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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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19.05.2014, 08:04 | #1 |
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Verhandlungssache
Die schlimmste Waffe ist das Schweigen:
Es fordert Herrschaft, es zeigt Macht und wird den Opponenten zeigen, wer nach der Schlacht das Sagen hat. Die Sturheit hat die stärksten Nerven, verhandelt nicht, bleibt starr und stumm, an ihr lässt sich kein Messer schärfen, und jeder Speer wird an ihr krumm. Es gilt, den Panzer aufzubrechen, solang der Wind noch milde weht, sonst wird ein Krieg das Schweigen rächen, und alles Reden kommt zu spät. 19. Mai 2014 © Ilka-Maria |
19.05.2014, 10:57 | #2 |
abgemeldet
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Liebe Ilka,
Da stimm ich bei Dir mit ein. Das Schweigen an sich ist praktisch schon der kalte Krieg. Aber vielleicht wird ja gehofft, wenn man lange genug schweigt, dann rosten die Panzer. LG Täubchen |
20.05.2014, 09:53 | #3 |
ich schweige
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20.05.2014, 10:25 | #4 |
Dann ist das Schweigen wohl doch kein Gold?
Ich kann dir aus Erfahrung nur zustimmen, Schweigen kann vieles bewirken. Allerdings sowohl positives als auch negatives. Und es soll durchaus schon Krieg aus falschen Worten entstanden sein, wo Schweigen die bessere Option gewesen wäre. Man sollte sich wohl um das richtige Maß an Schweigen bemühen. LG, Meishere |
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20.05.2014, 11:02 | #5 | |
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Zitat:
Schweigen aufgrund von Sturheit, falschem Stolz, Prinzipienreiterei und/oder einer aus Vermessenheit angenommenen Überlegenheit kann dagegen zu unerwünschten Eskalationen führen, bei denen alle Beteiligten Federn lassen. Einer solchen Haltung ist das Verhandeln immer vorzuziehen, da dies aus Erfahrung besser ist, sonst müssten die Regierungen keine ausgebildeten Konfliktmanager beschäftigen. Das ist im kleineren Kreis - also in Familie, Schule, Beruf usw. - nicht anders: Auch hier ist das Totschweigen ein schlechter Ratgeber und verrät die künstlich errichtete Autorität, die sich hinter Sturheit versteckt und als Charkterstärke verkauft werden soll, in Wahrheit aber nur ein Mangel an Format und die Unfähigkeit zum Dialog ist. Danke für Euer Feedback. LG Ilka |
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20.05.2014, 18:12 | #6 | |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Zitat:
CDP |
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20.05.2014, 18:56 | #7 |
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Ja, das ist schwierig, und je mehr unterschiedliche Interessen berührt werden, umso schwieriger wird es. Trotzdem bringt Schweigen niemanden weiter, sondern führt einfach nur früher dazu, den Konflikt im Kampf auszutragen. Ich behaupte ja nicht, dass sich durch den Dialog alles bereinigen lässt, aber er gbit erst einmal einen Auschub und Perspektiven für andere Lösungen, als sich gegenseitig sofort den Schädel einzuschlagen. Wenn alle Verhandlungen gescheitert sind, kann man ja immer noch mit der Axt losrennen. Die Tendenz scheint mir aber eher in Richtung Verhandlung zu gehen, weil sie nämlich billiger ist. Wer sich für den Kampf entscheidet, muss ganz schön tief in die Kasse greifen.
Aber eigentlich hatte ich mit meinem Gedicht gar nicht die großen, staatlichen Konflikte gemeint, sondern diejenigen der ganz alltäglichen Auseinandersetzungen. Um ein Beispiel zu bringen: Ich habe es erlebt, dass ein Vater sein Kind (ein Kleinkind!) für ein lächerliches Vergehen mit tagelanger Mißachtung und Schweigen bestrafte. Das sagt eine Menge über den Vater aus, was hier aber nicht zu einem Diskurs in Psychologie führen soll. Das Vorkommnis ist nur ein Baustein von zahlreichen anderen, die zu einer Eskalation führten (u.a. Scheidung und völliger Abbruch der Kommunikation). Als der Vater Jahre später mehrfach versuchte, einen Kontakt zu seinem Sohn herzustellen, zeigte sich der Sohn bereitwillig, fand aber keinen Zugang mehr zum Vater. Der Wille war da, aber die Basis war weggebrochen und konnte nicht mehr neu gebaut werden. Und genau darum geht es: Um den "point of no return". LG Ilka |
20.05.2014, 19:09 | #8 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Ach so. Es wird soviel von Globalisierung geredet, kein Wunder dass ich da bei deinem Text eher an globale Konflikte dachte.
