|
|
Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
14.12.2021, 14:25 | #1 |
abgemeldet
|
mehr
die zukunft schwappt mit träger welle
in fleisch und knochen tief hinein der wortwitz schießt in eine stelle nur meine seele kann nicht sehn so werd ich sprachlos untergehn doch nässe säuselt meine füße die nächste welle drängt heran schwemmt diesen neuen plan, dem ich noch folgen müsse wie ein sandkorn her so ist die lust am mehr nicht ganz vertan |
24.12.2021, 05:19 | #2 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
|
Guten Morgen, lieber Lichtsohn,
in deinem Gedicht bin ich schon über den ersten Satz gestolpert (nicht im negativen Sinn, eher wie hängengeblieben). Du schreibst von einer trägen Welle. Ich wiederum verwende oft den Begriff der Trägerwelle wenn ich die Struktur meiner Gedichte beschreibe oder in der Astrophysik bestimmte Zusammenhänge deutlich machen kann. Natürlich sind träge und tragen zwei verschiedene Sachen zwischen denen es keinen Zusammenhang gibt, es fiel mir nur auf, dass beides in deinem Gedicht passen würde (für mich). Ob nun die Zukunft mit träger Welle daherschwappt oder auf einer Trägerwelle in Fleisch und Knochen eindringt, beides sind schöne Bilder. Das nur nebenbei, ich wollte eigentlich ja zu deinem Gedicht was sagen: Dein Text ist ein ganz klein wenig mystisch, was mir sehr gefallen hat, bei dem Sandkorn musste ich an die alte Weisheit aus Theben (oder vom Bhuddismus, da bin ich nicht sicher) denken, dass man in einem Sandkorn die ganze Welt erkennen kann. Und die Verbindung der nicht sehenden Seele mit dem sprachlosen Untergehen fand ich grossartig, weil wir manches nicht erkennen bleiben wir stumm, so empfinde ich das. Das waren die Punkte in deinem Gedicht die mich am meisten beeindruckt haben, aber natürlich trifft das Wort beeindruckend auf das ganze Gedicht zu. Mich jedenfalls hat es beeindruckt. Liebe Grüsse Corazon |
24.12.2021, 14:55 | #3 |
abgemeldet
|
Liebe Corazon,
ich möchte mich ganz ausdrücklich bei dir bedanken, nicht nur für die offenen Zeilen die du oben für mich hiergelassen hast, mehr für die Erkenntnis, die ich hinter diesen Zeilen lesen kann, aber das sollte ich lieber erläutern: vor Kurzem habe ich dein Gedicht „unberührt und rein“ nach allen mir möglichen Regeln der Kunst, manche davon auch arg grenzwertig verzerrt dargestellt und mich zum Schluss recht dreist aus deinem Gedicht verabschiedet. Dafür möchte ich mich hier entschuldigen, ich hatte kein Recht dazu. Danach hat keiner von uns beiden noch ein weiteres Gedicht des anderen kommentiert, eine Weile lang, ich hab vermutet: das wird wohl so bleiben, wir gehen uns einfach gepflegt aus dem Weg. Aber so ist es nicht. Du hast diesen Kommentar sehr freundlich geschrieben und genau so nehme ich ihn auch an, aber nicht weil er freundlich geschrieben ist: ich nehme die Geste an, für die er steht. Aus meiner Perspektive erfordert es viel mehr Mut auf jemanden zuzugehen und nicht den Weg des geringsten Widerstands einzuschlagen. Es erfordert auch viel mehr Mut, Themen aufzugreifen die man eben nicht alltäglich liest und sich bewusst der Kritik auszusetzen, der Leser kann alleine entscheiden ob er das annehmen möchte oder nicht – jeder Leser, auch ich – aber das Recht darauf dagegen Stellung zu beziehen hat man nur dann, wenn man den Beweis erbringen kann den Textinhalt in seiner eigenen Sprache gegenüberzustellen. Man entscheidet auch selbst, ob man kommentieren möchte oder nicht. Meine Entscheidung beim oben erwähnten Gedicht war vorschnell und falsch. Irgendetwas wollte mich bremsen, aber das habe ich nicht zugelassen – das war schon wieder falsch, so summieren sich Fehler auf und irgendwann verliert man die Übersicht, irgendwann steht ein Gedicht nicht mehr im Vordergrund, nur die imaginäre Verpflichtung dagegen zu