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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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22.05.2022, 13:23 | #1 |
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Eine Handbreit Wasser
Durch die höllisch heiße Wüste
ziehe ich mein Segelboot mit dem Hanfseil in den Händen, ohne Chance das Blatt zu wenden, denn die schwer versengten Füße färben meine Spuren rot. Um den spröden Kiel zu tränken in dem heißen Staub und Sand und damit den Bug zu heben, braucht es Wolken voll mit Regen. Tropfen, die sich niedersenken auf das ausgedörrte Land. Horizont, komm lass dich finden hinter dieser Dünenwelt. Zeige dich im Hitzeflimmern, lass mir blau den Ozean schimmern, noch bevor die Kräfte schwinden und mein letzter Vorhang fällt. Geändert von Ex-Pennywise (22.05.2022 um 15:32 Uhr) |
22.05.2022, 14:55 | #2 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.680
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... hohoho, etwas Regen wird wohl nicht ausreichen, um den Bug zu heben. Du scheinst eher auf die Sintflut zu warten. Gern gelesen; keine Sorgen, irgendwann kommt Mutta Morgana auch zum LI.
wünsche schöne Träume |
22.05.2022, 15:31 | #3 |
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Moin Dunkler Traum,
Du hast absolut Recht. Das lyrische Ich sollte genügsam erscheinen, aber dem Boot wird es so nicht helfen. Habe es ein wenig geändert. Gruß Pennywise |
23.05.2022, 09:45 | #4 |
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„Ozean“ ist rhythmisch tricky.
Lass mir blau die Meere schimmern… besser, aber ob dir der Wechsel gefällt sei dahin gestellt. |
23.05.2022, 09:57 | #5 |
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Moin Petrucci,
ich spreche Ozean quasi als zwei Silben aus. Ich weiß, dass es lyrisch ein Grenzfall ist. Ähnlich wie die Mehrzahl von Knie etc. Aber ich denke, es ergibt sich aus dem Lesefluss heraus. Ich finde, dass "Ozean" hier sehnsuchtsvoller klingt. Bei Ozean denke ich direkt an Weite. Gruß Pennywise Geändert von Ex-Pennywise (23.05.2022 um 14:10 Uhr) |
23.05.2022, 18:29 | #6 | |
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Zitat:
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28.05.2022, 01:13 | #7 |
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Ich habe übrigens gerade nochmal drüber gelesen. Mich wundert fast schon ein wenig, dass nicht "Chance" als tricky angesehen wird. Denn hier hast Du ja wirklich sehr oft die Leute, die es zweisilbig aussprechen und jene, die es in einer Silbe aussprechen. Ich gehöre eigentlich zu Letzteren, habe aber gerade beim Lesen die Zweisilbigkeit angewendet. Shit happens
Liegt vielleicht auch an der Uhrzeit. Schlaft gut Pennywise |
17.06.2022, 08:23 | #8 |
Hallo Pennywise,
das ist interessant für mich zu lesen. Bekannte Melodie, neue Bilder, lächel. Der "Ozean" hat für mich zwingend drei Silben, die "Chance" nur eine - insofern ersteres etwas schräg, zweiteres absolut stimmig im Metrum. Ich würde gern mal hören, wie bei der Dir der Ozean zweisilbig klingt Die letzte Strophe hält - anders als bei mir - den Reim, etwas unsauber, aber eben doch Reim. Das macht das Ende weniger brüchig. Funktioniert, denn Du bleibst beim angestrebten, gesehenten Ziel. Inhaltlich finde ich, hast Du das Thema wunderbar gewählt - da passt Meldodie zum Bild. Bin ziemlich hingerissen. Wenn ich etwas kritisieren sollte: "schwer versengte Füsse". Adjektiv passt mir nicht, schwer ist auch zu schwer für die Zeilen. Inhaltlich passt das Gedicht in unsere Zeit. Der Horizont scheint sich immer weiter zurück zu ziehen, wenn man diesen als Ausblick sucht, verborgen hinter Bergen vom Mensch-gemachten Wahnsinn. Die Sehnsucht bleibt. Danke für Dein Experiment, Deine Einfühlung und Wortgewandheit. Brise |
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17.06.2022, 21:30 | #9 |
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Moin Brise,
Ozean... Wie spreche ich das aus? Nicht O ze an, sondern O zejan. Das e und das a fließen ineinander. Ich bin mir der drei Silben bewusst, bei mir fließen Silbe zwei und drei aber ineinander. Vielleicht stehe ich mir der Aussprache alleine da. Bei den unreinem Reimen in der letzten Strophe musst Du mir allerdings auf die Sprünge helfen. Ich danke Dir für die Inspiration in Sachen Form und für Deinen Besuch hier. Gruß Pennywise |
20.06.2022, 16:42 | #10 |
Hallo Pennywise,
ich finde das Gedicht sehr melodisch und gekonnt gereimt. LG DieSilbermöwe |
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24.06.2022, 14:53 | #11 | |
Zitat:
