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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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30.04.2013, 11:10 | #1 |
Frühling am Walnussbaum
Sie steht am Walnussbaum, wo sie so oft verweilte,
gestützt auf den Rollator und Erinnerung, still in Gedanken, die kein Mensch mehr mit ihr teilte, gehüllt in Hoffnung auf Begnadigung. Sie sinnt auf gute Tage längst vergangner Zeiten, die Sonne wärmt die Mühsalsfalten im Gesicht. Ihr leerer Blick entflieht in unbekannte Weiten, sucht dort im Nirgendwo ein wenig Zuversicht. In Krokuswiesen wächst das Nichtgebrauchtzuwerden, in Tulpenbeeten wuchert das Vergessensein, am müden Körper nagen schmerzend die Beschwerden, sie ist mit sich und ihrem Walnussbaum allein. |
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30.04.2013, 11:24 | #2 |
R.I.P.
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Lieber galapapa -
das ist ebenso schmerzlich-wehmütig wie dennoch tröstlich. S2V1 scheint mir ein wenig verklausiert geschrieben. Ich glaube, Du meinst das sich-Besinnen, aber da fällt mir ad hoc keine deutlichere Wendung ein. Es könnte - davon bin ich überzeugt - das Nachsinnen gemeint sein. Sie sinnt den guten Tagen nach. Längst vergangne Zeiten! Aber das war lediglich einer meiner Impulse. Ein wundervolles Gedicht! Dank von Thing |
01.05.2013, 09:44 | #3 |
Hallo Thing,
danke für Dein Lob und Deine Anregung! "Sinnen nach", "sinnen auf", ich weiß auch nicht wirklich, was da richtig und falsch ist. Dein Vorschlag hat jedoch ein Wort zuviel und fällt aus der Metrik, aber: "...sie sinnt der guten Tage längst vergangner Zeiten..." wäre eine Lösung nach meinem Sprachgefühl. Man könnte sich natürlich fragen, warum nicht einfach "sie denkt an", doch mir klingt das Wort "sinnen" eifach schöner an der Stelle. Ich werde mal Deinen Vorschlag in der wie oben abgeänderten Form Übernehmen. Herzlichen Dank und liebe Grüße! galapapa |
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01.05.2013, 10:47 | #4 |
abgemeldet
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Frühling am Walnussbaum
Hallo Galapapa,
ich bin ein bisschen zwiespältig, was dieses Gedicht angeht. Einerseits - ja, der alte Mensch, nicht mehr ganz von dieser Welt, lebt in der Erinnerung, ist völlig vereinsamt. Ja, darüber sollte und muss man schreiben. Andererseits aber kommt mir das ein wenig zu dick herüber. Meiner Ansicht nach hätte eine einzige Zeile ausgereicht, um die Situation der alten Frau zu charakterisieren. So bekommt das Gedicht etwas von einem "Betroffenheitsgedicht", das nahe am Gefühlskitsch ist. Man sollte vielleicht als jüngerer Mensch akzeptieren, dass auch alte Menschen nicht immer nur in der Erinnerung leben und ihre Gegenwart durchaus wie jeder Jüngere wahrnehmen. Das hättest du, wie gesagt, doch vermeiden müssen, indem du nicht alles, was man landläufig mit "alt" verbindet, in ein einziges Gedicht gebracht hättest. Das Gedicht selbst ist sauber geschrieben, von daher auch war es angenehm, es zu lesen. Gruß, Nitribitto |
01.05.2013, 14:32 | #5 |
Liebe Nitribitto,
