rosine" wo die (mal inhaltlich komprimiert) vom Weinstock direkt in den Zuckerkuchen watschelt und dann der einsam - wehmütige Blick auf den großen Watschler - den Kelter mein ich und mal aus dessen Sicht das Ganze und ... siehe da, die Gemeinsamkeiten sind unbestreitbar: wenn nicht so viel Wehmut über die Vergänglichkeit daraus tropfen würde, könnte sie den Blick auf eine andere Tatsache freigeben: am Rebstock wird bald eine neue Rosine wachsen (den Gedanken mit dem Kelter dürft ihr nun selbst zu Ende denken, das ist mir grad zu kompliziert ..) ich hab das nicht nur gern gelesen sondern mehrfach und ich werde es weiterhin sehr gerne lesen ganz lieben Dank dafür Alles Liebe Lichtsohn |
23.03.2015, 08:34 | #3 |
R.I.P.
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Ich kann nur Beifall klatschen.
Perfekt gesetzte freie Rhythmen, starke Struktur mit den sich in "mählich mählich Kelter" auflösenden W-Wörtern, freche Pointe. Ach, ja, und nebenbei noch gereimt (das "nebenbei" macht vieles aus). Und diese kleine Praline "der Amsel Geschwatz" ist eine lautmalerische und semantische Perle (vs. "der Elstern Geschwätz" z.B.) Nicht das, was einen offiziellen Lyrikpreis erhielte, aber meinen heutigen inoffiziellen. Url. |
23.03.2015, 09:01 | #4 |
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Liebes Thing,
großartiges Gedicht! Für mich ein Favorit! Liebe Grüße, Letreo |
23.03.2015, 12:30 | #5 |
Hallo Thing,
das ist gut geworden!!! Mit Freude und sehr gern gelesen! LG gummibaum |
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23.03.2015, 20:15 | #6 |
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Gelassener Blick aufs Alter
Hallo Thing,
deine Zeilen haben in ihrer Gelassenheit vor der Kelter etwas stoisches. ich denke, der Wechsel in der Metrik, was die letzte Strophe angeht, ist bewusst gewählt, oder? Gefällt mir wirklich gut. |
23.03.2015, 20:48 | #7 |
R.I.P.
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Lieber Lichtsohn,
ein wehmütiger Blick auf die Jugend ist immer erlaubt. Und da steht ja auch, daß es wieder weitergeht: Der Traubenkern übersteht die Spatzenpassage unbeschadet. Und siehe da: Irgendwann wächst ein neuer Rebstock! (Die Kelter ist die Traubenpresse). Hallo, urluberlu - hab besten Dank für das große Lob! (Ich schreibe so gut wie nie ungereimt ) Liebe Letreo, auch Dir ganz lieben Dank für diese Ehre! Lieber gummibaum, das freut mich, daß Dir das Ergebnis Deiner Anregung gefällt. Freut mich wirklich sehr! Hallo, DorotheaG, danke sehr für den Kommentar. Nein, die Metrik kommt immer, wie sie kommen muß - aus dem Bauch heraus. Das Gedicht entstand ganz spontan. Im Grunde ist mir der Inhalt immer wichtiger als die Form - solange sie nicht allzu frei ist. Euch allen herzliche Abendgrüße von Thing |
24.03.2015, 13:15 | #8 |
R.I.P.
