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Theorie und Dichterlatein Ratschläge und theoretisches Wissen rund um das Schreiben. |
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06.08.2017, 07:58 | #1 | |
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Eine Lanze für den Paarreim
Zitat:
Meine eigene Erfahrung besagt, dass gerade der Paarreim nicht einfach und kunstlos ist. Denn der Weg vom ersten Vers bis zum zweiten ist sehr kurz, um einen passenden Reim zu finden und dabei das Metrum nicht zu verletzen. Dieses Problem lässt sich mitunter elegant umgehen, indem der Dichter mit langen Versen arbeitet, dann ist der Weg bis zum Reim länger. Man füllt ihn also mit Silben auf, um endlich einen passenden Reim anbringen zu können, auch wenn sie eigentlich entbehrlich wären. Da ist es doch einfacher, gleich mit Kreuzreimen zu arbeiten. Noch besser sind Mischungen von Kreuz- und Paarreimen, wie z.B. umschweifende Reime. Wenn ich Probleme mit den Reimen bekomme, ist der umschweifende Reim meine Lieblingslösung. Wo also ist der Nachweis, dass Paarreime kunstlos, einfach und nur büttentauglich sind? Hier eine Reihe von Gedichten in Paarreimen, die ich nicht unbedingt von jemandem in der Bütt und nach jeder Strophe vom Narhalla-Marsch unterbrochen hören möchte: Goethe: Johanna Sebus, Erlkönig, Mignon Hebel: Sonntagsfrühe Britting: Im Grase liegend Avenarius: Kornrauschen C. F. Meyer: Säerspruch, Alle, Schwüle, Der Gesang des Meeres G. Keller: Waldlied, Abendlied Weinheber: September Storm: Über die Heide Goes: Der goldne Baum Mörike: Um Mitternacht Heine: Belsazar, Die schlesischen Weber, A. Miegel: Schöne Agnete, Die Frauen von Nidden Eichendorff: Waldgespräch Herder: Erlkönigs Tochter Fontane: Die Brück am Tay, Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, Der 6. November 1632, John Maynard Bergengruen: Totenspruch auf einen Vogel Leifhelm: Die Wespe B. v. Münchhausen: Hunnenzug, Dunkeler Falter, Ballade vom Brennesselbusch Kaschnitz: Der Liebende spricht Groth: Dat Moor Bockemühl: Niederrhein Liliencron: Trutz, Blanke Hans I. Seidel: Stadt an der Ostsee Chamisso: Die Sonne bringt es an den Tag v. Platen: Harmosan, Das Grab im Busento Dehmel: Die Glocke im Meer Offensichtlich überbewertete Dichter? Nochmal zum Verständnis: Heinz hat mir mit seinem Zitat nur den Anlass zu diesem Faden gegeben. Ihm geht es um den Gesamtton des kommentierten Gedichts, darum geht es mir nicht, denn darin mag er recht haben. Es geht mir einzig um den schlechten Ruf des Paarreims, dem ich widersprechen möchte. |
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06.08.2017, 13:41 | #2 |
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Dabei seit: 05/2017
Beiträge: 61
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Ich kann deine Frage nachvollziehen, Ilka, dasselbe wird gelegentlich auch dem Paarreim nachgesagt, obwohl sogar Shakespeare-Sonette mit ihm bestückt werden müssen.
