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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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18.05.2021, 20:58 | #1 |
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Es ist wie...
in samtene Schwärze gewickelte Farben,
ein sinnliches Versmaß auf leerem Papier. Wie neue Gedanken, die gestern schon starben, wie zahnloses Lächeln, nur dienend der Zier. Es ist wie ein Halbton in luftleeren Sphären, ein stiller Erfolg, der in Einsamkeit siecht. Wie liebliche Rosen mit Essig zu nähren, wie Düfte zu ahnen, die doch niemand riecht. Es ist wie ein Walzer, ein Tanz mit den Schatten im törichten Rhythmus zu stummer Musik. Wie nagende Zweifel, ein Schädel voll Ratten, ein stetiger Wechsel von Liebe und Krieg. Und schafft man es schließlich im Schlaf zu ermatten, keimt morgens im Frühtau ein nichtiger Sieg. |
15.08.2022, 18:27 | #2 |
Mir gefällt das Gedicht recht gut. Du schaffst es, eine düstere, zumindest hoffnungslose Stimmung einzufangen, die beschriebenen Gegensätze ("stumme Musik" etc.) unterstreichen Diese zusätzlich.
Etwas schade finde ich, dass nicht hervor geht, was genau dieses "Es" sein soll. Oder spielst du auf deinen Avatar Namen an? |
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15.08.2022, 19:05 | #3 |
Mir gefällt die dritte Strophe ganz gut. Ich lese da insgesamt einen Versuch heraus, bestimmte Aspekte einer Depression zu skizzieren. Von daher gefällt mir der Schädel voll Ratten. Das Ende rundet es ganz gut ab. Wenn man es geschafft hat und sich über die Nacht in den nächsten Tag gerettet hat, dann hat man eigentlich nichts gewonnen, außer einen weiteren Tag durchzuhalten. So gesehen ein nichtiger Sieg.
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15.08.2022, 20:56 | #4 |
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Moin zusammen,
@ Schreibfan Es geht draus hervor, denn s.trash hat es exakt erfasst. Interpretationsspielraum finde ich aber auch wichtig. @s.trash Ist exakt so. Ich habe bewusst gegen Ende etwas an der Drehzahl geschraubt, denn genauso fühlt es sich meiner Meinung nach an. Depression kommt schleichend. Erst verstimmt und dann bricht der ganze Mist aber so richtig zusammen, wenn man nicht aufpasst. Es ging mir darum, anhand von Metaphern, nicht Betroffenen verständlich zu machen, wie es sich in etwa anfühlt. Danke Euch beiden für den Griff in die wirklich alten Sachen. Das war glaube ich mein erster Versuch mit Amphiebrachys. Gruß Pennywise |
15.08.2022, 21:03 | #5 |
Was ist denn Amphiebrachys?
Übrigens hab ich deinen Avatar Namen in einem Klapphornvers gewürdigt... |
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15.08.2022, 21:41 | #6 |
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In Amphiebrachys zu schreiben bildet einen gewissen Rhythmus in der Betonung ab. Betonung der Silben ist bei einem Gedicht, das eine gewisse Machart durchhalten will relativ wichtig für den Lesefluss. Zumindest für mein Empfinden.
Wenn Du mal den ersten Vers anschaust und mal für jede betonte Silbe ein großes X und für jede unbetonte Silbe ein kleines x drunter setzt, dann fällt dir auf, dass auf eine betonte Silbe immer zwei unbetonte folgen. Das gibt dem ganzen Text einen tänzelnden Rhythmus. Und das ziehe ich bis zum Schluss so durch. Dazu kommt, dass ich meistens im Wechsel 12 und 11 Silben verwende. Das ermöglicht mir eine etwas längere Versstruktur, in die ich mehr Text packen kann. in samtene Schwärze gewickelte Farben xXxxXxxXxxXx Dieses Stilmittel nennt man Amphiebrachys. Ich mag es und verwende es fast nur noch. Bis ich es wahrscheinlich irgendwann mal satt habe. Du hast Pennywise aus "Es" verarbeitet? Kannst gerne mal den Titel sagen. Gruß Pennywise |