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25.10.2006, 14:04 | #1 |
Familienbande
NUr mal zur Einweihung und zum Spass - das Ding ist schon ein paar Jahre alt, ist bei einer Fingerübung entstanden (daher auch das Zungenschnalzen und die Köchin) und wirklich nur zum Schmunzeln.
Wer's nicht lustig findet - Ihr habt wenigstens nicht viel Zeit damit verschwendet. Familienbande Uns schien von vornherein klar, was von Frau Brösamle zu halten war. Ihre Nichte, Kathrin Gutbrood, wirkte ungewöhnlich gelassen. Folglich, so nahmen wir an, verschwand ihre Tante nicht zum ersten Mal - sie hatte ihre besten Tage bereits hinter sich, sah dies aber noch nicht ein, bettelte um Aufmerksamkeit und kam ihren Begleitern ständig abhanden. Ein Routinefall in unserem Beruf. Meine Schwester Tamara und ich veranstalten Führungen durch das Schloß, halten es in Schuß, veranlassen die fälligen Reparaturen, das Nötige eben, beziehungsweise das Notwendigste. Das Geld wird von Jahr zu Jahr knapper, denn der Denkmalschutz ist den öffentlichen Kassen immer weniger wert. Frau Brösamle jedenfalls hatten wir recht bald wiedergefunden – sie war in der Gesindeküche gefangen, wo die Tür klemmte. Sie behauptete natürlich, jemand anderes habe sie eingesperrt. Wir hätten es ihrer Nichte zwar nicht verdenken können, aber wie Tamara bemerkte, war sie "nicht der Typ dafür, viel zu hilfsbereit". Tamara erkennt das, denn sie ist selber so: hilfsbereit bis zur Selbstaufopferung. Ohne diese Eigenschaft ist man in unserem Beruf wohl fehl am Platze. Wir konnten Frau Brösamle jedenfalls befreien und ich machte mich daran, den Unfallbericht und einen Antrag auf Sonderreparaturbeihilfe zu verfassen. "Die beiden haben wir nicht zum letzten Mal gesehen", meinte Tamara am Abend zu mir. Sie hatte sich noch etwas mit der Nichte unterhalten, einer "wirklich netten Dame, die", wie sie betonte, "Kultur und Historie zu schätzen wußte". Die Alte hingegen sei nicht zufällig in der Küche gelandet – Köchin sei sie ihr Lebtag gewesen, in einem Luxushotel, mit dem Alter aber sei sie rasch sehr eigen geworden, und nun habe man sie in den Vorruhestand verabschiedet. Sie seien jetzt im Urlaub hier, weil Kathrin sich für Burgen interessierte, aber die Tante sei ihr unerträglich, ständig redete sie von den guten alten oder den schlechten neuen Zeiten, und wenn mal jemand anderes das Wort ergreife, so schnalze sie, zunächst kaum hörbar, doch unaufhörlich und jedes Mal aufdringlicher, mit ihrer Zunge. Als Tamara zu Bett ging, saß ich noch über den Papieren, des Geldes wegen, und natürlich wegen dieser Frau Brösamle. Tamara sollte Recht behalten. Tags darauf erschien Frau Gutbrood wieder und bat uns, ihre Tante zu suchen. In der Küche sei sie diesmal aber nicht. Es dauerte, bis wir sie fanden. Sie war die Treppe hinabgestürzt, in die unbeleuchtete Krypta, die zudem wegen Baufälligkeit für den Publikumsverkehr gesperrt war, und sie hatte sich wohl sämtliche Knochen, zumindest aber das Genick, gebrochen. Hätten wir nur das Geld für eine Schranke gehabt, aber das Sperrseil war wohl eher ein Stolperdraht für die arme, alte Köchin gewesen. Ich war noch immer tief betroffen, als die Polizisten sich schon wieder verabschiedet hatten. Frau Gutbrood war bereits vorher gegangen, weinend, aber ob sie wirklich um ihre Tante trauerte, vermag ich nicht zu sagen. Tamara versuchte, mich zu trösten – wenigstens würde unseren Bitten um mehr Geld für Sicherheit und Reparaturen nun hoffentlich mehr Gehör geschenkt werden. Sie sah mich mit ihrem wunderbaren Lächeln an. "Jetzt wird alles besser. Meinst Du nicht auch?" Ich sah sie überrascht an. "Und wenn nicht, dann wird nächste Woche eben ein verirrtes Kind vom Turm fallen", sagte sie, immer noch wunderbar lächelnd. |
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26.10.2006, 12:44 | #2 |
Nun, dafür, dass es nur zum Schmunzeln sein soll, liest es sich recht träge - nicht weil es langweilig wäre, sondern weil es etwas schwer zu verstehen ist. Jedenfalls würde ich persönlich bei solchen Appetithäppchen leichte Kost bevorzugen.