Ich denke, ein Paarreim ist wie jedes andere Stilmittel ein Stilmittel. Meine These ist, dass er häufig für heitere Werke oder Büttenreden genommen wird, weil dort ein Gedanke recht kurzfristig in einem Witz enden soll. Was wiederum die These stützt, dass er als Stilmittel immer dort angelegt ist, wo zusammenhängende Gedanken direkt aufeinander folgen oder betont werden sollen. Ich sehe ihn deshalb auch nicht als simpel oder minderwertig an an, auch wenn schwierigere Genre wie Triolette, Rondelle, Vilanellen ect. eine andere Reimanordnung vorschreiben. Der umarmende Reim hingegen gibt dem Dichter erheblich mehr Raum, seine Gedanken auszuführen. LG von Koko |
06.08.2017, 14:02 | #3 |
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Paarreim ja, aber wenn, dann versteckt so wie
Haben wir Büttel genossen Alte Zossen gewesen Ich hab hier nämlich unrein, kreuz und querreim und kümmer mich nicht um Metrik edit: Ich ändere den Paarreim immer zu Querreim edit, weil ich dann auch Hebungen und Senkungen besser kontrollieren kann Ich nehme nämlich hier die Senkung bei "Gewesen" Mit Und das Ganze: Haben wir Büttel genossen Alte Zossen gewesen Zossen! Alerwertestens! Senkung Büttel, schwer genossen Ist ein umgekehrter Paarreim und Kreuzreim in freier Struktur, und die Metrik passt auch. |
06.08.2017, 14:18 | #4 |
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Ich bin verwirrt, denn "nachvollziehen" sollte eigentlich niemand etwas. Ich habe eine These aufgestellt bzw. eine Frage gestellt, aber nicht zu dem Zweck, dass jemand sie nachvollziehen, also nochmal stellen soll. Vielleicht hast du das mit "verstehen" oder "nachempfinden" verwechselt.
Das verstehe ich ebenfalls nicht. Es geht in meinem Text nicht "gelegentlich" um den Paarreim, sondern um nichts anderes. Mein Sermon ist eine einzige Verteidigungsrede für den Paarreim. Worauf also bezieht sich dein "gelegentlich auch"? Ratlos. |
06.08.2017, 17:27 | #5 |
Dabei seit: 04/2010
Alter: 47
Beiträge: 121
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Bin zur Zeit eher stiller Leser.
Aber das Thema interessiert mich. Vor allem die Aussage von kokochanel. Ich habe den Eindruck, sie mißversteht gerne mal einiges, Ilka-Maria. Übrigens finde ich dein Plädoyer für den Paarreim sehr gut erklärt und ich sehe das genauso. Hatte mir auch gerade den Faden von Brezel durchgelesen und fand verschiedene Aussagen irgendwie skurill. Gruß Wüste |
06.08.2017, 23:32 | #6 |
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Ich behaupte auch, dass der Paarreim gerade in Verbindung mit kurzen Versen oft heiter daher kommt. Was Heinz dazu meinte ist richtig.
Kunstvoll kann er trotzdem sein. Ich liebe den Paarreim, meine besten Verse haben Welche. Der mit ihm dahergehende, schnell auftretende Reimzwang führt außerdem (gerade bei Laien) oft zu Haus/Maus - Reimen, was ihm das kunstvolle etwas nimmt. Er ist aber letztendlich nicht mehr und nicht weniger als ein Stilmittel. Und damit Umzugehen, muss man lernen. lg Richard |
06.08.2017, 23:48 | #7 | |
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Zitat:
Wer kann glaubhaft einen solchen Inhalt in Kreuzreime oder in eine andere Reimform packen, ohne dass die Dramatik und das Tempo gedrosselt würden? Wer es versuchen möchte, nur zu .... Dafür ist Poetry mit seiner Werkstatt da. Hat sich schon mal jemand Gedanken gemacht, weshalb viele Balladen, also gereimte Geschichten, in Paarreimen geschrieben sind? Wenn die Brücke über dem Tay zusammenbricht und einen ganzen Zug in die Tiefe reißt, oder wenn ein John Maynard im Rauch eines Feuers erstickt, um das Schiff noch rechtzeitig ans Ufer zu bringen, damit die Passagiere gerettet werden, möchte ich sehen, wie ein Dichter das in tempostoppende Kreuz- oder Schweifreime setzt, ohne dass ein Leser dabei die Geduld verliert oder das große Gähnen bekommt. |
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06.08.2017, 23:53 | #8 |
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Ilka,
lies meinen, von Dir zitierten Beitrag, und definiere "oft". Liebe Grüße! Richard |
07.08.2017, 00:16 | #9 |
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Ja, "oft". Zur Kenntnis genommen. Aber auch hier gilt: Der kurze Weg zum Witz, zur Pointe, erzeugt die größte Wirkung. Hast du es nie erlebt, dass dir jemand einen Witz erzählt hat, bei dem du nach einer Minute und der totalen Muskelverspannung dachtest: "Wann kommt der Typ endlich zur Sache, damit ich befreit loslachen kann?" Und wie oft hat das nicht mehr funktioniert, weil der Spannungsbogen längst schlaff am Boden hing?