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Hallo Thing, hallo Dorothea
Man sollte hier nicht von einem Wechsel allein sprechen. (Obwohl der zu Grunde liegende Daktylus in einen Trochäus wechsel, um beim Schlusstusch, bei der fröhlichen Pointe, wiederum den letzten, starken Akzent zu setzen.) Man sollte sich in diesem Text wirklich jede Feinheit der Variation ansehen. Ich kenne mich nicht mit Odenformen aus. Aber es erinnert mich schon an Dinge, die deren Reiz ausmachen. Man kann diesen Text ohne Worte, in X-en (siehe unten) "hören", man könnte ihn zu zweit auf zwei Trommeln spielen, immer zwei Zeilen ergeben ein Paar aus "Frage und Anrwort", die "Frage" endet unbetont, die "Antwort" endet betont, die mannigfachen Variationen entsprechen dem varantenreichen "Geschwatz" der Amsel. Wie bei der Amsel ist auch in jeder Zeile (jeder musikalischen Phrase) eine Cäsur. XXxXx / xXxxXx XxXx / xXx / xX XxxXx / XxxXx XXxXx / xXxxX XxX / xXxxX / xXx XXxxXx / xXxxX XXx / xXx / xXxxXx XXxxXx / xXxxX Xx / Xx Xx Xx Xx Xx Xx / Xx XxX xXxX / xXxXx xXxX / XxxX xX Der Text sollte mir und allen (inkl. deinem Dichtergott), die wir so gerne von Metrik reden, als Vorbild dienen. Egal, ob er geplant oder ungeplant so geworden ist. Und dieser Text führt wieder auf Brassens zurück (den ich anderswo zitiert habe): Inhalt ist schon recht, aber zu leben beginnt ein Stück Lyrik als Musik. Schönen Tag Url |
24.03.2015, 13:43 | #9 | |
abgemeldet
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Zitat:
bitte entschuldige meinen seltsamen Versuch Dinge in eine Konstellation zu stellen, in die sie nun einmal nicht gehören, ich wollte niemanden damit Schaden zufügen, ganz sicher nicht Alles Liebe Lichtsohn PS: vielen Dank das ich bei all meiner selbstverschuldeten Schande was lernen durfte |
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24.03.2015, 18:11 | #10 |
R.I.P.
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24.03.2015, 18:17 | #11 | |
R.I.P.
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Zitat:
von herausreden ist keine Rede () und eine Entschuldigung ist überhaupt nicht vonnöten! Der Interpretation eines Textes sind doch keine Grenzen gesetzt. Und sie muß nicht identisch sein mit der Intention des Texters. So etwas wie "selbstverschuldete Schande" möchte ich von Dir nie wieder hören/lesen! Mach Dich um Himmels willen nicht kleiner! Ganz lieben Gruß vom Thing |
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24.03.2015, 18:21 | #12 |
abgemeldet
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24.03.2015, 18:24 | #13 |
R.I.P.
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Wers glaubt ......
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25.03.2015, 17:46 | #14 |
gesperrt
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Liebes Thing,
Deine Verse klingen überzeugend authentisch und echt (nach) und wenn man das Xen von Url betrachtet, kann man die Lebendigkeit auch sehen, die trotz dieses an sich traurigen Themas in deinen Zeilen mitschwingt. Zu meinen Favoriten kommt es aber vor allem wegen der letzten beiden Verse. Die sind Extraklasse: Der kleine Spatz führt Gott und die (scheinbare) Endlichkeit und damit all unser beschränktes, enges Denken ad absurdum! Herrlich Lieben Gruß shoshin |
28.03.2015, 15:34 | #15 |
Ja, so gehts mir auch schon.
Obwohl ich erst 50 bin. Gern gelesen wolfmozart |
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28.03.2015, 16:43 | #16 |
R.I.P.
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Liebe shoshin,
das freut mich ungemein, daß Dir die beiden letzten Verse besonders gut gefallen! Und für den Platz auf der Favoritenliste bedanke ich mich extra herzlich. Lieber wolfmozart, ich könnte jetzt sagen: Man ist so alt, wie man sich fühlt. Mit 50 Jahren habe ich mich auch nicht alt gefühlt. Aber jetzt - ich merke doch sehr, daß die Kräfte nachlassen. Euch viele liebe Grüße von Thing! |
05.05.2016, 11:48 | #17 | |
R.I.P.
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Zitat:
Was es nicht alles gibt. Mich freut das und ich danke nachträglich urluberlu, der sich wohl von Poetry zurückgezogen hat und nur noch als wilma27 wirkt (gut wirkt). |
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