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Theorie und Dichterlatein Ratschläge und theoretisches Wissen rund um das Schreiben. |
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24.11.2006, 18:10 | #1 |
Dabei seit: 11/2006
Beiträge: 24
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Und keiner hats befohlen
Und keiner hats befohlen
Sag fernsehen. Komm mach mit - Sag: fern-se-hen. Mach mit. Sag: bei Gott. Mach mit! Sag: bei Gott. Machs einfach. Sag ja. Mach! Sag, ja. Lauter. Augen schließen. Komm mach mit! Augen schließen, Drück ab |
24.11.2006, 21:37 | #2 |
Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 732
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hallo mario,
was ge-/missfällt dir denn an diesem gedicht? es scheint mir doch ein wenig vom guten herrn borchert... sagen wir mal: beeinflusst. diese sprache. lieben gruß, ravna |
24.11.2006, 22:03 | #3 |
Dabei seit: 11/2006
Beiträge: 24
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Sicherlich, fast alles daran ist Borchert.
Nun was mir daran gefällt. die Idee die dem Text zu Grunde liegt. Die Sprache ist direkte Rede, direkte Zustandsbeschreibung des Lyr. Ichs selbst und an sich. Diese Sprachmonotonie ist konkreterr Ausdruck der Folgen die die politische und mediale Wirklichkeit auf die Innenwelt hat. Die Innenwelt die ins stocken gerät, ihrer Sprache misstraut, sich vor sich selbst ekelt und Sprache zu primitiver Zweckmäßigkeit degradiert, in der Wahrheit mit der Mistrauten Sprache selbst der Unwahrheit bezichtigt wird. Natürlich ne simple Analogie aber diese ist bei Borchert (die Kegelbahn war natürlich Vorlage) zu nem starken psychologischen Instrument geworden. Lange Rede kurzer Sinn: ich kann leider nicht selbst einschätzen inwiefern meine Umsetzung solch roher Sprache Eindringlichkeit besitzt. Ob sie zieht. Dann ob ein roter Faden erkennbar ist oder ob dieser so offensichtlich und trivial ist, dass meine Frage einfach nur peinlich ist. lg |
24.11.2006, 23:33 | #4 |
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624
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Mir gefällts. (muss leider gestehen, dass ich Borchert noch nicht gelesen habe, daher meine Kritik ohne dessen Berücksichtigung.)
Das liegt wohl u.a. daran, dass ich Beanstandungen gesellschaftlicher Missstände gerne am Beispiel von Kindern oder Personen, die sich wie solche verhalten, lese bzw. schreibe. Das ist dir recht gut gelungen, der letzte Vers hat mich erfolgreich geschockt. Auch die Steigerung des Inhalts sowie die der Dringlichkeit der Befehle nimmt stetig zu. So soll es sein! Lediglich die Punktierung würde ich stellenweise anders gestalten. Konkret: Den Ausruf aus der ersten Strophe nehmen und dafür die letzten beiden Verse zu einem solchen gestalten. Wobei ich mir beim letzten nicht ganz sicher bin... die Offenheit lässt fast eher darauf schließen, dass die angeredete Person den Befehl ausführen wird. Hm. Warum schreibst du mit Ausnahme von III/3 nach "Sag" eigentlich immer ein Komma? (nicht lieber einen Doppelpunkt, falls überhaupt?) Und trennt man fernsehen nicht fern-se-hen? Aber wie gesagt: direkt und eindringlich - gefällt. Lieben Gruß, dead |
24.11.2006, 23:51 | #5 |
Dabei seit: 11/2006
Beiträge: 24
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Danke Dead Poet!
Habe die Punktierung verändert, wenn auch nicht völlig nach Vorschlag; aber hast da ein paar wichtige Punkte genannt. "Sag: ---" hat sogar etwas noch bedrängenderes - gefällt mir. Und ja, fernsehen trennt sich fern-se-hen - und das von nem Germanistikstudenten... vielen Dank |