Vom Nichts ins Nichts und einmal durchs Universum
An den allermeisten Tagen, wünscht er sich nicht mehr aufwachen zu müssen. Die Kraft ist draussen, die Hoffnung weg und der Frust wurde zum nächsten Bekannten. Der Perspektivlose wusste nur noch in seine eigene Traumwelt zu fliehen, obwohl selbst dort seine Wege öfters von am Baum rumhängenden Anthroposophen blockiert wurden. Zerissen von der Diskrepanz zwischen Suche nach Geborgenheit und der Sehnsucht nach der Ruhe des alleine sein, geht die Reise zuerst in Richtung Exosphäre. Die ist trotzdem nur der Anfang des Endes, denn der Blick zu den Sternen hat ihm immer einen kleinen Teil seiner Substanz zurückgegeben. Allerdings war sein Heimatstern, die Sonne, von allem Unheil seiner Erinnerung überschattet und so musste er sich in anderen noch unbekannten Quadranten des Raumes, auf die Suche nach der Essenz seiner Selbst verlieren. Erste Station nach dem verlassen seines alten Zuhauses, sollte zunächst der interstellare Raum sein. Nichts weiter als die Leere, unterbrochen von einigen leisen Gaswolken, sollten sein Inneres wieder ein bisschen ins Gleichgewicht bringen. Leider musste er feststellen, dass nebst dem überwundenen Asteroidengürtel und dem darauf folgenden Kuipergürtel, das Universum ihm noch weitere Steine in den Weg legen wollte, diesmal in Form der Oortschen Wolke. Die noch vorhandene Energie seines Geistes war aber noch relativ mühelos in der Lage, Stein, Staub und Eis zu überwinden. Kälte, Härte und Schmutz waren sozusagen seine Spezialitäten, damit konnte er umgehen und doch waren es nie seine Stärken. Als die Oortsche Wolke durchbrochen war, hatte er doch schon einen guten Teil der Distanz zum nächsten Stern Proxima Centauri hinter sich gelassen. Die noch fehlenden 2,6 Lichtjahre legte er zurück ohne auch nur einmal, ins Antlitz des Sonnensystems zurück zu blicken. Nun war er da, der interstellare Flug war anders als erwartet und weder angenehm noch von Unannehmlichkeiten geprägt. Wie eine Mischung aus LSD, MDMA und DMT schoss die Wärme durch den Traumnebel ins Herzen, beim Anblick dieses Roten Zwergs. Kein Mensch der alten Welt hat je so etwas schönes gesehen. Eine nicht in Worten formulierbare Schönheit, welche an sich schon den in Kauf genommenen Tod rechtfertigt hätte. Weiter seinen Weg zu gehen getrieben aus seiner Liebe zur Weite, folgte er der von Gravitation getriebenen Milchstrasse in Richtung Zentrum des Virgo-Galaxienhaufen. Millionen von Lichtjahren sind nach der Sichtung von Proxima Centauri nur noch Wimpernschläge seines Bewusstseins. Bereits im nächsten befindet er sich in einem Sog der seinen Geist nicht mehr loslässt. Immer schneller wird sein Geist gepresst durch die Geschwindigkeit. Scheinbar unmöglich auszuhalten, die Informationen wurden immer dichter. Kein Stück Glück, Leid oder Erkenntnis,nur die Ästhetik der in eigentlich unmöglicher Geschwindigkeit, vorbeiziehender Solarsysteme. Immer augeblicklicher wurde, dass indifferente Gleichgewicht des Geistigen in der Anziehungskraft des Grossen-Attraktor. Immer mehr ausseinandergerissenens Selbst, eines inzwischen nicht mehr Existenten. Durch eine Verschmelzung von zwei supermassereichen Schwarzen-Löchern, in einem Gammablitz zur Explusion gebrachten Traumschleier eines sterbenden Geistes, aufgehend in einem kosmischen Feuerwerk der höchsten Spektralklasse.
Geändert von Antropodefectum (23.02.2016 um 00:42 Uhr)
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