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06.01.2011, 01:54 | #1 |
Ein Leben weit
Ich scheuerte ihr eine das es nur so knallte und ihr der Hut vom Schädel flog wie ne gekrempte Hummel. Heulte die ganze Nacht die Kissen voll, aber sonst wars recht ruhig. Klar, dann musste ich mir einen ansaufen, dass ich die Engelchen hab singen hören, irgendwelchen neurotischen Mist, aber es ging ganz gut ab.
Ich schüttete in ner Bar mit sonem schmalen Typen ein Bier nachm andern. Der wäre wohl Maler oder Dichter oder sowas, brotlose Kunst. ‚Wenn ich ein bisschen was gespart habe, wandre ich aus, nach Singapur, das ist in Asien, dann könnt ihr mich mal.‘ Er sah nicht aus wien Künstler und auch nicht, als ob er bald was angespart hätte. ‚Da kannste wenigstens noch ‚nen Furz lassen, ohne das dir einer Korken in den Arsch steckt. Und das Bier kostet nur ‚n zehntel - und die Frauen auch. Und, die sind dabei noch froh, wenn sies mal richtig gemacht bekommen.‘ Der Typ ging mir mit seinem pausenlosen Gelaber mächtig auf die Nerven und ich fing recht schnell ne Schlägerei an, kloppte ihm ein Auge zu Brei, nahm meine Jacke und verdrückte mich, eh die Bullen anrücken konnten. Draußen pisste es wie im Amazonasdelta und ich musste mir die fleckige Kapuze bis zu den Augenbraun ziehen, während ich im dumpfen Licht der Straßenlaternen meinen eigenen Schatten hinterher jagte. An ‚ner Bushalte setzte ich mich unter, knipste ne Kippe aus der halb vollen Schachtel und bot auch der rothaarigen neben mir eine an. Sie fingerte sich eine weg und ich gab Feuer. ‚Ich bin keine Nutte‘, meinte sie, ‚Und auch nicht mehr so jung wie vor dem Regen.‘ Ich nickte, schätzte sie auf Mitte dreißig. ‚Ich hab grad sonem Typen aus ‚ner Bar die Fresse poliert. Warst du schon mal in Asien?‘ Fragte ich und lehnte mich an das zerkratze Plexiglas hinter mir. ‚Ne. Aber ich hab ‚nen Film drüber gesehen.‘ Sie überkreuzte die Beine und ich glotzte ihr auf die Schenkel. ‚Wie weit ist das weg?‘ Ich überlegte ob das ‚n Witz war. ‚Ein Leben weit.‘ Der Bus kam und sog uns ein. ‚Einma Singapur.‘ ‚Hamwa nicht du Scherzkeks. Und wennde hier ne dicke Lippe riskierst, kanns ganz schnell gehen, dass de nirgends mehr hinfährst.‘ Ich sah in das zerfurchte Gesicht des Fahrers, neben den vielen kleinen Narben irgendeiner Krankheit auf der blassgelben Haut und der Feindseligkeit die er mir entgegenbrachte, sah sein schlitzäugiger Blick trauriger aus, als das meiste was mir bisher begegnete. ‚Sorry, man. Behalt den Rest‘ Mehr konnte ich nicht sagen. Ich fläzte mich auf nen Doppelplatz, vergrub die Hände in meinen Jackentaschen und fragte mich, wie schlimm es irgendwo sein musste, wenn man das hier vorzieht. Ich schleppte mich in mein spärlich eingerichtetes Zimmer, fiel aufs Bett und blieb eine Weile liegen, bevor ich den Fernseher einschaltete. Es war mitten in der Nacht. Ich schaute einige Zeit zu, doch die Weiber gaben mir nichts von ihrer gespielten Erregung ab und ich knipste wieder aus. Ich hatte weder Durst noch Hunger, noch irgendwelche anderen Empfindungen, ich lag und lauschte in den Morgen. Draußen sang einer seine Sufflieder, es hätte jeder sein können. Ein Hund wurde ausgeführt, ein Bus kam an, Leute wünschten sich einen schönen Tag und meinten es doch nicht so. Ich lag da und lauschte, die Geräusche verschwammen langsam und machten der Leere in mir Platz. Ich war allein. Ich meine nicht in Bezug auf die ganzen Schlampen, die ich in den Wochen und Jahren treffe und getroffen habe. Ich war leer, einsam, irgendwo zwischen Job, Suff, Sex und Schlägereien ist der Faden gerissen. Wen hat man noch, wenn man sich selbst verschlampt? Ich richtete mich auf, neben mir auf dem Fußboden lagt der Hut, ihr Hut von irgendwann, ich erinnerte mich nur noch schummrig. Im tief stehenden Sonnenlicht warft er einen langen,rötlichen Schatten. Ich hob ihn auf, hängte ihn an den Haken übern Spiegel, erkannte mich nicht. Ich kramte mein Telefon unter Pizzaschachteln, leeren Dosen und stinkenden T-Shirts hervor und wählte ihre Nummer. ‚Hey, Kleine, wir müssen uns Treffen. Warst du schon mal in Singapur?‘ Sie antwortet nicht, nur ihr Atem verriet sie. Ich legte auf, griff meine Jacke und verließ die stinkende Bude. Es war Montag morgen und ich lächelte. |
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06.01.2011, 02:27 | #2 |
abgemeldet
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Kann auf so einen hardboiled sein sollenden Kram nicht besonders.
