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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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20.06.2015, 07:11 | #1 |
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Bonjour Tristesse
Der Himmel trägt heut morgen Trauer,
schwarzgrau, und keine Sonne scheint. Vielleicht kommt gleich ein Regenschauer, der mit mir um die Wette weint. Mir scheint, die Winde wehen rauer, seit meine Eltern nicht mehr sind. Das Glück war von zu kurzer Dauer, das ich durch sie erfuhr als Kind. Wo sind die Freunde all geblieben aus alter und aus neuer Zeit? Den Styx sind sie hinab getrieben in einem weißen Totenkleid. Wo sind sie hin, die großen Lieben, so selig süß und sehnsuchtsvoll? Bei Andern sind sie abgeblieben und einige beim Alkohol. Es bleiben Fragen über Fragen, auf die kein Mensch die Antwort kennt. Kann diesen Schmerz kaum noch ertragen, der heiß auf meiner Seele brennt. Doch durfte ich an bessren Tagen vereint mit diesen Menschen sein. Drum will ich nun nicht länger klagen und warte auf den Sonnenschein. Geändert von Rosenblüte (20.06.2015 um 08:29 Uhr) |
20.06.2015, 08:49 | #2 |
Hallo Rosenblüte,
um in Tagen mit morgendlicher Depression nicht spurlos unterzugehen, muss man nach tragenden Gefühlen Ausschau halten. Dankbare Erinnerungen, aber auch die Geburt eines so schönen Gedichtes, halten in trübe Flut in Schach. Sehr gern gelesen. LG gummibaum |
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20.06.2015, 09:00 | #3 |
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Ich bewundere Dich. Hätte nie gedacht, dass ne Emanze so was zartes und stilvolles zu Papier bringt. Ein wirkliches Kleinod ist Dir gelungen.
Bussi bussi Babsi |
20.06.2015, 09:16 | #4 |
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Passt zum aktuellen Himmel über Rhein-Main.
Schön formuliert. LG Ilka |
20.06.2015, 09:50 | #5 |
gesperrt
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Liebe Rosenblüte,
Je länger unser Weg hier, umso mehr schmerzliche Verluste müssen wir (irgendwie) ertragen. Lauter kleine schwarze Löcher....umso mehr Leuchtkraft müssen wir in jedem einzelnen Sonnenstrahl erkennen (lernen)! Ein schönes Gedicht, hat mich irgendwie an dieses Lied erinnert: Heast das net Lieben Gruß shoshin |
20.06.2015, 11:37 | #6 |
Hallo Rosenblüte,
in gekonntem und durchgehend reibungslosem Stil beschreibst du eine Tristesse, die bei einem leichten Grau beginnt, um sich in immer tiefere Schattierung zu verlieren. Du spielst dabei sehr schön mit Alliterationen, die dem ganzen Gedicht eine gewissen Anmut und Wärme mitgeben. Du endest versöhnlich mit dem Warten auf Sonnenschein, drückst damit zum Abschluss einen (mir) wichtigen Hoffnungsstempel auf die Verse. Thematisch springst du ein wenig, denn S2 behandelt den Tod der Eltern in Kindertagen des LI. Durch die seitdem "rauheren Winde" wirkt die Episode recht frisch. Die zeitliche Nähe wird durch S1 unterstützt, die in der Gegenwart und der nahen Zukunft angesiedelt ist. Die nächsten beiden Strophen behandeln verstorbene und dem Alkohol verfallende Freunde, was zeitlich deutlich später gewesen sein dürfte. Erst hier wird klar, dass S2 weit in der Vergangenheit liegen muss. Die erforderliche nachträgliche gedankliche Einsortierung der S2 tut dem Gedicht aber insgesamt keinen Abbruch, spätestens beim zweiten Lesen weiß man ja Bescheid. Mir persönlich erscheint die zweite Hälfte von S5 etwas sehr geschwollen. Das typisch-lyrische Bild der brennenden Seelenschmerzen (zumindest nicht noch "Pein") passt für mich nicht ganz in den sonst eher schnörkellosen Stil, der mir übrigens sehr gut gefällt. Das liegt vielleicht auch an der inhaltlichen Verbindung mit Feuer (Helligkeit) und Beinahe-Absolutheit ("kaum noch ertragen" vs. "nicht länger klagen", V23). Lyrische Bilder malst du zwar auch in einigen anderen Strophen (Himmel trägt Trauer, Regen weint, Freunde treiben Styx hinab), aber diese fügen sich thematisch (Natur) besser zusammen und korrespondieren gut mit dem gewebten Zusammenhang zwischen äußerer Umgebung und innerer Stimmung. Dieser letzte Absatz ist eigentlich weniger als Kritik gedacht, denn als Erklärung der Wirkung auf mich. Natürlich malt und betrachtet jeder Bilder anders. Freundliche Grüße vom Stachel |
