|
|
Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
22.11.2023, 20:15 | #1 |
Das Offlein
Es will mir heute nicht gelingen,
ins Internet rasch einzudringen. Der Zugang ist wie fest vernagelt, die gute Laune gleich verhagelt. Da lümmelt auf der Schreibtischkante gelassen eine unbekannte Figur, wie einem Buch entsprungen. Die Überraschung ist gelungen. Der kleine Wicht mit Zipfelkappe riskiert sogleich die große Klappe: "Das Offlein bin ich, bitte sehr, der Kobold aus dem Datenmeer! Dein Netzwerk ist schon ganz verstaubt, drum wird es heute neu verschraubt. Das regelt zügig dein Provider. Bald bist du wieder aus dem Schneider. Sei nicht des Trübsinns fette Beute! In dieser Straße sickert heute kein Tropfen durch die Bambusleitung. Lies lieber mal die Tageszeitung! Das ganze weite World Wide Web, das ist doch nur ein großer Nepp! Erfreue dich am Analogen, sonst bist du digital betrogen. Was brauchst du stündlich Horrornews? Verscheuche den Novemberblues. Steh auf und schnüre deine Schuhe und lass dein Notebook mal in Ruhe. Geh raus und sieh, wie deine Augen die Welt zu spiegeln trefflich taugen! Du siehst die Bäume und den See durch sie in Farbe und 3 D. Und hör die Vögel tirilieren! Das kann KI nicht imitieren. Sie kann dich wohl brillant verschaukeln, um eine Welt dir vorzugaukeln, die alle deine Wünsche stillt, ein fast perfektes Abziehbild, vor welchem du verloren träumst, das Unverfälschte glatt versäumst. Erwache doch aus dieser Trance! Just heute hast du hier die Chance. Nun werde ich mich bald empfehlen, dich armen Tropf nicht länger quälen. Schon morgen kommt mein kleiner Bruder, das Onlein wieder, dieses Luder, und bläst erneut zur großen Schlacht. Ich wünsche schon mal gute Nacht!" |
|
22.11.2023, 21:02 | #2 |
Hallo Cornelius,
wer kennt sie nicht die kleinen Schlümpfe, die gegen den bösen Zauberer Gargamel bestehen müssen. Manchmal kann eine ungewollte Ausszeit vom täglichen Informationsüberfluss aus dem Internet auch hilfreich sein, wir sollten in der Lage sein auch ohne unseren Alltag zu meistern. Wer weiß, vielleicht heißt die nächste Krise ja "kein Empfang."
Ich stell mir aber doch lieber den Onlineschlumpf auf den Schreibtisch. Gut persifliert und LG Perry |
|
27.11.2023, 17:06 | #3 |
Oh ja, Cornelius, offline zu sein, kann ein wahres Wunder bedeuten. Ich find die Idee, Offline und Online als Brüder zu verpacken, klasse. Aber das hast du sowieso drauf. Deine Zeilen hab ich schmunzelnd und kopfnickend gelesen. Ein weiterer Lesegenuss.
Nette Grüße, Candlebee |
|
28.11.2023, 09:03 | #4 | |
Hallo Cornelius,
ein köstliches Gedicht. Aber eine Frage habe ich: Zitat:
LG DieSilbermöwe |
||
28.11.2023, 09:28 | #5 | |
Zitat:
Es gibt Methoden zu erörtern welcher Hauptakzent bei solchen Betonungsproblemen greift, indem man das Wort erweitert und schaut ob es sich deklanieren lässt. als Beispiel Figur-Traumfigur-Figurbetont lg Mono |
||
28.11.2023, 11:30 | #6 |
Hallo DieSilbermöwe und MonoTon,
das Wort "Figur" wird doch auf der zweiten Silbe betont, oder nicht? Also liest sich der Vers: Fi-gúr, wie éi-nem Búch ent-sprún-gen. Für mein Empfinden fällt da nichts aus dem Rhythmus. Oder bin ich da schief gewickelt? Danke jedenfalls für eure Anmerkungen, es kann sich immer lohnen, die eine oder andere Zeile nochmals abzuklopfen... Gruß Cornelius |
|
28.11.2023, 17:27 | #7 |
Hallo Cornelius,
laut Duden hast du recht. https://www.duden.de/rechtschreibung/Figur Aber ich betone das Wort immer auf der ersten Silbe. Ist vielleicht einfach regionaler Dialekt. LG DieSilbermöwe |
|
28.11.2023, 18:58 | #8 | |
Zitat:
Der Teil in Fettdruck ist der betonte Part. Ich habs nur ohne X-e versucht.. Die Betonung von Figur xX ist korrekt. Lg Mono |
||
28.11.2023, 19:39 | #9 |
Forumsleitung
|
Glaube ich eher nicht. Das Wort gab es bereits im Mittelhochdeutschen und Altfranzösischen und wurde schon damals auf der zweiten Silbe betont. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es anders in einen Dialekt eingeflossen ist. Möglicherweise sprichst du es gar nicht anders aus, sondern verwechselst den Anlaut mit dem stark akzentuierten "i" mit der prominenten Betonung auf "-gur". Tatsächlich gibt es einige Zweisilber, bei denen beide Wortteile fast gleich stark betont werden (z.B. die zweisilbigen Wochentage). In der Poesie muss man aber ein bisschen aufpassen, denn es gibt auch gleichlautende Wörter, deren unterschiedlichen Betonungen dem Wort einen anderen Sinn verleihen ('Te.nor / Te'nor).
|
29.11.2023, 00:04 | #10 |
Danke für eure Kommentare...dann kann ich ja beruhigt zu Bett gehen.
Figurbetonte Grüße Cornelius |
|
Lesezeichen für Das Offlein |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Weshalb das Mädchen das Weinen verlernte | red.riding.hood | Geschichten, Märchen und Legenden | 2 | 09.04.2007 15:35 |
Das Gift, das uns süchtig macht | kata | Liebe, Romantik und Leidenschaft | 0 | 10.07.2006 21:13 |
Das Puzzle,das zusammenfiel | Moonflower | Gefühlte Momente und Emotionen | 0 | 11.10.2005 16:14 |
Das Gedicht für das mir kein Name eingefallen ist | GothicAngel | Gefühlte Momente und Emotionen | 7 | 14.09.2005 14:51 |