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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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04.06.2014, 13:01 | #1 |
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Doña Quixote
Der Historie erster Teil
Herzeleid I. Plaisir d’amour währt nur ein paar Momente, Chagrin d’amour ein ganzes Leben lang. Weil ich das weiß, ist mir vorm Lieben bang, drum wollte ich allein sein bis zur Rente. Doch ist es bei dem Vorsatz nicht geblieben, da ich den blonden Märchenprinzen sah. Er war so stolz und war mir doch so nah, hab viel verweinte Verse ihm geschrieben. Er sei der Dulcineo meiner Träume! Drum widme ich ihm dies Sonettgedicht und ritze seinen Namen in die Bäume und liebe ihn, bis mir das Auge bricht. Und wären Träume weiter nichts als Schäume, den Dichter und den Ritter kümmert’s nicht. II. Den Dichter und den Ritter kümmert’s nicht, zieht er auf seinem Klepper Rosinante in ferne Lande, die er noch nicht kannte, weshalb das Volk ihm den Verstand abspricht. So zieh auch ich dahin, weil ich es muss. Nennt man mich voller Mitleid einen Narren und bindet mich auf einen Ochsenkarren, entfliehe ich auf meinem Pegasus in dieses ungewisse Abenteuer, am Horizont kein Silberstreif in Sicht. Mein Herz, es brennt noch heißer als das Feuer, das uns der Fürst der Finsternis verspricht. Und werden meine Qualen ungeheuer, so schreibe ich ihm heimlich ein Gedicht. III. So schreibe ich ihm heimlich ein Gedicht: "Wo Engelschöre Liebeslieder singen, da werde ich mit dir das Tanzbein schwingen und dich liebkosen, bis der Tag anbricht. Falls jemals etwas Böses dich erschreckt, dann kenne ich kein Zaudern und kein Bangen, ich kämpf um dich mit Schwertern und mit Stangen. Schlaf ein, mein Prinz, mit Rosen zugedeckt! Ich flüstre dir Geheimnisse ins Ohr und mache dir galante Komplimente und schwöre: Para siempre, mi amor! Wohl wissend, wenn uns jemals etwas trennte, wär’s nur der Tod. Ich wart am Himmelstor und hoffe, dass sich bald das Schicksal wende." IV. Und hoffe, dass sich bald das Schicksal wende. Wie sehr ersehne ich den Freudentag, an dem er sagt, dass er mich leiden mag. Dann fände meine Trübsal rasch ein Ende. Dann müsste ich ihn nicht mehr so vermissen, dann liebten wir uns ohne Unterlass. Und niemals wandelt Liebe sich in Hass. Gleichgültigkeit in Liebe? Kann man’s wissen? Ich geb ihm Zeit, soll er sein Herz befragen, soll wie der Wind auf seinem weißen Ross die Hirsche in den grünen Wäldern jagen mit seinem kühnen blaublütigen Tross. Am Wegrand werd ich stehen und ihm sagen, "Mein Prinz, mach Rast auf meinem Wolkenschloss!" V. "Mein Prinz, mach Rast auf meinem Wolkenschloss!" Und kommt er mit, dann will ich ihn betören, bei Wein und Wildbret wird er mich erhören und unsre Leidenschaft ist grenzenlos. So rede ich in meinem Übermut. Vor kurzem ruhte er an meiner Seite, ich seufzte nur und suchte rasch das Weite. Ach, zweierlei ist’s, was man denkt und tut. Ich habe mir so manches ausgedacht im stillen Kämmerlein zur Dämmerstunde. Doch hat er mich schon einmal angelacht, wenngleich nur eine einzige Sekunde. Dass er bald Einzug hält in ganzer Pracht, ich wünsch es mir aus tiefstem Herzensgrunde. VI. Ich wünsch es mir aus tiefstem Herzensgrunde, bei ihm zu sein im hellen Sonnenschein, des nachts hüllt schimmernd uns das Mondlicht ein und kühlt in meinem Schoß die heiße Wunde, die er mir schlug, der tapfre Degenfechter, Millionen Sterne sahen dabei zu. Wir brachen fröhlich jegliches Tabu im unentwegten Kampfe der Geschlechter. Ein Platz in seinem Herzen nur für mich, und sei’s nur eine einzige Sekunde, erfleh ich von den Göttern inniglich. Vernahm ich etwa nicht aus seinem Munde von ferne her