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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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28.07.2013, 16:44 | #1 |
Gift und Galle
Gift und Galle
Er kommt zurück, wir warten schon mit frisch geschärften Klingen und schlägt er drein, gibt’s Spott und Hohn, er wird uns nicht bezwingen! Er hat sein eignes Meinungsbild, das unsrige macht ihn ganz wild, vom Licht der Wahrheit sein erhellt, ein schaurig Schrei nach Rache gellt. Den Streit der Konterrevolution geschlossen wir besingen, das wüste Chaos sei uns Lohn, entzweit in allen Dingen. Wir sind ein Volk! hat wer geschrien, schon morgen, wenn die Kranich ziehn sind wir ein Volk gewesen- genesen wird’s am Tresen. |
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28.07.2013, 19:24 | #2 |
abgemeldet
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Gift und Galle
Hallo Desperado,
um wen oder was geht es denn hier, wer ist denn hier der Bösewicht? Wenn du mich fragst, eine typische Desperado-Geschwulst, schlecht gereimt, die nicht weiß, wo sie hinwill. Gruß, Nitribitto |
28.07.2013, 19:38 | #3 | |
R.I.P.
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Zitat:
Hoppla! Mit S2V3 komme ich überhaupt nicht zurecht. Hab ich mal wieder meine Scheuklappen angelegt? LG Thing |
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28.07.2013, 20:08 | #4 |
Schlecht gereimter Schwulst und unverständliche Zeilen, mit denen man nicht zurecht kommt...
kurzum, ein Volltreffer mitten hinein ins Schwarze! Ich hab zwar noch nie Schwulst geschrieben, wer meine Verse schwülstig findet, leidet unter einem emotionalen Defizit und Punkt Mich stören weder sozialistische Tiger, die da durch den Dschungel fauchen, noch antiimperialistische Kämpfer, die zu ihrer Sache stehen, noch Ossis, denen es seit der Wiedervereinigung nicht besser sondern eher schlechter geht, das ist für mich alles deutscher Alltag, wirklich nix Besonderes und Punkt Ich lass es nur nicht zu, wenn jemand als Nazi beschimpft wird, der keiner war, vor allem wenn ich den ganzen konstruierten Gschmarri schon oft genug gehört hab und es aus erster Quelle besser weiß, das ist alles, da red ich Tacheles und Punkt Der Mollath und der Rummel um seine Person sind mir vollkommen wurscht und Punkt. Ich bin Dichtender und Erzähler und kein Politiker Punkt Danke Euch Beiden fürs Lesen! Rado |
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29.07.2013, 03:04 | #5 |
Forumsleitung
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Ich finde Dein Gedicht herrlich erfrischend, Desperado, so richtig aus dem Bauch heraus. Pfeif auf's Handwerk, wenn etwas so ehrlich und emotional daherkommt! Für mich klingt das gesund.
Ja, der Hass, dieser kleine Wadenbeißer ... |
29.07.2013, 13:10 | #6 | |
abgemeldet
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Zitat:
Hans Carossa derart zu diffamieren ist eine Unverschämtheit! Geschieht es aus Unwissenheit? Es ist schwierig, einen einseitigen Blickwinkel zu erweitern, wenn man nicht an Debatten gewöhnt ist, wie wir sie hier kennen gelernt haben, und sich jeglichem Informationszugewinn verschließt. Gruß Rosenblüte Geändert von Rosenblüte (29.07.2013 um 14:45 Uhr) |
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29.07.2013, 13:17 | #7 |
R.I.P.
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"Wir sind ein einig Volk von Brüdern"
(was sich nicht auf das Geschlecht bezog) sangen (lt. Überlieferung) die Schweizer auf dem Ruetli. Ich glaube nicht, daß sie geschrieen haben. Das waren eher die anderen Erwähnten. Macht nichts. Am Tresen soll die Welt genesen! |
29.07.2013, 14:15 | #8 |
[QUOTE=Thing;270986
Ich glaube nicht, daß sie geschrieen haben. Das waren eher die anderen Erwähnten. [/QUOTE] Wie war das nochmal... Der Rottenknecht ist grottenschlecht, weil auf der falschen Seit er fecht für den, der als des andern Knecht mit Rotten in den Grotten zecht. So jeder Knecht schimpft Rottenknecht im Grottenrottenfechtgeflecht den andern, der in Rotten fecht und mit den Grottenknecht nicht zecht. Ha, frei aus dem Kopf geschrieben! |
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29.07.2013, 15:03 | #9 |
Was natürlich auch von der "Gegenseite" für sich beansprucht werden könnte, sie wissen ja nicht, ja können als Nichtbayern vielleicht gar nicht wissen, dass so manches einfach nur an den Haaren herbeigezogen ist, was es in diversen angeblich "objektiven" und pseudokritischen Publikationen nachzulesen gibt, die immerhin den Anspruch von Seriosität erwecken. Und es bietet sich bisweilen regelrecht an, Hypothesen und Behauptungen als geschichtliche Tatsachen aufzufassen, ohne sich die Mühe zu machen, denselben auf den Grund zu gehen.