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20.06.2015, 13:01 | #7 |
Lieber Rosenblüte,
wunderbar geschrieben! Liebe Grüße Gylon |
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22.06.2015, 00:53 | #8 |
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Hallo gummibaum,
gut, wenn man sich alles von der Seele schreiben kann. Wenn aus tiefen Gefühlen heraus Gedichte entstehen, war doch nicht alles sinnlos. Immer sind wir in Gedanken bei unseren beiden Freunden, die unlängst gestorben sind. So viele schöne Erinnerungen, so viele Fotos sind geblieben. Und wir Lebenden sind uns auch näher gekommen. Eigentlich ein Grund zur Freude. Lieben Gruß Rosenblüte *** Liebe Babsi, Danke schön! Auch die härteste Emanze hat ein weiches Herz. Aber Vorsicht, trotzdem ist sie bis an die Zähne bewaffnet! Lieben Gruß Rosenblüte *** Danke, liebe Ilka. Inzwischen scheint ja zum Glück die Sonne wieder. Ich hoffe, auch in Offenbach. Lieben Gruß Rosenblüte *** Liebe shoshin, danke für das schöne Lied von Hubert von Goisern, das ich noch nicht kannte. Jeder Tag, den wir erleben dürfen, erscheint noch wertvoller, wenn uns bewusst ist, dass alles mal zu Ende ist. Aber wer weiß, vielleicht ja gar nicht alles zu Ende. Als wir heute am Grab unseres Freundes waren, kam ein kleines Rotkehlchen angehüpft und blieb die ganze Zeit bei uns. Thomas?? Lieben Gruß Rosenblüte *** Hallo Stachel, danke für dein Lob und für deinen ausführlichen Kommentar. Es ist in der Tat etwas schwierig, S2 auf Anhieb zeitlich einzuordnen. Am Anfang sollte besser eine Frage stehen. Habe S2, S3 und S4 vertauscht. Deine Kritik an S5 ist vollkommen berechtigt. Die Strophe wurde nachträglich eingefügt, weil ich den beiden Strophenpaaren ein drittes hinzufügen wollte. Keine gute Idee, denn es wurde eine Verlegenheitslösung voller Allgemeinplätze draus. Habe S5 gestrichen. Die neue Fassung: Bonjour Tristesse Der Himmel trägt heut morgen Trauer, schwarzgrau, und keine Sonne scheint. Vielleicht kommt gleich ein Regenschauer, der mit mir um die Wette weint. Wo sind sie hin, die großen Lieben, so selig süß und sehnsuchtsvoll? Bei Andern sind sie abgeblieben und einige beim Alkohol. Wo sind die Freunde all geblieben aus alter und aus neuer Zeit? Den Styx sind sie hinab getrieben in einem weißen Totenkleid. Mir scheint, die Winde wehen rauer, seit meine Eltern nicht mehr sind. Das Glück war von zu kurzer Dauer, das ich durch sie erfuhr als Kind. Doch durfte ich an schönen Tagen vereint mit diesen Menschen sein. Drum will ich nun nicht länger klagen und warte auf den Sonnenschein. Lieben Gruß Rosenblüte *** Hallo Gylon, vielen Dank! Lieben Gruß Rosenblüte |
27.06.2015, 23:20 | #9 |
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Liebe Rosenblüte,
das ist sehr traurig, aber wunderbar geschrieben. Wahrscheinlich werde ich beim nächsten Sonnenschein daran denken müssen. Liebe Grüße Letreo |
27.06.2015, 23:25 | #10 |
Traurig und schön, schön traurig und traurigschön, liebe Rosenblüte!
Liebe Grüße scrabblix |
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03.07.2015, 20:28 | #11 |
R.I.P.
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Liebe Rosenblüte -
ich verneige mich wortlos. Thing |
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