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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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20.03.2020, 13:08 | #1 |
Dämonisch
Dein Weg ist vorgegeben,
gepflastert mit vielen „likes“. Webmaschinen beliefern dich nur noch mit Passendem. Du brauchst keinen Despoten, der dein Denken beschränkt. Nichts ruft dich mehr heraus in unerforschtes Gelände. Was keine Diktatur vermag, das schaffen Filter, die du selbst etabliert hast. P.S.: Daemon heißt im Betriebssystem unix ein " Programm, das im Hintergrund abläuft und bestimmte Dienste zur Verfügung stellt. " |
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20.03.2020, 13:22 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Alte Lyrikerin,
ein düsteres Bild, aber ein weithin zutreffendes. Kann es sein, dass zu viele Menschen ihr Gehirn an der Garderobe ablegen, um ungestört die "Vorteile" sinnbefreiten Lebens zu genießen, un blühen nur dort Freiheitsgedanken, Urteilsfähigkeit, Optimismus etc., wo sie despotisch unterdrückt werden? Liebe Grüße, Heinz |
20.03.2020, 13:48 | #3 |
Lieber Heinz,
herzlichen Dank für Deinen Beitrag. Ja, es mutet mich immer wieder seltsam an, wie sehr sich manche Zeitgenossen selbst vom kritischen, freien Denken abtrennen, so erfolgreich wie es keine Diktatur zu leisten vermöchte. Du weißt es besser als ich, wieviel kritisch, aber auch quer denkende, unbeugsame Menschen es in der früheren DDR gab. Heute begnügen sich manche mit dem Schlachtruf "Lügenpresse" und lassen wenig erkennen von vielseitiger Informiertheit und wirklich kritischem Denken. Die automatisierte "like"-Kultur sorgt dann auch akribisch dafür, dass sie nur noch Informationen erhalten, die sie in ihren Urteilen bestätigen. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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20.03.2020, 14:13 | #4 |
abgemeldet
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Ich frage mich immer was kritisches Denken überhaupt ist!
(Das Gedicht liebe AL, mag ich sehr! Ich wusste überhaupt nicht, dass du dich mit unix auskennst!) vlg EV |
20.03.2020, 14:20 | #5 |
Lieber Eisenvorhang,
kritisches Denken ist für mich, seine eigenen Prämissen zu hinterfragen und zu der eigenen Position auch einmal den gegenteiligen Denkansatz - zumindest probeweise - einzunehmen. Bei undurchschaubaren Situationen immer fragen, wem nützt eine bestimmte Entscheidung, für die besonders viel "Reklame" gemacht wird. Damit ist man zwar nicht im Besitz der "Wahrheit", entgeht aber einigen Fallen. Unix kenne ich, weil ich gelernte - nicht studierte - Wirtschaftsinformatikerin bin. Freut mich, dass das Gedicht Dir gefällt. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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20.03.2020, 14:25 | #6 |
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Erinnert mich an das Hörspiel, welches ich letztens hörte: Die Maschine steht still. Nach einem Text von 1905.
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20.03.2020, 14:29 | #7 |
Danke für Deine Rückmeldung dr.Frankenstein. wo ist das Hörspiel gesendet worden, vielleicht kann man es runterladen und hören?
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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20.03.2020, 15:24 | #8 |
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Hallo EV,
Du fragst, was kritisches Denken überhaupt ist. Darf ich Dich darauf hinweisen, dass dieser kleinmütigen Frage ein wahres Gebirge an Erkenntnissen gegenüber steht? Treffender kann ich es nicht ausdrücken, deshalb mein Hinweis auf Immanuel Kant: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen." Okay - die Bedingungen sind genannt: Mut ist erforderlich und eigener Verstand. Fehlt es da an einer Stelle, wird das Unterfangen schwierig. Gruß, Heinz |
20.03.2020, 15:32 | #9 |
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20.03.2020, 15:34 | #10 |
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Den ganzen Text gibt's leider nur zu kaufen.
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20.03.2020, 15:39 | #11 |
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Ja lieber Heinz,
vor allem aber gefällt mir aus dem Wahlspruch, Folgendes: "alterius non sit, qui suus esse potest". Kants Thesis über die Mündigkeit ist mir bekannt. Sapere Aude! Mich interessiert immer was andere Denken - kritisches Denken, wie es oft ausgelegt wird, enthält immer einen Hauch von Abwertung und pathologischen Fundamentalismus, was mir nicht so gefällt. Schnittmengen zu bilden finde ich hervorragend. vlg EV |
20.03.2020, 16:08 | #12 |
Forumsleitung
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DDR, Kants Imperativ, Lügenpresse ...
Ich kann nur staunen. Kein Mensch hat das jemals gebraucht. Er folgt genau denselben Impulsen wie in der Steinzeit. Jeder von uns. Und aus einem ganz einfachen, aber genialen Konzept: Überleben! Klar folgt man einem Hammel, der Klopapier zu Gold erklärt. Selbst weiß man es nicht besser, also rennt man einfach hinterher. Dabei fragt man den Hammel gar nicht , ob er vorangehen will, er wird einfach dazu verdonnert. Wenn man die Geschichte zu Ende denkt, bekommt der Begriff des Sündenbocks allmählich einen Sinn. Der erste, der in Klopapier Gold sieht, ist am Ende dran. Wer es nicht glaubt, sollte bei Vitus Dröscher nachlesen. Oder bei den Hanauer Brüdern. Ein Beispiel, das beliebig anwendbar ist. Es passt immer. |
20.03.2020, 16:40 | #13 |
Liebe Ilka-Maria,
dem "Sündenbock" läuft ja niemand hinterher . Er wird in die Wüste getrieben um für die Sünden aller zu sterben. ImUnterschied zum Leithammel, dem alle Schafe brav hinterher laufen. Danke für Deinen Besuch, AlteLyrikerin. |
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20.03.2020, 17:10 | #14 |
Forumsleitung
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Du irrst. Erst heißt er "Volksvertreter", dann "Aufwiegler", dann "Rädelsführer", dann "Ketzer."
Mälzer, Hus ... sie hatten ihre Anhänger, sonst wären sie nicht in die Geschichte eingegangen. Ob sie aus unserer Sicht für die richtige Sache kämpften, spielt keine Rolle. Ohne Anhängerschaft gäbe es keinen Sündenbock. Wäre ihnen niemand hinterhergelaufen, hätte man sie nicht zur Abschreckung auf den Scheiterhaufen stellen müssen. |
20.03.2020, 17:16 | #15 |
Ja, so kann man es sicherlich sehen. Ich habe mehr die ursprüngliche, biblische Bedeutung des "Sündenbocks" im Sinn gehabt.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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20.03.2020, 22:10 | #16 |
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Der Leithammel rennt ja nur als erstes weg
Da wäre ich lieber der Sündenwolf |
20.03.2020, 22:39 | #17 |
Kommt darauf an, was man unter "Sünde" versteht. Für mich gehört Widerstand gegen Unrecht, auch gegen kirchliches, nicht dazu. In diesem Sinne wäre ich ganz auf der Seite der Wölfe.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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