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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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09.05.2015, 21:30 | #1 |
Bis heute
Als ich einst geboren ward,
- es war ein milder Frühlingsmorgen, so nanntest du ihn - da hörte ich dich gleich feierlich verlauten, dass dem Hof ein Sternenkind gekommen war. Mir brennt das Herz, wie mir deine Worte widerhallen. Ich vernehme es noch jetzt, als sei es augenblicklich, wie deine warme Menschenhand mein schwaches Köpfchen hob, wie du dich liebkosend an mich schmiegtest, nachdem du meinen zitterigen Körper mit Stroh bedeckt hattest. Ich schwebte, noch bevor ich laufen konnte, weil du Angst hattest, ich könnte mich nicht halten. Ich sei so zart, hattest du gesagt und ganz sanft ließt du mich zu Boden gleiten. Schritt für Schritt lernte ich so das Leben kennen. Es gingen nicht viele Tage ins Land, da stach mir bereits das Herz, wie ich dich ein letztes mal mit Mama aus dem Stall gehen sah. All die Fragen, die ich hatte, brachten mir sehnsüchtige Stunden, wenn ich meine Bucht nur mit mir teilte. Wir blieben ein eingespieltes Team und ich dir treu, weil mein Schicksal in deiner Hand lag. Wenn ich mich nicht täusche, war deine Liebe zu mir einst unbändig. Wie könnte ich mir sonst erklären, dass du mich aufopferungsvoll versorgt hast? Tagtäglich, bis heute. Und auch ich liebte dich, bedingungslos. Und wenn ich dir wieder mal den Milchkrug aus der Hand schlug, war es genau das, was ich dir damit sagen wollte. Heute früh konnte ich es kaum erwarten, mit dir auf die Weide zu gehen. Ich hatte Lust auf Leben, weil ich es liebte. Als du zu mir kamst, - etwas früher als sonst - waren deine Hände so kalt und du sahst mich nicht an. Das Seil um meinen Hals hattest du unsanft festgezogen, zerrtest mich aus dem Stall in eine viel zu enge Box. Heute wäre der, mein Tag, erklärtest du mir. Ich verstand nicht. Noch einmal klopftest du mir, viel zu grob, meinen Rumpf, als wäre da nie ein warmes Gefühl gewesen, das uns verbunden hatte. Erschrocken seufzte ich auf. Du wolltest mich beruhigen. Nur dieses mal konnten deine Worte nicht zu mir dringen, schienen mir verlogen. Du warst mir fremd. Allmählich reimten sich mir die Dinge und dies hier war wohl der letzte Schritt, den ich hatte lernen müssen im Leben, so wie Mama es eins tat. Und nun bedauere ich, dir jenes nicht sagen zu können: Vielleicht bin ich kein Mensch, wie du. Aber bitte versteh doch: Ich fühle ganz genauso. |
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17.05.2015, 17:40 | #2 |
Liebe Tracy,
ein klasse Text ist dir hier gelungen der mir sehr gefällt! Liebe Grüße Gylon |
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25.05.2015, 21:05 | #3 |
R.I.P.
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Hallo, Tracy -
Gänsehaut, schlimme Erinnerungen, im Herzen Blei:
Dein Text wiegt so schwer! Niedergeschlagenen Gruß v. Thing |
25.05.2015, 21:10 | #4 |
Hallo Gylon, Hallo Thing
Danke für's Teilhaben!
Ja, aber dem Thema gebührt so viel Gewicht und eigentlich viel mehr. Ich wurde mit jeder Zeile trauriger.. Gruß |
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25.05.2015, 21:16 | #5 |
R.I.P.
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