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06.01.2011, 02:34 | #3 |
Ist das ein Satz? Ich glaube da fehlt ein Wort.
Edit: Oh, es tut mir leid, wenn du nicht kannst. Aber: es gibt für alles Ärzte und Medikamente. Und lass es dir ein Trost sein: Viele Männer in deinem alter können nicht mehr, wie sie wollen. |
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06.01.2011, 02:59 | #4 |
abgemeldet
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Sure, hardass.
Mal was anderes - du bist nicht zufällig MS aus DO und ein Freund von TT? Der kann hardboiled nämlich wirklich. |
06.01.2011, 11:45 | #5 |
Forumsleitung
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Lieber Bill,
mir gefällt es außerordentlich gut. Die Bildhaftigkeit kann ich recht gut mit den Augen einer Kamera sehen; Deine kleine "Milieu"-Geschichte wäre eine brauchbare Szene in einem Drehbuch. Ich hätte lediglich ein paar Kleinigkeiten zu bekritteln, wie z.B. "die ganzen Schlampen" statt "all die Schlampen" oder solch ein Klischee wie "... und machten der Leere in mir Platz". Ansonsten unterhaltsam. Gerne gelesen. LG Ilka-M. |
06.01.2011, 12:16 | #6 |
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Machistische Schwanzwedelei, dazu schlampig hingeknallt. Schwach und klischeehaft von vorne bis hinten.
Die Reaktion auf meinen Kommentar spricht übrigens Bände. Mach ein Pflaster drauf und zieh Dir die Hose wieder hoch. |
06.01.2011, 15:26 | #7 |
Danke Ilka fürs lesen und kritisieren. Mit dem Klischee hast du recht. Mal sehen wie ich es ändere.
Schamanski. Es stört mich nicht, wenn du den gekränkten Stolz aus einem anderen Faden hierher trägst, das spricht Bände. Wenn du nun dein egozentisches Getue abstellst, und mir ernsthafte Kritik gibst, dann kommen wir auf eine Ebene, auf der wir evnt. kommunizieren können. Ein Anfang wäre, wenn du mir die Stellen zeigst, die 'schlampig hingeknallt' wirken. So funktioniert Textarbeit. Wenn du hingegen nur zanken willst, dann doch bitte in deinen eigenen Themen, ich bin hier um zu lernen. Gegen eine zerreißende Kritik hingegen habe ich nichts. - Glasauge Bill |
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06.01.2011, 15:58 | #8 | |||||
abgemeldet
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Mein Stolz verträgt so ziemlich alles. Ich trage auch nichts aus anderen Fäden hier herein. Ich nehme an, Du beziehst Dich auf den Faden "Anti-Mensch". Du hattest den Text recht scharf kritisiert, ich fand ihn ganz gut, wenn auch nicht unbedingt originell, deshalb auch das Agent-Smith-Zitat. Mit diesem Faden und Deinem Text hat das aber nichts zu tun.