Beispiel: Kennst du die wüste Gobi? Lass mich mit deinen Weibergeschichten in Ruhe! Zugegeben: Das ist ein saublöder Witz. Aber wenn er in Prosa verpackt wäre, müsste man für "saublöd" noch ein paar Steigerungen erfinden. Bei der Kürze kann man noch einen Lacher ernten, aber nicht bei zwei Sätzen mehr. Und so ist es überall: In der Kürze liegt die Würze. Deshalb arbeiten Prosatexte dort, wo es um Spannung oder Witz geht, mit kurzen Sätzen. Und im Film werden Szenen, die Spannung erzeugen sollen, kurzgeschnitten, da folgt Bild auf Bild, bis sich der Zuschauer erschlagen fühlt. Beim Gedicht ist es nicht anders: Paarreime erzeugen Tempo, da geht es Schlag auf Schlag. Rettet der Vater das Kind, entkommt die Maus der Katze, küsst der Mann das Mädchen? Usw. Der Leser will es sofort wissen, nicht erst zwei oder drei Zeilen später. |
07.08.2017, 00:28 | #10 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Hallo Ilka-Maria,
wenn ernsthaft diskutiert wird, bin ich gern dabei. Du hast meine Kritik richtig zitiert: "Das Gedicht kommt ... verzeih, im paargereimten Ton einer Büttenrede daher." Ich bitte sehr darum, mich nicht falsch zu verstehen. Dutzende Gedichte von mir bedienen sich des Paarreims (und wenn ich die Auflistung der Poeten ansehe, die nicht nur in den aufgeführten Werken den Paarreim verwendet haben, befinde ich mich in guter Gesellschaft). Wenn ich das o.g. Zitat verkürze: "Das Gedicht kommt ... verzeih, im Ton einer Büttenrede daher." , kommen wir der Sache näher. Der Gesamtton des Gedichts, vielleicht ist der Ausdruck "Büttenrede" etwas zu scharf und könnte verletzend wirken, erinnert mich an Gelegenheitsgedichte zum Geburtstag der Oma oder an den Duktus einer Junggesellenabschiedsrede. Dass der relativ "kurzgriffige" Paarreim diesen Eindruck unterstützt, liegt nicht am Paarreim, sondern an dessen Verwendung für die eben genannten Gedichte. Dass er bei Gedichten, die man so aus dem Handgelenk schüttelt, auch zu einer stakkatohaften Rezitation verführt, kann wohl kaum bestritten werden. Wenn Goethe in Knittelversform den Auftrittsmonolog des Faust in Paarreimen schreibt, dann tut er das auch, um ein "Zeitkolorit" zu vermitteln: So wurde eben (siehe Hans Sachs) gesprochen/gedichtet und jeder weiß, ohne mit der Nase drauf gestoßen zu werden, in welcher Zeit der Dr. Heinrich Faust lebte. Kurz: Ich habe nichts gegen den Paarreim und verwende ihn selbst gern, wenn ich zusammengehörige Aussagen machen will (so, wie ich den umarmenden/umschlingenden Reim gern verwende, wenn es um Umarmungen oder Umschlingungen geht), auch, wenn ich das Tempo forcieren will. Alles, was für den Paarreim spricht, trifft aber auf das Gedicht Brezels nicht zu. Ich lass es als Anfänger-Versuch, dem toten Freund ein Denkmal zu setzen, gelten und freue mich über jeden, der sich hinsetzt und schreibt. In dem Moment, in dem er das Geschriebene veröffentlicht, muss Kritik erlaubt sein. Grüße an alle Diskutanten, Heinz |
07.08.2017, 01:03 | #11 |
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Das hatte ich angemerkt: Dein Zitat war für mich nur ein Aufhänger, keine Kritik an deiner Kritik. Es ist nur so, dass schon oft am Paarreim herumschnuddelt wurde, um das mal so salopp zu sagen, und das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung mit gedichteten Texten nicht unwidersprochen lassen.
