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Zitat von Schreibfan
Hallo!
von einiger Zeit kam mal im Bekanntenkreis die Diskussion auf, ob man heutzutage "Herz" und "Schmerz" noch aufeinander reimen dürfe: Allgemeiner Konsenz: Da könne nur abgedroschener Kitsch bei rauskommen.
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Dem darf widersprochen werden. Auch bei "großen" Dichtern findet sich dieser Reim, und zwar aus einem einfachen Grund: Es macht sich nicht an einem einzelnen Reim fest, ob ein Gedicht kitschig ist, der Kontext und die Aussage spielen eine weit größere Rolle. Natürlich kann Herzeleid raffiniert beschrieben werden, aber solange nicht inflationär damit umgegangen wird und ein Text ansonsten eine hohe Qualität zu bieten hat, darf es auch schon mal "Herz/Schmerz" sein. Es kann nicht sein, dass diese Kombination nur beim Arztbesuch gestattet ist, wo es ohne Frage von großem Vorteil ist, seine Beschwerden so einfach, treffend und ehrlich mitzuteilen, wie es nur möglich ist.
Außerdem kann man "Abgedroschenheit" parodieren, wie ich es zuweilen gemacht habe. Damit Du nicht lange im Forum suchen musst, eines dieser Gedichte hier, sozusagen als Fortsetzungsbeitrag zu Deinem Beispielgedicht:
Zitat:
Herzschmerz
Was mußt du ausstehn, armes Herz,
weil auf dich reimt am besten "Schmerz"?
Wie anders wäre dein Geschick,
fiel deine Endung ein mit "Glück".
Gedichte pressen weiter Herzen
in unerträglich schweren Schmerzen,
damit der Reim auch richtig sitzt
und weil es so ganz einfach ist.
Besser ist, es leiden Herzen
statt des Hirns die bittren Schmerzen,
denn was reimt sich schon auf "Hirn"?
Höchstens Blödsinn wie "Gestirn".
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