das Wort: "Ich liebe dich" in einer Vollmondnacht zur Geisterstunde? VII. In einer Vollmondnacht zur Geisterstunde ist nirgends eine gute Fee in Sicht. Deswegen tu ich nunmehr meine Pflicht, sattle mein Pferd und ruf herbei die Hunde. Steck an den Helm mir eine rote Feder, sorgfältig lege ich die Rüstung an. "Doña Quixote kämpft um einen Mann!" So raunt es, und schon bald weiß es ein jeder. Das große Abenteuer muss gelingen! Die müde Mähre wird zum Feuerross, die Kraft der Fantasie verleiht ihr Schwingen. Und träfe mich am Schlachtfeld ein Geschoss, dann würde man mir Heldenlieder singen, Dann fühlte ich mich stark und riesengroß. VIII. Dann fühlte ich mich stark und riesengroß und überragte all die feinen Damen, die zum Alkoven angestöckelt kamen, darin mein edler Prinz ruht, nackt und bloß. Doch nach durchwachter, grauenhafter Nacht werd ich die Damen morgens schon erwarten, verborgen hinterm Fliederbusch im Garten, und jäh sind sie aus der Façon gebracht. Mein blitzeblankes, messerscharfes Schwert, werd ich an ihre Schwanenhälse drücken, dann schlag ich ihnen frisch und unbeschwert vom Kopfe die gepuderten Perücken. Ob wohl mein Prinz sie kahlköpfig begehrt? Es würde ihn vermutlich nicht entzücken. IX. Es würde ihn vermutlich nicht entzücken. Falsch ist das Haar, so falsch wie manches Weib, mit dem er sich vergnügt zum Zeitvertreib, das sich im schamlos gibt aus freien Stücken. Doch leider bin ich selber nicht vollkommen, ließ auf dem Schlachtfeld meine linke Brust. Das war dem schönen Prinzen nicht bewusst, als er vor kurzem mir so nah gekommen. Vielleicht sollt ich ihm alles mal erzählen, denn solch ein Prinz ist edel, gut und rein, er würde mich vielleicht trotzdem erwählen. Dann könnte ich getrost bescheiden sein, statt mich mit Größenwahn herumzuquälen. Ich bin halt nur ein kleines Dichterlein. X. Ich bin halt nur ein kleines Dichterlein. Wollt auf dem Ball in Reimen ihn begrüßen, geriet ins Wanken, lag zu seinen Füßen, er half mir auf und lächelte ganz fein. Wir tanzten, ich war steif wie ein Stück Holz, er sah mich an, ich lallte ein paar Worte von einer sterbenslangweiligen Sorte. Und trotzdem war ich unbeschreiblich stolz! Dann führte er mich in den Park hinaus. Wird er das Mauerblümchen endlich pflücken? Ein scheuer Blick: Nein, er sieht müde aus. “Adios!“ sprach er und kehrte mir den Rücken und ging wie üblich ohne mich nach Haus, so hat das Leben leider seine Tücken. XI. So hat das Leben leider seine Tücken. Mein Don Quixote, ich will sein wie du, beherzt und ehrbar, unbeirrt dazu! Will mich gleich dir mit großen Taten schmücken. Zieh in das Feld zu meines Prinzen Ehre, zu seinem Lob obsieg ich im Turnier, sein Monogramm ist meines Banners Zier, sein Ruf dringt über alle sieben Meere. Die Trobairises singen Ruhmeslieder und jubelnd stimmt die Vogelschar mit ein, drauf schreibt ein Komponist die Noten nieder. Am Schlossplatz thront sein Ebenbild aus Stein, ein Ölgemälde gibt sein Lächeln wieder, sein Bildnis brannte sich ins Herz mir ein. XII. Sein Bildnis brannte sich ins Herz mir ein. Verließe ich das Schlachtfeld ohne Wunden und hätt mich nicht geschlagen und geschunden, wie nutzlos würde ich als Ritter sein. Auch fände ich als Dichter keinen Reim, verfasste keine tragischen Sonette. Stattdessen läg ich stumpf in meinem Bette auf der Station im Altenpflegeheim und fragte: "Liebe - ach, was war das nur?" Oh nein, viel lieber lass ich mich berücken. Plaisirs d’amour, und ach, Chagrins d’amour... Aus Liebe ließ ich mir den Kopf verrücken, empfing seitdem so mancherlei Blessur, der Kummer drohte schier mich zu erdrücken. XIII. Der Kummer drohte schier mich zu erdrücken. da wurde ich urplötzlich aufgeschreckt von einem Dickwanst, der