Meine Argumente muss und will ich nicht wiederholen. Es ist mir aber ein Bedürfnis, noch einmal energisch zu behaupten: Der Paarreim ist nicht leicht. Er ist kein Selbstläufer und schon gar kein Entre Billet für Spaßmacher. Er kann bitterernst sein, sogar richtig weh tun. Er ist eine Herausforderung für Könner, vor allem, wenn sie in kurzen Versen dichten. Je kürzer die Verse, um so schwieriger ist es, das Metrum zu halten. Das liegt nicht allein am Dichter, sondern an der deutschen Sprache. Dessen sollte man sich bewusst sein. Angelsachsen, Spanier und Franzosen haben es leichter, modern zu reimen. Da wären wir beim nächsten Thema: Muss ein Reim immer rein sein? Wenn selbst den "großen" Dichtern Reime wie z.B. "Spiel/Gefühl" oder "reich/Zweig" durchgegangen sind, weshalb darf das heute nicht mehr sein? Die deutsche Sprache ist nicht mit sehr vielen Wörten gesegnet, die reimtauglich sind. Außerdem sollte nicht unbeachtet bleiben, dass früher das "g" weich gesprochen wurde und sich durchaus auf Wörter wie "reich", "bleich", "emsig" usw. gereimt haben. Da wurde nämlich vom "Zweich" und "Könich" gesprochen, was auch in der deutschen Theatersprache noch lange Tradition hatte. Ich hatte in den 80er Jahren einen Boss, der König hieß und sich selbst "Könich" nannte. Aber das wäre Stoff für einen gesonderten Faden. |
07.08.2017, 06:40 | #12 |
Dabei seit: 10/2006
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es gibt, kaum kann man es glauben, eine fast hundertprozentige Übereinstimmung hinsichtlich des Paarreims und auch über Deine angerissene "Problematik", was die unreinen Reime angeht. Ich will nur noch anfügen, dass der Endreim ein Gestaltungsmittel für Verseschmiede ist und die Meinung "ein Gedicht liegt vor, wenn die Verse reimen" schlicht falsch ist.
Heinz |
07.08.2017, 09:33 | #13 |
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Was ich sagen wollte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Contrerime Nicht Rimming, was ihr Schweindln jetzt gleich denkts. Gem Ich drehe einen Paarreim immer um |
07.08.2017, 10:13 | #14 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
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Ich sag auch Könich, is das falsch? Oder richtich... sagt hier wer richtig? So
Oberlehrer mäßig. .. |
07.08.2017, 11:21 | #15 | |
Dabei seit: 11/2014
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Liebe alle Hiermitlesenden
Zitat:
Zu den finalen Lauten: Es gibt in der deutschen Sprache kein "g" und auch keine anderen stimmhaften Explosive ( "d" - "b" ) im Auslaut. Der Laut "g" wird hochdeutsch "k" ausgesprochen. ( Wer es einmal versucht, wird sehen, dass er gegebenenfalls im Plural landet: Weg = " wege" statt lautsprachlich ausgesprochen : "wek" oder das Wort anders verformt Wald = "walde" statt lautsprachlich "walt") Wenn das "g" weich ausgesprochen wurde/wird, entstand/ entsteht dadurch ein anderer Laut:"ch1" - wie in dem Wort "ich". So wird es in der Lautschrift auch dargestellt. "könich" oder "wenich", wenn es in einer Gegend gesprochen wird, die das "k" final verschleift, sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Wir Logopäden sind gehalten uns an der dialektischen Umgebung zu orientieren. Wenn jemand das "g" vorab nicht sprach und wir den Laut erarbeitet haben, vermitteln wir auch, final das "ch1" zu verwenden, wenn es in der Umgebung so gesprochen wird. Also, dr. frankenstein, wenn ihr bei euch so sprecht, mach es nur dann anders, wenn Du hochdeutsch sprechen musst: Als Schauspieler, Moderator .... oder oder .... sonst liegst Du "goltrichtich" oder "goltrichtik". L.G. Zaubersee |
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07.08.2017, 11:42 | #16 |
gesperrt
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Ich glaube eher, dass Ilke meint, ob ein Paarreim per se zu meiden ist.