wettern Du hast das nicht getan und ich glaube auch, dass du das schon öfter nicht getan hast, nicht nur bei mir. Für dein kurzzeitiges Verschwinden nach der Sache mit Mara (Zaubersee) habe ich nicht nachvollziehen können, aber es könnte völlig andere Ursachen haben und meine Interpretation könnte völlig falsch sein. Transparent geworden ist für mich dann aber etwas anderes: irgendwo bist du mit Bathseba aneinander gerumpelt, die genauen Gründe kenne ich nicht, aber ich hab deine Entschuldigung dazu gelesen. Nun könnte man sagen: das war keine, aber das möchte ich so nicht formulieren. Ich möchte es so verstehen und diese Tür aufmachen – für mich selbst, für mein Bild von dir, für den Moment in dem ich das was ich von dir wahrnehme und ich kann nur wahrnehmen was ich lese, auf andere Art kann ich mir kein Bild machen – war so unmittelbar, so direkt und gleichzeitig so entwaffnend, weil mir schlagartig bewusst wurde was für eine Möglichkeit du genutzt hast und: wie stark du bist und das Bild dass ich von dir annehmen kann. Es gibt immer mehrere Wege die wir gehen können. Ich möchte gern dein Beispiel und den Weg den du mir hier deutlich zeigst annehmen und ich möchte die Erinnerung daran mitnehmen. Auch wenn es eine Zeit lang wehtun mag: es ist wichtig. Ich möchte dir auch eine gute Zukunft wünschen, denn die hast du dir verdient. Aber ich schreibe das jetzt nicht, weil es dramatisch klingt und in den Kontext passt: ich wünsche mir für dich, dass du deine Wahrheit und eine Bereicherung daraus finden kannst und ich möchte mich hier für dich freuen, wenn es soweit ist. Vermutlich werden wir uns nie persönlich begegnen, aber das spielt keine Rolle, es ist für unser Miteinander nicht wichtig. Manchmal wird das kleine Sandkorn sehr groß, dann steht es für ein Gefühl, dass man auch nur für einen kurzen Moment fühlen kann, dass aber einen Blick in die Ewigkeit - oder den Begriff, den wir uns für eine Ewigkeit formen- eröffnet. Danke dass es dich gibt. Alles Liebe und schöne Tage |
24.12.2021, 18:37 | #4 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
|
Lieber Lichtsohn,
dein Kommentar war für mich heute das schönste Weihnachtsgeschenk. Ich kam in dieses Forum als es noch Lyrikforum.info hiess, das war 2006 oder früher, weiss ich nicht mehr genau. Ich habe seitdem hier viel erlebt und die unterschiedlichsten Charaktäre kennengelernt. Geblieben ist mir nur ein einziger Freund, der Andri. Andere, die meine Art wie ich bin und schreibe tolerieren oder gar versuchen sie zu verstehen gibt es kaum. Darauf zu hoffen habe ich schon lange aufgegeben. Und jetzt schreibst du mir so eine Nachricht. Und ich merke auf einmal, da ist noch einer, der ehrlich ist, offen ist, sich Gedanken macht, sich nicht scheut eigene Fehler sich selbst einzugestehen. Und der mich ernst nimmt, mich nicht verspottet oder niedermacht. Das hat mich überrascht und berührt. Ich weiss, daß ich kein unkomplizierter Mensch bin und manchmal grenzwertig schreibe oder reagiere. Aber ich bin auch ehrlich und direkt. Und ich fühle dass du das honorierst. Ich wusste nicht wie du auf meinen Kommentar reagierst. Jetzt weiss ich es und bin glücklich darüber. Nur schade, dass du jetzt gehen willst. Aber "wer nie geht kommt nie zurück" sagt man. Alles Gute Dir und Liebe Grüsse Corazon De Piedra |
Lesezeichen für mehr |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
nicht mehr nichts mehr zu sein | milchmirzucker | Gefühlte Momente und Emotionen | 4 | 19.08.2019 21:21 |
Und ist es nicht mehr so gut wie gar keine Lust? | Ex-Poesieger | Fantasy, Magie und Religion | 5 | 21.03.2017 00:44 |
Keine Lust mehr... | Fridolin | Humorvolles und Verborgenes | 2 | 28.04.2012 14:14 |
Mehr gewusst als heißt mehr geweint wie | Sephallas | Liebe, Romantik und Leidenschaft | 0 | 13.05.2008 00:17 |