war ganz verdreckt, und brummte: "Wann gibt’s endlich was zu Picken? Mein Heimatdorf liegt nicht gleich um die Ecke, mein Esel schreit nach Heu, mein Bauch nach Wurst, wir haben Bärenhunger, Riesendurst!" Ich wollte wissen, was er hier bezwecke. "Hochedle Dame, ich bin Sancho Pansa, ich möchte gerne euer Knappe sein." Worauf der Kerl mich augenzwinkernd ansah: "Ich geb mir Mühe, gebt mir dafür Wein!" Alleine ritt ich durch die weite Mancha, bis Sancho kam auf seinem Eselein. XIV. Bis Sancho kam auf seinem Eselein, da träumte ich von großen Heldentaten, bisher war keine einzige geraten. Wie sollt ich jemals meinen Prinzen frein? Doch fasste ich nun endlich frischen Mut. Ich hatte auf der Fahrt einen Begleiter, er war verfressen, aber immer heiter. Da wusste ich, nun würde alles gut. Mein Knappe Sancho lässt mich nicht im Stich, wird mir die Treue halten bis zum Ende und unser Ruhm, er währet ewiglich. So ziehen wir zum Schlachtfeld als Entente. Die Freundschaft, sie ist unerschütterlich, Plaisir d’amour währt nur ein paar Momente. XV. Plaisir d’amour währt nur ein paar Momente, den Dichter und den Ritter kümmert’s nicht. So schreibe ich ihm heimlich ein Gedicht und hoffe, dass sich bald das Schicksal wende. Mein Prinz, mach Rast auf meinem Wolkenschloss! Ich wünsch es mir aus tiefstem Herzensgrunde in einer Vollmondnacht zur Geisterstunde. Dann fühlte ich mich stark und riesengroß. Es würde ihn vermutlich nicht entzücken, ich bin halt nur ein kleines Dichterlein, so hat das Leben leider seine Tücken. Sein Bildnis brannte sich ins Herz mir ein, der Kummer drohte schier mich zu erdrücken, bis Sancho kam auf seinem Eselein. Geändert von Rosenblüte (04.06.2014 um 16:57 Uhr) |
04.06.2014, 16:18 | #2 |
Hallo Doña Rosenblüte,
nichts für den schnellen Leser. Ich komme darauf zurück. Denn die drei ersten Sonette gefallen mir schon (es fehlt ein "das" vor Tanzbein) und so werde ich die letzten zwölf gewiss am Wochenende lesen. Verzeih. LG gummibaum |
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04.06.2014, 16:34 | #3 |
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Hallo gummibaum,
stimmt, so lange Texte lesen sich online nicht so schnell. Ich wünsche dir trotzdem viel Spaß, wenn du meinen ersten Sonettenkranz am Wochenende liest. Und es wird ein zweiter folgen, in dem die Doña Quixote mit ihrem Knappen Sancho Pansa viele Heldentaten besteht. Oha. Danke! Lieben Gruß Rosenblüte |
11.06.2014, 11:57 | #4 |
Hallo, Rosenblüte,
alle Achtung! So einen Kranz zu dichten ist schon was Besonderes und erfordert Durchhaltevermögen. Schönes Thema und amüsant zu lesen trotz der Länge. Hat mir Spaß gemacht! Alles Gute für die Fortsetzung. lieben Gruß, simba |
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11.06.2014, 14:13 | #5 |
R.I.P.
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Liebe Rosenblüte -
im Gegensatz zu Dir mache ich es mir leicht:
Ich konnte sozusagen dem Entstehungsprozeß beiwohnen und so nach und nach das Kunstwerk wachsen sehen - denn ein Kunstwerk ist dieser Kranz gewiß! Um jemanden zu zitieren: Wer hatte gewußt oder hätte gedacht, daß in Dir eine große Sonetteuse schlummert? Ich jedenfalls kann nur meiner Bewunderung Ausdruck verleihen, auch wenn ein Quentchen Neid unter der Bewunderung glänzt. Hätte ich mehr Geduld, nähme ich mir Dich zum Vorbild. Herzlichen Gruß von Thing |
11.06.2014, 16:19 | #6 |
So, ich habe mich auf mein lahmendes Pferd gesetzt, um die wunderschöne Landschaft deiner Verse schrittweise an mir vorbeiziehen lassen. Gefühl, Geist und Humor blühen darin. Und diese spaßigen Bilder, worin sich das LI schwertschwingend an Schwanenhälsen vergreift um gleich danach über sich zu spotten, sind ein Genuss.
