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19.10.2020, 14:45 | #1 |
Was will man machen
Ganz nett war es damals mit Candy.
Wir machten das Abendessen für ihre Verwandtschaft. Ich schnitt die Gurken und sie den Feldsalat. Ihr Onkel und ihre Tante saßen draußen am Esstisch. "Mein Gott, wie fresh...Salat und so gesund", hörte ich durch die offene Küchentür. Mir fiel das Fliegengitter ein, hatte ich es geschlossen? Diese riesigen schwarzen Käfer und Spinnen mit ihren langen Beinchen, nicht dass sie in die Küche kamen. Der Onkel hatte eine elektronische Insektenfalle. Ihm fielen die dümmsten Namen dafür ein, auf jeden Fall grillte dieses Ding die Insekten. Sie flogen rein, es rauchte und stank und alle Beteiligten fanden das unheimlich witzig. Es gab einen Hofhund, sein Name war Wölfchen. Man war er ein lieber Welpe gewesen, etwas ganz besonders, der Erste aus einem arischen Wurf. Sehr verliebt wurde sich um Wölfchen gekümmert. Wichtiger, war der deutsche Vorname, etwas Fremdes, wo käme man hin. Der Hund war eigentlich ziemlich grässlich und pisste alle dreißig Sekunden vor Sträucher, abgestellte Fahrräder und in Rosen. Dann saßen wir zusammen, der Onkel fand den Salat unheimlich knackig. Er erzählte, dass man heutzutage Schweinefleisch auch rosa essen kann. Wo käme man denn langsam hin. Wahnsinn. Wir schaufelten und schaufelten. Tranken und Tranken. Die Insekten flogen in die Falle. Es rauchte und alle fanden es wieder so lustig. Aber es wurde noch besser. „Wir zahlen nur für die, die und ihre Religion, diese Ausländer!“, sagte die Tante. Ich sah Candy auf ihren Stuhl herunterrutschen. Ich glaube das war ihr peinlich, sehr peinlich. Die Situation entspannte sich einfach nicht mehr. Aufgestachelt durch die brennenden Insekten und die angeblichen Feinde aus dem Ausland, kochte die Stimmung fast über. Ich warte nur, dass die Teller endlich leer waren und wir ins Zimmer gehen konnten. |
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19.10.2020, 18:29 | #2 |
Hallo Jason,
an sich mag ich grundsätzlich harmonische, sich reimende Gedichte mit wiederkehrendem, "weichen" Rhythmus... Aber... Aber! Dein Gedicht hat mich von den ersten Zeilen her gefangengenommen. Was für eine Geschichte! Wie dicht du erzählst! Wie sich das Unheil fast greifbar anbahnt und mir die Luft zum Atmen genommen hat! - Und das, obwohl sie eigentlich eine ganz banale Gesichte eines Familienessens bleibt. Hut ab! Das ist für mich ein großer Wurf! |
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19.10.2020, 21:21 | #3 |
Hallo Rosmarie,
vielen lieben Dank. Grüße jason |
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