Am einfachsten wäre es freilich, Carossa selbst zu lesen, um recht bald zu der Erkenntnis zu gelangen, dass dem so nicht gewesen sein kann und nichts dran sein an den Bezichtigungen. Nur- wer macht sich schon diese Mühe? Eigentlich schade, denn durch derlei generelle und pauschalisierende "Entnazifizierungsmaßnahmen" wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und einem wirklich Gutes und Lesenswertes vorenthalten, ja der unvoreingenommene und unbelastete Zugang zu seinem Werk geradezu verwehrt. Manche "biographische" Publikation darf man getrost vergessen, um nicht zu sagen verbrennen, ups... Solidarischen Gruß Desperado |
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29.07.2013, 15:21 | #10 |
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Naja, außer "Der alte Brunnen" ist im Netz nicht viel zu finden. Man müsste sich also schon die Mühe machen und sich ein Buch besorgen. Allerdings bin ich nun auf ein Gedicht von 1943 gestoßen, das mir doch sehr zu denken gibt:
Gestreift vom Todeswind Auf die zitronengelben Quitten Rieselt ein früher Schnee. Das Kindlein fragt nach seinem Schlitten, Doch schau hinab zum See: Da rauchen halberloschne Feuer, Soldaten stehn davor, Die Bäurin lugt aus offner Scheuer, Hält ihre Hand ans Ohr. Nicht nah, nicht fern, mit hohlem Halle Folgt langsam Schlag auf Schlag, Verloren fast im Flockenfalle, Dennoch bewegts den Tag. Und Fenster klirrn, und Wände beben - Fühlt ihr nun, wo wir sind? O wie bekräftigt sich das Leben, Gestreift vom Todeswind! Auf leuchten alle starken Stunden Des nie begriffnen Seins Mit heiliger Lust und heiligen Wunden - Uns, Freunde, kommt nur Eins: Wir müssen wachend weiterbauen, Was träumerisch begann. Der Dienst ist groß, er lässt kein Grauen An unsern Mut heran. Wir werden Geisterlilien pflücken, Die hoch in Schluchten stehn, Und unsre Tische festlich schmücken, Auch wenn wir untergehn. An gelbem Blatt glänzt eine Traube In jugendschöner Hand. Der Herbst ließ dem entfärbten Laube Noch einen grünen Rand. Geändert von Rosenblüte (29.07.2013 um 16:32 Uhr) |
29.07.2013, 15:44 | #11 | |
R.I.P.
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Zitat:
Was gibt Dir da zu denken? |
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29.07.2013, 16:02 | #12 | |
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Die Diktion.
