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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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05.10.2018, 16:26 | #1 |
Der Ring des Polykrates
Ganz Samos fürchtet den Bezwinger
und ehrt ihn doch und schätzt sein Glück. Ich kröne funkelnd ihm den Finger und lenke heimlich sein Geschick. Soeben prahlt er vor dem König Ägyptens hoch auf dem Palast: „Dies alles ist mir untertänig! Bin ich nicht glücklich, werter Gast?“ Der Gast mag dies nur halb bejahen und warnt: „Du bist noch nicht am Ziel. Noch lebt ein Feind und kann bald nahen.“ Ich hör’s und hab die Hand im Spiel. Und kaum, dass er das Wort gesprochen, erscheint der Bote aus Milet: „Der Feind sank hin, vom Speer durchstochen!“ Er zeigt den Kopf, der tropft und geht. Mein Stein beginnt vergnügt zu blinken. Der Gast jedoch erschaudert sehr und mahnt: „Noch kann die Flotte sinken, und all dein Glück ertrinkt im Meer.“ Mein Glanz eilt fort, und ohne Schaden durch wilder Wogen Urgewalt erreicht die Flotte, reich beladen mit Beute, unsern Hafen bald. Der Kreter Schiffe sind dagegen versprengt und greifen nicht mehr an. Der Gast ist sprachlos, ihn bewegen Gedanken, wie das enden kann: „Mein Freund, dein Glück ist sehr gefährlich. Es weckt der Götter Zorn und Neid. Drum opfere, was unentbehrlich erscheint und strafe dich durch Leid.“ Ein Schreck durchfährt mich, und tatsächlich streift der Tyrann im Wankelmut vom Finger mich und wirft mich plötzlich im hohen Bogen in die Flut. Nun ruf ich selbst, der dinglich Schwache, das Opfer auf dem Meeresgrund, die Götter an, und ihre Rache spült mich in einen großen Schlund. Noch ist es dunkel in dem Fische, dann fängt man ihn, ich kehr zurück. Der Koch zeigt mich dem Gast bei Tische und rühmt des Ringbesitzers Glück. Der Gast erblasst, er fühlt die Neige des Glückes, das schon bald entflieht. Er schifft sich ein, und ich verschweige, was nun mit meinem Herrn geschieht... (nach Schillers Ballade) Geändert von gummibaum (05.10.2018 um 19:24 Uhr) |
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06.10.2018, 16:26 | #2 |
Nachwort: Schiller lässt offen, was weiter mit Polykrates passiert. Mit Schillers Quelle, Herodot, ließe sich dem Gedicht eine 13. Strophe hinzufügen:
Der Gast erblasst, er fühlt die Neige des Glückes, das schon bald entflieht. Er schifft sich ein, und ich verschweige am liebsten, was danach geschieht: Mein Herr schenkt einem das Vertrauen, der ihm die Macht nimmt und gewährt, zum Hohn am Kreuz sein Reich zu schauen, was mir das Göttliche entehrt... |
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06.10.2018, 21:59 | #3 |
abgemeldet
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Beiträge: 697
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Lieber gummibaum,
Danke für die intelligente Perspektivenerweiterung. LG, Serpentina |
07.10.2018, 10:27 | #4 |
Danke, gern geschehen, liebe Serpentina.
Wünsche dir einen schönen Sonntag. Gruß gummibaum |
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