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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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21.08.2017, 08:33 | #1 |
Gast
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Der Junkie
Der Junkie
©Hans Hartmut Karg 2017 Gar rmancher nimmt nur Bier und Wein Und denkt, er würde clean dann sein. Doch mit seiner legalen Droge Kann höher gehen diese Woge. So schluckt mancher die Pillenkröte, Weil scheinbar seine Seelennöte Ohne Chemie nicht können sein, Also pfeift er sich Pillen rein. Dabei wär' Leben doch so leicht, Für ihn natürlich viel zu seicht, Würde er Haselnüsse kauen Und nach den schönen Frauen schauen. Nicht Quellwasser und Biobrötchen Treiben ihn aus den gröbsten Nötchen, Gemüse nicht vom Wochenmarkt, Weil sein Immunsystem ein Sarg. Er trinkt Kaffee, den Schnaps, das Bier, Auch Kokain wird Elixier, Mit dem er Scheinfreiheiten lebt, Selbst wenn das Universum bebt. So überbrückt der Junkie Zeit Mit Schuss auf Schuss und ist bereit, Nur noch der eigenen Sucht zu leben, Um sich den Goldenen Schuss zu geben. Wie kann man Leben so wegwerfen, Ohne den Willen sich zu schärfen, Mit dem errettet, was doch schön – Muss nicht zum Sternenhimmel gehn. * |
22.08.2017, 12:28 | #2 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Aschbach-Markt, wo alle Säufer der Welt einst geboren wurden und wohin sie auch wieder zurückkehren.
Alter: 28
Beiträge: 351
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Wenn man selbst noch nie ein Suchtproblem hatte, sollte man das Thema eindeutig bleiben lassen. Ich gehe mal stark davon aus, dass du als Moralprediger sowas von keine Ahnung davon hast, wie Süchte entstehen und wie viel Überwindung es kostet, wie viel Schmerz es bereitet, wie viel Disziplin es kostet, sich davon zu befreien. Sowas ekelt mich an.
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22.08.2017, 21:19 | #3 |
Lieber andaristan,
nicht gleich so derb in Deinem Urteil, ich denke Hans Hartmut hat es gut gemeint, aber ich muss Dir teilweise recht geben, Lieber Hans Hartmut, da hast Du nicht gut recherchiert. Man muss ja nicht immer alles durchlebt haben über was man schreibt, aber man sollt sich dann schon sehr gut belesen und Gespräche mit Betroffenen führen. Das ist hier etwas sehr einfach und verkürzt dargestellt und lässt eher den moralisierend, distanzierten Blick auf die Sache erkennen. Ich denke da solltest Du nochmal genauer hinschauen. Das Anliegen, es anzusprechen und es zu beleuchten ist aber trotzdem lobenswert. Beste Grüße St. |
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22.08.2017, 23:59 | #4 |
Moralin zu Hauf im Schlussverkauf
Noch etwas da vom Stoff,
kein Heroin, Nikotin, Kokain, nein, reines Moralin. Nun greift schon zu, ich geb's wohlfeil schieß noch den Pfeil sicher auf den, der schon am Boden kaum noch zu sehn. Wo sich das Wahre, Gute, Schöne nicht frei im bunten Kranze eint, in reiner Lehre hart verengt, herrscht hoch erhaben und selbst gekrönt das "gut gemeint"; übers Land so laut gedröhnt, hält die Jugend es nicht aus, andaristan ist's ein Graus, stephanius, recht gut im Bilde, versucht es angenehm mit Milde; th, nicht grad der Wilde, behängt mal wieder sein Gedicht mit, wie er wohl meint, analytischem Gewicht, zeigt er dabei sein Gesicht? Bevor ohne den Dottore wir zuviel wagen, lassen ihn wir selbst dies sagen: "Wie kann man Leben so wegwerfen, Ohne den Willen sich zu schärfen, Mit dem errettet, was doch schön – Muss nicht zum Sternenhimmel gehn." Da leuchtet, lieber Dr. Karg, im letzten Vers es besonders gut gemeint. Wer sah denn eine sterbende Drogenseele jemals auf dem Weg zum Sternenhimmel; doch in reißendem Getümmel wie besessen in die kalte Hölle taumeln? Lieber Dr. Karg, lass deine Worte im bunten, weiten Bogen baumeln. So aber fraß nur der erste Vers der letzten Strophe gierig alles schon, was gut gemeint; Dein Wurf "Wie kann man Leben so wegwerfen" hat gesessen, dem Junkie reicht's zur Katastrophe, zum letzten Tritt in die schon zerfressene Seele. |
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26.08.2017, 11:21 | #5 |
Gast
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Re: Der Junkie
andaristan, stephanius, talking head,
natürlich habe ich mit meinem Gedicht neimanden beleidigen wollen und auch keinem Suchtkranken nahetreten wollen. Mein Gedicht ist aus einer konkreten Erfahrung mit einem Suchtkranken entstanden, den ich sehr gemocht habe, den aber weder ich noch eine Therapie retten konnten. Es geht auch nicht um Moral dabei, sondern um ein Mitleiden, das vielleicht nur ermessen kann, wer das erlebt hat. Beste Grüße H. H. Karg |
27.08.2017, 06:34 | #6 |
einverstanden, Dr. Karg, jeder Austausch ist wichtig, jede Erläuterung zählt. Du hast dein individuelles Erleben geschildert. Dein Kampf um das Leben eines Drogenkranken wird hart gewesen sein.
Liebe Grüße, th |
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27.08.2017, 09:53 | #7 |
Gast
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Re: Der Junkie
talking head,
der Kampf war nicht nur hart. Ich bin mir dabei schon sehr als Verlierer vorgekommen - wie alle, die helfen wollten. Liebe Grüße H. H. Karg |