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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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28.09.2012, 21:51 | #1 |
abgemeldet
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world wide weg
Zur blauen Dämmerstunde leuchtet mir ein Licht.
Ein Mausklick, und schon liegt die weite Welt vor mir. Das Netz, es zeigt mir Menschen, Pflanzen und Getier. Ich lese Klatsch und Sport und einen Kriegsbericht. Im Chat begrüß ich dich: "Hallo, wie geht es dir?" Schick dir im Mondschein eine Mail und ein Gedicht. Ich liebe dich, ich drück dich, und vergiss mich nicht! Ach, was würd ich drum geben, wärst du nur bei mir! Ich sitze ganz verloren hier und du bist dort. Uns beide trennen mehr als tausend Meilen. Ein jeder sitzt trübsinnig rum am andern Ort. Kann dich nicht sehen, kann nicht zu dir eilen. Um wieviel lieber wär mir ein gesprochnes Wort als nass geweinte, unlesbare Zeilen! |
28.09.2012, 23:54 | #2 |
Forumsleitung
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Das ist Spitzenklasse!
Für mich bist Du im Forum das größte Talent. Du kannst mit Sprache umgehen, hast etwas mitzuteilen, verfügst über Wortschatz und kannst es in Poesie umsetzen. Ich bin angemessen neidisch und im übrigen beeindruckt. Liebe Grüße nach Berlin, Ilka |
29.09.2012, 00:37 | #3 | |
R.I.P.
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Zitat:
Stimmt! Ist ein unglaublich dolles Sonett. Der Titel verdient eine Medaille!!! Trotzdem - verzeih, Ilka-Maria! - bin ich gestolpert. "Ein Jeder sitzt trüben Sinn(e)s an andrem Ort" könnte mir besser gefallen. "nassgeweinte" ist korrekt, liebe Freundin. Aber - heut ist nicht meine Nacht. Lieben Gruß von Thing |
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29.09.2012, 08:34 | #4 |
Forumsleitung
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Hmm ... hat wohl mit dem individuellen Leserhythmus zu tun. Ich bin nicht gestolpert.
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29.09.2012, 10:38 | #5 |
abgemeldet
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Liebe Ilka,
habe mich sehr über dein großes Lob gefreut! Aber ich denke, ich habe es nicht wirklich verdient. Poetry hat ein breites Spektrum zu bieten. Hier gibt es Wortakrobaten, Schöpfer überraschender Metaphern, tiefgründige Philosophen. Da ist mein Schreibstil doch recht einfach. Soll er aber auch sein. Ich möchte, dass der Leser gleich weiß, woran er ist, nicht groß herumrätseln muss und erläuternder Kommentare bedarf. Aber es gibt eben verschiedene Auffassungen, wie Lyrik sein soll. Lieben Gruß Rosenblüte *** Lieber Thing, du hast recht, die von dir beanstandete Zeile enthält einen Stolperer. Doch lässt sich aus den beiden Terzetten eine gewisse Ironie herauslesen, was durch die durchbrochene Metrik beim Wort "trübsinnig" unterstrichen wird. Ich weiß, Sonette sind würdevolle heilige Kühe. Habe mir mal die Freiheit genommen, eine zu schlachten. Schlegel und Berlin vegan mögen es mir verzeihen. "nass geweint" - "nassgeweint": Laut Duden geht beides. Das Wort "nassgeweint" wäre mir einfach zu lang. Regel 56: Ist der erste Bestandteil ein einfaches Adjektiv, mit dem das Ergebnis einer mit dem Verb genannten Tätigkeit bezeichnet wird, kann getrennt oder zusammengeschrieben werden Liebe Grüße Rosenblüte |
29.09.2012, 11:07 | #6 | |
Forumsleitung
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Zitat:
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29.09.2012, 11:15 | #7 |
abgemeldet
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Das ist auch meine Auffassung, liebe Ilka.
Gruß Rosenblüte |
30.09.2012, 11:18 | #8 |
R.I.P.
