Zitat von Ilka-Maria
Aber gerne. Da ich mich zu den Atheisten zähle, kann ich mit den Themen "Gott", "Jesus", "Römisch-Katholische Kirche" und den angeschlossenen Glaubensrichtungen vom Protestantismus bis zu den Mormonen völlig entspannt umgehen.
Zunächst sind die Religionen zu Zeiten entstanden, als die Menschen sich Naturphänomene nicht anders als durch göttliche Mächte erklären konnten. Es gab noch nicht die durch Wissenschaften und Hochschulen schlaugezüchtete Bevölkerung, und selbst die Gebildetsten waren bis zum 17./18. Jahrhundert noch weit von unserem Wissen entfernt. Wenn Ralfchen damals gelebt hätte, was wäre dann wohl unter seinen kunstfertigen Fingern entstanden? Richtig: Jesus- und Madonnengemälde, Porträts der Mächtigen und Bilder von Königen und ihren Gefolgsleuten auf der Jagd im Bannwald.
Je mehr jedoch an gesichertem Wissen entstand, um so mehr mussten die alten Götter weichen. Der Monotheismus entstand also nicht aus dem Schoss einer Hera oder Leda, sondern aus rein philosophischem Denken und dem Versuch, eine neue Antwort auf die Fragen zu finden, woher wir kommen und warum es nicht Nichts gibt, sondern ist, was ist. Wo kommt die Welt her, in der wir leben?
Die Vermischung dieser Fragen mit dem Wunsch besetzter oder versklavter Völker, ein Erlöser möge kommen und sie aus der Knechtschaft führen, mündete u.a. in der Führungsrolle des Moses als Gottgesandter und Feldherr (er starb eines natürlichen Todes, konnte also nicht selbst zur Gottheit erhoben werden), und 1400 Jahre später in Jesus als der Erlöser, der den Märtyrertod starb, womit die Römer - kurzsichtige Politik! - ihm dem Weg zu einem Heiligen ebneten. So gesehen, ist Jesus indirekt tatsächlich den Römern zuzuschreiben, die nach der Ausbreitung des Christentums ihren Göttern den Laufpass geben mussten.
Kommen wir zu den Atheisten als die "klaren Denker": Ich bin Atheist, aber seltsamerweise hängt mein Verstand zu sehr im Nebel, um die jahrtausendalten Fragen zu beantworten: Wer oder was hat die Welt erschaffen, warum gibt es ein Sein, und was liegt hinter der Welt? Das konnte mir auch noch kein moderner, mit einem Wahnsinns-IQ ausgestatteter Wissenschaftler beantworten.
Aber da du ein so klarer Denker bist, Ralfchen, der über allem steht und den vollen Durchblick hat, wirst du vielleicht diese ehrenvolle Aufgabe übernehmen und das Rätsel für uns lösen. Und glaube mir: Mit Emotionen und Peitschenknallen ist das nicht zu schaffen.
Noch kurz zu deiner Anmerkung über Hitler: Er hatte mit der Kirche nichts am Hut, sondern duldete sie nur. Alle Diktatoren jener Zeit und danach waren anti-religiös und hatten ihre eigene politische Ideologie, mit der sie ihre Untertanen unter der Knute hielten oder ins Verderben jagten. In einem säkularen Staat kann man mit Religion keinen politischen Machtanspruch mehr durchsetzen, da muss man andere Ideologien kreiieren, z.B. die jüdische Weltverschwörung oder die Revolution des Proletariats gegen die herrschenden Klassen und das Besitzbürgertum (im Osten u.a. die Intelligentia und die Kulaken).
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