Auf kleinere Einheiten bezogen wie die Familie, da kann ich dir nur zustimmen, hier ist Schweigen oder Nichtbeachtung nie eine Lösung sondern immer nur der Anfang vom Ende eines harmonischen Zusammenlebens. Gerade Eltern sollten sich hier doch durch Gesprächsbereitschaft, Erfahrung und Reife auszeichnen. Das ist aber leider nicht immer so. Es werden ja sogar auf Grund von Konflikten mit dem Partner Kinder aus dem Fenster geworfen, erstochen, vergiftet, erdrosselt - man braucht ja nur mal die Nachrichten zu verfolgen. Schade, wir werden es nicht ändern können, leider. Interessant finde ich, dass diese Konflikte eher gehäuft in den hochzivilisierten Ländern auftreten und weniger in den von uns so verachteten "einfachen, ursprünglichen" Gemeinschaften, die wir oft rückständig nennen. CDP |
20.05.2014, 19:29 | #9 |
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Das stimmt nicht, dort treten diese Konflikte viel häufiger und krasser auf. Und deshalb sie sind nicht so "besonders" wie bei uns. Die Menschen dort wehren sich degegen weniger, weil sie keine Chance haben und damit leben müssen. Und wer sich nicht wehrt, fällt aus der Statistik raus. Die haben nicht weniger Konflikte als wir, sondern viele Konflikte mehr, über die sie das Maul nicht aufmachen dürfen, weil sie ansonsten mit Blei gespeisst werden.
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20.05.2014, 19:41 | #10 |
R.I.P.
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Um auf Dein Gedicht zurückzukommen:
"Gegen Schweigen hilft nur Diplomatie" (Talleyrand) |
20.05.2014, 21:20 | #11 |
Ich lese gerade 'An den Wind geschrieben - Lyrik der Freiheit 1933 - 1945'.
(Agora Verlag 1961) Dort gibt es auch ein Gedicht mit dem Titel: Schweigen Aus dem Gebäude des Erinnerns bricht ein jeder Morgen einen neuen Stein. Ich lasse in der Stille dich allein, ich hör am Tage deine Stimme nicht. Vergänglich ist dein Nahgewesensein. Zu des Vergessens stinernem Gewicht fügt jede Nacht mir einen neuen Stein. Im Dunkel sah ich mühsam dein Gesicht und geh und geh im ungewissen Licht an dir vorüber, ohne aufzuschrein. Schutt des Schweigens schüttet Schicht auf Schicht, und immer tiefer, tiefer sinkst du ein. Ich weiß nicht Rat, und meine Lippe kein geheimes Wort, das zu den Toten spricht. Mein Herz ist stumm. Das ist der schwerste Stein. Kurt Frankenschwerth - 1943 |
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20.05.2014, 22:47 | #12 | |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Zitat:
In Deutschland dagegen frisst man sich eher zu Tode und beklagt sich, dass die Krankenkasse einem nicht eine Magenverkleinerung bezahlt. Was kann man denn dafür, dass man immer Hunger hat? Schliesslich gibts bei KIK mittlerweile Kleidung in 5XL oder sogar mehr, nur die Särge sind dann halt noch Sonderanfertigungen. Aber ich schweife ab, vielleicht sollte ich auch besser mit irgendeinem Gedicht kommentieren was mit dem Thema nichts zu tun hat, aber in dem irgendwas mit Schweigen vorkommt… CDP |
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20.05.2014, 22:55 | #13 |
Sehr gut. Klare Linie, großer Überblick. Ganz mein Geschmack.
LG gummibaum |
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21.05.2014, 02:28 | #14 | |
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Zitat:
Abschweifen macht nichts, jeder Leser hat seine eigenen Assoziationen. @Udo Das ist ein sehr schönes Gedicht. Darin geht es aber wohl eher um Tod und Verlust und die damit verbundene Sprachlosigkeit. Möglicherweise spielt die Entstehungszeit des Gedichts eine Rolle für den Inhalt (1943). LG Ilka |
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21.05.2014, 16:54 | #15 | |
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Zitat:
CDP |
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21.05.2014, 17:03 | #16 |
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Meine Kenntnis ist so: Licht hat heilende Kraft und schützt vor Depressionen. In den nordischen Ländern überwiegen die dunklen Zeiten, Licht ist Mangelware. Nachweislich sind Depressionen in den nordischen Ländern weiter verbreitet als im übrigen Europa. Die Selbstmordrate scheint dies zu bestätigen. Schwerpunkt: Finnland.
Über Südkorea weiß ich nichts Außerordentliches. Aber ich glaube Deiner Tochter schon deshalb, weil die Menschen in Korea in den letzten sechzig Jahren eine Menge durchgemacht haben. Geteilte Länder sind immer eine Bürde, aber wir in Europa hatten den Eisernen Vorhang - Korea hatte ihn nicht. |
21.05.2014, 19:19 | #17 |
Schweigen ist innerlich zersetzend, das auch zu Deinem Gedicht gehört.
Ob die Familien, Eltern, Frauen und Kinder von Mördern noch dazugehören, bin ich mir nicht sicher. Das geht in die Richtung, emotional dick aufzutragen. |
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