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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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02.09.2012, 14:05 | #1 |
Zeitloch
Zeitloch Alles, was sein wird, wird schon gewesen sein werden, im Kreislauf der Zeit gibt es nichts Neues auf Erden, denn auch das Morgen wird in der Zukunft zum Gestern. Die Last der Sorgen der Menschheit Brüder und Schwestern ist schon vergangen, lang noch bevor sie gewesen, des Schicksals Zangen können die Stränge nicht lösen. Würde ich reisen weit in mein Gestern zurück, müsst’ ich entgleisen, lebte für immer dies Stück, wiedergeboren, als hätt ich’s schon vielmal gelebt. Im Zeitloch verloren, Beginn mit Vollendung verwebt, die Summe des Ganzen zum ersten und letzten Mal, der Ewigkeit Lanzen frei und doch ohne Wahl. Wahrnehmung aber stets ist gebunden ans Jetzt, alle Erinn’rung ist mit dem Heute vernetzt, spräng ich zurück, wäre mein Morgen gelöscht, zu meinem Glück von dem Erinnern gelöst. Die früher fragten, nannten es Wiedergeburt, weil sie nicht wagten zu fassen den einzigen Spurt. Ist er nun Irrtum, der Glauben ans öftere Sein, da auch im Unum die Ahnen ich trag im Gebein, die die Erinn’rung an viele gelebte Leben mir in die Windung meines Gehirnes weben? Doch wenn es ginge, dass nähm ich die Zukunft mit mir, wüsste um Dinge, jenseits von heute und hier, wär doch das Jetzt Siegel für ein Dereinst und das Zuletzt immer das, was du meinst. Gibt es ein Ende der Grenze von Zeit und Raum, da ich vollende der Zeiten Lauf ewigen Traum, wär’s schon erreicht, noch ehe ich damit begonnen, ob schwer oder leicht, mein Faden wär schon gesponnen. Was ich erlebe, hätt ich schon oftmals erlebt, wonach ich strebe, wär ich schon vielmals gestrebt. Doch im Erleben stets wär’s das erste Mal, einmal gegeben lebte die letzte Zahl, da schon geschlossen endgültig ist mein Kreis, was morgen ich gestern genossen und dass um die Zukunft ich weiß, würde nichts daran ändern, dass nur mein letztes Leben mich knüpfte mit endlichen Bändern ans Morgen, das ist mir gegeben. Was in der Zukunft wird, wär bis zuletzt schon gewesen, wär ich auch arg verwirrt, würd ich am End doch genesen und meiner Chancen Summe im Ganzen wär doch nur eine. Ob schrei ich oder verstumme, bejahe oder verneine, nur meine arme Seele würde wohl alt mit der Zeit, von der ich nehme und stehle ob ihrer Unsterblichkeit. Je mehr ich darüber sinniere werd umso mehr ich gewiss, dass ich auf mein Leben stiere und dies meine Wahrheit ist, wie anders könnt ich begreifen der Menschheit vergebliches Tun, dass alle Früchte, die reifen schon gestern in Wurzeln ruhn. ’s ist nicht so, dass ich’s erdenke wie viele andere auch, nicht dass ich mich darein versenke, wie’s der Erleuchteten Brauch, ich weiß nicht, woher ich es nehme, ’s war da schon von Anfang an, vor meiner Gedanken Ströme und ihrer verwinkelten Bahn. Was sein wird, ist schon vergangen, vergessen, bevor es geschieht und all unser Hoffen und Bangen zu Asche ist schon verglüht, bevor es noch hat gebrannt, das Schicksal bereits besiegelt, bevor wir dagegen gerannt. Ob wild oder eingeigelt, vollendet ist unsere Bahn, bevor wir sie noch betreten, die Törichten nennen es Wahn, gefangen in ihren Nöten. Was immer ich denke und tue, ist schon für immer getan, ob streite ich oder ruhe, gleichgültig wo und wann. Alles ist immer jetzt, ohne Anfang und Ende, ohne zuerst und zuletzt, wie ich’s auch drehe und wende. Das Schauen der Ewigkeit kann der Mensch nicht erringen, gefangen in Raum und Zeit kann er’s höchstens besingen. Doch wer sie einmal geschmeckt, der ist aus der Zeit gelöst, der Tod ihn nicht mehr erschreckt, kein Raum ihm mehr Furcht einflößt. Bin ich im Schoß schon gestorben, eh ich geboren war, hab so mir dies Wissen erworben, vor meinem ersten Jahr? Kann es bis heut nicht benennen, bin nicht von dieser Welt, ist es doch dieses Erkennen, das mich am Leben hält. Der Kampf ums Überleben ist mir von je her fremd, das Heute ist mir gegeben, hab nie mich ins Morgen gestemmt. Bin einfach dageblieben, ein Stein des Anstoßes gar, lebte der Leben sieben, als ob es das erste war und das letzte zugleich, so wie dem Tag folgt die Nacht, wurd an Erfahrung reich, hab mir nichts draus gemacht. 07 Kein Grund zur Beunruhigung, auch ich verstehe kein einziges Wort davon. Weiß nur, dass ich es geschrieben habe... |
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02.09.2012, 14:49 | #2 |
Tagchen Desperado,
jaa, ein doch sehr verwickelter, verstrickter, verketteter Text
Fand ihn aber irgendwie interessant zu lesen. Was mir naütrlich aufgefallen ist, sind die ganzen Wiederholungen Womit also alles sein Hand und Fuß hat. Dein Kommentar am Ende des Gedichts war dazu noch sehr aufschlussreich^^ So erging es mir auch manches Mal, nach merkwürdigem Geschreibsel. Mir ist schon selber öfters aufgefallen, als ich ein neues Gedicht geschrieben hatte, dass hinterher es mir so seltsam bekannt vorkam und als hätte ich den Text irgendwann zuvor schon einamal aufgetippelt gehabt -.- Imagine - alles würde eigentlich Rückwärts ablaufen, also das ganze Geschehen, was uns in unserem beschränktem Blickwinkel bloss gar nicht auffällt... usw. Nun ja..... Gerne gelesen jedenfalls und auch etwas gewundet liebe Grüsse Rebird :> |
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02.09.2012, 15:08 | #3 |
Gewundert ist gut...
Ich hatte nach dem zweiten Vers das Gefühl, in einem Zeitloch zu sitzen, aus dem ich niiiie wieder rauskommen werde. LG Persephone |
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02.09.2012, 15:21 | #4 | |
Zitat:
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02.09.2012, 17:37 | #5 |
fahrn fahrn fahrn mit der Achterbahn...
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02.09.2012, 18:41 | #6 | |
Interessanter Text. Ich mag solche Gedankenspiele, die sich um Zeit, Zeitstränge, usw. drehen, sehr. Sprachlich bin ich nicht vollständig überzeugt, aber ich denke, es ist auch schwer, eine solch komplexe Thematik in komplexen Sprachbildern mehr oder weniger sinnvoll zu transportieren.
Hat mir sehr gefallen: Zitat:
Gruß razu |
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02.09.2012, 19:35 | #7 |
02.09.2012, 21:47 | #8 |
Gibs zu, Du hast den Text schon erheblich gekürzt.
Gruß Sinnenwind |
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