Textfragment
Das Teelicht tanzte wild flackernd um das eigene Leben, als sein kraftloser Atem vom Tisch abprallte und sich in alle Richtungen verteilte. Eine Pfütze Tee stand in der gebräunten Tasse, braun von Teeresten, an einigen Stellen war das Porzellan entzwei gesprungen, hatte hässliche Einkerbungen hinterlassen. Er stierte derweil auf den Monitor, auf den aufblinkenden Cursor, der hinter dem Wort Ich verharrte. Die Musik war schon lange ausgelaufen. Akustik wechselte sich mit dröhnend leidenden Bässen ab. Es war der Soundtrack seines Abends gewesen. Ein, für sich genommen, trauriges Schauspiel menschlicher Existenz, das im Zubettgehen und einem Gedanken an sie und einem abschließenden Masturbationsversuch münden würde. Das allabendliche Kuriosum. Salutschüsse an die Traumfrau in die Bettdecke hinein. Des Menschen Sexualtrieb nahm die furchtbarsten Erscheinungen an. Er dachte an sie und dachte nicht an sie. Er stellte sich irgendwen vor, irgendeine Frau, die für ihn eine halbwegs akzeptable Attraktivität verströmte, und verlustierte sich an dieser Illusion, während sie, das für ihn gottgleiche Wesen, nur in der Einleitung in Erscheinung trat.
Es war ein ständiges Abwiegen von Anstand und Lust.
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