--- Nun darf die Literatur, wie ich an anderer Stelle gepredigt habe, alles. Also auch Gewalt verherrlichen, darunter Gewalt gegen Frauen. Verherrlichen aber ist hier nicht der Ausdruck - Dir geht es nicht um Verherrlichung, soviel ist selbst mir klar. Weniger klar ist mir Deine tatsächliche Intention mit diesem Text, vielleicht liegt da der Grund für Diskrepanzen, und mein erster Eindruck "hier will einer aber mal so richtig den Harten rauslassen" bedarf gegebenenfalls einer gründlichen Revision. Deine Gürtellinien- und Hüftschußreaktion hat da nicht geholfen. Aber Schwamm drüber. Bin auch kein Heiliger. --- Zum Thema "schlampig hingeknallt": Du hättest vor dem Posten die Zeichensetzung und Rechtschreibung in Ordnung bringen können. Ich differenziere sehr wohl zwischen schriftbildlicher Mimetisierung von Dialekt bzw. Umgangssprache und echter Schlamperei. OK, sagen wir "Nachlässigkeiten". Belege für Nachlässigkeiten, die nicht auf umgangssprachlicher Graphemisierung beruhen (und ich weiß, daß Du es besser kannst): Zitat:
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Zitat:
--- Ist Dir dieser Autor bekannt? http://www.thomastonn.de/steffens.htm Der schreibt Texte wie Deinen da oben. Ich verleugne einmal jedes Restrisiko, daß ich mich hier mit Mick Steffens selber unterhalte, aber was ich da oben lese, klingt wie ein Versuch, einen "Steffens" zu bauen. Thema, Diktion, Asienbezug, selbst der Dialekt stimmt. Für Steffens wäre es allerdings einer seiner schwächeren Texte. |
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06.01.2011, 17:08 | #9 |
Forumsleitung
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Lieber Schamansky,
zunächst einmal: Vergleiche oder Verweise auf etablierte oder klassische Autoren sind im Forum nicht erwünscht. Wir sind Hobby-Dichter und rennen nicht dem Pulitzer-Preis hinterher. Die meisten User hier kennen ihre Grenzen und nehmen Vergleiche mit den "Großen" übel. Bill hat im Jargon der Unterschicht geschrieben, vielleicht gelungen, vielleicht nicht - ich bin dort nicht zu Hause und kann das nur mäßig beantworten, weiß jedoch, daß es diese Unterschicht gibt. Soweit, so gut in einem fiktiven Text. In einem Kommentar aber auf den Sprachgebrauch der untersten Schublade zuzugreifen, wie Du das tust, finde ich nicht in Ordnung und enttäuscht mich, da ich bisher ein anderes Bild von Dir hatte. Man kann sich Usern gegenüber auch anders ausdrücken. Was die Rechtschreibung angeht, habe ich Bill die paar Kleinigkeiten durchgehen lassen, weil ich da wesentlich Schlimmeres aus dem Forum gewöhnt bin. Was es da für Härten gibt, wirst Du noch merken. Wenn Du Dich jedesmal darüber so ereiferst, ist für Dein Gehirntraining und Deinen Blutdruck für die nächsten Monate gut gesorgt. LG Ilka-M. |
06.01.2011, 18:06 | #10 |
Na gucke mal einer an...
Über das, was Literatur will brauchen wir nicht zu diskutieren. Zum Thema Überarbeiten: ich hab den Text schon vor einem halben Jahr geschrieben und mehrfach überarbeitet. Er ist an den meisten Stellen so, wie er mir gefällt und wie er sein soll. Es ist schwer, hier auf Zeichensetzung zu pochen, aber du kannst es gerne machen, wenn du möchtest. bei Aber ich hab ‚nen Film drüber gesehen ist mir beispielsweise ein bisschen unklar, was da aufstößt. Genau wie bei Typen aus ‚ner Bar. das ' , ' ist ein Verkürzungszeichen und kein Komma. Den von dir genannten Autor (MS aus DO, Kumpel von TT) kenne ich nicht. Ich bin es auch nicht selbst. Der Zusammenhang ist rein zufällig, ich habe nicht versucht etwas 'nachzubauen'. Ich habe kein Problem damit, wenn meine Texte mit denen eines 'Profis' verglichen werden. Wenn ich ein Buch schreibe, vergleicht mich ja vielleicht auch mal wer. Schönen Abend. Glasauge Bill |
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06.01.2011, 18:36 | #11 | |||
abgemeldet
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Zitat:
Ich war nur eine Weile ziemlich verunsichert, weil die Ähnlichkeit mit Mick Steffens so frappierend ist. Thematisch wie stilistisch. Nun sind meine Zweifel ausgeräumt, aber ich war ernsthaft im Zweifel. Zitat:
Zitat:
127/84, Gehirn weitestgehend funktionstüchtig. |
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06.01.2011, 19:05 | #12 | |
abgemeldet
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Zitat:
Daß die Ähnlichkeit zufällig ist, habe ich jetzt erkannt. Ich habe ernsthaft dagesessen und gezweifelt - "Ist das jetzt der Steffens oder nicht?" Nimm das nicht unbedingt als ein Negatives, sondern vielmehr als ein Zeichen von Potential. Ansonsten hoffe ich auf fruchtbaren Austausch ohne unnötige Aggressivität von beiden Seiten. Ich bin sicher, das gelingt uns. Hardboiled, Schamansky |
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