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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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15.10.2019, 12:22 | #1 |
Leere Seite
Der Seehund auf dem Deckblatt
schaut mich mit herausfordernder Überlegenheit an - also male ich ihm einen Hut und eine Augenklappe, um seinem dominanten Blick die Schärfe zu nehmen. Erst danach bin ich dazu bereit, meinen Collageblock (DIN A4, kariert, Recyclingpapier) zu öffnen und die erste freie Seite aufzuschlagen. Sie starrt mich an. Ich schreibe ein großes Aaaaaaaaaaaaarrrrghhhh ganz oben auf das Blatt. Das hing schon die ganze Zeit in mir und musste jetzt endlich raus. Doch danach fühlt sich mein Kopf plötzlich seltsam leer an. In der Wohnung unter mir, höre ich die Nachbarin husten, als würden ihr jeden Moment die Lungenflügel davonfliegen. Dann notiere ich: Hätte ich diesen Satz nicht geschrieben, wäre auch dieser Halbsatz unnötig gewesen... Aber das bleibt unter uns, ja? Wieso hält mich eigentlich niemand davon ab, so einen sinnlosen Mist zu schreiben, denke ich. Plötzlich kommt mir eine erschreckende Erkenntnis: Nie wieder werde ich etwas schreiben und dabei so jung sein wie jetzt! Die Nachbarin unter mir hustet erneut und reißt mich aus meinen Überlegungen. Klingt, als hätte die es bald hinter sich, denke ich und zünde mir eine Zigarette an. Ich schreibe: Es verschwimmen Raum und Zeit - nach zwei Flaschen Wick MediNite Das könnte tatsächlich als Gedicht durchgehen! Nur fällt mir dazu leider nicht mehr ein... Die Nachbarin hustet schon wieder und damit sie sich nicht so einsam fühlt, huste ich diesmal mit ihr. Ich durchblättere den Collageblock, lese, was ich die letzten Tage so geschrieben habe und werfe das Ding quer durch den Raum. Es bleibt so liegen, dass mich der Seehund vom Deckblatt wieder anstarrt. Mit der Augenklappe wirkt sein Blick plötzlich sehr bedrohlich. Ich verstehe. Erst zaghaft, dann immer fester, nage ich an meinem Handgelenk herum und als das Blut zu fließen beginnt, wird mir bewusst, dass ich gerade versuche, mir die Schreibhand abzubeißen. Unter mir bekommt die Nachbarin einen erneuten Hustenanfall. Ich schreie den Fußboden an: "Kannst du bitte mal ruhig sein?! Ich versuche zu arbeiten!" |
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15.10.2019, 17:39 | #2 |
Grandios
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17.10.2019, 08:56 | #3 |
Naja...
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17.10.2019, 20:54 | #4 |
Lieber klaatu,
ein bissel expressionistische Lyrikprosa mit dadaistischen Zügen. Mir gefällts, ist mal wieder etwas was mir Spass macht und mich anspricht. Die Letzten von Dir waren nicht so ganz auf meiner Wellenlänge. Sehr gern gelesen und Grüße St. |
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18.10.2019, 09:49 | #5 |
Hi stephanius!
Immer auf der gleichen Wellenlänge zu funken, würde auf Dauer ja auch keinen Spaß machen. LG k |
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