Die Namen sind sehr fantasievoll und einprägsam gewählt. Aber außer den Namen hätte ich gern noch mehr über Äußerlichkeiten der Personen erfahren. In den Anfang kam ich auch recht schwer rein. Welcher Beruf, fragt man sich. Schloss? Wie? Was? Worum geht es überhaupt? Natürlich wird das klarer, wenn man intensiv weiterliest (intensiv, weil es wie gesagt kein Text ist, den man nur überfliegen kann) Und dann tut es mir am Ende doch eher um die alte Frau leid, als dass ich über sie lachen könnte. Dazu ist sie nicht unsympathisch genug, glaube ich. Ich bin durchaus auch Freund von makaberen Witzen, daran wird es nicht liegen. Aus diesen Gründen gefällt mir die Geschichte auch insgesamt nicht sonderlich. |
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26.10.2006, 13:02 | #3 |
Hallo Struppigel,
Du entwicklest Dich langsam zu meinem eifrigsten Leser und Kritiker ;-) Vielen Dank für die Aufmerksamkeit - und auch für die Kritik (diesmal beinhaltet sie ja auch einige wirklich kritische Elemente). Die schwere Verständlichkeit liegt wahrscheinlich primär daran, dass ich einen sehr schrägen, leicht eigenbrötlerischen Hauptcharakter vor Augen hatte - dessen Kantigkeit wollte ich auch im Text rüberbringen. Habs wohl etwas übertrieben. Aber wie gesagt, das kleine Ding ist auch schon einige Jahre alt. Ist damals bei einer Schreibübung entstanden, bei der per Zufallsprinzip Tatort (Krypta), Opfer (Frau Brösamle), Ein Persönlichkeitstick (Köchin, die gerne mit der Zunge schnalzt) und Motiv (Geld) für einen Kurzkrimi vorgegeben wurden (insofern: Danke für das Lob für die Namen - waren aber leider nicht meine Idee). Schreibzeit 60 Minuten. Vor dem Hintergrund verzeihe ich mir gewisse Mängel auch. Die Übung an sich war aber durchaus lehrreich (und wohl ganz ähnlich wie Deine 20 MInuten KGs, die ich leider verpasst habe). Gruß Tempestrider |
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26.10.2006, 13:15 | #4 |
Hehe, eifrigster Leser - also bisher waren das nur zwei Texte und ich lese jeden Text im Kurzgeschichtenbereich durch, auf 80% davon antworte ich auch.
Zu den 20-Min-Kurzgeschichten: Die finden normalerweise jeden Donnerstag 21 Uhr statt und sind auch nicht meine Idee, ich habe sie nur von einem ehemaligen Mitglied fortgeführt. In den letzten Wochen war ich nur einfach nicht anwesend und deswegen fielen diese Wettbewerbe aus. Aber heute werde ich mal wieder einen starten. Hoffentlich ist die Beteiligung dann auch ausreichend. Ich denke solche Infos, dass etwas in Zeit oder an Stichworten vorgegeben war, sollte man ruhig gleich nach dem Gedicht mit angeben. Dann kann man auch unter anderen Gesichtspunkten werten. Tja, ich denke, ich habe trotzdem alles gesagt, was mir hier wichtig war. Was die Autoren aus meinen Kritiken machen, ist mir dann eigentlich wurscht, denn es kann nur jeder selbst wissen, wie sehr ihnen die Geschichte selbst gefällt und welchen Anspruch man an sich selbst erhebt und ob man überhaupt etwas verändern will. Speziell bei alten Geschichten hat man zu Veränderungen nicht gerade viel Lust - sie werden dann zu einem Teil der eigenen Vergangenheit. Aber man kann trotzdem noch aus ihnen lernen und das ist etwas, das ich doch erhoffe, mit meinen Kritiken zu erreichen. Nicht, dass die Autoren zwingend ihre Texte ändern, sondern dass sie vielleicht etwas für ihre weitere Schreibtätigkeit mitnehmen. So, jetzt kam ich aber arg vom Thema ab. Sorry. |
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27.10.2006, 11:00 | #5 |
Hallo,
ich muss Struppigel recht geben. Ist wirklich, ähm wie sagt man, keine leichte nachspeise sondern eher ein ziemlich deftiger hauptgang (so hätte meine oma das jetzt gesagt *gg*). Ich bin ein Fan von Krimis und find die Geschichte gar nicht mal so schlecht. Auch wenn ich Kurzgeschichten in Krimiform nicht ganz so viel abgewinnen kann. Ich finde es unsagbar spannend wenn sich so ein richtiges Netz mit Fakten und Verächtigen ergibt - den Schluss deiner Geschichte find ich aber sehr interessant, da es die "perfekte" Person war die zum Mörder wurde. Alles in allem find ich die Story aber ganz nett. LG *mika* |
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