Das denke ich nicht, aber ich meine: Heute hab ich meinen Freund getroffen Morgen muss ich auf ein Wiedersehen hoffen Er hat dann wieder gesoffen Dann mich hat seine Faust getroffen (Yoda) Na so in etwa. Paarreim ist nicht per se schlecht, aber einfach öde. Gem |
07.08.2017, 12:12 | #17 |
Liebe Zaubersee,
also ich sag "Weg" und dabei hört sich das "g" wie ein "g" und ganz sicher nicht wie ein "k" an. Und "Wald" spreche ich mit "d" aus. In Bezug auf Rechtschreibung habe ich mich immer daran orientiert, was ich höre und das war nie ein "k" anstatt ein "g" (zum Beispiel) und habe dabei auch immer richtig gelegen (beim Schreiben nach Gehör). LG DieSilbermöwe |
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07.08.2017, 12:34 | #18 |
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07.08.2017, 12:52 | #19 |
Dabei seit: 11/2014
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Liebe Silbermöwe,
ich möchte Dir Deine Strategien nicht streitig machen. Aber meine Erklärung gerne noch etwas ausweiten. Wenn Du Lust hast, bilde mal ein stimmloses "k" .... hier darf aber wirklich keine Stimme zu hören sein! Nur das "Knackgeräusch" Danach ein stimmhaftes "g" Hör konsequent hin und fühl dem nach. Beide Laute werden an der selben Artikulationsstelle gebildet: Dritte Artikulationszone, Verschluss mit dem hinteren Teil der Zunge am hinteren Gaumen, exposionsartige Öffnung. Und bilde dann das Wort "Weg" Achte auf den letzten Laut. Du wirst kein "g" zustande bekommen, ohne das kleine "Mümmel "e" am Ende des Lautes. Das ist nämlich seine Charaktereigenschaft, stimmhaft zu sein. Das schafft er mit dem Trick einen Minivokal zu bilden, sonst kann man bei einem Explosiv die Stimme nicht hören. Das ist deren Unterscheidungsmerkmal, sonst bräuchte es diese Unterteilung stimmhaft/stimmlos nicht zu geben. Erst am Plural erkennst Du, ob es sich um einen stimmhaften oder stimmlosen finalen Laut handelt: Weg Wege - Sack Säcke - lautlich ist das nicht auszumachen. Es geht nur um Auslaute, den letzten Laut im Wort. Liebe Grüße Zaubersee Dazu noch: ich darf glaube ich keine Auszüge hier reinkopieren, oder? Dann der Link:http://herder.philol.uni-leipzig.de/...phonologie.pdf Seite 11/24 ... führt das im zweiten Drittel noch einmal aus. |
07.08.2017, 15:00 | #20 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
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Intressante
Sache, mit den tk s Fruh Z. Auch wo das gebilded wirt, darauf achted man garnichd so. Und die weiche Version wird rund gemald und die harte Eckich K G T D |
07.08.2017, 16:56 | #21 |
Dabei seit: 10/2006
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Hallo Zaubersee,
danke für die kleine Exkursion in Dein Fachgebiet! Ich lerne immer gern etwas hinzu. Da es hier nicht hin gehört, kannst Du mir vielleicht eine Frage per PN oder Mail beantworten: Mein Freund ist Heldentenor und bringt es fertig, bei einem pianissimo gesungenen Ton selbst die am weitesten entfernten Zuhörer/innen zu erreichen. Ich fragte ihn, wie er das macht. "Musst du Stimme focussieren!" Aha! Ich wollte nicht ganz so blöde dastehen und fragte nicht weiter. Per PN oder Mail siehst Du meine Verlegensheitsröte nicht. Falls Du es weißt, dann klär mich bitte auf. Liebe Grüße, Heinz |
07.08.2017, 20:25 | #22 |
Dabei seit: 11/2014
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Hallo Heinz,
jetzt gerade kann ich nicht, aber ich schreibe Dir gerne etwas dazu... Liebe Grüße Zaubersee |
07.08.2017, 20:32 | #23 |
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Zaubersee, das ist aber Phonetik.