zunächst einmal großes Kompliment für Dein Gedicht, das einerseits bilderreich, andererseits voller sinnbildlicher Gleichnisse daherkommt: Wofür steht das Boot, wofür steht das Wasser? Dass hier so breit über das Wort "Ozean" diskutiert wird, liegt daran, dass Deine Zeilen ansonsten rhythmisch absolut fehlerfrei sind ("Chance" kann man durchaus mit einer Hebung verwenden, im französischen - "La belle chance" - spricht man es soviel ich weiß genau so aus). Bei "Ozean" (das ist eindeutig dreisilbig) kommt es eben darauf an, ob Du Perfektionist bist oder nicht. Mein Vorschlag wäre hier: lass mir blau die Wellen schimmern Aber: Das entscheidest Du selbst! Liebe Grüße von Georg |
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12.07.2022, 23:17 | #12 |
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Moin Silbermöwe und Georg,
danke für Eure Resonanz. Die ist mir fast durchgegangen. Dein Vorschlag gefällt mir auch Georg. Ich werde den Ozean aber glaube ich stehen lassen, weil mir die Weite hier sehr wichtig ist. Und die gibt der Begriff des Ozeans meiner Meinung nach sehr gut wieder. Da muss die metrische Perfektion dann leider hinten anstehen. Euch einen schönen Abend Pennywise |
13.07.2022, 11:21 | #13 |
13.07.2022, 15:29 | #14 |
Hey Pennywise,
ich find dein Gedicht echt gut, das Reimschema gefällt mir zumindest im Zusammenhang mit deinem Text echt gut.Das Bild ist schon dramatisch, hoffnungslos, hoffnungsvoll, schön geschrieben. Die Möglichkeiten, durch die man ein Schiff in durch die Wüste ziehen muss und Regen erhoffen muss sind zwar glaub ich begrenzt, aber als Bild ist es krass. Geht es dir hier eigentlich mehr um die Bedrohung des Lebens wenn kein Wasser erreicht wird oder das bestehen des der Herausforderung? Oder beides/garnichts? Liebe Grüße |
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15.07.2022, 00:20 | #15 |
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Moin Anaxi,
auch wenn ich gerade im Moment Wassermangel wieder als hochdramatisch ansehe, ist das nicht die Intention hinter dem Text gewesen. Es geht um Hoffnung, die aufgrund der Situation aber verschwindend gering ist. Dass Regen fällt ist höchst unwahrscheinlich und wenn dann sicherlich nicht so viel, als dass man mit dem Boot durch die Wüste reisen könnte. Also irrt das lyrische Ich weiter und weiter, läuft möglicherweise im Kreise, gibt aber nicht auf. Als Außenstehender hätte man wohl Mitleid und würde sagen: "Lass gut sein und füge Dich Deinem Schicksal". Ich glaube, das lässt sich auf so manche Lebenssituation metaphorisch runterbrechen. Bestehen einer Herausforderung trifft es vielleicht doch ganz gut. Die Herausforderung wieder Wasser unterm Bug zu haben. Oder anders gesprochen: Wieder den Boden unter den Füßen zu spüren. Luft unter den Flügeln zu haben. Oder aber auch: Aufzuatmen und zu leben. Gruß Pennywise |
17.07.2022, 23:05 | #16 |
Moin Pennywise,
Ich finde dein Gedicht auf jeden Fall super umgesetzt, es klingt ein wenig wie etwas, das einem griechischen Gott als Strafe für irgendwas auferlegt wurde, so dass er nun verdammt ist, sein Schiff durch die Wüste zu ziehen Und ganz sicher gibt es einige Situationen, in denen man dieses Bild auf ein Schicksal runterbrechen kann, oder Schicksale, die sich stark darin wiederfinden. Wiegesagt, mir gefällt das starke und leidvolle Bild, das vom Reimschema (finde ich) klasse verstärkt wird echt gut. Viele Grüße Anaxi |
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17.07.2022, 23:12 | #17 |
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Beim Reimschema habe ich mich bei Brise bedient. Das war so abgesprochen, wenngleich ich gar nicht weiß, ob das etwas völlig neues ist. Ich würde mal sagen, dass es wahrscheinlich nicht mehr möglich ist, in der gereimten Form das Rad neu zu erfinden.
Danke Dir für Deine freundlichen Worte und die Resonanz. Viele Grüße Pennywise |
17.07.2022, 23:26 | #18 |
Ganz neu ist das Schema wohl nicht, aber ich hab es hier so das erste mal bewusst gelesen und find es stark, das macht Lust, mal etwas mit verschiedenen Schemata herumzuspielen
Sehr gerne, ich wünsch dir noch einen schönen Abend Lieben Gruß Anaxi |
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17.07.2022, 23:42 | #19 |
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Ja, das denke ich auch. Ich habe zwar mittlerweile eine Form gefunden, die ich oft anwende, aber immer helfen Amphibrachys einem nicht weiter. Da fallen manche Worte dann durchs Raster. Ich habe wie hier bei Brise das Korsett genommen und versucht einen Text draufzulegen. Habe es aber auch mal bei Rilkes Panther gemacht und über eine Libelle geschrieben. Das macht gelegentlich echt Spaß. Aber ich glaube, dass jeder so seine favorisierte Form hat. Das sehe ich bei Ilka oder auch Walther. Die schreiben sehr viel und sehr gut. Und manchmal experimentieren sie mit Formen, haben aber immer ihre Favoriten, auf die sie am meisten zurückgreifen, was die Form angeht.
Jetzt aber wirklich gute Nacht... |
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