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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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01.01.2012, 22:19 | #1 |
(Schein)heilige Weihnacht
Was oft gefeiert
als das Fest der Liebe, verbirgt sein Wesen kalt in warmem Kerzenschein. Der weiche Glanz im Lächeln der Gesichter vergraut, verfällt; wie trocknes Pergament, das raschelnd über weise Hände streicht. Müde blickt man oft zurück, Jahr um Jahr ein weitres Stück. Mit jedem Abschied stirbt ein Stück Vergangenheit. Was bleibt scheint nur gestohlne Zeit vor dem Tor zur Einigkeit. |
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01.01.2012, 22:56 | #2 |
abgemeldet
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Dein Gedicht gefällt mir sehr gut.
Ganz besonders mag ich diese Formulierung: "kalt in warmen Kerzenschein" Stimmt, es ist nicht alles Gold, was als Christbaumschmuck glänzt. Liebe Grüße Peace |
01.01.2012, 23:01 | #3 |
R.I.P.
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Ja, aber es gibt auch wirklich unscheinheilige, ergo heilige Weihnachtsfeste.
Zum Glück. Thing |
01.01.2012, 23:13 | #4 |
Hallo Kati,
ich verstehe das so. Schein und Sein sind hier grundverschieden. In Strophe 2 lässt der innere Leerzustand den äußeren Schein der Harmonie bröckeln. Die "weisen Hände" zeigen etwas Kostbares. Aber der wachsende zeitliche Abstand zu den Liebe stiftenden Ereignissen hat von der Liebe kaum noch etwas übriggelassen. Das Tor zur Einigkeit ist verschlossen, die Zeit, die man davor verbringt, Selbstbetrug. Ist das so gemeint? LG gummibaum |
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02.01.2012, 00:06 | #5 |
Vielen Dank für eure Kommentare!
Gummibaum, du hast sehr prägnant die Kernaussagen zusammengefasst! Es freut mich, wenn ein Gedicht so bei seinen Lesern ankommt wie es intendiert war :-) Oftmals schreibe ich aus einem Gedanken, einer Idee heraus und entdecke beim Schreiben was daraus wird, bzw. werde mir nach und nach erst der Kernaussagen bewußt. Eigentlich war ein positiverer Schluss geplant, aber man halte mir die verkaterte Sylvesternacht zugute ;-) Der Grundgedanke war nicht sehr pessimistisch, eher nachdenklich. Weihnachten ist oft nicht (nur) das Fest der Liebe, sondern des Um- und Aufbruchs. Nicht Ruhe sondern Veränderung geschieht sehr oft im Leben in dieser Zeit. ....nächstes Mal versuche ich es mal mit einer positiven Wendung ;-) LG Kati |
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19.02.2012, 02:05 | #6 |
Hallo Kati,
das Gedicht gefällt mir sehr gut: es ist zeitkritisch, nachdenklich und stellt vor allem die unerlässliche Frage nach dem, was noch bleibt und vor allem nach dem, was noch kommt. Die erste Hälfte des Gedichtes ist eine auf unsere heutige Gegenwart bezogene traurige Feststellung. In der zweiten Hälfte folgt auf das, wie es ist, die Frage nach dem, was sein wird, und jeder von uns spürt ein wenig die Angst vor dem Entgleiten der Zeit, vor dem Verlust dessen, was war und vielleicht auch das stille und verborgene Misstrauen vor dem, was kommen wird. Ein gekonnt angelegtes Gedicht, das sich letzlich der existenziellen Frage nicht verschließt und von den Tagen, die noch vor uns liegen, die Antwort erwartet. "Mit jedem Abschied stirbt ein Stück Vergangenheit." Deshalb verabschiede ich mich jetzt nicht, sondern ich begrüße Dich und Deine schönen und ansprechenden Gedichte ganz herzlich! Liebe Grüße Walter |
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