Großes Danke! LG gummibaum |
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11.06.2014, 16:27 | #7 |
R.I.P.
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13.06.2014, 07:20 | #8 |
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Danke, ihr Lieben!
Freut mich sehr, dass ihr den Kranz kurzweilig findet. Was ja bei Sonetten nicht zwangsläufig der Fall ist. Naja, manche können generell mit Sonetten nichts anfangen, da könnte so ein Kranz noch so unterhaltsam sein, er würde sie nicht hinterm Ofen hervor locken. Ich wollte schon lange einen Sonettenkranz schreiben. Nun hat es sich so ergeben. Wie Thing schrieb, erst waren es nur ein paar einzelne Sonette. Es kamen immer wieder ein paar dazu, und so entstand die Idee, endlich einen Kranz zu dichten. Kein leichtes Unterfangen, so planlos an die Sache ranzugehen. Zwar hatte ich die letzten Zeilen für die folgenden Sonette übernommen, aber fürs Meistersonett hätten sie sich nicht gereimt. Ich wollte schon entnervt aufgeben, da machte eine spanische Forendichterin, deren Familie aus der Mancha stammt, mir Mut. Es musste eine Menge umgestellt und eine Dramaturgie geschaffen werden. Und Sancho Pansa, der ja für Don Quixote unverzichtbar ist, kam erst am Schluss ins Spiel. Hat ja noch alles geklappt. Aber bisher ist die Doña nur eine Träumerin, eine Maulheldin. Deswegen wird es einen zweiten Teil mit ihren "Heldentaten" geben, die natürlich in er heutigen Zeit spielen werden. Der real existierende Prinz, dem die Verse gewidmet sind, scheint übrigens doch nicht so ahnungslos und desinteressiert zu sein, wie ich dachte, das konnte ich gestern zu meiner Freude feststellen. Anders als Dulcinea, die Don Quixote nie gesprochen hat. Aber es ist ja gar nicht soo wichtig, dass man wiedergeliebt wird - mal davon abgesehen, dass die Damen mit ihren gepuderten Perücken ziemlich nerven können. Entscheidend ist doch, dass die eigene Liebe stark und unbeugsam ist und den Liebenden zu großen Taten beflügelt. Liebe Grüße Rosenblüte |
13.06.2014, 07:41 | #9 | |
R.I.P.
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Zitat:
*** Und nur darauf kommt es an! Thing |
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16.07.2014, 23:21 | #10 |
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Wir werden sehen, liebe/r Ex-Thing. Für die Heldentaten sammle ich schon fleißig Ideen, aber das Ende ist noch völlig offen. Auch, ob die Fantasie oder die Realität es mir diktieren wird. Die Doña hat diesbezüglich heute leider schlechte Nachrichten empfangen. Aber ihre Liebe ist ja unerschütterlich. Darum wohlan, frisch ans Werk!
Herzlichen Gruß Rosenblüte |
17.07.2014, 14:08 | #11 | |
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Zitat:
Ohne jetzt Deine sehr schönen Verse relativieren zu wollen, liebe "Rosenblüte", ist doch der Roman über den "edlen Ritter" Don Quijote und seinen Diener Sancho Panza (span. für "Fettwanst") tatsächlich auch die Beschreibung dessen, wie groß die Kraft der Liebe sein kann. Und dass der Ritterroman "Don Quijote" ebenso über die "typisch spanische" Mentalität erzählt, wird bei den beiden Protagonisten erkennbar: Der Don ist sozusagen ein "Illusionist" - im spanischen Verständnis von "Illusion", die dort sowas wie "positiv, lebensbejaende Utopie" ist, die "Weg & Ziel" sein kann, durch's Leben führt, mit allen Irrungen und Wirrungen. Und der Sancho ist der Prototyp eines sehr "bodenständig, realistisch handelnden" Menschen, ohne den der Don zu sehr "abheben" würde, der diesen immer wieder "runterholt". Übersehen wird dabei allerdings oft der Zeitbezug, der historische Kontext - der sehr viel mit den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Christentum und Islam zu tun hat. Als die Mauren - nach mehr als 800 Jahren relativ friedlichen und sich gegenseitig inspirierenden Miteinanders von Christen, Juden und Mohammedanern, in der Geschichte