erstmal danke für Deinen Kommentar und Dein Lob! Nun zu Deiner Kritik, die ich natürlich nachvollziehen kann. Allerdings unteschlägst (oder übersiehst) Du dabei, dass es im diesem Text nicht um alte Menschen allgemein ging, sondern um einen konkreten Fall, was durch das "sie" (3. Prson Singular) mehrmals zum Ausdruck kommt. Es ging hier also nicht darum, pauschal etwas zur Situation und zum Leben von alten Menschen zu sagen; es gibt diese Person und auch der Walnussbaum existiert. Es handelt sich um eine über 100-Jährige, die vereinsamt und geistig fit unter fast nur Dementen Patienten in einem Pflegeheim lebt. Sie kann nur sehr kurze Wege gehen und ihr einziger Spaziergang sind, wenn die Sonne scheint, die paar Schritte zum Walnussbaum. Einen solchen Spaziergang und was dabei in ihr vor sich geht, habe ich versucht, in einer Momentaufnahme zu beschreiben. Da ich die Frau sehr gut kenne, wie auch ihre Situation, schmerzt es ein wenig, den Text in die Nähe von Kitsch gerückt sehen zu müssen. Natürlich gibt es andere Schicksale und Menschen, die ihr Alter sehr viel glücklicher erleben dürfen, doch wenn wir das Schlimme nicht wahrhaben wollen und immer nur wegsehen, dann ist diesen bedauernswerten Menschen am wenigsten geholfen und wenn Jüngere diese Schicksale erkennen, dann haben sie eher die Chance, ihr eigenes frühzeitig in andere Bahnen zu lenken. Wenn man so seinen letzten Lebensabschnitt erleben muss, wie die Beschreibene, dann gibt es an der Gegenwart nichts Positives mehr zu erkennen und man orientiert sich an der besseren Vergangenheit. Auch das hat mit Kitsch nichts zu tun, sondern nur mit einem Lebensabend, wie ich ihn ganz sicher nicht erleben möchte. Herzlichen Gruß! galapapa |
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01.05.2013, 14:42 | #6 |
Hallo galapapa,
ich finde, du hast ein außerordentlich gutes Gedicht geschrieben. Es ist weder verkitscht, noch klischeebehaftet. Ich stand beim Lesen in ihrer unmittelbaren Nähe am Walnussbaum und konnte das leise Lächeln in ihrem Gesicht erkennen, während sie sich an die guten Tage ihres Lebens erinnerte. Gruß Ringelroth |
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01.05.2013, 15:01 | #7 |
Hallo galapapa,
mir gefällt das Gedicht sehr gut, verdeutlicht es doch in dem Kontrast aus wiedererstehendem Leben und "Nichtgebrauchtzuwerden" das Leid mancher alten Menschen, nichts mehr bewirken zu können, überflüssig und eine Last für andere zu sein. LG gummibaum |
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01.05.2013, 23:11 | #8 |
Lieber galapapa,
dieses Verweilen der alten Dame am Walnussbaum hast du sehr anschaulich und überzeugend realistisch, ganz ohne theatralische Töne, verdichtet. Dein Gedicht gefällt mir ausgezeichnet! LG Daisy |
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03.05.2013, 10:14 | #9 |
Hallo Ringelroth,
danke für Deine lobenden Worte zu meinem Text. Realistisch ist die beschriebene Szene ja auch insofern, dass es die lyrische Sie ja tatsächlich gibt, ebenso wie den Nussbaum, der allerdings letzten Herbst einem Anbau an das Pflegeheim weichen musste. Herzliche Grüße! galapapa Hallo gummibaum, was Du beschreibst ist, was das Gedicht auch ausdrücken sollte: Das Gefühl, dass dieser Frühling an diesem alten Menschen vorbei erwacht, so als würde die Frau schon nicht mehr dazugehören. Das alles muss sehr bitter sein. Lieben Dank für Dein Lob! Herzlichen Gruß! galapapa Liebe Daisy, auch Dir meinen herzlichen Dank für Deinen lobenden Kommentar! Diese alte Frau und ich, wir sind seit über 30 Jahren gute Freunde und es tut mir weh zu sehen, wie sie vereinsamt und die Lust am Leben verliert. Liebe Grüße! galapapa |
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