Zitat:
Die heiligen Wunden, der große Dienst, der kein Grauen an den Mut heran lässt, am festlich geschmückten Tisch dem Untergang zu trotzen - in einem Gedicht von 1943 klingen solche Worte nach Durchhalteparolen. Vielleicht anders gemeint, aber durchaus so interpretierbar. |
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29.07.2013, 17:42 | #13 | |
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Zitat:
Es ist wirklich ein Problem, dass so vieles missverstanden wird. So habe ich neulich einen Kommentar gepostet, der völlig anders ankam, als er gemeint war. Ich hatte davon keine Ahnung, wunderte mich nur über in meinen Augen unbegründete Feindseligkeiten und reagierte darauf auch feindselig - aus Unwissenheit. |
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29.07.2013, 17:44 | #14 |
Ich kenne dieses Gedicht, Rosenblüte,
es ist eines der ganz wenigen, ja vielleicht das einzige, das sich mit einiger Mühe ideologisch verbrämen ließe- so man es denn unbedingt darauf abgesehen hätte. Ebenso gut aber kann es lediglich als die Wiederspiegelung der schrecklichen Angst vor Bombenangriffen gedeutet werden, die in ganz Deutschland der letzten Kriegsjahre zum Alltag gehörten und deren es nie welche geben dürfte, wollte man der Propaganda der Nazis Glauben schenken. Was in der Bevölkerung zu einer jähen Ernüchterung und massiven Verunsicherung führte, die im Gedicht ebenso eingefangen ist. Carossa beschreibt seine Zeit mit all ihren widersprüchlichen Gefühlen, Ängsten und falschen Hoffnungen. Wenn man es andersrum beleuchten wollte, könnte man genau so gut eine verklausulierte Kritik darin sehen an all den hochtrabenden Verheißungen und großen Versprechungen der Nazipropaganda, deren Folgen nunmehr verheerend auf die Köpfe des zivilen Volkes niederzuprasseln beginnen- verknüpft mit dem Apell, dass diese Katastrophe nicht das endgültige Ende für Deutschland bedeutet und es ein neues Leben danach geben wird, das gelebt werden will. Denn in der Tat begann das dritte Reich zuallererst einmal "träumerisch", weil es dem "gedemütigten" Deutschland eine Befreiung aus seinem wachsenden Elend und seiner Ächtung versprach, die Nazis wussten schon, wie man das einfache Volk ködern kann, und man darf nicht vergessen: Nationalismus war damals eine Art von Tugend, die einen grundsätzlich mit Stolz zu erfüllen hatte. Dieser missbrauchte und verratene Gedanke brauchte lange, sich soweit zu erholen, dass ein neues Erwachen und Selbstwertgefühl als eigenständige Nation ohne Ismus erst jetzt und heute möglich ist und grade dabei, sich schrittweise zu verwirklichen. Man kann es drehen und wenden wie man will, für die Bezichtigungen, die unverwüstlich durch die Weltbilder "aufgeklärter" Zeitgenossen geistern, gibt dieses Gedicht defintiv zu wenig her, als Beleg für die Behauptung, der Dichter sei ein großer Naziverehrer gewesen, taugt es schon gleich gar nicht. So wenig, wie das von Thing eingestellte für den Endsieg herhalten kann. Immerhin ist jetzt wenigstens eine sachliche Diskussion möglich- schön! Desperado |
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29.07.2013, 18:03 | #15 | |
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Ja, das Gedicht kann ganz anders gemeint sein. Es lässt verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zu. Von allem, was ich bisher über Hans Carossa weiß, finde ich deine Überlegungen einleuchtend.
Nicht nur das einfache Volk ließ sich von der Verheißung des tausendjährigen Reiches blenden. Anders als Hans Carossa und Erich Kästner, der zu den verbrannten Dichtern zählte, war Gottfried Benn anfangs vom Faschismus begeistert. Wie hätte ich mich damals verhalten? Hätte ich das Zeug zur Widerstandskämpferin gehabt? Vermutlich nicht. Aus armen Verhältnissen stammend, wäre mir die Emigration nicht möglich gewesen. Vielleicht hätte ich aufgrund meiner Artfremdheit als Gesindel gegolten, von dem das Volk befreit werden musste. Bestimmt hätte ich jüdische Freunde gehabt, denen ich geholfen hätte. Ich hätte mich wohl an meinen Idealen festgehalten und versucht, diese Jahre so unbeschadet wie möglich zu überstehen. Wenn ich Mut gehabt hätte, wäre ich ein Swing-Kid geworden, weil ich amerikanische Musik mag. Aber das wäre wohl auch eine Art innerer Emigration gewesen. Die Swing-Jugend suchte im amerikanisch-englischen Lebensstil, vor allem in der Musikrichtung Swing, eine autonome Ausdrucksmöglichkeit und Abgrenzung zur nationalsozialistischen Gesellschaft, hauptsächlich gegen die Hitler-Jugend. Zitat:
Gruß Rosenblüte Geändert von Rosenblüte (29.07.2013 um 20:12 Uhr) |
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29.07.2013, 20:05 | #16 | |
Zitat:
Swing... Benny Goodman, Glenn Miller, nur zwei der großen Namen, die mir spontan einfallen (hab ich auch Platten von), absolut gut, der Swing, da gab's schon echt starke Sachen, nicht wegzudenken aus der weiteren Entwicklung sogenannter Populärmusik, war noch in den Sechzigern in etlichen Bands herauszuhören und mitprägend... da hast Du wieder ein Thema aufgeworfen, menno, schon intressiert mich der olle Carossa nicht mehr, schlimm schlimm... Beswingten Abend! Desperado |
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