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Liebe Ilka,
normalerweise hätte ich mich bei diesem Gedicht nicht zu Wort gemeldet, doch Deine euphorischen Zeilen weckten Neugierde; wer will hier nicht Spitzenklasse lesen? Ich sehe hier keine Spitzenklasse, denn der Umgang mit der Sprache ist in diesem Gedicht doch sehr einfach, keine Metaphern und viele flache Aussagen; es wirkt hölzern. ... mit Mensch, Pflanzen und Getier ... - "Getier" ist im Sprachgebrauch nicht so üblich, wenn, dann eher abwertend, daher ist "Getier" wohl mehr aus Reimzwang entstanden. In der vierten Zeile ist ... gelesen ... wohl nicht die richtige Wortwahl - im Internet wird geguckt! Die achte Zeile beginnt mit einem Trochäus - als Jambus wäre es eine Lachnummer! Das erste Terzett ist doch sehr naiv: 9. Zeile: Ich sitze ... hier, und du bist dort 11.Zeile: Ein jeder sitzt ... am anderen Ort. Fazit: Ein schönes, aber anspruchlos kleines Gedicht. Was Dich beeindruckt hat, kann ich nicht ganz verstehen. LG Dieter |
30.09.2012, 11:38 | #9 | |
Forumsleitung
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Du hast es selbst gesagt:
Zitat:
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30.09.2012, 11:39 | #10 |
abgemeldet
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Hallo Kurier,
in meinem Faden kannst du mich ruhig direkt ansprechen. Ich habe Ilka so verstanden, dass es ihr bei Gedichten vor allem auf den Inhalt ankommt. Mir auch. Deshalb wirst du in den meisten meiner Gedichte eine Sprache finden, die der Leser versteht. Oft wirst du auch ein bisschen Ironie in den Zeilen entdecken, so auch in diesem Gedicht. So betrachtet ist das "Getier" keineswegs dem Reim geschuldet. Aber dein Kommentar lässt mich vermuten, dass du nicht viel Sinn für Ironie hast. Sonst würdest du auch nicht die 9. und 11. Zeile beanstanden. Klatsch, Sport und Kriegsberichte "guckt" man allenfalls im Fernsehen oder in einem Video. Wenn ich den Tagesspiegel online aufrufe, "lese" ich, was da steht. Ich "gucke" auch kein Gedicht in Poetry. Beurteilst du ein Gedicht streng nach der Metrik, gebe ich dir bei der achten Zeile recht. "Was würde ich drum geben..." wäre korrekt, in der Aussage jedoch wesentlich schwächer, wie ich finde. Wäre trotzdem eine Überlegung wert. Wie ich schon oben schrieb, es liegt immer im Auge des Betrachters, ob er ein Gedicht ansprechend findet oder nicht. Lese ich hier was Neues von Perry, rivus und all den anderen Könnern im vers libre, kann ich nur in Ehrfurcht erstarren, während ein anderer Leser schnell wieder wegklickt, um sich an einem Limerick zu ergötzen. Gruß Rosenblüte |
30.09.2012, 12:49 | #11 |
R.I.P.
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Liebe Rosenblüte,
Du schreibst schön Gedichte; Dein Dir eigener Stil ist unverwechselbar. Du bist objektiv und aufgeschlossen, es liegt also kein Grund bei mir vor, Dich ärgern zu wollen. Lies doch bitte nochmals meinen ersten Satz an Ilka-Maria. Ich wollte Dich nicht kränken, ich habe auch nichts gegen Dich, aber die besondere Situation zwang mich geradezu, hier so, wie ich es getan habe zu argumentieren. Ilka sprach von SPITZENKLSSE, und allein darum ging es mir. Hier im Forum wird oft gelobt, und dabei mit Superlativen herumgeworfen - der rechte Maßstab scheint immer schwerer zu finden zu sein; ... vor Ehrfurcht erstarren ... gehört nach meiner Meinung auch dazu. HG Kurier |
30.09.2012, 13:08 | #12 |
abgemeldet
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Lieber Kurier,
irritiert war ich nur, weil du mich nicht direkt angesprochen hast. Weil wir in Fragen jenseits der Lyrik nicht immer einer Meinung sind, dachte ich, es hätte etwas damit zu tun. Prima, dass es nicht so ist. Wenn mir etwas gut gefällt, finde ich Lob und manchmal auch Superlative durchaus angebracht. Der Autor freut sich über diese Bestätigung und schöpft daraus Motivation. "Vor Ehrfurcht erstarren" war nicht ganz ernst gemeint, enthält aber einen wahren Kern. Ebenso wichtig wie Anerkennung ist ehrliche Kritik, mitunter sogar ein Verriss, auch wenn es weh tut. Der Kritiker zeigt dem Autor Schwächen auf und so manches Gedicht hat durch die Überarbeitung viel gewonnen. Für deine Kritik bin ich dir dankbar. Es ist gut, wenn ein Anderer mal einen prüfenden Blick auf das Geschriebene wirft und Ungereimtheiten entdeckt. In der achten Zeile habe ich den Bogen überspannt. Das wird wie folgt geändert: Was würde ich drum geben, wärst du nur bei mir! Alles andere lasse ich so, wie es ist. Ich habe ja dargelegt, warum. Dadurch, dass ich mein Gedicht verteidigen musste, habe ich mich gründlicher mit dem auseinander gesetzt, was mir da aus der Feder geflossen ist. Lob oder Kritik, beides ist ein Lernprozess. Lieben Gruß Rosenblüte |
30.09.2012, 13:30 | #13 |
gefällt mir in Thema, Rhytmus, Wortreichtum und Klarheit,-nüchtern und doch Gefühle ansprechend. ein Gedicht mit Ziel und Sinn.
