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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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26.04.2021, 23:22 | #1 |
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Geschichten unterm Dachgebälk
Verwoben, versponnen und gründlich verpackt,
ruht unter dem Dach meine Vita. Sie ruft meinen Namen, es raschelt und knackt, mein rückwärts gerichteter Mieter. Ich zieh an der Leiter... mit kurzem Protest, verichtet sie nörgelnd die Arbeit. Beim staubigen Fenster, am kleinen Podest, da steht es: Mein Kästchen der Wahrheit. Zerbröselnde Zeilen von Liebe und Hass und Fotos von Menschen die fort sind. Ein Kärtchen mit Herzen und Steinen aus Strass, Gefühle die längst über Bord sind. Die Beileidsbekundung zum schweren Verlust und Bilder, die immer noch wärmen. Das alles bin ich und längst ist mir bewusst: Zu leben heißt weinen und schwärmen. |
28.04.2021, 19:12 | #2 | |
Hallo Pennywise
dieses Gedicht ist zu gut, um von diversen Profilierungsfäden sang- und klanglos abgewürgt zu werden. Und außerdem kann ich es Wort für Wort besonders gut nachvollziehen, nachdem ich 2018 mein Elternhaus leerräumen musste.
Ich habe es anliegend mit relativ kleinen Veränderungen nochmals eingestellt, die ich natürlich keineswegs als "Verbesserungen" verstanden wissen möchte - sondern als Alternativvorschläge, die Du dir gern noch einmal anschauen kannst. Zitat:
Mit "Vita" in S1V2 hast Du einen recht "gewagten" Versausklang zum Reim gewählt, auf den das "Mieter" zwei Zeilen weiter recht erzwungen und "dem Reim geschuldet" klingt (okay, "mein Mieter unterm Dach" könnte noch durchgehen ...). Vielleicht kommt Dir mein Alternativ-Vorschlag ja auch passabel vor. Er taucht dann auch begriffsverwandt noch einmal in der letzten Zeile auf und schließt gewissermaßen den in S1 begonnenen Reigen ... Vielen Dank und schönen Abend Epilog |
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28.04.2021, 20:55 | #3 |
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Moin Epilog
Danke für Deine ausführliche Kritik, bzw. das ausgiebige Auseinandersetzen mit meinen Zeilen.
Zunächst mal ärgere ich mich wahnsinnig über das fehlende "r" beim Wort verrichten. Ich habe es sehr oft Probegelesen und es ist mir trotzdem durchgegangen. Ich schreibe im Moment -wie gerade auch- vom Handy aus meine Texte und setze sie auch darüber rein. Ist zwar manchmal gemütlicher und spontaner, als am Rechner, aber auch unübersichtlicher. Was Deine Aussage mit den Profilierungssträngen hier betrifft, da bin ich voll dabei. Das ist dermaßen schade, weil so viele Leute dadurch einfach abgewürgt werden. Diese Bekämpferei... Es sind oft kluge Köpfe, die sich damit echt viel von ihrer absolut vorhandenen Weisheit wieder nehmen. Ich bin froh, wenn jemand einfach über was von mir stolpert und es einen Moment gab, in dem jemand irgendwie Freude oder von mir aus auch ein anderes Gefühl hatte. Zu Deinen Vorschlägen: Ich finde das Wort "Erinnerungsanbieter" ziemlich gut gewählt. Es gibt für mich nur das Problem, dass dann der Rhythmus verloren geht. Ich binde mich meist zwangsweise an Reime und Takte. Ist irgendwie mein Schema. Also hab ich natürlich überlegt, was zur Vita passt. Auch wenn Mieter auf "er" endet, kenne ich kaum jemanden, der das so ausspricht. Daher fand ich das ganz nett. Vor Allem im Zuge dessen, dass die Erinnerungen wie Mieter im Kopf wohnen und einen immer wieder an diese Pilgerstätten unterm Dach locken. Ich finde Deinen Vorschlag in der letzten Zeile sehr gut. "Erinnern heißt weinen und schwärmen." Ändern kann ich es hier ja leider nicht mehr, aber im Original greife ich es wirklich auf. Es trifft zwar auch auf "leben" zu, wirkt aber damit irgendwie zu pathetisch. Danke für den Hinweis. Bei der Zeile da drüber wäre ich glaub ich wieder aus dem Takt. Ich zähle da wirklich Silben und bin mit dem Kreuzvers da drüber dann nicht mehr im Fluss. Was das betrifft bin ich fast eine Art Monk. Ich kann zum Beispiel ganz schlecht Ungereimtes schreiben. Ich brauche das, um irgendwie poetisch zu klingen. Und da ist dann auch immer der Hang zur Taktung. Auch der Hinweis zu den Kommata. Danke dafür. Das geht mir manchmal ein bißchen flöten. Ich werde auch das im Original ändern. Danke für Deine Zeit und ebenfalls einen schönen Abend. Pennywise P.S. Falls meine Autokorrektur hier durchdrehen sollte... Sorry dafür. Und da ich ja immer noch ändern kann (glaube 1 Stunde) und somit ums Doppelposting rumkomme... Hier nochmal die Änderung: Geschichten unterm Dachgebälk Verwoben, versponnen und gründlich verpackt, ruht unter dem Dach meine Vita. Sie ruft meinen Namen, es raschelt und knackt, mein rückwärts gerichteter Mieter. Ich zieh an der Leiter... mit kurzem Protest, verrichtet sie nörgelnd die Arbeit. Beim staubigen Fenster, am kleinen Podest, da steht es: Mein Kästchen der Wahrheit. Zerbröselnde Zeilen von Liebe und Hass und Fotos von Menschen die fort sind. Ein Kärtchen mit Herzen und Steinen aus Strass, Gefühle, die längst über Bord sind. Die Beileidsbekundung zum schweren Verlust und Bilder, die immer noch wärmen. Das alles bin ich, und da wird mir bewusst: Erinnern heißt Weinen und Schwärmen. |
28.04.2021, 22:14 | #4 |
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Sehr schön, toll!
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