des Abendlandes fast singulär - von der iberischen Halbinsel vertrieben wurden, mit Mord und Totschlag, während der so genannten Reconquista. Danach gab es im spanischen Königreich einen Rückfall ins finsterste Mittelalter, mit Intoleranz und Repressionen, unter denen vor allem die Muslime zu leiden hatten. Warum ich das erwähne? Ich schrieb darüber was in meinem Roman, dem Kapitel "Im Namen Gottes": (...) Ein weiteres großes Schlachten war das im Oktober des Jahres 1571, bei Lepanto, als fast alle Galeeren der osmanischen Flotte unter Ali Pascha und dessen Bruder vernichtet wurden und mehr als 30.000 Menschen gestorben sein sollen. Don Juan de Austria - nach dem Sieg ernannte ihn der Papst zum "Retter des Abendlands" - führte die Armada der Heiligen Liga. Seine hochbordigen Galeassen hatten, außer den stärkeren Bug- und Heckkanonen, auch back- und steuerbord feuernde Geschütze – im Unterschied zu denen des Sultan Ali, was diesen taktisch verwundbar machte. Und ebenso die damals modernen Steinschlossgewehre, die Arkebusen, richteten unter den auf Halbdistanz noch mit Pfeil und Bogen oder der Armbrust kämpfenden Muselmanen ein fürchterliches Blutbad an - mit dem abgeschlagenen Kopf des islamistischen Admirals demütigte man später die restlichen Besiegten. Dass der vom Vatikan autorisierte Führer der "christlichen" Allianz den Rudersklaven und Söldnern im Falle des Sieges Freiheit und Reichtum versprach, hat der tapferen Helden Mut wohl beflügelt – aber so mancher des Sieges sichere stolze Ritter ist wegen der schweren eisernen Rüstung beim Entern der feindlichen Galeeren und im Kampfe gestolpert, ultimativ über Bord gegangen und jämmerlich ersoffen. Der spätere spanische Nationaldichter Miguel Cervantes war dabei, als einfacher Soldat - und hat überlebt. Sonst hätte sein Don Quijote nie gegen Windmühlen gekämpft. Und auch Vlad Tepes alias Graf Dracula, der in Rumänien einige Bataillen gegen die Türken gewann, hat sich dabei durch äußerste Brutalität ausgezeichnet. Natürlich im Namen des Herrn, und es waren ja nur "Heiden", die – mit einem dicken Pfahl im Rektum – tagelang starben, deren Blut "geschlürft" wurde. Trotzdem standen die türkischen Janitscharen bereits kurz vor Wien, bevor sie, anno 1683, auch hier aufgehalten und zurückgedrängt wurden – immer noch ein europäisches Trauma, das in diesen Erfahrungen mit dem ebenfalls missionierenden Konkurrenten Islam wurzelt. Dessen grausame Krieger - wie die Landsknechte Europas – raubten, meuchelten und vergewaltigten, was sie konnten ... (Ende Auszug) Liebe "Rosenblüte" - lass' Dich jetzt aber keinesfalls davon abhalten, weiter über das "Edle" des Don zu schreiben; dieser Beitrag war von mir nur als ergänzende "Bandschleife" gedacht ... LG Pedro |
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17.07.2014, 14:38 | #12 |
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Hallo Pedroburla,
ja, die Reconquista hat viel Unheil über die Welt gebracht. War doch Spanien das Land, in dem Christen, Juden und Muslime jahrhundertelang zusammenlebten. Nicht ohne Konflikte, aber doch von großem Nutzen für Wirtschaft und Kultur. Nun jedoch wurden die Mauren vertrieben, die Juden zwangsmissioniert und getötet. Das Jahr 1492 gilt als Geburtsjahr des Rassismus. Zum einen wegen der Reconquista, als erstmals die "Reinheit des Blutes" beschworen wurde, zum anderen wegen der Entdeckung Amerikas und der Unterjochung seiner Einwohner durch die "Weißen". Und als die Indigenen nahezu ausgerottet waren und es an Arbeitskräften mangelte, wurden 11 Millionen Afrikaner als Sklaven in die Kolonien verschleppt. Heute lesen wir den Don Quixote natürlich in einem anderen Kontext. Mir persönlich imponierte an ihm, dass er unbeirrbar seinen Idealen nachhing, und am Sancho Pansa gefiel mir sein Witz. Danke für deinen erhellenden und wichtigen Kommentar. Lieben Gruß Rosenblüte |