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30.09.2012, 14:14 | #14 |
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Danke, lieber asd.
Lieben Gruß Rosenblüte |
30.09.2012, 14:59 | #15 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Dies nur, um die Relation zurechtzurücken. An anderer Stelle fiele mein Urteil wesentlich strenger aus. Hier sehe ich es eher wie ein Lehrer, der Aufsatznoten vergeben kann, aber keinen Pulitzer-Preis. |
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30.09.2012, 15:06 | #16 |
abgemeldet
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Wohl wahr. Dichten ist unser Steckenpferd. Ich nehme mal an, aus keinem der Foren ist bisher ein neuer Goethe hervorgegangen.
Aber das ist auch gar nicht das Entscheidende. Es ist doch toll, dass so viele Menschen Freude am Dichten haben. Menschen, die zu Goethes Zeiten vielleicht nicht einmal die Möglichkeit gehabt hätten, Lesen und Schreiben zu lernen, geschweige denn, mit ihren Werken an die Öffentlichkeit zu treten. Lieben Gruß Rosenblüte |
30.09.2012, 16:11 | #17 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Und wenn ich spüre, daß ein Hobby-Poet in die Sprache verliebter ist als in sich selbst, ist es mir immer ein Lob wert - auch mal im Superlativ, um ihn von den Pfuschern abzugrenzen. |
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30.09.2012, 16:34 | #18 |
Wow
Super sehr gut.
Eine Nachricht hast du schön verpackt rübergrebacht. Das kann nicht jeder. |
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30.09.2012, 22:24 | #19 | |
Zitat:
1. Metrum Der sechshebige Jambus ist sehr schön, wenn er ein Alexandriner ist, mit einer Zäsur. Zu Beginn wird dieser auch eingehalten, stolpert aber später. Meine dabei unbeliebteste Zeile ist: "Ich liebe dich, ich drück dich, und vergiss mich nicht!" Zum einen fehlt mir ein e hinter drück, da ich beim lesen im Jambus an dieser Stelle sonst stolpere. Auch ist hier zum ersten mal keine Zäsur in der Mitte des Verses. Der darauffolgende Vers passt auch nicht ganz: "Ach, was würd ich drum geben, wärst du nur bei mir!" Schöner klingt (meineserachtens) "Ach was gäb ich drum, wärst du nur bei mir!" In dieser Form ist sowohl die klangliche Zäsur in der Mitte vorhanden, als auch das Metrum eingehalten. Eventuell versuchst du aber auch, durch die formale Unstimmigkeit die Verzweiflung zu unterstreichen, das weiß ich nicht. Der Rest gefällt mir, nur diese beiden Verse halt nicht /EDIT auch fehlt mir fast gänzlich eine metaphorische Ebene. Kann natürlich sein, dass du dem Naturalismus verfällst, allerdings wäre das Gedicht dann trockener |
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07.10.2012, 15:48 | #20 | |||
abgemeldet
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Zitat:
Zitat:
Liebe Pathetique, danke für dein Lob und deine Vorschläge. Die heiklen Stellen habe ich wie folgt geändert: Zur blauen Dämmerstunde leuchtet mir ein Licht. Ein Klick nur und schon liegt die weite Welt vor mir. Ich sehe Menschen, Pflanzen, Steine und Getier und lese Forenklatsch und einen Kriegsbericht. Im Chat begrüß ich dich: "Hallo, wie geht es dir?" Schick dir im Mondschein eine Mail und ein Gedicht, ruf in die Nacht hinein: "Mein Schatz, vergiss mich nicht!" Was gäbe ich darum, wärst du jetzt nah bei mir. Ich sitze ganz verloren hier und du bist dort, uns beide trennen mehr als tausend Meilen. Ein jeder sitzt betrübt an einem andern Ort. Kann dich nicht sehen, kann nicht zu dir eilen. Um wieviel lieber wär mir ein gesprochnes Wort als nass geweinte, unlesbare Zeilen! Zitat:
Liebe Grüße Rosenblüte |
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