Und so wie Heinz den stimmgewaltigen Freund einbringt, verzettelt ihr euch gerade. Der Paarreim... Grübel Kennt jemand echt ein gutes Gedicht mit Paarreim. Nein, meine Meinung ist, dass ein Paarreim so etwas wie die Einstiegsdroge beim Dichten ist. |
07.08.2017, 20:49 | #24 |
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08.08.2017, 16:29 | #25 |
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Hallo Gem,
wir verzetteln uns überhaupt nicht, sondern haben meine Fragen längst auf dem PN-Weg geklärt. IM hat Dich schon auf eine Liste mit guten Gedichten, die den Paarreim verwenden, hingewiesen. Wenn ich auch oft nicht ihrer Meinung bin: Wo sie Recht hat, hat sie Recht.Übrigens: Dein Beispiel: Heute hab ich meinen Freund getroffen Morgen muss ich auf ein Wiedersehen hoffen Er hat dann wieder gesoffen Dann mich hat seine Faust getroffen. ist kein Paarreim (der besteht, wie der Begriff signalisiert) aus einem Paar, sprich zwei Versen mit gleichem Endreim. Du führst ein Beispiel für einen Haufenreim an. Gruß, Heinz |
08.08.2017, 19:32 | #26 |
Natürlich kann und sollte man den Paarreim nicht per se verurteilen...aber es ist nun i.d.R. etwas anderes wenn Goethe ihn als Stilmittel wählte...als wenn Lieschen Müller sich darin versucht. Die heute zu lesenden Paarreime erinnern doch mehr an Lieschen Müller...und nur selten an Goethe. Aber selbst Goethe und seine Weimarer Freunde waren...die Stilmittel betreffend...eher einfach gestrickt. Da steht Rilke mindestens eine Klasse drüber - der alles andere als ein Schema F Dichter war.
***und weil der Name Shakespeare fiel...sei am Rande erwähnt: Es gilt heute als bewiesen, dass Shakespeare nicht der Verfasser jener Werke war...für die man ihn damals feierte...und heute noch verehrt. |
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08.08.2017, 19:37 | #27 |
Ich dichte gern im Paarreim, aber nicht nur. Eines meiner Lieblingsgedichte (als Vorbild) ist "Trutz, blanke Hans" von Detlev von Liliencron - im Paarreim. Sein "Pidder Lüng" ist nicht weniger spannungsgeladen.
Der Paarreim hat einem Gedicht noch nie geschadet, wenn es Substanz hat. Egal, ob es eine Ballade oder z.B. ein Humorgedicht ist. LG Nöck |
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08.08.2017, 19:40 | #28 |
Ja, eben, auf die Substanz kommt es an.
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08.08.2017, 20:47 | #29 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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"Aber selbst Goethe und seine Weimarer Freunde waren...die Stilmittel betreffend...eher einfach gestrickt." - sprach A.D. und der muss es wissen.
H. |
09.08.2017, 06:34 | #30 |
ja, der weiß das
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09.08.2017, 08:31 | #31 | |
gesperrt
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Zitat:
Anyway, ich denke du hast Recht Heinz, man lernt nie aus. Gem |
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19.08.2017, 12:42 | #32 |
Mir ist so manches bei Goethe zu einfach gestrickt. Aber das ganz sicher nur deswegen, weil es in der Kunst des Poesierens eine Entwicklung gegeben hat und mir diese bekannt gemacht worden ist.
Überhaupt ist man es gewohnt, vorranging das Beste aus dem Füllhorn der entstandenen Gedichte vor Augen gestellt zu bekommen, wobei man leicht das Bewusstsein dafür verliert, dass auch die Grossen schwache, zum Teil unfassbar schwache Texte geschrieben haben. Natürlich gibt es meisterhafte Paarreime... Doch das Verführerische sowohl, als auch das Abstossende am Paarreim ist, dass er so simpel wirkt, dass er so leicht verwendbar zu sein scheint - weswegen es einerseits viele mit ihm versuchen und dabei doch nur Murks produzieren, andererseits aber eben so viele, die es besser könnten, gar nicht erst versuchen... LG Sonnenwind |
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19.08.2017, 13:41 | #33 |
Ich habe mir gerade "Mignon" von Goethe nochmal durchgelesen. Das Gedicht ist mir schon zu Schulzeiten aufgefallen, als ich von Metrik etc. sowas von überhaupt keine Ahnung hatte und hat mich damals schon erschauern lassen, so wunderschön ist es ....also auch das kann mit dem Paarreim erreicht werden.
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