17.07.2014, 17:37 | #13 | ||||
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Zitat:
Die wohlhabenderen Juden konnten sich freikaufen, durften ihren Glauben behalten - wurden aber erpressbar, mussten u.a. die amerikanische Conquista (mit) vorfinanzieren. Und wenn sie dann ihr Geld zurück haben wollten, veranlassten die spanischen Könige ein Pogrom - ein Grund dafür, warum es Juden waren, die das Geldwesen "internationalisierten": um es vor dem Zugriff der jeweiligen Herrscher zu schützen. Zitat:
(...) Im 15.Jahrhundert – anno 1498 importierte Kolumbus endlich die Tomatle und komplettierte mit ihr die mediterrane Küche; Vasco da Gama fand den Seeweg nach Indien - wütete im Abendland die Pest, viele Kriege und Hungersnöte forderten ihren Blutzoll. Und auch für die Ausbeutung der eben eroberten überseeischen Kolonien fehlten arbeitsfähige Untertanen - weil die eingeborenen "Heiden" an den eingeschleppten Krankheiten starben oder Opfer der harten Arbeitsbedingungen wurden, die ihnen die neuen Herren auferlegten. Um diesem Mangel zu begegnen, brauchte man Sklaven. Der weltweite Handel "christlicher" Europäer mit der "Ware Neger" begann im Jahr 1443, nach Raubzügen der portugiesischen Söldner und Kaufleute Heinrich des Seefahrers bis weit in den Schwarzen Kontinent – man kooperierte dort gerne mit jenen, für die ein Mensch umso "edler" sei, je heller dessen Haut. So wie mit den islamisierten Stammesfürsten, die bis dahin das lukrative Geschäft mit Schwarzen – "Gott gab den Negros ihre dunkle Haut, damit jeder wahre Mensch erkenne, dass sie dem Tiere nahe sind, dem Animalischen, ohne die den Hellhäutigen vor Allah auszeichnende Seele ..." - aus Zentralafrika kontrollierten. Und mit den grausamen schwarzen Königen, die ihr eigenes Volk verkauften. Solcherart Kooperation war damals, als es in Europa noch die Leibeigenschaft gab, vollkommen legitim - aus der Sicht der davon Profitierenden, in diesem Fall der Sklavenhändler Portugals. Das eigentlich kleine Land blähte sich auf, die agilste Kolonialmacht dieser Zeit dehnte sich in die Welt hinein, Handel und wirtschaftliche Aktivitäten gewannen an Bedeutung und viele wurden reich. Das war die - von traditionellen Geschichtsschreibern so interpretierte - "große" Zeit des Landes am westlichen Rand von Europa. (Ende Auszug) Zitat:
Zitat:
PS: Das "Arabische" ist in Spanien, besonders in Andalusien noch heute gegenwärtig: Video "Capricho Arabe" played by Segovia > http://www.youtube.com/watch?v=9dqzGgMnypw < |
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23.07.2014, 17:39 | #14 |
R.I.P.
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Hallo Rosenblüte,
ein Sonett (mit klarem Inhalt) fehlerfrei zu schreiben, ist nicht einfach, denn allein der Jambus reicht für ein gutes Gelingen nicht aus. Ein Sonettkranz, die Krone dieser Gedichtform, hat immer balladesken Charakter; er ist natürlich besonders schwer zu gestalten. Das fünfzehnte Sonett entschädigt für all die Mühen. Der rote Faden deines Kranzes ist wirklich gut zu erkennen, der Inhalt stimmt, und die auf einen Kreis ausgerichteten Endungen/Anfänge bleiben logisch; sind interessant. Natürlich könnte man bei solch einem umfangreichen Gedicht dieses und jenes anmerken, doch die Gedanken der Verfasserin, also deine, sollten hier –in diesem Fall- nicht schriftlich gestört werden. Ein schönes Werk – hat mir gefallen. HG Kurier |
23.07.2014, 18:05 | #15 |
Oh, Rosenblüte,
zum Glück hab ich deinen Sonettkranz noch entdeckt. Sonst hätte ich echt was verpasst. Ich bin total sprachlos, so viel wunderschöne Dichtung auf einmal Hoffentlich komme ich irgendwann mal annähernd so weit, dass ich auch nur ein Sonett fehlerfrei hinbekomme. Wirklich zutiefst beeindruckt, Jana |
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23.07.2014, 20:18 | #16 | ||
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¡Viva la anarquía creativa!
