Einhornscheiße
Ein Satz abendländischer Tugenden quoll durch den Darm des letzten Einhorns, doch kackte es in einen nigerianischen Talkessel. Dindri, seine Mutter und seine Schwester, alle drei keinen Zentner schwer, sahen am Horizont Rauch aufsteigen. Wo Rauch ist, da ist auch Feuer, wo Feuer ist, da sind auch Menschen und wo Menschen sind, da wird gekocht. Auf dem Weg entlang der Rauchfahne spekulierte die Familie wilder und wilder über den kulinarischen Ursprung ihrer Duftnoten. Dindri roch ausgedünstete Alpakahufe mit einem Schuss süßer Sahne. Seine Mutter wettete auf Regenbogenfisch in Sternstaubmarinade. Die Schwester entgegnete, dass sie genau dasselbe roch, jedoch mit einem Hauch von Pferd.
Die Mutter wies sie an, still zu sein. Auch Dindri konnte über die Kapriolen seiner kleinen Schwester nur den Kopf schütteln. Eine Kaskade von Einfällen überkam Mutter und Sohn - Weißwein, Wellenglanz, Schattenkühle, Vergebung, Besinnung, Erleuchtung, Erlösung. Auf den letzten Schritten zum Bergkamm hinauf, der die Sicht auf das Lager eines Stammes mit ausgewiesener Gastfreundschaft freigeben sollte, blieb das Schwesterlein stehen. Schnaufend drehten sich die anderen beiden um und fragten, den Mund schon ganz trocken von all ihren gustatorischen Ergüssen, was ihr nur einfiel, so kurz vor Utopia Halt zu machen. Sie hielt sich die Ohren zu und schrie aus vollem Halse: "Pfeeerd! Pferd, Pferd, Pferd, Pferd, Pferd!" Mit diesen Worten galoppierte sie den Berg hinab - hinab in ein Tal, das zuvor nach nichts als trockenem Wind gerochen hatte. Dabei zog sie einen markanten Geruch hinter sich her - Dindri tippte auf Pferdewurst, überzogen mit einer weißen Schimmelschicht, aufgekocht im Sonnenbad. Die Mutter wiegte zweifelnd ihren Kopf hin und her, doch dann trabte sie wiehernd ihren Kindern hinterher.
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