Zitat:
Zitat:
Ein wirklich kreativer "Verdichter" (wie jede/r, der/die mit diesem Medium "arbeitet" oder sogar schon "spielt") ist die Sprache selber, braucht sich kaum an irgendwelche Vorgaben zu halten > nur so wird, ist und bleibt er/sie authentisch. Denn was mit dem Maß von anderen gemessen wird, kommt allzu oft nur aus selbstgefälliger Beckmesserei, ist meist weniger kreativ als reproduktiv, also mehr oder weniger "plagiativ", nur "Kopie". Besonders wenn es von Oberlehrern und Studienräten kommt - die darum eher kontraproduktiv mit ihrem Urteil sind, kaum konstruktiv und ermutigend! Wichtig ist eigentlich nur das wahrhaftige Ergebnis, also das, mit dem man sich selber ganz identifizieren kann - und ob das irgendwelchen Leuten gefällt oder nicht, ist höchstens zweitrangig! * * Es schadet jedoch nicht, wenn man die Regeln kennt - denn nur dann weiß man, wie sie "gebrochen" werden können (sinngem. vom Dalai Lama) ... LG. Pedro |
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23.07.2014, 21:18 | #17 | |
R.I.P.
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Zitat:
Jede (r) kann alles schreiben, doch wenn eine gebundene Form gewählt wird, ist diese verbindlich, wird davon abgewichen, ist es schlechthin ein freies Gedicht. "Ein bisschen schwanger," gibt es nicht, Sonett ist Sonett! Man sollte klar zwischen Form und Inhahalt unterscheiden, die Form ist vorgegeben, der Inhalt individuell. Kurier |
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23.07.2014, 22:07 | #18 | ||
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¡Viva la anarquía creativa!
Zitat:
ICH sehe mich als "kreativen Anarchisten", bin - wie geschrieben - darum "die Sprache selber". OHNE diese grundsätzliche Opposition allen Vorgaben gegenüber lebten auch wir "Verdichter" noch in der Sprache des Mittelalters, etwa mit jener des Walther von der Vogelweide > http://www.deutschelyrik.de/index.php/vogelweide.html < - und ebenso noch vor der Aufklärung. Deren wichtigstes Primat die permanente und kritische Hinterfragung des Status quo ist ... Zitat:
Ich suche nicht - ich finde! Suchen - das ist Ausgehen von alten Beständen und ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem im Neuem. Finden - das ist das völlig Neue! Das Neue auch in der Bewegung. Alle Wege sind offen und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer! Die Ungewissheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die sich im Ungeborgenen geborgen wissen, die in die Ungewissheit, in die Führerlosigkeit geführt werden, die sich im Dunkeln einem unsichtbaren Stern überlassen, die sich vom Ziele ziehen lassen und nicht - menschlich beschränkt und eingeengt - das Ziel bestimmen. Dieses Offensein für jede neue Erkenntnis im Außen und Innen: Das ist das Wesenhafte des modernen Menschen, der in aller Angst des Loslassens doch die Gnade des Gehaltenseins im Offenwerden neuer Möglichkeiten erfährt. von Pablo Picasso |
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23.07.2014, 23:03 | #19 |
R.I.P.
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Wenn Interpretationen interpretiert werden, führt das Interpretationsergebnis sicherlich zu erneuten Interpretationen, also ist alles, was interpretiert wird, interpretationsfähig.
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23.07.2014, 23:16 | #20 | |||
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Lieber Pedro,
danke für die Informationen über die Reconquista und den Kolonialismus! Zitat:
Zitat:
Die Struktur ist vorgeschrieben (zwei Quartette, zwei Terzette), aber es kann zwischen verschiedenen Spielarten gewählt werden (z.B. englisches Sonett, italienisches Sonett, klassisches Sonett nach Schlegel). Der Inhalt ist individuell, aber der Aufbau ist vorgegeben (These - Antithese - Synthese). Das Sonett ist kein starres Korsett, es lässt Spielraum, folgt aber trotzdem klaren Regeln. Zitat:
es ist bisher mein größtes Werk, zumindest was den Zeitaufwand betrifft. Über dein Urteil "wunderschöne Dichtung" freue ich mich sehr. Du kommst garantiert noch so weit! Du bist schon auf dem besten Weg, hast Talent, schreibst schöne Gedichte und lernst täglich dazu. Danke! Liebe Grüße Rosenblüte |
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23.07.2014, 23:40 | #21 | |
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Zitat:
Wenn das Ei Ecken hätte, könnte man es stapeln! * * Weißt du, was Rabulistik ist? Jede Interpretation, die den Anspruch hat, einigermaßen objektiv zu sein, ist nur sinnvoll, wenn sie die Substanz einer Argumentationskette anhand von unbestreitbaren Fakten eruiert bzw. herausfiltert. Und diese sollte idealerweise logisch und zielführend sein, nicht im indifferenten Wischiwaschi verschwinden. Die von mir formulierten Gedanken sind in sich schlüssig - es sei denn, man wolle wider besserem Wissen um jeden Preis (siehe Rabulistik) "recht haben", aus welchen Gründen auch immer. Rechtsanwälte kassieren dafür sogar Geld, und im politischen Diskurs geht es auch noch um Macht; Jesuiten versuchen, das "Alleinseligmachende", also das RKK-Selbstverständnis eines exklusiven "Weges zu Gott" bzw. ihrer Interpretation von "Wahrheit" zu beweisen; Fundamentalisten jeder Couleur sind noch verbissener, intolerante Fanatiker sowieso, usw. ... |
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24.07.2014, 08:58 | #22 | |
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Zitat:
Um nur einige Beispiele zu nennen: Kreuzzüge, Reconquista, Judenverfolgung, Inquisition, Religionskriege in ganz Europa, Bürgerkriege, Bilderstürme, die Bartholomäusnacht, Zwangmissionierungen. Die Liste dieser Untaten ließe sich beliebig fortführen. Der liebe Gott, in dessen Namen dieser Glaubensstreit geführt wird, würde sich mit Grauen abwenden! Doch stehen hinter diesen Kämpfen um die Religion stets weltliche Interessen. Bestimmte Gruppen ringen um Macht und Einfluss, wollen Imperien errichten und sich Vorteile verschaffen. Die Ausbreitung des Islam erscheint uns als Rückfall ins Mittelalter. Jedoch: Erzählte uns nicht vor kurzem noch ein Papst Märchen vom Teufel und den Erzengeln? Wird nicht immer noch gestritten, ob Brot und Wein das Fleisch und Blut Christi sei? Segnen nicht auch heute noch und immerfort unsere Priester im Zeichen des Kreuzes Rekruten, Waffen und Kriege? Lieben Gruß Rosenblüte Geändert von Rosenblüte (24.07.2014 um 10:43 Uhr) |
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24.07.2014, 10:15 | #23 |
R.I.P.
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Liebe Rosenblüte,
auf meine Kritik (gestern, 17,39 Uhr) bist du nicht eingegangen. Zu deiner Antwort zitierst du meine Antwort an Pedro - da muss ein etwas schiefes Bild entstehen. HG Kurier |
24.07.2014, 10:36 | #24 |
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Diesem Thema, liebe "Rosenblüte", habe ich in meinem Roman "Imagine - ..." ein ganzes, das längste Kapitel ("Im Namen Gottes") gewidmet, dafür viel recherchiert und mit zwei einschlägigen Historikern korrespondiert. Doch hier mache ich es mir mal etwas einfacher. Und zwar, indem ich John Lennon's "Imagine" verlinke > https://www.youtube.com/watch?v=DVg2EJvvlF8 < - in dem alles gesagt wird, was diesbez. wirklich wichtig ist! *
* Ein anderes Lied, das mich beim Schreiben "begleitet" hat, ist "Sara" von Bob Dylan > http://videosift.com/video/Bob-Dylan-Sara-Rare-Footage < - ebenfalls einer der "roten Fäden" im Buch. Dir alles Liebe! Pedro |
24.07.2014, 10:36 | #25 | ||
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Zitat:
bitte entschuldige! In all dem Geplänkel habe ich deinen Beitrag völlig aus den Augen verloren. Zitat:
Der Sonettenkranz war sehr schwierig zu gestalten. Die Geschichte sollte folgerichtig und spannend sein. Die Reime der Endzeilen, die für das Meistersonett so wichtig sind, bereiteten mir Kopfzerbrechen. Ich hatte die ersten vier Sonette mit leichter Hand geschrieben, ohne mir große Gedanken um das Meistersonett zu machen. Einen kleinen Ablauf gab es schon. Doch als mir mein Fehler bewusst wurde, ging es erst richtig los. Erst musste eine Dramaturgie entworfen werden, dann musste ich umstellen, neue Reime finden, zehn weitere Sonette dichten und schließlich das Meistersonett erschaffen. Aber du hast recht: Das Ergebnis entschädigt für alle Mühen. Herzlichen Dank für deine Überlegungen und dein Lob. Lieben Gruß Rosenblüte |
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